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Eine Frage der Chemie

Unter den Serienstarts, auf die wir uns am meisten in diesem Jahr freuen, war dieser Apple-TV+-Beitrag bereits vertreten. Waren die optimistischen Erwartungen an Eine Frage der Chemie berechtigt oder hätten die Macher nochmal besser die Schulbank drücken sollen?

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TitelEine Frage der Chemie (OT: Lessons in Chemistry)
Jahr2023
LandUSA
RegieSarah Adina Smith
DrehbuchLee Eisenberg
GenreSerien (Historiendrama)
DarstellerBrie Larson, Lewis Pullman, Beau Bridges, Aja Naomi King, Stephanie Koenig, Kevin Sussman, Patrick Walker, Thomas Mann
Länge8 Folgen mit je ca. 45 – 60 Minuten
Altersempfehlungab 12 Jahren freigegeben
StreamingdienstApple TV+
Das Poster zu Eine Frage der Chemie.
Eine Frage der Chemie © Apple TV+

Eine Frage der Chemie – Eine weitere Apple-TV-Romanverfilmung

Für dieses period piece zeichnet die Macherin des Netflix-Dramas Unbelievable verantwortlich. Eine Frage der Chemie basiert, wie so viele Apple-Projekte, auf einem erfolgreichen Roman, der in diesem Fall von Bonnie Garmus geschrieben wurde. Die Hauptrolle spielt Brie Larson. Mit in der Besetzungsliste sind dazu Lewis Pullman und Beau Bridges. Nachdem in Physical eine Apple-TV+-Serie erfolgreich den Aerobic-Hype thematisiert hat, wird man nun noch einige Jahrzehnte weiter zurück in der Zeit gehen und sich in Apple-typischer Akribie diesem historischen Sachverhalt widmen.

Elizabeth Zott (Brie Larson) will in den frühen 1950er Jahren Wissenschaftlerin werden. Doch die patriarchale Gesellschaft zwingt sie dazu, ihren Traum auf Eis zu legen. Als Elizabeth aus dem Forschungsinstitut entlassen wird, nimmt sie eine Stelle als Moderatorin in einer Fernseh-Kochsendung an und macht es sich zur Aufgabe, den unsichtbaren Hausfrauen des Landes – und den Männern, die plötzlich zuhören – viel mehr als nur Kochrezepte näherzubringen.

Serienkritik ohne Spoiler

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit allen Folgen der Serie. Dementsprechend ist die Kritik darauf bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis des Gesamteindrucks ein Blick rentiert.

Altbewährt und doch ein Schritt nach vorn

Um zu vergegenwärtigen, wie die Gesellschaft vor etwa einem Dreiviertel Jahrhundert in Sachen Geschlechterparität aufgestellt war, hätte es eigentlich nicht noch einer weiteren Serie bedurft. Dennoch kann gleich zu beginn dieser kompakten Rezension gesagt sein, dass Eine Frage der Chemie diesem Thema trotz einiger nicht zu vermeidender Brechstangen-Momente, verhältnismäßig subtiler vorgeht, als es die Prämisse befürchten ließ. Denn die Buchadaption ist nicht nur eine weitere Geschichte einer Frau, die sich gegen patriarchale Strukturen wehrt und in einer Männerdomäne durchsetzt sondern vielmehr ein zeitloses Porträt über eine spannende Protagonistin. Denn Elizabeth Zott, dies wird durch die auf verschiedenen Zeitebenen dargereichte Story klar, ist kein Spielball von Machtspielen, aber auch keine progressive Rebellin, die einer politischen Agenda nachgeht. Sie ist intelligent ohne übermenschlich zu wirken, emanzipiert auf der einen Seite, aber nicht generell dem bürgerlich konservativen Milieu gegenüber abgeneigt.

Honey, can you clean this up for me?

Das Hochschulumfeld ist erstmal ein recht umspannendes Terrain, doch die zeitliche Komponente bringt doch einige spannende historische Eigenheiten ans Licht, die vor allem jungen Zuschauern gänzlich neu sein dürften. Dass die Nachwuchswissenschaftlerin in dieser Männerwelt keine Chance zum Durchsetzen hatte, verheimlicht man nicht, stellt es aber auch nicht bis zum Erbrechen in den Vordergrund. Es ist nun mal die erschreckende Realität gewesen. Die ersten Folgen behandeln die Zeit von Elizabeth an der Universität und ihre Beziehung zu ihrem Kollegen Calvin (Pullman), so wird anhand von verschiedenen prägenden Momenten verdeutlicht, wie die Protagonistin letztlich – ohne zu viel zu verraten – in der außergewöhnlichen neuen Rolle vor der Kamera gelandet ist. Dafür nimmt man sich viel Zeit, vielleicht zu viel für den ein oder anderen Zuschauer, aber um sich im 50er-Setting zu akklimatisieren, ist dies gar kein ungeschickter Kniff.

Brie Larson in edlem Outfit an einer Kücheninsel stehend. Eine Frage der Chemie
Brie Larson als Elizabeth Zott © Apple TV+

Elizabeth Zott ist spannend, aber keine Midge Maisel

Die Hauptfigur in Eine Frage der Chemie ist, wie bereits geschrieben, eine gute Identifikationsfigur. Sie wird von Brie Larson überzeugend gespielt. Die MCU-Schauspielerin schafft es, dass man kaum mal an ihre doch teils unfreiwillig komische Heldenrolle denken muss. Was mitunter doch ein Knackpunkt hier sein wird, ist die Verortung in ein relativ biederes Milieu, dessen gesellschaftliche Konfliktherde allesamt recht altbacken miterzählt werden. Die Romanze von Elizabeth und Calvin funktioniert als emotionaler Anker sehr gut, aber was der Serie irgendwie fehlt, ist das gewisse Etwas, womit man sich gänzlich von ähnlichen period pieces absetzen würde. Vergleicht man die Apple-TV+-Adaption mit den offenkundigen Referenzen, wie Marvelous Mrs. Maisel oder Mad Men, dann punkten diese modernen Serienklassiker durch die Einblicke in die Comedy-Szene respektive die Werbebranche in einer gänzlich anderen Zeit. Damit hält das Eintauchen in die akademische Welt und später Fernsehlandschaft in den 50ern nicht stand.

Sometimes you will burn the lasagne.

Dementsprechend kann Larson auch nicht viel dafür, dass Midge Maisel eine um einiges spannendere Figur qua Berufswahl hat. Nichtsdestotrotz mindert das etwas die Immersion, sodass man hier mehr am Rande als Beobachter dabei ist und nicht wie in den geistigen Vorbildformaten gefühlt mitten im Geschehen. Das macht leider die einstündigen Folgen immer mal wieder zu einer zähen Angelegenheit. Daran ändern auch kreative Einfälle, wie die dritte Episode, die teils aus der Perspektive des Hundes erzählt wird, wenig. Acht Folgen sind hier am ehesten in Gänze zu genießen, wenn man sich der Illusion hingeben kann, hier auch eine amüsante Form von Zeitgeschichtsunterricht zu verfolgen.

Wer sollte sich Eine Frage der Chemie nicht entgehen lassen?

Die tollen Kostüme, die detailgetreuen Requisiten und auch die passende Jazz-Musik im Score machen die Serie zu einer gefühlvollen Zeitreise, die aber extrem viel transportiert, was auch heute noch Relevanz hat. Dementsprechend liegen auch hier die Vergleiche mit Marvelous Mrs. Maisel und Mad Men auf der Hand. Fairerweise muss man dann aber Eine Frage der Chemie zugestehen, dass sie aus dem vergleichsweise vorgegebenen Milieu-Nachteil extrem viel rauszuholen vermag. Sei es durch den appetitanregenden Aspekt des Kochens oder die Schlagfertigkeit der Protagonistin in den toll geschriebenen Dialogen. Als Nichtkenner des Buches kann der Autor dieser Kritik nicht sagen, ob die Vorlage adäquat umgesetzt wurde. Jedoch hat die Serie doch so gut unterhalten und Neugierde geweckt, dass der Rezensent sich die Lektüre im Anschluss vorgenommen hat.

Brie Larson und Lewis Pullman
Brie Larson und Lewis Pullman verbindet in Eine Frage der Chemie mehr als die Liebe zur Wissenschaft © Apple TV+

Unser Fazit zu Eine Frage der Chemie

Eine Frage der Chemie ist eine gut geschriebene Historienserie, die schafft mit einigen Kniffen, das vermeintlich tröge Thema unterhaltsam zu vermitteln. Eine tolle Brie Larson und eine ganze Reihe von bemerkenswerten Szenen gleichen auch den fehlenden Drive an der ein oder anderen Stelle ganz gut aus. So kann man als Geschichtsinteressierter, als Kenner der Vorlage und als Fan des Genres bedenkenlos einschalten.

Eine Frage der Chemie startet am 13. Oktober bei Apple TV+ mit zwei Folgen und geht danach im Wochenrhythmus weiter!

Unsere Wertung:

 

 

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