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Erster Eindruck zu Let the Right One in

Paramount+ bringt auch einige Showtime-Formate zum deutschen Publikum. Eine mit Spannung erwartete Serie darunter: Die Neuauflage von „So finster die Nacht“ Let the Right One in. Fügt das Serien-Remake dem mehrfach verfilmten Stoff noch was Neues hinzu?

Let The Right One In | Official Trailer | SHOWTIME

TitelLet the Right One in
Jahr2022
LandUSA
RegieSeith Mann, Viet Nguyen, Eva Sørhaug, Sarah Boyd, Hiromi Kamata, Chloe Okumo
DrehbuchAndrew Hinderaker, John Ajvide Lindqvist
GenreSerien (Drama, Horror-Thriller)
DarstellerDemián Bichir, Annika Noni Rose, Grace Gummer, Nick Stahl, Madison Taylor Baez, Ian Foreman, Jacob Buster, Kevin Carroll
Länge10 Folgen mit je 50 Minuten
Altersempfehlungab 16 Jahren freigegeben
VerleihParamount+
Jacob Busler als verbrannter Vampir in einem Bett liegend. Links einige Monitore mit medizinischen Anzeigen.
Jacob Busler als Peter Logan © Showtime

Let the Right One in – Die Handlung

Der geheimnisvolle Mr. Kane (Demián Bichir) kommt mit einem Koffer zurück nach New York City. Darin: seine Tochter Eleanor (Madison Taylor Baez, eine Vampirin, die mit etwa 12 Jahren aufgehört hat zu altern. In ihrer Nähe lebt auch der junge Außenseiter Isaiah (Ian Foreman). Isaiahs Mutter Naomi (Anika Noni Rose) ist Polizistin und untersucht eine Mordserie, bei der die Opfer allesamt ohne einen Tropfen Blut im Körper aufgefunden werden. Als die einsame Eleanor, die während der Tagesstunden nur in der völlig abgedunkelten Wohnung leben kann, am Abend das Haus verlässt, trifft sie den ebenso einsamen Isaiah. Dabei kann Eleanor ihren starken Blutdurst nur schwer unter Kontrolle halten.

Als Eleanor mit ihrem Vater einen Stadtbummel unternimmt, fällt den beiden ein barfuß laufender Mann. Weil er seiner Tochter Blut besorgen muss, verfolgt Kane den Fremden in einen U-Bahn-Schacht, wo er von diesem aus einem Hinterhalt angegriffen wird. Er erkennt: auch der Verfolgte  hat ähnlich gewaltige Kräfte wie seine Tochter, ist jedoch scheinbar selbst kein Vampir. Nachdem Eleanor ihm gefolgt ist und den Fremden bewusstlos geschlagen hat, kostet sie sein Blut, das sich für sie aus unbekannten Gründen als ungenießbar erweist. Ihr Vater geht anschließend auf die Suche nach einem anderen Opfer. Dieses findet er ausgerechnet in Isaiahs Vater, der auf den nächtlichen Straßen zwielichtigen Geschäften nachgeht.

Zur selben Zeit bittet der todkranke Wissenschaftler Logan (Zeljko Ivanek) seine Tochter Claire (Grace Gummer) zu sich, mit der er zerstritten ist. Logan versucht, seinen ebenfalls an Vampirismus leidenden Sohn Peter (Jacob Buster) zu heilen. Bei dem Versuch, ihn im Zuge seiner Forschungen dem Sonnenlicht auszusetzen, erlitt Peter entsetzliche Verbrennungen.



Erster Eindruck zu Let the Right One in

Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit den ersten drei Folgen der Serie. Dementsprechend ist die Kritik auch nur auf den Auftakt bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis der ersten Eindrücke ein Blick rentiert.

Vampir ist nicht gleich Vampir

Es gibt Erzählstoffe von denen man eigentlich längst denken könnte, sie seien auserzählt. Doch genauso wenig, wie sich tatsächlich eine Superhelden-Müdigkeit einstellen will, gehen auch den Machern von Vampirfilmen und -serien die Ideen aus. Seit jeher fungieren Vampire in der Popkultur und darüber hinaus auch immer als Stellvertreter oder Metapher. Deswegen kann man, je nachdem welche anderen Genres die Geschichten tangieren, auch komplett andere Botschaften transportieren – auch wenn auf dem Papier die Zutaten erstmal vergleichbar scheinen. Ja, Vampire brauchen Blut, um zu überleben, Sonnenlicht ist ihr größter Feind und die Heilung vom Vampirismus birgt meistens noch größere Risiken als das Vampir-Dasein per se. Auch in Let the Right One in weicht man von den generellen Regeln des Vampirismus-World-Buildings nicht wirklich ab. Und dennoch fügten schon die bisherigen Verfilmungen dem ganzen Subgenre extrem spannende Facetten hinzu.

Nur ein Blick in die letzten und kommenden Monate zeigt, wie mannigfaltig man mit Vampiren in der Film- und Serienwelt umgehen kann: Day Shift hat eine Men-in-Black-ähnliche Business-Parallelwelt mit Vampiren erfunden, in der Neuauflage von Interview mit einem Vampir geht es um das Thema „Vampire und die Liebe“ und in inzwischen vier Staffeln What we do in the Shadows kann man sich köstlich über die Vampir-WG von Taika Waititi amüsieren. Bald wartet dann mit Renfield schon der nächste Blockbuster des Genres mit Nicolas Cage auf Kinogänger. Überall gibt es Blutsauger, doch überall sind sie gänzlich anders präsentiert und verortet. Und so ist die neue Version von Let the Right One in eigentlich eine zutiefst emotionale Vater-Tochter-Geschichte gepaart mit reichlich Weltschmerz, einer guten Prise düsterem Horror und zusammengehalten von einem zeitlosen Coming-of-Age-Gerüst.

Starke Kinderdarsteller, noch stärkere erfahrene Schauspieler

Wie geschrieben ist diese Showtime-Produktion in erster Linie ein Charakterdrama – nur eben mit der Würze der Vampir-Mythologie. Nicht nur die Vater-Tochter-Beziehung von Mark Kane und Eleanor ist von moralischen Dilemmata geprägt und geht schnell unter die Haut. Auch die anderen Familienkonstellationen sind sehr emotional und wahnsinnig glaubhaft von den Darstellenden gespielt. Ob Isaiah und Naomi oder das Zerwürfnis zwischen Claire und ihrem verzweifelten Vater sorgen dafür, dass man gebannt verfolgt, wie sich hier sehr schnell eine sich dramatisch zuspitzende Story entwickelt. Ein halbes Dutzend tragischer Figuren mit nachvollziehbaren Motiven, aber auch fragwürdigem moralischem Kompass ergibt eine sehr solide Basis um das Publikum bei Laune zu halten. Dazu geben einige Flashbacks noch Hintergrundinformationen zu den Handlungsträgern, die ihren Schicksale nochmals mehr Tragik verleihen.

Höchstes Lob verdient für seine Darstellung als zu allem bereiter Vater, an dem die Situation äußerlich schon stark genagt hat, Demián Bichir. Viele seiner Taten belasten seine Seele zusehends, was der Schauspieler so gut zu transportieren schafft, dass man nur wenige Momente braucht, um bereits mit ihm vollends mitfühlen zu können. Auch Anika Noni Rose hat schon in den frühen Folgen einige starke Szenen. Darüber hinaus harmoniert der Cast untereinander perfekt: Ob Madison Taylor Baez (Eleanor) und Ian Foreman (Isaiah) oder die Kinder jeweils mit ihrem Elternteil, die Gespanne überzeugen durch die Bank. Und abschließend kann noch festgehalten werden, dass fast in jeder Szene, in der Grace Gummer und Zeljko Ivanek aufeinanderprallen äääh -treffen Gänsehaut garantiert ist.

Nick Stahl als Matthew und Grace Gummer als Claire Logan in einem Laborraum. Let the Right One in
Nick Stahl als Matthew und Grace Gummer als Claire Logan © Showtime

Wer sollte sich Let the Right One in nicht entgehen lassen?

Verglichen mit anderen Vampir-Stoffen steht in Let the Right One in nicht der shock value im Vordergrund, obwohl die Serie durchaus Gewaltspitzen hat, die durch Mark und Bein gehen. Die Tragik des Vampir-Schicksals, das auch hier wieder mehrdimensional als Metapher verstanden werden kann, ist die Stärke der Vorlage, der bisherigen Adaptionen und auch der Neuverfilmung. Dass man nun im Gegensatz zu den bisherigen Filmen im Serienformat noch mehr Zeit zur Entwicklung der Charaktere hat, ist mit Sicherheit ein Vorteil. Ob man als Kenner der beiden Filme jedoch nochmal die gleiche Geschichte mit minimalen Abweichungen und nur in längerer Darreichungsform zwingend sehen muss, steht auf einem anderen Blatt.

Wer generell die Ambivalenz in Vampir-Geschichten als Gedankenexperiment verfolgt, der wird hier mit Sicherheit nicht enttäuscht werden. Genauso wenig sollten Fans der beteiligten Darsteller die Serie skippen. Eine starke (quasi) Vater-Tochter-Verbindung kommt auch in der neuen Videospiel-Adaption The Last of Us zum Tragen. Dementsprechend kann man sich, wenn man die HBO-Show durch hat, direkt einmal diese kleinere, aber ebenso gefühlvoll umgesetzte Show für die Wartezeit auf Staffel zwei auf den Zettel packen.

Unser vorläufiges Fazit zu Let the Right One in

Let the Right One in ist eine starke Neuauflage, die sich zwar nur wenig von bisherigen Verfilmungen absetzt, aber für Nichtkenner derselbigen womöglich sogar die erste Wahl sein könnte. Denn die Showtime-Serie setzt die richtigen Schwerpunkte, punktet mit emotionalen Bildern, die man nicht so schnell vergisst und hat einen durchwegs fantastisch aufspielenden Cast. Lediglich wessen Blutdurst nach Vampir-Geschichten inzwischen gestillt ist, der wird hier auch nichts Neues erfahren. Zumindest als Vampir-Fan ist man nach drei Folgen aber mit Garantie so angefixt, dass man bis zum Staffelende dranbleiben wird. Dafür sind die Charaktere einfach zu einnehmend gezeichnet und ihre Schicksale zu nachvollziehbar tragisch erzählt.

Let the Right One in Staffel 1 war bereits im Herbst in den USA bei Showtime zu sehen. Eigentlich sollten alle Folgen seit Dezember bei Paramount+ in Deutschland zum Streaming verfügbar sein. Allerdings wurde der Deutschlandstart kurzfristig erstmal gecancelt. Ein neues Startdatum gibt es noch nicht, aber im ersten Quartal 2023 kann man damit rechnen. Staffel 2 ist auch schon bestellt!

Unsere Wertung:

 

 

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