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    Startseite » Der Brutalist
    Drama Filme Historienfilm Thriller

    Der Brutalist

    Kenan Hasicvon Kenan Hasic14. Januar 2025Keine Kommentare7 min Lesezeit
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    Courtesy of A24
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    Der Brutalist von Brady Corbet wird bereits als heißer Oscar-Anwärter gehandelt und im letzten Spätsommer von Kritikern als modernes Meisterwerk gefeiert. Doch sind diese Vorschusslorbeeren tatsächlich gerechtfertigt?

    © Universal Pictures Germany/A24

    Der Brutalist – Die offizielle Handlung

    Nach dem Zweiten Weltkrieg wandert der jüdische Architekt László Tóth (Adrien Brody) in die USA aus, um ein neues Leben zu beginnen. Zunächst findet er Unterschlupf bei seinem Cousin Attila (Alessandro Nivola) und arbeitet in dessen Möbelgeschäft. Als die beiden den Auftrag erhalten, die Bibliothek des einflussreichen Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce) neu zu gestalten, sieht László darin seine große Chance. Doch der Plan scheitert, da der reiche Magnat nichts von dem Vorhaben weiß und die beiden kurzerhand rauswirft. Attila gibt László die Schuld und setzt ihn auf die Straße, woraufhin der Immigrant immer tiefer in seine Morphium-Sucht abrutscht. Der Traum, seine Frau Erzsébet (Felicity Jones), von der er im Krieg getrennt wurde, nachzuholen, scheint unerreichbar. Doch eine erneute Begegnung mit Van Buren ändert alles: Dieser hat inzwischen von Lászlós Ruhm als Architekt im alten Europa erfahren und bietet ihm an, ein einzigartiges, monumentales Projekt zu realisieren.

    Ein Film, der heutzutage nicht mehr gemacht wird – Was heißt das?

    „Solche Filme werden heute nicht mehr gemacht.“ Dieser Satz fällt oft, wenn cineastische Klassiker oder Genreperlen vergangener Jahrzehnte besprochen werden. Filme wie Es war einmal in Amerika von Sergio Leone, Der Pate von Francis Ford Coppola oder There Will Be Blood von Paul Thomas Anderson hinterlassen eine Lücke, die schwer zu füllen ist. Die Sehnsucht nach epischen Geschichten, die mit erzählerischem und inszenatorischem Anspruch auf die Leinwand gebracht werden, ist groß.

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    Doch die Frage bleibt: Ist das heutige Publikum noch bereit für solche Filme? Große Produktionen dieser Art sind oft mit hohen Budgets und langen Laufzeiten verbunden, was ein finanzielles Risiko birgt. Während Filmkritiker:innen und Cineast:innen diese Werke schätzen, ist ihr Kreis oft zu klein, um die breite Masse anzuziehen. Das Mainstream-Publikum bevorzugt eher kürzere, „unterhaltsame“ Filme und ist nicht immer bereit, sich auf solche überlangen, manchmal deutlich über dreistündigen Epen einzulassen – vor allem angesichts steigender Kinopreise und der Konkurrenz durch Streaming-Angebote.

    Vorhang auf für Brady Corbet

    Mit Der Brutalist scheint Brady Corbet genau diese Lücke füllen zu wollen. Sein Film wirkt auf den ersten Blick wie ein Geschenk für jene, die sich nach der Ästhetik und Erzählweise klassischer Meisterwerke sehnen. Mit einer Laufzeit von drei Stunden und 35 Minuten, gedreht nahezu vollständig auf VistaVision, in Venedig auf 70mm projiziert, ausgestattet mit einer Overtüre und einer 15-minütigen Intermission, ist der Film ein technisches und inszenatorisches Statement. Beeindruckend ist auch das Budget: Mit unter 10 Millionen Dollar Kosten scheint Corbet bewiesen zu haben, dass solche Filme auch heute noch realisierbar sind.

    Doch bleibt die Frage: Ist sein Werk tatsächlich eine cineastische Oase für diese Sehnsüchte – oder entpuppt es sich als Fata Morgana?

    Haben sich diese Ambitionen ausgezahlt?

    Als ich Der Brutalist in Venedig sah, war die zentrale Frage, ob der Film überhaupt das Potenzial besitzt, den Kinomarkt zu erobern. Die Antwort kam prompt: A24 sicherte sich die Verleihrechte für Nordamerika, und Focus Features wird den Film hierzulande veröffentlichen. Was Corbets Werk unbestreitbar ist, ist eine monumentale Leistung, getragen von enormer Leidenschaft. Laut eigenen Aussagen erstreckte sich die Entstehung des Films über mehr als sieben Jahre – unterbrochen von COVID-Pausen – und stellte eine nervenzehrende Herausforderung für den Regisseur und seine Crew dar.

    Mit einem Budget von knapp 10 Millionen Dollar entschied sich Corbet bewusst gegen die Unterstützung eines finanzstarken Studios und für die kreative Freiheit eines Independent-Films. Doch dieser Weg forderte seinen Tribut: kostenlose Arbeit über Jahre hinweg und die ständige Angst, die eigenen ambitionierten Ziele nicht erreichen zu können. Der Brutalist ist nicht nur ein Film, sondern auch ein Zeugnis von Hingabe, künstlerischer Vision und dem Konflikt zwischen wirtschaftlichen Zwängen und kreativer Kontrolle. Diese Ambition spiegelt sich nicht nur hinter der Kamera, sondern auch in der epischen Erzählung über das Leben von László Tóth wider.

    Adrien Brody und Alessandro Nivola © Universal Pictures Germany/A24

    Mehr als nur eine Geschichte über Immigration, …

    Brady Corbet beschreibt seine Faszination für die zyklische Beziehung zwischen Trauma und Kultur. Der Brutalist erforscht eine Ära der Restauration, in der ein zerstörtes Europa nach dem Zweiten Weltkrieg seine Identität neu definieren musste. Im Zentrum steht László Tóth, dessen Geschichte auf Ellis Island beginnt. Die Ankunft in Amerika, das Umkehren der Freiheitsstatue und die Schrecken des europäischen Krieges, die ihn nicht loslassen, bilden eine eindrucksvolle visuelle Eröffnung.

    Von Anfang an ist László von Trauer, Einsamkeit und Hoffnung umhüllt. Die Motive der migrantischen Erfahrung durchziehen die gesamte erste Hälfte des Films: der Versuch, in einer neuen Welt eine Identität zu finden, die Herausforderungen des Lebens in Armut und die Sehnsucht nach familiärem Wiedersehen. Erst als der reiche Geschäftsmann Harrison Lee Van Buren Lászlós Talent erkennt, beginnt der Aufstieg: Der Architekt darf seinen Beruf ausüben, soziale Klassenbarrieren überwinden und den amerikanischen Traum scheinbar leben. Doch Der Brutalist erzählt keine einfache Geschichte von Erfolg. Vielmehr stellt Corbet eine klassische Erzählung von Aufstieg und Fall in den Kontext des kapitalistischen Systems und seiner zerstörerischen Macht.

    … sondern auch eine Geschichte über die Angst, alles zu verlieren

    Während die erste Hälfte des Films Lászlós leidenschaftlichen Versuch zeigt, sich zu integrieren und Stabilität zu finden, setzt nach der Intermission eine dramatische Wendung ein. Die Bilder werden düsterer, und Adrien Brodys Performance zeigt eine Figur, die seelisch und körperlich zerbricht. László wird zunehmend Opfer der Ausbeutung durch Van Buren, entfremdet sich von seiner Familie und verliert den Glauben an die amerikanische Realität.

    Doch die wahre Tragödie liegt in Lászlós tief verwurzelten Ängsten. Als jüdischer Immigrant ist er ständig von der Furcht begleitet, dass alles, was er sich aufgebaut hat, in einem Augenblick zerstört werden könnte. Antisemitismus, soziale Ausgrenzung und Klassenkämpfe sind Teil seiner Realität, doch die größere Bedrohung ist das „weiße Rauschen“ in seinem Inneren – die omnipräsente Erinnerung daran, dass Menschen in Machtpositionen jederzeit entscheiden können, ob sein Leben und seine Leistungen anerkannt werden oder nicht.

    Diese Ängste, kombiniert mit seinem Drang nach Selbsterhaltung und der Suche nach Macht, zeichnen ein vielschichtiges Bild von László Tóth. Corbet gelingt es, die inneren und äußeren Konflikte seines Protagonisten in den Vordergrund zu stellen. Dabei schafft er nicht nur eine Parabel über das Leben eines jüdischen Immigranten, sondern auch eine universelle Geschichte über Trauma, Macht und die Zerbrechlichkeit menschlicher Errungenschaften. Am Ende stellt László Tóth eine Figur dar, die tief im Herzen etwas verkörpert, das in der realen Welt oft verloren gegangen scheint – eine kämpferische Menschlichkeit, die sich inmitten widrigster Umstände behauptet. Diese Erfahrung, als auch der eigene Drang nach Selbsterhaltung und eigener Macht, zeichnen ein vielschichtiges Bild von Brady Corbets Hauptfigur, weil er tief im Herzen etwas darstellt, was in der Wirklichkeit außerhalb des Kinos verloren gegangen ist. 

    Die Faszination dahinter

    Warum ausgerechnet der Brutalismus? Warum ist László Tóth ein Architekt? Diese Fragen standen im Vorfeld von Brady Corbets Der Brutalist im Raum. Corbet selbst bietet eine klare Antwort: Mit der fiktiven Biografie Tóths zieht er eine Parallele zwischen der Kunst des Filmemachens und dem Brutalismus. Gleichzeitig schafft er mit Adrien Brodys intensiver Performance ein schmerzvolles Denkmal für all jene jüdischen Künstler:innen, die durch den Holocaust aus ihrer Heimat vertrieben und ihrer Berufung beraubt wurden. Der Film ist eine Hommage an Architekt:innen, die verbannt, vergessen und aus ihrer Wirkungsstätte entwurzelt wurden.

    Der historische Kontext des Brutalismus ist dabei essenziell, um die symbolische Ebene des Films zu entschlüsseln. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der Stil einen Aufschwung, da er sich ideal für den schnellen und kostengünstigen Wiederaufbau zerstörter Metropolen eignete. Der rohe Beton spiegelte die Ehrlichkeit und die Schwere der Nachkriegszeit wider, während die vorherige Architektur mit ihrer dekorativen Pracht – wie etwa das Chrysler Building – angesichts der Schrecken von Holocaust und Atombombe plötzlich deplatziert wirkte. Der Brutalismus verkörperte eine neue Realität, die sich von der Fantasie und dem Eskapismus der Vorkriegszeit lossagte.

    Zugleich war der Stil ein Ausdruck von Hoffnung, Sicherheit und Stabilität – ein vertrauenswürdiges Fundament für eine Welt, die sich gerade erst von den brutalsten Kapiteln der Menschheitsgeschichte erholte. Besonders im Ostblock fand der Brutalismus Anklang, da seine Bauten als Symbol für die „kleinen Menschen“ galten. Der Stil zelebrierte eine raue, ehrliche Schönheit, die sich aus der Brutalität der Welt speiste.

    Szenenaufnahme aus Der Brutalist © Universal Pictures

    © Universal Pictures Germany/A24

    Unser Fazit zu Der Brutalist

    5.0 Meisterwerk

    Der Brutalist ist nicht nur ein künstlerisches Ereignis, sondern auch ein Manifest für die Macht des Kinos. Brady Corbet gelingt es, mit diesem Mammutprojekt einen zutiefst bewegenden Film zu erschaffen, der sich mit László Tóth als eine der faszinierendsten Figuren des modernen Arthouse-Kinos verewigen könnte. Adrien Brody liefert eine überragende Performance ab, die an seine oscarprämierte Darstellung in Der Pianist erinnert und ihm womöglich eine zweite goldene Statue einbringen könnte. Brody verkörpert Tóth mit einer Mischung aus Verletzlichkeit und Stärke, als einen Mann, dessen Leben mehrfach zerbrochen wurde, der jedoch immer wieder seinen Platz in einer feindlichen Welt sucht.

    Neben Brody glänzen auch Guy Pearce und Felicity Jones. Pearce’ Harrison Lee Van Buren ist ein skrupelloser, charmanter und zugleich eiskalter Antagonist. Die Beziehung zwischen ihm und Tóth ist ein elektrisierender Machtkampf zweier Männer, die beide von Ambitionen und Abgründen getrieben sind.

    Die visuelle Ästhetik des Films ist atemberaubend. Kameramann Lol Crawley (Utopia) erschafft Bilder, die brachial, poetisch, schmutzig und zugleich überwältigend schön sind – möglicherweise Oscar-würdig. Ebenso beeindruckend ist Daniel Blumbergs hypnotisierende Filmmusik, die die emotionale Tiefe des Films noch verstärkt, sowie der präzise Schnitt, der die epische Laufzeit von über dreieinhalb Stunden trägt.

    Ob Der Brutalist und Brady Corbet in die seltenen Sphären von Coppola oder Leone aufsteigen werden, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Dieses Werk ist ein zeitloser Klassiker in der Entstehung. Es ist ein Film, der das Kino feiert und auf der großen Leinwand erlebt werden will. Mit seiner enormen Laufzeit und thematischen Schwere wird er nicht jedermanns Geschmack treffen, doch wird er von allen respektiert werden. Der Brutalist ist eine Ode an die Kunst – roh, leidenschaftlich und unvergesslich.

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