In wessen Schatten stehen Zwillinge und Brüder wirklich? Eine mögliche Auswirkung auf das Leben stellt euch Fargo – Staffel 3 an den beiden Stussy-Brüdern vor – aber Vorsicht! Es könnte blutig zugehen…
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Kann man den Vergleich zur ersten Staffel ziehen?
Mit Fargo – Staffel 3 lieferte Noah Howley wieder das ab, mit dem er in Staffel 1 Maßstäbe gesetzt hat. Und er kann den Maßstab halten, ihn sogar weiter ziehen und die Charaktere rauchen, inhalieren und wieder auspusten, wenn er mit ihnen fertig ist. Dabei ist Fargo – Staffel 3 nur der dritte achso unglückliche Zufall, der Dinge ins Rollen bringt, die dann Dinge nach sich ziehen, wie ein Esel, der einen Heuwagen in der Wüste schiebt, bis das Seil bricht. Vielleicht, ja nur vielleicht, ist am Ende der dritten Staffel ja gar nicht das Seil gerissen. Aber der Geduldsfaden von Noah Howley, der wieder das Drehbuch beisteuerte und vereinzelt Regie führte, da er Charaktere erschafft, die zwangsläufig leiden müssen, damit noch schlimmere unter ihnen Leid erkennen können.
Aber was zum Geier passiert in Fargo – Staffel 3?
Emmit und Will Stussy (Doppelrolle Ewan McGregor) sind zwei ungleiche Brüder, die sich ähnlicher sind, als sie sich eingestehen wollen. Klingt komisch? Nun, die beiden sind Zwillinge, der eine erfolgreich, der andere eher nicht und vom Schicksal gezeichnet. Es findet ein Rosenkrieg zwischen den zwei Brüdern statt, die sich gegenseitig nicht das Schwarze unter den Fingernägeln gönnen. Emmit ist der Parkplatzkönig (Ja, dem gehören Parkplätze) und überaus erfolgreich, Will ist Polizist, wenig erfolgreich und vom Leben und dem Erfolg seines Bruders gezeichnet. Emmit hat Frau und Kind, Will hat nur Nikki (Mary Elizabeth Winstead), eine Verbrecherin, die ihm sehr ans Herz gewachsen ist. Und dann ist da natürlich noch V.M. Vargas (David Thewlis), der vor allem durch seine markanten und widerlichen Zähne großen Eindruck macht. Ein tückischer Geschäftsmann, intrigant und zu allem fähig. Wie es der Zufall will, kommt jemand zu Tode und jeder spielt eine Rolle.
Schauen wir mal ganz genau hin!
Ich habe in der Schule mal einen nicht minder bekannten Roman von Franz Kafka gelesen. Ein großartiges Buch, viele werden es kennen. Wer den Begriff kafkaesk einordnen kann, wird das Folgende noch besser verstehen können. Die erste Szene ist bereits von monumentaler Bedeutung, wenn man an Fargo – Staffel 3 richtig Spaß haben möchte und den Sinn hinter den Worten anerkennen kann. In der ersten Szene sitzen sich zwei Personen in einem kühlen Raum gegenüber, führen einen durchkalkulierten Dialog. Es geht um ein Verbrechen, das zu Unrecht bestraft werden soll. Der Oberst, der das Gespräch leitet, dreht die Worte, den gesamten Dialog so, dass es am Ende nur einen Täter geben kann, auch wenn sein Gesprächspartner die richtigen Argumente für seine Freilassung parat hat und unschuldig ist. Ein Dialog, so kunstvoll, düster und kalt, dass er nur die darauffolgenden Folgen und Stunden 2010 in Minnesota beschreiben kann.
Dabei geht es vor allem um die Worte und Sätze, wie „Ich bin unschuldig“ und „Ich war das nicht“, oder „Ich bin ein vollkommener anderer, nicht aber der, den sie suchen“. In Fargo – Staffel 3 sollen die Charaktere, wie es schon in den beiden Staffeln zuvor war, Sätze und Erkenntnisse wie „Ich bin schuld“, „Ich habe das getan“ und „Ich weiß um meine Taten und Sünden“ erlangen. Aber auch in Fargo – Staffel 3 gibt Noah Howley nicht allen seinen Charakteren die volle Laufzeit, sich zum Guten zu verändern. Wer früher gehen muss, der geht, auch wenn er es nicht verdient hat, um den anderen zu zeigen, was er angerichtet hat.
Der Vergleich zu vorherigen Staffeln
Im Gegensatz zu Staffel 2 funktioniert hier wieder alles. Die Dialoge werden wieder ausgewalzt, die Bilder tanzen zu den Worten und die Schauspieler sind unersetzbar, vor allem natürlich Ewan McGregor als Emmit und Will Stussy. Viele Dinge, die man in Staffel 2 einfach wegließ, finden hier wieder ihren Platz. Das fängt bei dem unausweichlichen Intro an und endet mit diesem phänomenalen Schlagzeug-Solo, das in dieser Staffel sein großes Comeback feierte. Ein Moment für die Ewigkeit und nicht große Unterhaltung, sondern großer Mehrwert. Überall stecken kleine Hinweise, die Worte lehren nichts weniger als das pure Leben, die Intrigen, die Macht, die Armut des kleinen Mannes und warum Richtig und Falsch zwei verschiedene Wörter sind.
Und wo wir gerade von Richtig und Falsch sprechen… wo gibt es das eigentlich in Fargo?
Was macht Fargo – Staffel 3 so besonders ?
Fargo – Staffel 3 macht deshalb alles richtig, weil Richtig und Falsch nicht vorgehalten, sondern durch Taten auseinandergehalten werden. Sehen wir uns die Charaktere einzeln an: Emmit Stussy ist der erfolgreiche und wohlhabende Parkplatzkönig von Minnesota, der sein Vermögen aber anscheinend auch nicht so ganz gerecht erlangt hat. Sein Bruder Will Stussy, der vom Erbe der Eltern weniger bekam, und mit seiner Freundin Nikki bei Kartenspielen betrügt. Nikki selbst, die vorbestraft ist und mit Will weiter krumme Dinger abzieht und der durchschaubare V.M. Vaga, den Noah Howley als Einzigen genau so unsympathisch macht, wie er es auch ist.
Hier ist keiner unschuldig. Außer vielleicht die Polizistin Gloria Burgle (Carrie Coon), die an den Mordfällen arbeitet und nicht locker lassen möchte. Aber auch für sie zahlen sich die Dinge nicht immer aus und die Hoffnung, mit eisernem Willen das Böse zu bekämpfen, schrumpft auch bei den allerbesten auf dieser Welt. Man muss nur lange genug in Minnesota im Jahre 2010 gelebt haben.
Fazit zu Fargo – Staffel 3
Alle Figuren in Fargo – Staffel 3 sind gefangen in der Ausweglosigkeit. Und das untermalt Noah Howley mit eindrucksvoller, klassischer und meist leiser Musik und trüben, dunklen Aufnahmen, dem Schnee, der Fargo und Minnesota so ausmacht, eher weniger helle Farben und genügend Sarkasmus, der der Ausweglosigkeit in Fargo den Rest gibt…
Unsere Wertung: