The Regime

Aller guten Dinge sind drei. Sagt man. Aber stimmt das auch in Bezug auf die dritte HBO-Kate-Winslet-Kooperation, die nun in Form der Politsatire The Regime veröffentlicht wird? Wir klären es in unserer Review!

The Regime – Die offizielle Handlungsbeschreibung

The Regime erzählt die Geschichte eines Jahres innerhalb der Palast-Mauern eines modernen europäischen Regimes, das sich langsam aufzulösen beginnt.

Spoilerfreie Kritik zu The Regime

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit allen sechs Folgen der neuen Miniserie. Auf Spoiler verzichtet die Kritik jedoch.

HBO-Standard trifft auf Tonart, die man eher von anderen kennt

Bereits im vergangenen Jahr hatte man mit White House Plumbers eine HBO-Miniserie im Programm, die im Feld der politischen Satire angesiedelt war. Doch die Watergate-Groteske war im Endeffekt – man mag es kaum glauben – trotz all der Absurditäten eine noch recht akkurate Tatsachenabhandlung. Dass man nun The Regime gänzlich ins Fiktionale bringt, ist natürlich alles andere als Kalkül. Denn so kann man sich einerseits auf die künstlerischen Freiheiten berufen, andererseits aber mit sehr offenkundigen Anspielungen auf unsere Realität doch die satirische Kommentierung markieren. Zu Beginn sorgt die Gangart jedoch erstmal für Verwunderung, erwartet man womöglich allein wegen Kate Winslet eher eine der HBO-Formate der seriösen Schiene a la The Newsroom und bekommt dann etwas, dass sich fast wie Space Force von Netflix anlässt.

Doch genau eben das Brechen dieser Erwartungshaltung dürfte die Titanic-Schauspielerin hierbei gereizt haben, das merkt man in jeder Einstellung. Wenn eine Kanzlerin in der Pilotfolge bei einem Galaabend eine sehr spezielle Version eines bekannten Popklassikers (no Spoiler.) trällern darf, ja spätestens dann sind die Claims abgesteckt. Winslet dreht vollkommen frei und es mag auf Basis ihrer Filmografie keinen überraschen, dass ihr selbst diese Verrücktheit absolut überzeugend zu verkörpern gelingt.

Humor, wie immer Geschmacksache.

Viel vom Humor in The Regime funktioniert über die Bilder. Hier ist das Timing wirklich exzellent, die Trefferquote der Gags extrem hoch, da man mit smarten Andeutungen vom Zuschauenden auch etwas mehr zu verlangen bereit ist, als beispielsweise eben bei Space Force oder Upload, die sich vom Vibe erstmal vergleichbar anfühlen. Einiges ist dann aber auch sehr drüber und quatschig, wird gar von karikierenden Klängen im Score nochmals überhöht. Hier scheiden sich dann die Geister: Für die einen braucht es diese komplette Parodie, um die Serie als Comedy-Produkt abzustempeln, für die anderen verliert man damit womöglich den letzten Strohhalm an seriösem Anstrich. Die Dialoge sind dann dementsprechend auch absurd bis sinnentstellt, funktionieren aber durch die bierernste Form des Vortragens vortrefflich als Katalysator der Tonalität.

Im modernen Setting hat man das so noch kaum gesehen, im historischen Gewand jedoch schon mehrfach – und das allein in den vergangenen Jahren: Wer The Favourite mochte, sich bei The Great vor Lachen krümmen musste und trotz oder gerade wegen der immer absurderen Realpolitik eine hierzu weitergedachte Version mit vielen Verweisen auf die echte Welt verkraften kann, der bekommt hier genau das!

Nicht nur Winslet dreht komplett am Rad

Dass man Comedy-Serien in der Regel im Originalton schauen sollte, um die Intonation der Gags komplett mitzubekommen, ist bekannt. Das gilt insbesondere auch hier, denn einige Witze sind schlicht nicht ins deutsche zu übertragen, auch dank der Nuancen in der Betonung durch die herausragenden Darstellerinnen und Darsteller. Auch abgesehen von Kate Winslet, überzeugt der Cast mit den fast theaterartig betonten Vorträgen absurder Gedankengänge und Hirngespinste. Matthias Schoenaerts ist so etwas wie ein Stellvertreter, ein typischer „Fish out of Water“-Charakter, der zu Beginn an die Seite der Kanzlerin kommt und nicht weiß, wie ihm geschieht. Das macht er wirklich stark, aber neue Ansätze für diese Rollenform bringt er nicht ein. Andrea Riseborough ist angenehm zurückhaltend und kann dadurch einmal andere Facetten ihres Spiels zeigen. Die weiteren Darsteller:innen im Cast sind ebenfalls gut gewählt, alle haben sichtlich Spaß, bei diesem absurden Machwerk dabei sein zu dürfen.

Ein heimliche Star ist dann noch die Kulisse, also der Palast in dem die Serie nahezu in Gänze spielt. Was hingegen etwas Schwächen offenbart ist die überspannende Geschichte. Sind einige Einzelmomente erinnerungswürdig, fühlt es sich im Bezug auf die Gesamthandlung so an, als hätte man sehr viele Ideen mit Biegen und Brechen – und ohne Rücksicht auf sinnvolle Platzierung – in dieser Konstellation abbilden wollen. Hier wäre weniger mehr gewesen, und das ist angesichts der überschaubaren sechs Folgen schon ein herber Dämpfer.

[P.S.: Ja, Hugh Grant ist auch mit dabei und über seine zwar recht kleine Rolle, sollte man besser vorher nicht zu viel verraten, außer, dass man auch diesmal wieder den Paddington/Dungeons-and-Dragons-Grant bekommt und nicht den 90er-Rom-Com-Hugh.]

Unser Fazit zu The Regime

Kate Winslet ist sich für nichts zu schade und der Spaß den der Filmstar hat, überträgt sich sehr gut aufs Publikum. Nicht jeder humoristische Einfall kann sich aufgrund der Dichte entfalten und auch die Geschichte hätte etwas mehr Feinschliff vertragen können. Trotzdem ist The Regime für Fans nicht ganz so plumper Satire eine Empfehlung.

The Regime startet am 6. Mai 2024 bei Sky Atlantic im Fernsehen. Bei Sky Go und WOW geht es mit der Folge parallel zum US-Start schon am 4. März los und danach im Wochenrhythmus weiter!

Unsere Wertung:

 

 

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