So schnell wurde selten ein wahres Ereignis verfilmt. Dumb Money erzählt von dem raketenhaften Anstieg der GameStop-Aktie, die 2021 Kleinanleger reich und Hedgefonds-Manager arm machte.
| Titel | Dumb Money – Schnelles Geld |
| Jahr | 2023 |
| Land | USA |
| Regie | Craig Gillespie |
| Drehbuch | Lauren Schuker Blum, Rebecca Angelo |
| Genre | Drama, Komödie |
| Darsteller | Paul Dano, Pete Davidson, Vincent D’Onofrio, America Ferrera, Nick Offerman, Anthony Ramos, Sebastian Stan, Shailene Woodley, Seth Rogen |
| Länge | 104 Minuten |
| FSK | ab 12 Jahren freigegeben |
| Verleih | Leonine |
Die Handlung von Dumb Money
Der YouTuber Keith Gill (Alias: Roaring Kitty) ist ein echter Durchschnittstyp, der sich privat über viele Jahre zum Finanzanalysten weitergebildet hat. Als er bei einer seiner Analysen des Marktes auf die Aktie von GameStop stößt, stuft er sie als unterbewertet ein. Denn die Ladenkette für neue und gebrauchte Videospiele hat aus seiner Sicht ein stabiles Geschäftsmodell.
Deshalb steckt Gill seine gesamten Ersparnisse im Januar 2021 in diese Aktie und gibt über Social Media regelmäßig Einblick in sein Aktienportfolio. Es entwickelt sich ein viraler Hype, der dazu führt, dass immer mehr Kleinanleger wie die Krankenschwester Jennifer oder die Studentinnen Harmony und Riri bei GameStop einsteigen. Während ihre Werte durch die Decke gehen, machen namhafte Hedgefonds-Manager wie Gabe Plotkin (Seth Rogen), Steve Cohen (Vincent D’Onofrio) und Ken Griffin (Nick Offerman) riesige Verluste.
Denn die Manager haben auf die Insolvenz von Gamestop gewettet, um damit einen Haufen Geld am Aktienmarkt zu verdienen. Die Wall Street ist in Aufruhr, denn die Machtverhältnisse zwischen Kleinanlegern und Hedgefonds-Giganten scheinen sich umzukehren.
David gegen Goliath
Wenn Kleinanleger ihr Geld auf dem Aktienmarkt investieren, nennen das Wall-Street-Profis hämisch „dumb money“. Denn diese Menschen seien nicht klug genug, um den Markt zu verstehen und tatsächlich Gewinne einzufahren.
Dass die Ereignisse um die GameStop-Aktie 2021 tatsächlich dazu geführt haben, dass das „dumme Geld“ viel Gewinn gebracht hat, macht den gleichnamigen Film von Craig Gillespie zu einer typischen David-gegen-Goliath-Geschichte. Denn auf der anderen Seite verlieren die großen Hedgefonds-Manager Milliarden.
Das Phänomen Finanzmarkt in einem Spielfilm unterhaltsam darzustellen, ist gar nicht so einfach. Als neuer Goldstandard darf dabei Adam McKays The Big Short aus dem Jahr 2015 gelten. Die grelle Satire war nicht nur schreiend komisch, total absurd und doch so realistisch. McKay ließ seine Figuren auch immer wieder wichtige Erklärungen an das Publikum in die Kamera sagen. Und wer lässt sich nicht gerne den Aktienmarkt von Margot Robbie in der Badewanne erklären?
Craig Gillespies Dumb Money ist gemessen daran das absolute Gegenteil. In den nur knappen 104 Minuten bleibt offensichtlich keine Zeit für Erklärungen. Das Geschehen rauscht nur so durch und alle Finanzlaien (wie der Rezensent) tun im Heimkino gut daran, immer wieder zu pausieren und über das Handy Begriffe zu googlen (z.B. short squeeze). Dafür versteht es Gillespie, der schon die realen Geschehnisse um Pamela Anderson und Tommy Lee (Pam & Tommy) und die Eiskunstläuferin Tonya Harding (I, Tonya) verfilmte, den eigentlich trockenen Stoff als unterhaltsames Happening zu inszenieren.
Da knallen Hip Hop Songs wie Megan Thee Stallions „Savage“ oder Cardi Bs „WAP“ durch die Boxen und es fliegen unzählige Reddit-Posts mit Memes zum Thema GameStop über den Bildschirm. So wird Dumb Money nicht nur lustig, lässig und kurzweilig. Die Songs sollen das Publikum bewusst in die Zeit Ende 2020/Anfang 2021 versetzen, als auch Themen wie Covid, Lockdown und (in den USA) massenhafte Entlassungen aktuell waren.
Mehr emotionaler Tiefgang als erwartet
Kurze Frage: Wenn ich gar keine Ahnung vom Finanzmarkt, Aktien und dem ganzen Wirbel um GameStop habe, kann ich Dumb Money trotzdem genießen? Klares Ja. Am Ende versteht doch jeder eines: Die Superreichen werden im Zuge des Wertanstiegs der Aktie ärmer, die Armen werden reicher. Spekuliert haben beide Seiten, so ist der Aktienmarkt zumindest kurzzeitig gerechter geworden.
Zudem erzählt Dumb Money seine Geschichte anhand einer Auswahl an Figuren, die repräsentativ für viele Kleinanleger stehen und dem Publikum damit Gesichter anbieten. Die verschuldete Krankenschwester, die Studentinnen mit einem horrenden Studienkredit oder der kleine Angestellte in einer GameStop-Filiale sind das emotionale Schmiermittel.
Sie alle kommen aber in der Kürze der Zeit nur ausschnittsweise zur Geltung und werden letztlich von dem großartigen Paul Dano überstrahlt. Dieser spielt mit dem YouTuber und Streamer Roaring Kitty einen Durchschnittstypen und Familienvater, der sich im Keller filmt, während er über sein Aktiendepot spricht. Dumb Money macht ihn zu einer Art Anführer, der der Masse an Kleinanlegern Orientierung und Halt gibt. Sie folgen seinem Urteil, die Aktie zu erwerben und gegen alle Widerstände zu behalten.
So wird die GameStop-Aktie zu einem Ereignis, über das national berichtet wird, weil es die Wall Street erschüttert. Gleichzeitig schaut der Film in seine Familie, greift den Tod der Schwester auf und wie die Familie seitdem weiterlebt. Pete Davidson darf mal wieder den großschnäuzigen Loser(-Bruder) raushängen lassen, Clancy Brown hat als Vater immer noch eine umwerfende Präsenz. Mit seinem Schlusspunkt unterstreicht der Film auch noch mal, dass dieser Keith Gill einfach seiner persönlichen Überzeugung gefolgt ist.
Unser Fazit zu Dumb Money
Dumb Money ist Craig Gillespies unerwartet unterhaltsame Aufarbeitung der GameStop-Affäre, die zwischen Satire, Drama und Meme-Comedy hin- und herpendelt. Die persönlich gefärbte Geschichte um den YouTuber Roaring Kitty, gespielt vom großartigen Paul Dano, und dessen Familie überzeugt dabei als emotionales Zentrum.
Und mal wieder bedient eine Geschichte den Kampf von David gegen Goliath, wobei hier in den gehetzten 104 Minuten vieles verknappt, vereinfacht und schwarzweiß gemalt wird. So ist der Film vor allem eine kurzweilige popkulturelle Aufarbeitung und weit davon entfernt die komplexen Wirkweisen des Finanzmarktes zu erklären.
Dumb Money – Schnelles Geld ist ab 16. Februar 2024 als DVD und Blu-ray sowie digital erhältlich.
Unsere Wertung:
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