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Anna Maria Mühe von hinten. Sie blickt auf ein loderndes Feuer in einem Raum

Totenfrau

Eisig ist in dieser neuen Netflix-Serie aus Österreich nicht nur das alpine Setting: In Totenfrau geht es um einen Kriminalfall im frostigen Bestatter-Milieu. Ein potentieller Thriller-Geheimtipp aus dem Alpenraum oder ein Krimi ohne Biss?

Totenfrau | Offizieller Trailer | Netflix

TitelTotenfrau
Jahr2022
LandÖsterreich
RegieNicolai Rohde
DrehbuchBarbara Stepansky, Wolfgang Mueller, Benito Mueller, Mike Majzen, Nicolai Rohde
GenreSerien
DarstellerAnna Maria Mühe, Felix Klare, Yousef Sweid, Shenja Lacher, Robert Palfrader, Simon Schwarz, Gregor Bloéb, Michou Friesz, Gerhard Liebmann, Hans Uwe Bauer, Sebastian Hülk, Andrea Wenzl, Wolfram Koch, Britta Hammelstein, Peter Kurth
Länge6 Folgen mit je ca. 45 Minuten
Altersempfehlungab 16 Jahren freigegeben
VerleihNetflix
Das Poster zu Totenfrau zeigt die Titelfigur von hinten mit Motorrad-Overall und Helm unter dem Arm. Hinten ein schneebedeckter Hang.
Das Poster zur Serie © Netflix

Totenfrau – Die Handlung kompakt

Blum (Anna-Maria Mühe), Inhaberin eines Bestattungsunternehmens in einem renommierten Skiort und liebende Mutter zweier junger Kinder, wird durch den Unfalltod ihres Mannes in den Grundfesten ihres Lebens erschüttert. Bald begreift sie, dass er ermordet wurde, weil er dabei war, schreckliche Geheimnisse aufzudecken. Sie setzt zu einem Rachefeldzug an, wird aber dabei selbst von der Jägerin zur Gejagten.

Was zeichnet die Miniserie aus?

Diese Kritik bezieht sich auf die alle sechs Folgen, die Netflix uns vorab zur Verfügung gestellt hat. Auf Spoiler wird unabhängig davon aber verzichtet.

Jeder trauert anders

Die österreichische Produktion ist eine Kriminalromanadaption und basiert auf dem gleichnamigen Buch von Bernhard Aichner. Außerdem handelt es bei der Miniserie um eine Koproduktion von Netflix und dem ORF, wo die Serie schon im November urausgestrahlt wurde. Dabei wurden die sechs Folgen in Doppelfolgen gesendet und waren als Event-Mehrteiler durchaus ein Erfolg. Ob dieses Format, das sich doch auf dem Papier sehr wie ein typischer Krimis, die sehr erfolgreich bei ARD und ZDF laufen, auch beim Streamingdienst beweisen kann, muss sich noch zeigen. Das Potenzial dafür ist jedoch da, denn von der Maße an Standard-Krimis des Öffentlichen Rundfunks setzt sich Totenfrau glücklicherweise doch weitestgehend ab.

Die Abgrenzung beginnt schon mal damit, dass hier die Polizeiarbeit nur am Rande eine Rolle spielt. Die Geschichte ist nahezu eine One-Woman-Show der trauernden Bestatterin, gespielt von Anna Maria Mühe, die für Netflix schon in der kurzlebigen Serie Dogs of Berlin gearbeitet hat. Mühe liefert hier eine sensationelle darstellerische Leistung ab. Die Art und Weise, wie ihre Rolle mit der Trauer umgeht, ist außergewöhnlich und hätte, wenn man es nicht mit so viel Fingerspitzengefühl spielen würde, schnell ins Groteske abrutschen können. Doch Mühe spielt überzeugend – sogar, wenn es absurd wird. So führt die Protagonistin beispielsweise keine Selbstgespräche, sondern spricht, während sie im Leichenschauhaus die toten Körper präpariert, mit den Leichen. Das ist düster und leicht bizarr, passt aber herrlich zum Klischee der zum Morbiden neigenden Österreicher. Das Klischee wird zwar bedient und für den ein oder anderen makabren Lacher genutzt, aber überstrapaziert wird es nicht.

Ein alpenländischer Rache-Thriller

Totenfrau ist aber auch deswegen kein reinrassiger Krimi, weil man immer wieder andere Genres anreißt. So gibt es fast Horrorfilm-artige Flashbacks. Aber die essentielle Handlung ist die Suche Rache und Vergeltung der Bestatterin. Dabei geht diese sehr schnell über die legalen Mittel hinaus und macht sich, im Gefühl von allen im Stich gelassen zu werden, allein auf. Anna Maria Mühe wird zum eiskalten Racheengel und damit auch zu einer Antiheldin, wie man sie in ähnlichen Stoffen, die unter der Woche zur Primetime ausgestrahlt werden, nur selten zeigt. Die Miniserie geizt dabei weder mit schockierenden Bilder noch mit blutigen Szenen. Wer ein Problem damit hat, Leichen friedlich und sehr realistisch im Bestattungsinstitut zu sehen, der sollte diese Serie besser meiden. Denn auch hiermit geht man alles andere als zimperlich um.

Zusätzlich zum außergewöhnlichen Milieu ist auch das Setting in einem kleinen Ort mitten im Gebirge ein Merkmal, das die Produktion von vielen Standard-Geschichten bei Netflix abhebt. Mit einem leichten Blaufilter unterstreicht man die kühle Atmosphäre nochmals zusätzlich und sorgt damit für ein eiskaltes Thriller-Erlebnis. Die Serie ist sehr fokussiert auf ihre Hauptfigur, sodass alle anderen Schauspielenden etwas nebensächlich werden. Das ist einerseits schade, denn beispielsweise Simon Schwarz bekommt nur wenige Momente, um seine Qualitäten unter Beweis zu stellen. Andererseits fällt aber auch keiner im gesamten Cast wirklich negativ auf, sodass die Gesamtqualität ebenfalls als überdurchschnittlich gut bewertet werden kann.

Zwei Polizisten auf einer roten Couch in Uniform. Totenfrau
Zwei Polizisten in Totenfrau © Netflix

Wer sollte sich Totenfrau nicht entgehen lassen?

Im vergangenen Jahr gab es mit Euer Ehren die deutsche Version von Your Honor in der ARD zu sehen. Dieses Remake einer ursprünglich israelischen Geschichte überzeugte im alpenländischen Setting und mit Sebastian Koch als österreichischem Pendant zu Brian Cranston. Auch abgesehen von der Lokalisierung im Alpenraum fühlt sich Totenfrau sehr ähnlich zu diesem Rachethriller an. Auch Kochs Figur war auf seiner Vergeltungsmission immer mehr in moralische Grauzonen abgeglitten und legte sich quasi im Alleingang mit dem organisierten Verbrechen Österreichs an. So tut eben nun eine verzweifelte Bestatterin und kein Richter, aber die Motive und die Handlungen sind vergleichbar. Dementsprechend wird Fans von Your Honor oder einer der Wiederverfilmungen auch diese Geschichte hier abholen.

Und auch wer generell ein Faible für düstere Krimis hat, die vom Gewaltgrad deutlich über dem normalen Tatort angesiedelt sind, wird auf seine Kosten kommen. Die Miniserie spielt zwar im deutschsprachigen Raum, aber die kühle Atmosphäre könnte gut auch aus einem skandinavischen stammen. Damit hebt sich die Produktion am Ende deutlich von anderen TV-Krimis ab und adressiert bei Netflix ohnehin ein Publikum, das dem Standard-Krimi auch weniger zugeneigt sein dürfte. Auch wenn einiges dem geneigten Fernsehkrimizuschauer geläufig sein wird, so ist Totenfrau für die Abonnenten womöglich wesentlich frischer. Daher eine eindeutige Empfehlung für diesen Thriller, der Anfang Januar auch in der perfekten Jahreszeit kommt.

Unser Fazit zu Totenfrau

Totenfrau ist eine sehenswerte Rachegeschichte. Eine herausragende Hauptfigur, das ein oder andere kreative Stilmittel und Erzähl-Gimmick, sowie das perfekt ausgespielte Alpen-Setting sorgen dafür, dass dieser Thriller über die sechs Folgen hinweg extrem gut unterhält. Lediglich wer mit der österreichischen Art und dem morbiden Anstrich ein Problem hat, wird hiermit wohl nichts anzufangen wissen.

Totenfrau ist ab dem 5. Januar komplett bei Netflix im Streamingabo abrufbar. Es gibt zwar weitere Romane, ob diese jedoch auch verfilmt werden und die Serie somit doch eine Fortsetzung bekommt, ist noch nicht klar.

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Unsere Wertung:

 

 

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