Zwei zerstrittene Staatsoberhäupter, gespielt von John Cena und Idris Elba, müssen sich in Heads of State zusammenraufen, um einen weltbedrohenden Staatsstreich zu verhindern. Ist das gehaltvoller als es sich liest oder so geschmacksarm wie Fish-and-Chips?
Darum geht es in Heads of State
Der britische Premier (Idris Elba) und der US-Präsident (John Cena) sind Rivalen und gefährden damit die Allianz ihrer Länder. Aber als sie zur Zielscheibe eines mächtigen Feindes werden, müssen sie sich auf einer multinationalen Jagd aufeinander verlassen. Gemeinsam mit Noel, einer brillanten MI6-Agentin (Priyanka Chopra Jonas), müssen sie eine Verschwörung vereiteln, die die freie Welt bedroht.

Politik mit Augenzwinkern
In der realen Welt haben Politiker:innen keinen leichten Stand. Sie reden zu viel und tun zu wenig – so zumindest die gängige Meinung. Viele wünschen sich daher starke Persönlichkeiten, die schlagkräftige Argumente liefern und zielsicher handeln. Zumindest die Traumfabrik Hollywood erfüllt diesen Wunsch und inszeniert Staatsoberhäupter wieder vermehrt als Actionhelden. Allein in diesem Jahr gab es mit Captain America: Brave New World, G20 und nun Heads of State gleich drei Beispiele.
Während die ersten beiden Filme ihre Prämisse bierernst nehmen, nutzen Regisseur Ilya Naishuller (Hardcore Henry, Nobody) und sein Autorenteam gezielt die Absurdität des Konzepts aus und blicken stets mit einem Augenzwinkern auf ihre zwei Helden. Ja, auch sie verkörpern die heutzutage so hochgelobten patriarchalen Leitbilder, doch ihre Macho-Attitüde wird immer dann ironisch gebrochen, wenn sie besonders männlich wirken wollen.
Amüsant sind auch die kleinen Sticheleien auf die reale Politik beider Länder, etwa die vollumfängliche Unterstützung internationaler Bündnisse durch den britischen Premier und den US-Präsidenten. Die Geschichte ist, wie es sich für eine gute (Action-)Komödie gehört, genauso übertrieben wie ihre Hauptfiguren. Da das Drehbuch keinen Anspruch auf Ernsthaftigkeit oder gar Realismus erhebt, fallen Logiklöcher, Klischees und die künstlich in die Länge gezogene Handlung kaum ins Gewicht. Einzig der Twist gegen Ende hätte nicht sein müssen, da er recht vorhersehbar ist (aber auch dessen ist sich der Film bewusst und lässt dies nicht unkommentiert).
Peacemaker und Bloodsport wurden befördert
Wie schon in The Suicide Squad funktionieren Idris Elba (Luther: The Fallen Sun) und John Cena (Fast & Fourious 10) wunderbar als ungleiches Duo. Es überrascht daher kaum, dass sie hier ihre Rollen ähnlich anlegen: Elba gibt den „Straight Guy“, während Cena gekonnt mit seinem Image spielt und als Mischung zweier 80er-Jahre-Actionikonen für die humorvollen Momente zuständig ist. Die Autoren sorgen auch dafür, dass trotz prominent besetzter Nebenrollen – darunter Jack Quaid (Mr. No Pain), Sharlto Copley (District 9) und Carla Gugino (Das Spiel) – niemand den beiden dauerhaft die Show stiehlt. Gleichzeitig erhalten diese Figuren aber genug Raum, um mit kurzen, markanten Auftritten in Erinnerung zu bleiben.
Um den Testosteronspiegel etwas zu senken, wird das patriarchale Paar von Priyanka Chopra Jonas unterstützt, die als toughe Agentin besonders in den Kampfszenen überzeugt. Einzig Paddy Considine (MobLand) hinterlässt als fieser Waffenhändler keinen bleibenden Eindruck. Seine Motivation wird verschenkt und bei den bleihaltigen Begegnungen mit seinen Widersachern lässt er seinen Schergen grene den Vortritt, sodass er zwischenzeitlich immer wieder aus dem Gedächtnis des Publikums verschwindet.

Überzeugende Action, getrübt durch mangelhafte Effekte
Das Hauptaugenmerk liegt bei dieser Art von Film natürlich auf der Action – und hier zeigt Naishuller mal wieder sein ganzes kreatives Können. Statt sich mit dem Standard zufrieden zu geben, geht er immer eine Extrameile, um diese Szenen möglichst interessant zu gestalten. Gimmicks, wie etwa der Einsatz einer Zahnlückenkamera, mögen auf den ersten Blick unnötig erscheinen, doch der Spaß, den die Kreativen beim Erdenken gehabt haben müssen, überträgt sich sofort auf die Zuschauer:innen. Jede Actionszene wird individuell gestaltet, wodurch auch wiederholte Schlägereien oder Schießereien nie langweilig werden. Gleich zu Beginn wird zum Beispiel ein simples Feuergefecht aufgewertet, indem es mitten in die berühmte Tomatenschlacht von Buñol verlegt wird.
Überhaupt können sich andere Regisseur:innen in Sachen Inszenierung eine Scheibe abschneiden: Die Action ist temporeich, aber trotzdem klar und übersichtlich gestaltet. Die Feuerpausen überzeugen mit derselben Liebe zum Detail. Wo andere Produktionen mit Dialogen den Weg des geringsten Widerstands wählen, setzt Heads of State auf die deutlich aufwändigere Devise „Show, don’t tell“ und baut immer einen Gag mehr als nötig ein.
Einziger Wermutstropfen sind die visuellen Effekte, bei denen sichtlich gespart wurde. Wenn man schon so viel Arbeit und Mühe in eine Produktion steckt, sollte man künftig auch hier den gleichen Aufwand betreiben, um auch auf dem Gebiet zu überzeugen.
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Unser Fazit zu Heads of State
Heads of State bietet fette Action, gepaart mit der nötigen Prise Wahnsinn, die perfekt zur aberwitzigen Grundprämisse passt. Dank zahlreicher kreativer Einfälle und spielfreudiger Darsteller:innen vergehen die knapp zwei Stunden Laufzeit wie im Flug – auch wenn die Story niemanden vom Hocker reißt und einige visuelle Effekte zu wünschen übriglassen.
Heads of State ist seit dem 02.Juli 2025 auf Amazon Prime zu sehen
Stefan ist in der Nähe von Wolfenbüttel beheimatet, von Beruf Lehrer und arbeitet seit Mai 2024 bei Filmtoast mit. Seit seiner Kindheit ist er in Filme vernarrt. Seine Eltern haben ihn dankenswerterweise an Comics und Disneyfilme herangeführt. Bis zu seinem 8. Lebensjahr war es für ihn nicht nachvollziehbar, wie man Realfilme schauen kann. Aber nach der Sichtung des Films Police Academy und natürlich der Star Wars- Filme hat sich das geändert. Natürlich waren in seiner Kindheit auch die Supernasen, die Otto- und Didifilme Pflichtprogramm, denn worüber sollte man sonst mit den Anderen reden? Deswegen mag er einige dieser Filme bis heute und schämt sich nicht dafür.
Stefan setzt sich für die Erhaltung der Filmwirtschaft ein. Sei es durch Kinobesuche, DVD/ Blu- Ray/ UHD oder Streaming, je nach dem welches Medium ihm geeignet erscheint. Sein filmisches Spektrum und seine Filmsammlung hat sich dadurch in den letzten 30 Jahren deutlich erweitert, weswegen er sich nicht auf ein Lieblingsgenre festlegen kann.