Der Kriminalfilm The Guardian Angel greift einen echten Fall von Verbrechen unter Hypnose auf, der sich 1951 in Dänemark zugetragen hat. Ob der Film genauso faszinierend ausgefallen ist, wie sich die Geschichte anhört, erfahrt ihr in unserer Review!
Die Handlung von The Guardian Angel
Kopenhagen, 1951. Bei einem missglückten Banküberfall sterben der Bankdirektor und ein Kassierer. Die Polizei kann den Täter, Palle Hardrup (Cyron Melville), kurz darauf fassen. Doch der kann sich angeblich an nichts erinnern. Und tatsächlich scheint es so, dass Hardrup unter Hypnose gesetzt zu der Tat getrieben wurde. Ermittler Anders Olsen (Pilou Asbæk) verdächtigt dessen alten Zellengenossen Bjørn Schouw Nielsen (Josh Lucas), einem Nazi-Kollaborateur, kann ihm aber nichts nachweisen. Außerdem gilt Hardrup nicht als Gewalttäter, weswegen es fraglich scheint, dass er unter Hypnose in der Lage wäre, einen Menschen zu töten. Olsen sucht Hilfe bei dem Psychologen Dr. Dabrowski (Rade Šerbedžija), einer anerkannten Größe auf diesem Gebiet. In der Zwischenzeit sucht der gewiefte Nielsen die Bekanntschaft von Olsens Frau Marie (Sara Soulié)…
Wahre Geschichte, schlecht umgesetzt
Der sonderbare Fall des hypnotisierten Bankräubers Hardrup sorgte Anfang der 50er-Jahre in Dänemark für Schlagzeilen. Diese wahre Geschichte bietet ohne Zweifel genügend interessante Aspekte, die eine Verfilmung rechtfertigen. Und das sogar, ohne die eigentlichen Ereignisse großartig aufhübschen, sprich verfälschen, zu müssen. Es gibt einen Täter ohne Erinnerung, der von einem Mann im Hintergrund gelenkt zu sein scheint. Dazu gesellt sich ein hartnäckiger Ermittler, der sich gegen Widerstände seiner Vorgesetzten durchsetzt und die Wahrheit hinter dem Verbrechen ermittelt. Das erweist sich eben als alles andere als alltäglich.
Leider kann sich The Guardian Angel nicht entscheiden, worauf er denn nun sein Hauptaugenmerk lenken soll. Das Drehbuch behält Ermittler Olsen im Fokus, baut seine Rolle um persönliche Probleme und eine nicht blütenreine Vergangenheit aus. Auf der anderen Seite entwickelt sich zwischen Olsen und Nielsen ein richtiges Katz-und-Maus-Spiel, denn es wird nie ein Zweifel daran gelassen, dass Nielsen schuldig ist. Doch das Charakterdrama beißt sich mit dem Thriller-Part, wobei letzterer immer irgendwie unterentwickelt bleibt.
Hätte man sich mehr auf das Drama konzentriert, wäre die Frage, ob sich der Ermittler so sehr auf seinen Verdächtigen einschießt, weil dieser ihn als ehemaliger Nazi-Kollaborateur an seine eigene Vergangenheit erinnert, sicherlich interessant genug gewesen, um sie tiefergehend zu erörtern. Diese Gelegenheit lässt das Skript somit links liegen. Im Zusammenspiel mit den Ermittlungen und dem Duell zwischen ihm und Nielsen wirken seine persönlichen Probleme dann auch eher konstruiert. Dadurch steht sich der Film in Punkto Spannungsaufbau immer selbst im Weg.
Probleme überall
Allerdings kann auch die Inszenierung hier nicht viel reißen. Regisseur und Co-Autor Arto Harlonen setzt die ganze Geschichte sehr bieder und auch optisch langweilig in Szene. The Guardian Angel nimmt nie Fahrt auf, sondert dümpelt recht spannungsarm vor sich hin. Dabei sieht das Kopenhagen der frühen 50er an sich gar nicht schlecht aus, der Hintergrund wirkt lebendig. Die Beziehungen der Hauptcharaktere untereinander können das nicht von sich behaupten.
Die Darsteller ihrerseits vermögen da auch nicht viel retten. Pilou Asbæk ist als Olsen zwar überzeugend, steht mit Josh Lucas als Nielsen jedoch einem sehr farblosen Widersacher gegenüber. Dieser vermeintlich durchtriebene Verbrecher wirkt nicht halb so eloquent, oder charmant, wie er sich zu geben versucht. So wirkt das psychologische Duell der beiden unausgegoren und wenig mitreißend. Weit besser funktionieren dagegen die Dialoge zwischen Olsen und Dabrowski, wenn sie über die Möglichkeiten der Hypnose diskutieren. Es geht um interessante Theorien, wie es z.B. möglich wäre, den moralischen Kompass eines Menschen auszuhebeln. Man merkt, dass der Kroate Rade Šerbedžija (Mission: Impossible 2, Shooter) schon ein alter Hase ist. Die Leistung von Sara Soulié grenzt dagegen schon an einem Totalausfall, ihre Rolle als Marie wirkt damit beinahe überflüssig.
Unser Fazit zu The Guardian Angel
So interessant der reale Fall um die Hypnose-Morde auch ist, The Guardian Angel verschenkt dieses Potenzial weitestgehend. Das Drehbuch kann sich nicht entscheiden, welchen Weg es nun nehmen will. Die Inszenierung bietet netten Zeitkolorit, aber verleiht dem Film weder Tempo noch Spannung. Auch der Cast präsentiert sich eher durchwachsen, stützt die wenigen guten Momente der Inszenierung nur selten. Wegen des Falles an sich bleibt die Geschichte schon noch halbwegs interessant, man hätte sie sich nur in fähigeren Händen gewünscht.
The Guardian Angel ist seit dem 29. Juni 2023 als VoD im Verleih von Tiberius Film abrufbar!
Unsere Wertung:
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