Mit Staffel 1+2 konnte Killing Eve schon für Furore sorgen, nur in Deutschland läuft sie scheinbar unter dem Radar. Nun steht demnächst die neue Staffel ins Haus. Grund genug nochmal von den bisherigen Folgen zu schwärmen und die Serie für alle vorzustellen, die bislang noch nicht in die unkonventionelle Kombination aus Thriller, Comedy und Liebesgeschichte reingeschaut haben.
Titel | Killing Eve |
Jahr | 2018, 2019, 2020 |
Land | UK |
Regie | Damon Thomas, Jon East, Harry Bradbeer, Lisa Brühlmann, Francesca Gregorini |
Drehbuch | Phoebe Waller-Bridge, Luke Jennings |
Genre | Serien, Thriller, Drama |
Darsteller | Jodie Comer, Sandra Oh, Fiona Shaw, Kim Bodnia, Owen McDonnell, Sean Delaney, Henry Lloyd-Hughes, Edward Bluemel |
Länge | 8 Folgen pro Staffel mit jeweils 45-60 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren freigegeben |
Verleih | Universal Deutschland |
Worum geht es in Killing Eve Staffel 1+2?
Eve Polastri (Sandra Oh) ist eine Agentin beim englischen Inlandsgeheimdienst. Ihr Schreibtischjob könnte jedoch nicht weiter vom James-Bond-Agentenklischee entfernt sein. Die intelligente Agentin ist damit auch alles andere als zufrieden und arbeitet insgeheim schon an einer Versetzung in den Außendienst.
Als sie als einzige ein Muster zwischen scheinbar unabhängigen Tötungen erkennt, wird Carolyn Martens (Fiona Shaw) vom MI:6 auf sie aufmerksam. Kurzerhand wird Eves Traum wahr und sie wird Teil eines Ermittlungsteams, dass die Fälle unter die Lupe nimmt.
Schnell erfährt man als Zuschauer, wer hinter den Auftragsmorden steckt. Die exzentrisch-geheimnisvolle Villanelle (Jodie Comer) tötet im Auftrag einer mächtigen Organisation mit ihren einzigartigen Fähigkeiten, zu denen allerdings Empathie nicht gehört.
Umso näher die Ermittler der Killerin kommen, desto mehr findet auch Villanelle an ihrer Jägerin Eve Gefallen. Bald wird aus gegenseitigem Interesse eine ganz spezielle Form der Faszination. Dieses Spannungsverhältnis hat für alle beteiligten Konsequenzen.
Unsere Kritik zu Staffel 1+2 von Killing Eve
In dieser Besprechung sollen Spoiler weitestgehend vermieden werden. Die Serie lebt, wie jede gute Thrillerserie von ihren Überraschungsmomenten, und die wollen wir Zuschauern, die noch keine Folge gesehen haben, auch noch ermöglichen. Wir werden hier auf die Charakteristika der Serie eingehen, die spezielle Handschrift der Macherin und auf vereinzelte Schauspielleistungen, die eine lobende Erwähnung mehr als verdient haben. Außerdem werden noch ein paar Vergleiche mit anderen Serien angestellt, damit man weiß, für welchen Zuschauertyp Killing Eve genau die richtige Serie ist, für die es sich auch nach Staffel 1+2 noch lohnt einzusteigen.
Merkt man den schwarzen Humor der Autorin auch in einem Krimi?
Mit der TV-Adaption ihres eigenen Theaterstücks Fleabag hat Phoebe Waller-Bridge im vergangenen Jahr bei den Emmys ganz groß abräumen können. Und das so verdient, wie selten jemand zuvor. Man findet im Augenblick wohl kaum jemanden, der die Serie gesehen hat und nicht hin und weg ist. Allerdings liegt bei Fleabag auch in der Kürze die Würze. Folgen von je 20 Minuten sind anders aufzuziehen als fast einstündige Episoden. Außerdem ist auch das Thrillergenre ein ganz anderes Terrain, als das einer kammerspielartigen Comedyshow.
Ein Balanceakt aus dem Witz von Fleabag und nervenaufreibender Spannung
Dass der Humor in der Krimiserie auch glasklar wiederzuerkennen ist, ist wohl schon eine der größten Leistungen einer doch noch relativ unerfahrenen Schreiberin. Die Dialoge sind scharfzüngig und gespickt mit intelligentem, trockenem Zynismus, der den Figuren wirklich auf den Leib geschneidert ist.
Trotzdem ist die Serie im Kern ein fesselnder Thriller. Die witzigen Momente sind präzise eingeflochten und brechen nur in den seltensten Fällen negativ die Stimmung. Meist gelingt es, durch die teils schon makabren Stilmittel einzigartige Situationen zu kreieren, die genau wegen ihrer Ausgewogenheit von Humor und Spannung sehr lange im Gedächtnis bleiben werden.
Zwei Hauptfiguren mit perfekte Dynamik
Neben dem herausragenden Dialogfeuerwerk, das Phoebe Waller-Bridge hier ins Drehbuch gezimmert hat, ist das Highlight von Killing Eve die Dynamik der Beziehung von Sandra Oh und Jodie Comer als Eve und Villanelle. Zu Beginn ist es scheinbar eine klassische Katz-Maus-Situation, bei der die Ermittler immer näher auf die Spur der Mörderin kommen, aber Folge für Folge verschwimmen die klaren Rollenzuweisungen, und schnell weiß man als Zuschauer nicht mehr, wer gerade eigentlich die Katze, und wer die Maus, ist.
Wie Sherlock und Moriarty…
Viele Kritiker und Zuschauer haben hierfür den Vergleich zum Verhältnis von Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und seinem Nemesis Jim Moriarty (Andrew Scott) in der BBC-Serienversion gezogen. Auch diese beiden sind eigentlich natürliche Feinde, Detektiv und Täter, aber entwickeln eine ambivalente Verbindung zueinander, da jeder am jeweils anderen eine Form von Widerspruch sieht, die eine magische Anziehung auf ihn entwickelt. Man kann sogar soweit gehen zu sagen, dass Höchstleistungen auch nur möglich werden, da der Antipart diese von seinem Widersacher abverlangt. Die genialen Momente bei Sherlock finden dann statt, wenn die beiden größten Genies aufeinander treffen.
…aber mit ungewissem Ausgang
Im Unterschied zu den beiden Erzfeinden mit der angedeuteten, fast schon sexualisierten, gegenseitigen Anziehung, nimmt die Beziehung von Eve und Villanelle in Killing Eve jedoch nochmals eine wesentlich tragendere Rolle für die Gesamthandlung ein. So endet die erste Staffel mit einem unerwarteten Paukenschlag: Ein Cliffhanger, der zu den besten der letzten Jahre gehört und der alles, was in den Folgen zuvor langsam aufgebaut wurde, in einem Moment scheinbar wieder einstürzen lässt.
Die zweite Staffel setzt dann hier direkt an und baut beide Figuren immer komplexer aus. Doch auch am Ende der zweiten Staffel wird der Status Quo des Verhältnisses erneut komplett über den Haufen geworfen.
Die ersten beiden Staffeln schöpfen einen großen Teil ihrer Spannung aus der Unklarheit darüber, ob das, was Eve und Villanelle jeweils tun, ehrlich motiviert ist oder doch nur wieder eine Finte. Dieses Up and Down wird wahrscheinlich auch in der dritten Staffel weiterhin für die besten Momente der Thrillerserie sorgen.
Die Crème de la Crème der britischen TV-Landschaft
Trotz der Dominanz der beiden Hauptfiguren spart die Serie nicht am Cast. Die verschiedenen Figuren in der Spezialeinheit des Geheimdienstes, die Hintermänner und Komplizen von Villanelle und auch der Ehemann von Eve sind nicht bloß Beiwerk. Ebenso wie die beiden Hauptdarstellerinnen Sandra Oh und Jodie Comer sind viele der anderen Charaktere mit Eigenarten ausgestattet, die wiederum auch ein Merkmal von Phoebe Waller-Bridge Stoffen sind. Die wichtigsten Figuren sind dabei:
Konstantin, Carolyn und Niko
Eine wirklich grandiose Leistung legt der Däne Kim Bodnia hier als „Vorgesetzter“ von Auftragskillerin Villanelle hin. Obgleich er eine zutiefst brutale, kalte Art an den Tag legt, bekommt er doch im Laufe der Serie eine gewisse Tiefe, die einem sogar einen Bösewicht ohne Skrupel ans Herz wachsen lassen.
Fiona Shaw (Tante Petunia in den Harry Potter-Filmen) spielt die Mentorin von Eve, die deren Talente erkennt. Auch ihre Figur wird am Anfang oberflächlich eingeführt und bekommt durch einige unerwartete Storywendungen immer mehr Facetten. Die schauspielerische Leistung ist dabei dem Niveau der Serie entsprechend überaus überzeugend.
Eine sehr interessante Rolle wird auch Owen McDonnell als Ehemann von Eve zuteil. Umgekehrt, wie in herkömmlichen Konstellationen von Serien diesen Genres, ist es hier der Mann, der seiner Frau den Rücken freihalten muss und ihre risikoreichen Aktionen einzudämmen versucht. Wenn dann die Anziehungskraft der geheimnisvollen Killerin die Beziehung der Polastris auf eine harte Probe stellt, glänzt er mit einer extrem starken Charakterzeichnung seiner Nebenfigur.
Die Dichte an komplexen und tiefen Persönlichkeiten ist der Faktor, der für Abwechslung und vor allem auch für eine potenziell lange aufrecht zu erhaltende Qualität der Serie sorgt.
Ein Blick ins Innere des Geheimdienstes
Eine britische Geheimdienstgeschichte wäre natürlich nicht komplett ohne die ein oder andere Intrige hinter verschlossenen Türen. Und auch in diesem Punkt hält Killing Eve mit den großen Vorbildern mit. Ohne zuviel zu verraten, kann man sich hier nie wirklich gewiss sein, dass man die Figuren wirklich schon durchschaut hat und nicht doch noch unentdeckte Verstrickungen vorhanden sind.
Die Geschichte von Killing Eve zeichnet sich in den Staffeln 1+2 durch wirklich überraschende Plot-Twists aus und funktioniert daher auch schon ohne die Raffinesse in der Figurenzeichnung als Spionagethriller sehr gut.
Killing Eve ist in Staffel 1+2 die Droge der Wahl für Fans von:
Zuschauer der BBC-Serie Bodyguard werden mit Killing Eve voll auf ihre Kosten kommen, da auch hier ein sehr hohes Adrenalinlevel durch permanente Spannung garantiert ist.
Ebenso kann man die Serie Fans von Luther empfehlen. Ähnlich, wie die Kombination von Idris Elba und Ruth Wilson dort einen wahnsinnigen Sog entwickelt, gelingt dies auch dem Gespann von Jodie Comer und Sandra Oh.
Doch auch Fans von Dead to me und Matrjoschka sollten Killing Eve auf dem Zettel haben. Die Verbindung von einer spannungsreichen Geschichte, die teils zum Miträtseln animiert, und süffisantem Dialogwitz und Situationskomik gelingt mindestens genauso gut.
Teaser zur dritten Staffel von Killing Eve:
Fazit:
Killing Eve ist eine Thrillerserie, die aus der Masse hervorsticht. Klassische Elemente des Genres werden durch Dialogwitz und geniale Schauspielleistungen aufgewertet. Die Spannung kann bis zum Ende der zweiten Staffel auf einem hohen Level gehalten werden und spätestens nach dem bisherigen Finale wünscht man sich die bald erscheinende Fortsetzung sofort herbei. Kleine Abzüge gibt es lediglich dafür, dass man in der zweiten Staffel nicht mehr an den Überraschungsmoment des Erstlings herankommt und sich ein paar Dinge etwas wiederholt anfühlen.
Nichtsdestotrotz sollten sich vor allem auch die Fans von Sherlock, die wohl noch lange im Ungewissen über eine mögliche Fortsetzung gelassen werden, mit dieser Serie einen mehr als adäquaten Ersatz auf die Watchlist holen!
Fürs Heimkino sind Staffel 1+2 von Killing Eve von Universal Pictures auf DVD erschienen!
Unsere Wertung:
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© Universal Pictures
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