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In einer Wüstenlandschaft sind drei gigantische Würmer zu sehen. Eine Szene aus Dune: Part Two.

Dune: Part Two

Erst Ende Februar und doch erscheint mit Dune: Part Two bereits einer, wenn nicht der meist erwartete Kinostart des Jahres. Am 29. Februar 2024 hat das lange Warten endlich ein Ende. Ob sich dieses nach zahlreichen Verschiebungen und extrem hoher Erwartungshaltung auch tatsächlich lohnt und der Film das Meisterwerk ist, das viele herbeisehnen, erfahrt ihr in unserer ausführlichen Kritik.

DUNE 2 Trailer German Deutsch (2023)

TitelDune: Part Two
Jahr2024
LandUSA, Kanada
RegieDenis Villeneuve
DrehbuchDenis Villeneuve, Jon Spaihts (Drehbuch), Frank Herbert (Romanvorlage)
GenreSci-Fi/Fantasy, Abenteuer, Action
DarstellerTimothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Javier Bardem, Josh Brolin, Florence Pugh, Austin Butler, Dave Bautista, Christopher Walken, Lèa Seydoux, Stellan Skarsgård, Charlotte Rampling, Anya Taylor-Joy
Länge164 Minuten
FSKFreigegeben ab 12 Jahren
VerleihWarner Bros.
Vor einer riesengroßen Sonne stehen zwei Menschen, von denen der links stehende Mann mit etwas längeren brünetten Haaren eine Dolch in die Höhe reckt. Leicht versetzt eine Frau hinter ihm. Eine Szene aus dem Film Dune: Part Two
Das Kinoplakat zu Dune: Part Two © Warner Bros.

Die Handlung von Dune: Part Two

Rückblick auf Teil 1: Nach dem Verrat am Haus Atreides durch die feindlichen Harkonnen konnten Paul Atreidis (Timothée Chalamet) und seine Mutter Jessica (Rebecca Ferguson) beim Wüstenvolk der Fremen untertauchen. Doch während Paul zunächst nur ihre Bräuche, Sitten und Kultur verstehen und sich aneignen will, betrachten einige der Fremen ihn als den Messias. Einzig Chani (Zendaya) ist auf der Seite Pauls. Sie ist der Auffassung, dass es sich bei der Prophezeiung um einen Mythos handelt, der lediglich dazu dient, das Volk der Fremen zu unterdrücken und seiner Freiheit zu berauben.

Ohnehin verfolgt Paul noch ein ganz anderes Ziel : Er will den Tod seines Vaters Leto Atreidis (im ersten Teil Oscar Isaac) rächen und die Harkonnen um Baron Vladimir (Stellan Skarsgård) sowie den Strippenzieher und Imperator (Christopher Walken) zu Fall bringen. Doch seine Rachegelüste lassen Paul auch zunehmend an seinem Schicksal zweifeln. Dass Jessica ihren eigenen Sohn manipuliert und zudem zur Reverend Mother der Fremen auserkoren wird, führt zur ultimativen Entscheidung: Soll Paul die Fremen in einen Heiligen Krieg führen, den er aus Träumen fürchtet oder nimmt er sein Schicksal selbst in die Hand und rebelliert gegen die Prophezeiung?

Endlich vollständig? – Rückblick auf Dune (Part One)

Eines muss man Denis Villeneuve lassen: Der Kerl hat Mut. Denn wie sonst ist es zu erklären, dass der Kanadier 2021 seinen Kindheitstraum, den Roman von Frank Herbert würdig für die Leinwand zu adaptieren, nicht nur umsetzte, sondern seinem Publikum bei den Titel-Credits den Untertitel „Part One“ vor den Latz knallte. Somit keine abgeschlossene Verfilmung, sondern ein erster Teil eines hard sci-fiFilms, dessen Kassentauglichkeit erst noch zu beweisen war (vor allem im Angesicht einer noch herrschenden Corona-Pandemie) – Skeptiker unkten, das Projekt sei zum Scheitern verurteilt. Knapp 450 Millionen Dollar am weltweiten Box-Office reichten aber aus, um einen Teil 2 schon kurz nach US-Start zu bestätigen.

Doch neben den wirtschaftlichen Herausforderungen gesellten sich auch kritische Stimmen zur Qualität des Films. Denn nicht wenigen Kinobesucher:innen kam es so vor, als sei Dune ein unvollständiges Erlebnis und es höre mitten in der Erzählung auf. Doch die Entscheidung, die Romanvorlage nicht in einen Film, sondern zwei Filmen zu adaptieren, erweist sich nach der Sichtung von Dune: Part Two als klug und zahlt sich vollends aus. Bestand Teil 1 zu großen Teilen noch aus world building ohne allzu viel zu erzählen, gelingt es Villeneuve, im zweiten Teil nicht nur noch tiefer in die Welt von Dune einzutauchen, sondern auch mehr zu erzählen.

Eine Person steht in Bildmitte, im Hintergrund eine strahlende Sonne in der Wüstenlandschaft. Die Person trägt einen Umhang sowie Kopfbedeckung. Eine Szene aus dem Film Dune: Part Two

Konsequente Weitererzählung, interessante Bezüge zur Realität

Denn während der erste Teil vorrangig in die Welt einführte, den grundlegenden Konflikt zwischen den Harkonnen und Haus Atreides legte und die Fremen als indigenes Volk von Arrakis einführte, wird im zweiten Teil das Bild der Fremen deutlich facettenreicher und kann als Herzstück des Films gelten. Dass diese keineswegs eine homogene Gruppe bilden, sondern auch untereinander uneins sind, ist eine der spannendsten Handlungsstränge. So spalten sie sich in zwei Lager auf, von denen die um Javier Bardems Stilgar gescharten Fundamentalisten überzeugt sind, in Paul den lang erwarteten Messias zu erkennen, während Zendayas Chani zu den Skeptiker:innen zählt, jedoch Paul sehr nahe steht. Dass Mutter Jessica sich in ihrem spirituell-religiösen Motiven als wenig hilfreich für Paul zeigt und ihn noch stärker als zuvor in jene Messias-Rolle zu schubsen versucht, ist ebenfalls ein interessanter Aspekt des Sequels.

So stehen Pauls Rachegelüste und sein Streben nach Inklusion innerhalb der Fremen im Kontrast des allgegenwärtigen Gefühls, er wäre nur ein Teil eines groß angelegten, vor allem politisch motivierten Geschachers um Macht und Einfluss. Nicht nur hier zeigt Dune: Part Two durchaus Anknüpfungspunkte für Bezüge aus der Realität und Zeitgeschichte, seien es die Guerilla-Kriegsmethoden der Fremen gegen die Überlegenheit der imperialistischen Kolonialmacht oder der Umgang mit Rohstoffen (hier ist es Spice, in unserer Realität steht es für jeglichen Rohstoff, der Kriege oder Versorgungskämpfe erzeugt). Und wenn eine zurückkehrende Figur aus Teil 1 dann über Atomarsenale und deren politischen wie militärischen Einfluss spricht, kann dem ein oder anderem der Klos im Hals ordentlich stecken bleiben und die angespannte Weltlage als Bezugspunkt gesehen werden.

Ein Mann mit halblangen braunen Haaren wird von einer Frau mit etwas dunklerem Hauttyp an der Wange angefasst. Im Hintergrund ist die Wüstenlandschaft des fiktiven Planeten Arrakis aus dem Film Dune: Part Two zu sehen. Es sind die Schauspieler Timothée Chalamet und Zendaya
Chani (Zendaya) und Paul (Timothée Chalamet) sind auf der Seite der Fremen © Warner Bros.

Die perfekte Symbiose zwischen Form und Inhalt – ein audiovisueller Hochgenuss

Allerdings ist es Villeneuves Können zu verdanken, dass diese Aspekte nie wie lästige Pflichtübung wirken oder gar zu stark in den erzählerischen Mittelpunkt gerückt werden. Vielmehr schafft er es, die Zuschauer:innen für fast drei Stunden in eine Welt zu entführen, die zwar die Bezüge zur Realität erlaubt, aber dennoch vollends großes Science-Fiction-Kino abliefert. Weil er sich den Stoff noch mehr aneignet als zuvor, wirken die monumentalen Bilder nicht so bemüht, wie es stellenweise im ersten Teil den Anschein hatte. Dabei verlässt sich Villeneuve auf herausragendes Personal hinter der Kamera. Denn die Bilder von Greig Fraser, zuletzt schon für die traumhafte Kamera in The Creator verantwortlich, sind schlicht atemberaubend schön. Auch in den Action-Szenen, deren Anteil gegenüber dem Erstling zwar signifikant, aber dennoch niemals ausufernd, erhöht wurde, gelingt eine Vielzahl an money shots, ohne jedoch in visueller Protzerei zu enden.

Doch Dune: Part Two zeigt wie kein zweiter Film, dass neben der visuellen auch die auditiven Reize eine entscheidende Rolle spielen. Und auch hier liefert der Film ab. Zum einen durch das stellenweise markerschütternde Sounddesign, welches allein beim ersten Auftreten eines Sandwurms ein derartiges Dröhnen erzeugt, dass einem die Eingeweide die Ankunft des Wurms ankündigen. Zum anderen lässt der zweifache Oscar-Preisträger Hans Zimmer einen Score erklingen, der erneut zwischen innovativen Klängen und choralem Bombast pendelt. Dadurch überwältigt der Film in nahezu sämtlichen Sinnesbereichen. Wer damit schon im ersten Teil nichts anfangen konnte und mit der zudem sehr tragenden, schweren und dem Pathos nicht abgeneigten Inszenierung Schwierigkeiten hatte, sollte einen großen Bogen um die Fortsetzung machen. Denn die häufig eher negativ konnotierte Floskel, Villeneuve liefere more of the same ab, ist hier mehr als zutreffend und absolut positiv gemeint.

Erneut ein starkes Ensemble

All dies unterstützt ein Cast der A-Lister Hollywoods, der bis auf wenige Ausnahmen auch jeweils seine Momente erhält. Bestanden bisher noch geringe Zweifel, ob Timothée Chalamet leading man– Qualitäten besäße, sind diese spätestens nach Dune: Part Two beseitigt. Ihm gelingt es, seiner Figur deutlich mehr Facetten zu geben, als es in Teil 1 der Fall war. Von den einen als Außenstehender kritisch beäugt, von den anderen als Messias gefeiert und dazu eine Art Coming-of Age-Entwicklung zum machtbewussten Anführer des Widerstands gegen Imperator und Harkonnen erlebend, darf er sein Können in die Waagschale werfen. Dass Rebecca Ferguson hier erneut eine Art Variante der Femme fatale gibt und ihre Mutterrolle gegen die der Strippenzieherin eintauscht, kommt ihrem natürlichen Talent für diese Art von Figuren entgegen. In ihrer Funktion als Schwester der Bene Gesserit wird zudem klar, wo die eigentlichen Machtzentren in der Welt von Dune liegen.

Erfreulicherweise bekommt die im ersten Teil kurz aufgetretene Zendaya deutlich mehr zu tun. Ihre Chani ist nicht bloß love interest von Paul, sondern steht für die Seite der Skeptiker unter den Fremen. Ohnehin blicken wir auf die Geschehnisse auf Arrakis aus ihrer Perspektive. Dadurch entsteht allerdings der Eindruck, dass sie ab einem Moment im dritten Akt des Films vor allem trotzig-wütend in Chamaléts Richtung blickt, was aber ein kleinerer Kritikpunkt ist. Währenddessen ist Javier Bardems Stilgar ebenfalls mehr im Zentrum der Handlung und es ist keine Überraschung, dass der Spanier seine Sache außerordentlich gut macht. Seine Figur glaubt an den Messias, wodurch es fast komisch anmutende Szenen gibt, in denen Stilgar bemüht ist, unter den Fremen die Deutungshoheit über Pauls Fähigkeiten und Rolle zu erlangen.

Eine Frau mit kurzen Haaren trägt eine durchsichtige Kopfbedeckung. Eine Szene aus dem Film Dune: Part Two, zu sehen ist die Schauspielerin Florence Pugh
Florence Pugh als Prinzessin Irulan © Warner Bros.

Die neuen Gesichter im Cast

Währenddessen sind auf der Seite der Antagonisten alte wie neue Gesichter. So ist Stellen Skarsgards Baron Harkonnen immer noch eine imposante und ausreichend widerliche Erscheinung. An die Seite seines Neffen Rabban, von Dave Bautista deutlich cholerischer und tumber als in Teil 1 dargestellt, gesellt sich Austin „Elvis“ Butler. Dieser mimt den Soziopathen mit sichtlicher Spielfreude und strahlt eine greifbarere Bedrohung aus, als es der Baron und Rabban zuvor taten. Etwas enttäuscht könnten die Zuschauer:innen auf der Seite der weiblichen Cast-Zugänge sein. So tritt Florence Pughs Prinzessin Irulan zwar stellenweise als Erzähler:in-Figur auf, bekommt aber (noch) zu wenig Zeit und Relevanz für die Geschichte.

Ebenfalls ist Léa Seydouxs Lady Margot nur wenig mehr als Beiwerk, wenn auch ihre begrenzten Auftritte durchaus prägnant und einnehmend sind. Beide Darstellerinnen strahlen allerdings eine unheimliche Präsenz aus und es wird spannend bleiben, ob und wie etwaige Nachfolge-Produktionen ihren Figuren mehr Raum einräumen. Den von Christopher Walken verkörperten Imperator wird zwar auch nicht allzu viel Screentime eingeräumt, doch passt dies auf der inhaltlichen Ebene durchaus. Zwar wirkt er zu keiner Zeit wie eine echte Bedrohung außerhalb seiner politischen Macht und ist kein Bösewicht vom Format eines Palpatine oder Darth Vaders  Doch inhaltlich wirkt diese Zurückhaltung stimmig. Weil eben Interessengruppen wie die Schwesternschaft der Bene Gesserit stets ihre Finger im Spiel haben, sind selbst die großen Machthaber letztlich nur Spielfiguren eines großen Kampfes um Macht und Herrschaft in der Galaxie.

Unser Fazit zu Dune: Part Two

Man könnte es runterbrechen und einfach sagen: Wer mit Dune schon seine Freude hatte, wird Dune: Part Two lieben. Doch zugleich würde dies den Macher:innen nicht gerecht. Denn Denis Villeneuve eignet sich den Stoff noch konsequenter an und taucht so noch tiefer hinein in die Welt von Dune. Allein die schiere audiovisuelle Brillanz ist so imposant, dass sie einen Kinobesuch zum Pflichtprogramm macht. Villeneuve liefert pures Überwältigungskino mit bombastischen Bildern und einer Symbiose aus Bild und Tonschnitt und Score. Erzählerisch spinnt er die losen Enden aus Teil 1 konsequent weiter und unterfüttert die Handlung mit Referenzen, die zum einen Bezüge zur Realität zulassen und große Themen wie Erlöserfiguren und den Glauben an sie sowie Macht und Herrschaft anschneiden, ohne zu einem plakativen Lehrstück zu werden.

Ein bis in die kleinsten Rollen exzellent besetzter Cast trägt mit Mut zu Pathos dazu bei, dass eine Schwere entsteht, die zu keiner Zeit ins Lächerliche abzudriften droht. Gerade diese Ernsthaftigkeit, welche Dune: Part Two von der Mehrzahl gängiger Hollywood-Blockbuster abhebt, tut so unheimlich gut und trägt dazu bei, dass man voll auf Spice ist und nicht genug von der Welt bekommt, in die uns Villeneuve entführt.

Dune: Part Two erscheint am 29. Februar 2024 in den deutschen Kinos.

Unsere Wertung:

 

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