Mit Maciste in der Gewalt des Tyrannen gab der ehemalige Bodybuilder und Tarzan-Star Gordon Scott sein Debüt am Stiefel. Ob der Ausflug des muskulösen Mittelmeer-Helden nach Asien lohnenswert ausgefallen ist, erfahrt ihr in unserer Review!
https://www.youtube.com/watch?v=JqpZnphnyv8
No data available.Die Handlung von Maciste in der Gewalt des Tyrannen
Um den Angriff Tartaren auf das Reich abzuwehren, bittet der chinesische Kaiser um die Hilfe der Mongolen. Doch der Großkhan Garak (Leonardo Severini) hintergeht und tötet ihn, ernennt sich dann selbst zum Vormund der noch jungen Thronfolger. Einzig sie sind es noch, die ihn an einer Machtergreifung hindern.
Der Prinz soll bei einer Jagd einem Tiger-Angriff zum Opfer fallen. Doch der weltreisende Held Maciste (Gordon Scott) eilt ihm zur Hilfe und rettet ihn vor den Klauen der Raubkatze. Auch die vor den Häschern des Großkhan geflohene Prinzessin Lei-ling (Yoko Tani) befreit er aus den Händen eines Unholds. Gemeinsam mit dem Rebellenführer Bayan (Dante Di Paolo) und dem taoistischen Hohepriester (Valéry Inkijinoff) will er die Mongolen aus China vertreiben.
Da fällt die Prinzessin durch einen Verräter doch noch in die Hände des Feindes. Ist der griechische Muskelmann nun mit seinem Latein am Ende oder kann er die Chinesen vom Joch der Unterdrückung befreien?
Business as usual…
Maciste in der Gewalt des Tyrannen transportiert den Helden aus seiner Wohlfühlzone am Mittelmeer hinaus in die weite Welt. Genauer gesagt nach China. Warum es ihn dorthin verschlagen hat, weiß man nicht, ist aber auch nicht von Belang. Er ist hier, um die Schwachen zu beschützen und die Unterdrückten zu befreien. Das ist so die typische Jobbeschreibung für (vorgeblich antike) Helden im Sandalenfilm. Und auch dieser Film hakt alle gängigen Klischees ab und hangelt sich an den üblichen Story-Eckpunkten entlang.
Maciste kreuzt zufällig die Wege eines Prinzen in Gefahr. Natürlich gibt es auch eine Prinzessin zu retten, die sich aber nicht in den Helden verliebt, sondern einen mutigen Mann aus dem einfachen Volk. Der Großkhan ist der machthungrige Fürst, der das Volk unterjochen will und dafür üble Tricks anwendet. Am Ende ist es dann vor allem der Muskelkraft des scheinbar unbesiegbaren Helden zu verdanken, dass das Böse das Feld räumen muss.
Das ist business as usual, wie man heute so gerne sagt. Regisseur Riccardo Freda (Das schreckliche Geheimnis des Dr. Hichcock, Das Gesicht im Dunkeln) kurbelt die ganze Chose sehr routiniert herunter. Der Ägypter war ein Veteran des italienischen Kinos, drehte schon zehn Jahre vorher historische Abenteuerfilme. Doch Maciste in der Gewalt des Tyrannen wirkt über die meiste Zeit ein wenig farblos. Das chinesische Setting sollte dem Film eigentlich einen Exotenbonus sichern, wirkt aber trister als ähnliche am Mittelmeer angesiedelte Vertreter des Genres.
Genauso fällt das Spektakel eher mau aus. Der Einzug der Mongolen am Kaiserhof ist etwa sehr schön gefilmt, bildet aber eher eine Ausnahme. Auch wenn Kraftpaket Maciste in Action zu sehen ist, schindet das nicht wirklich Eindruck. Er schüttelt mal ein paar Mongolen aus einem Baum oder hält einen Pferdekarren davon ab, chinesische Gefangene zu enthaupten.
… aber wirklich nur business
Der Sagenheld Maciste war eine Schöpfung des italienischen Autors, Dichters und Protofaschisten Gabriele D’Annunzio (1863-1938). Im Gegensatz zu seinem Bruder im Geiste (oder eher im Körperbild) Herkules, der als Herakles der griechischen Mythologie entsprang, stammte er nicht aus der Antike, sondern war eine pulpige Heldenfigur der Neuzeit. Doch beide wurden im Zuge der von 1958 bis 1965 andauernden Welle des Sandalenfilms zu populären Kinohelden. Maciste alleine brachte es von 1960-65 auf stolze 25 Abenteuer.
Gerne engagierte man, genau wie für Kollege Herkules, amerikanische Muskelmänner für diese Rolle. Mark Forest, ein New Yorker Bodybuilder und Opernsänger, war der erste in der Reihe. Ihm folgten u.a. Ed Fury, Alan Steele und eben Gordon Scott. Letzterer hatte in den USA zuvor große Erfolge als Tarzan, wo er die Nachfolge des legendären Johnny Weißmüller antrat, feiern können. In Maciste in der Gewalt des Tyrannen taucht er erst relativ spät auf, da der Film sich recht viel Zeit für seine Vorgeschichte nimmt. Deswegen hat Muskelberg Scott auch nicht viele Gelegenheiten zu glänzen, zumal er unter den als Chinesen verkleideten italienischen Darstellern ziemlich fehl am Platz wirkt.
Sowieso scheint die Geschichte selbst für einen Peplum, wie man den Sandalenfilm in Italien nannte, etwas sehr simpel gestrickt. Tatsächlich wurde der Film nur gedreht, um einige Sets, Komparsen und Ko-Star Yoko Tani aus dem aufwändigen Monumentalfilm Marco Polo (1962) quasi zweitzuverwerten. Es ist also kein Wunder, dass das alles ein wenig zusammengestoppelt wirkt.
Unser Fazit von Maciste in der Gewalt des Tyrannen
Man merkt Maciste in der Gewalt des Tyrannen die Umstände seiner Entstehung durchaus an. Doch Routinier Riccardo Freda schusterte aus dieser Resterampe dennoch einen halbwegs ansehbaren Sandalenfilm, flott genug vorangetrieben wird, um nicht zu langweilen. Allerdings sieht hier alles ein wenig trister und unspektakulärer aus, als das, was seine genauso muskelbepackten Brüder so trieben. Fans des Genres können bedenkenlos zugreifen, denn die HD-Aufbereitung geriet, bis auf wenige Ausnahmen gegen Ende des Films, beispielhaft. Wer aber nur ein altmodisches, farbenfrohes Abenteuer eines antiken Helden sehen will, schaut sich am besten doch woanders um.
Maciste in der Gewalt des Tyrannen ist seit dem 12. Juli 2023 als Blu-ray und DVD im Vertrieb von PLAION Pictures erhältlich!
Unsere Wertung:
© Explosive Media/PLAION Pictures