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Nan Goldin liegt auf dem Boden eines Museums. Neben ihr liegen leere Medikamentendöschen und Protestplakate

All the Beauty and the Bloodshed

All the Beauty and the Bloodshed zeigt uns dokumentarisch den spannenden Kampf der Fotografin und Aktivistin Nan Goldin gegen die reiche Familie Sackler, die mit ihrem Unternehmen Purdue Pharma und dem Schmerzmittel Oxycontin Millionen Menschen süchtig gemacht hat.

ALL THE BEAUTY AND THE BLOODSHED Trailer German Deutsch 2023

TitelAll the Beauty and the Bloodshed
Jahr2022
LandUSA
RegieLaura Poitras
GenreDokumentation
DarstellerNan Goldin, Marina Berio, Noemi Bonazzi, Harry Cullen, Megan Kapler, Patrick Radden Keefe, John Mearsheimer, Annatina Miescher
Länge122 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihPLAION Pictures
Das Cover von All the Beauty and the Bloodshed
© PLAION Pictures

Die Handlung von All the Beauty and the Bloodshed

All the Beauty and the Bloodshed erzählt zum einen anhand von Fotoaufnahmen das bisherige Leben von Nan Goldin nach und geht dabei von einer persönlichen Tragödie in der Familie über ihre Entwicklung zur Fotografin bis hin zur Aids-Krise in den 1980er-Jahren.

Zum anderen und parallel laufend zeigt die Dokumentation, wie Nan Goldin in der Gegenwart durch organisierte Protestmaßnahmen in Museen dafür Stimmung macht, dass die Sackler-Familie nicht mehr namentlich als Mäzen genannt wird. Denn sie und viele andere Menschen sind durch das Medikament Oxycontin süchtig geworden.

Die oscarnominierte Doku der oscarprämierten Dokumentarfilmerin

Für Dokumentarfilmer:innen dürfte es wohl der größte Triumph sein, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um wichtige, weltbewegende Ereignisse hautnah festhalten zu können (anstatt sie nur später aufzuarbeiten). Genau diesen Triumph konnte die US-amerikanische Filmerin und Produzentin Laura Poitras 2013 tatsächlich erleben. Damals flog sie mit dem Journalisten Glenn Greenwald nach Hongkong. Das Ziel? Geheime Informationen von einem Insider über dubiose Abhörpraktiken der NSA zu erlangen.

Nan Goldin liegt auf dem Boden eines Museums. Neben ihr liegen leere Medikamentendöschen und Protestplakate
Oxycontin macht süchtig und kann bis zum Tod führen, wie Nan Goldin mit ihren Protestaktionen darstellt. © PLAION Pictures

Der Insider stellte sich als Edward Snowden heraus und Poitras hielt mit ihrer Kamera einfach drauf. Der Rest ist Geschichte und für die entstandene Dokumentation Citizen Four gab es zwei Jahre später den Oscar. Auch ihr Folgewerk Risk (2016) über Julian Assange blieb hochpolitisch. Deshalb wurde ihr neuester Film mit dem ungewöhnlichen Titel All the Beauty and the Bloodshed mit Spannung erwartet. Eine Oscarnominierung gab es ebenso (Gewinner war letztlich Nawalny).

Politischen Aktivismus porträtiert Poitras auch dieses Mal. Denn sie zeigt die US-amerikanische Fotografin Nan Goldin (* 12. September 1953) in ihrem Kampf gegen die Pharma-Familie Sackler. Der Name Sackler dürfte bei manchen selbst hierzulande, wo die durch das Schmerzmittel Oxycontin ausgelöste Opioid-Krise der USA eher weniger bekannt ist, ein Begriff sein. Zumindest haben zuletzt die Serie Dopesick (Disney+) sowie Painkiller (Netflix) die erschreckenden Auswirkungen der Medikamentenabhängigkeit und die ruchlose Geldgier des Pharma-Unternehmens Purdue dargestellt.

Wer also bereits eine oder beide Serien mit Interesse gesehen hat, kann sich grundsätzlich auch auf All the Beauty and the Bloodshed einlassen. Zumal dort aktuelle Entwicklungen um die Sacklers gezeigt werden, aber die Dokumentation bietet noch einiges mehr.

Ein sehr intimer Einblick in ein besonderes Leben

Tatsächlich schneidet Poitras gefühlt zwischen zwei unterschiedlichen Filmen hin und her. Das kann eine Weile durchaus irritieren, weil die Dokumentation sich selbst wenig erklärt. Während sie die Protestaktionen von Nan Goldin und ihrer Organisation P.A.I.N. (Prescription Addiction Intervention Now) in Museen direkt begleitet, unternimmt sie zugleich einen chronologischen Streifzug durch das Leben von Goldin.

Das Besondere daran? Das Bildmaterial der Dokumentation besteht in diesem Teil ausschließlich aus Bildern und Bild-Collagen, die Goldin selbst seit ihrer Kindheit geschossen hat. Nach und nach wachsen wir als Zuschauer:innen gemeinsam mit der Künstlerin auf. Wir erleben die Kindheit, die Schulzeit bis hin zu ihren wilden Jahren als Fotografin in New York.

Nan Goldin liegt im Bett zur Seite gedreht, am Bettrand sitzt ihr Freund rauchend
Selbst eine gewaltsame Beziehung fotografiert Goldin in allen Details © PLAION Pictures

Goldin, die Poitras zuhause besucht hat, um mit ihr die Bilder durchzusehen, spricht dabei sehr offenherzig aus dem Off über ihr Leben zu den jeweiligen Zeitpunkten. Da sie über die Jahrzehnte schonungslos unzählige Momente von sich und ihren Freunden festgehalten hat – selbst Sexszenen sind zu sehen -, tauchen wir als Zuschauer:innen tief in die Gedankenwelt und das Lebensgefühl dieses Menschen ein.

Die Inszenierung wirkt zwar an einigen Stellen etwas trocken und spröde und nicht jede Bildcollage mag gleichermaßen spannend sein. Aber mit der Zeit ergeben sich große Eckpfeiler in Goldins Biographie wie der Selbstmord ihrer Schwester als Teenager oder das massenweise Sterben ihrer Freunde während der Aids-Krise in den 80er-Jahren. Das ist zwar etwas langwierig geraten, aber letztlich formt sich zielsicher ein schlüssiges Gesamtbild.

Ein Gesamtbild über eine Künstlerin, die ihr Leben bis in die intimsten Details ausgestellt hat, um auch harte Themen wie Missbrauch oder Drogenabhängigkeit offenzulegen. Gerade ihr selbst motivierter Kampf gegen Drogenabhängigkeit sowie die gesellschaftliche Stigmatisierung von Süchtigen ist ein zentrales Element in Goldins Wirken, dass die Dokumentation prägnant herausarbeitet.

Unser Fazit zu All the Beauty and the Bloodshed

Mit All the Beauty and the Bloodshed erschafft die preisgekrönte Filmemacherin Laura Poitras ein ungewöhnliches und vielseitiges Künstlerporträt über die Fotografin und Aktivistin Nan Goldin. Dabei fühlt sich die Dokumentation lange Zeit wie ein schwer zu greifender Flickenteppich verschiedener Themen wie Familientragödie, Fotographie als eigene Ausdrucksform und politischem Aktivismus an.

Aber am Ende formt sich aus vielen dieser Versatzstücke ein erhellendes Gesamtbild über eine bemerkenswerte Person, die durch ihre Lebensweg zutiefst geprägt wurde.

All the Beauty and the Bloodshed erscheint am 31. August auf DVD und ist bereits im Stream erhältlich.

Unsere Wertung:

 

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Zuletzt aktualisiert am 24. August 2023 um 18:08 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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