Mit Apostle schickt Netflix einen ziemlich besonderen und vor allem besonders harten Streifen ins Rennen. Ob die Sektenthematik samt gehörigem Härtegrad aber auch zu einem spannenden Thriller wurde, erfahrt ihr im Folgenden!
Titel | Apostle |
Jahr | 2018 |
Produktionsland | USA/UK |
Regie | Gareth Evans |
Drehbuch | Gareth Evans |
Genre | Thriller, Horror |
Darsteller | Michael Sheen, Dan Stevens, Lucy Boynton, Bill Miller, Mark Lewis Jones, Elen Rhys, Kristine Froseth, Annes Elwy, Ioan Hefin |
Länge | 129 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren freigegeben |
Verleih | Netflix |
Die Story von Apostle
Ein geheimnisvoller Mann (Dan Stevens) ist auf der Suche nach seiner entführten Schwester. Er erfährt, dass sie von einem abtrünnigen, selbsternannten Sektenanführer und Propheten auf einer abgelegenen Insel entführt wurde. Der fordert Lösegeld für sie und der Mann macht sich, getarnt als einer der neuen Anhänger der Sekte, auf den Weg, seine Schwester zu befreien. Dort angekommen muss er jedoch feststellen, dass in dem Dorf merkwürdige Dinge vor sich gehen. Zur Nacht muss jeder Bewohner ein Glas mit Blut füllen und vor seine Türschwelle stellen. Die ruchlosen Anführer der Sekte sind ihm zudem auf der Spur und er muss sich hüten, nicht von ihnen erwischt zu werden. Frevler und Zweifler haben nämlich harte Strafen zu erwarten und nicht selten kommt es vor, dass Leute verschwinden. Dies scheint irgendwie in einem Zusammenhang mit den düsteren und geheimnisvollen Mysterien der Insel stehen. Ein gnadenloses und undurchschaubares Katz-und-Maus-Spiel beginnt.
Apostle – Von falschen Propheten und reißenden Wölfen
„Ihr müsst euch hüten vor falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen. Inwendig aber sind sie wie reißende Wölfe.“
Malcoms Vision klingt zunächst wirklich vielversprechend. Eine Insel, die nur ihm und der Gemeinschaft gehört und in der jeder fernab seiner Vergangenheit leben kann. Da hier keine Steuern oder ähnliches erhoben werden, versammelt sich auch schnell eine Schar Anhänger um ihn. Um diese Vision in Zukunft weiterhin durchsetzen zu können, muss er allerdings immer nach härteren und härteren Mitteln greifen. Ihre Gemeinschaft beginnt jedoch zu bröckeln, als Prophet Malcolm die Kontrolle über die Situation und seine Leute entgleitet. Letztlich befindet er sich im Kampf mit seinen eigenen krankhaften Lehren und inneren Machtkämpfen. Es dauert nicht lange, bis sich jemand aus seinen eigenen Reihen diese Schwäche zu Nutzen macht und in seinem eigenen, von Malcoms Doktrinen infizierten, Wahn versucht, die Kontrolle an sich zu reißen.
Dan Stevens, der hier auf Rettungsmission ist und den ich seit The Guest sowieso verdammt gerne sehe, macht auch hier wieder eine sehr gute Figur. Der Wechsel zwischen Hoffnungslosigkeit und blinder, plötzlich ausbrechender verzweifelter Tobsucht und Gewalt bringt er hervorragend rüber. Doch was wäre eine Sekte ohne einen psychotischen und falschen Sektenführer, selbsternannten Propheten und Schlächter? Michael Sheen (Passengers, Christopher Robin) gibt hier einen beängstigenden und undurchschaubaren Prophet Malcom ab. Letzten Endes werden sie hier aber alle von einem an die Wand gespielt: Mark Lewis Jones (Star Wars Episode VIII: Die letzten Jedi, Game of Thrones). Sei es sein widerliches äußeres Erscheinungsbild, seine krankhaft kratzige Stimme oder seine cholerischen Züge. Mit seiner bedrohlichen Figur Quinn ist nicht gut Kirschen essen und selbst seine Verbündeten beginnen sich langsam vor ihm zu fürchten. Hut ab vor seiner Performance.
Nichts für schwache Nerven
„Diese Leute sind gotteslästerlich. Sie sind eine Sekte…Eine Seuche!“
Wer zartbesaitet ist, der sollte es sich vielleicht zweimal überlegen, sich Apostle zu Gemüte zu führen. Einige Szenen, vor allem die intensiven Folterszenen, haben schon schon ziemlich in sich und das Potenzial zu schocken. Eine dicke Haut sollte man hier mitunter also schon haben, um dieses psychotische, zunächst undurchschaubare und grausame Spektakel verarbeiten zu können. Die häufigen Gewaltspitzen im Film sind stets ein Schlag in die Magengrube. Abnutzen tun sie sich mit der Zeit aber kaum, da diese sich immer exzessiver steigern.
Jedoch wird man hier nicht nur durch dargestellte Gewalt auf die Folter gespannt. Sei es eine Kamerafahrt, die auf den Kopf gestellt langsam auf ein brennendes Kreuz zufährt oder die in vielen Szenen einfach nur statisch draufhaltenden Einstellungen: Apostle versprüht schon alleine durch seine herausragende Optik sehr schnell eine verdammt unangenehme Atmosphäre und Grundstimmung. Zusätzlich noch wird man nicht nur visuell hier ziemlich in die Mangel genommen. Auch die quälend ansteigende Soundkulisse mit dem immer vehementer werdenden Klimpern tut ihr nervenaufreibend Übriges.
Unser Fazit zu Apostle
Mit Apostle hat Regisseur Gareth Evans (The Raid) einen kompromisslosen Sekten-Thriller mit Tendenz zum Verstören geschaffen. Die etwas weit hergeholten, übernatürlichen Aspekte wären hier zwar nicht unbedingt nötig gewesen und auch während seinen knapp über zwei Stunden Laufzeit ist der Streifen nicht immer ganz frei von Längen. Jedoch holen einen die erdrückende und ekelerregende Atmosphäre sowie die aufwühlende Gewalt und tollen Darsteller immer wieder zurück in diesen fesselnden und fieberhaften Albtraum aus fehlgeleiteten Visionen und falschen Propheten.
Unsere Wertung:
19 Bewertungen | 142 Bewertungen |
© Netflix
Kommentar hinzufügen