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    Startseite » Hard Hit
    Filme

    Hard Hit

    Timo Asmussenvon Timo Asmussen6. Dezember 2021Keine Kommentare4 min Lesezeit
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    Sung-kyu kann nicht aus seinem Auto und wird von Polizisten umstellt - Hard Hit
    © Capelight Pictures
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    „Wenn du aus dem Auto steigst, wird eine Bombe explodieren“ – wem dieser Satz aus Kim Changjus Hard Hit bekannt vorkommt, der hat vermutlich Christian Alvarts Steig.Nicht.Aus! aus dem Jahre 2018 gesehen. Ob das südkoreanische Remake vom Remake neue Akzente setzen und damit auch überzeugen kann, erfahrt ihr in unserer Kritik!

    https://www.youtube.com/watch?v=m2HBRcBIu-4

    Auf dem Plakat zu Hard Hit sieht man den verzweifelten Seung-kyu am Steuer seines Wagens
    Das Plakat zu Hard Hit © Capelight Pictures

    Die Handlung von Hard Hit

    Sung-Kyu (Jo Woo-Jin) ist ein hohes Tier in einer Bank. Als er sich eines Tages in sein Auto setzt, um Tochter und Sohn zur Schule zu fahren, erhält er einen Anruf eines unbekannten Teilnehmers. Dieser offenbart ihm, dass unter seinem Sitz eine Bombe platziert ist, die, sollte er das Auto anhalten oder gar verlassen, explodieren wird…

    Das Offensichtliche – Der Vergleich mit den Vorbildern

    Man kommt nicht umher, Hard Hit mit den jeweiligen Originalen zu vergleichen. Die wenigsten Kinogänger:Innen wissen allerdings, dass der Genre-Film, eine in Deutschland zum Scheitern verdammte Machart – außer man dreht Komödien mit Til Schweiger -,  ebenfalls ein Remake des spanischen Anrufer unbekannt (El desconocido) ist. Im Groben folgt der Film, zu dem Changju auch das Drehbuch verfasste, der Prämisse des Originals. Doch im Vergleich zu Alvarts 2018er-Remake fehlt Kims Interpretation eine (im Falle von Steig.Nicht.Aus! ohnehin bemüht wirkende) kurze Einführung der Hauptfigur Sung-Kyu. Stattdessen geht es ohne große Umschweife in die Vollen und man hegt die Hoffnung, einen kleinen, feinen Reißer zu bekommen.

    Bestürzt sitzt Sung-Kyu am Steuer seines Autos und lauscht den Ausführungen des Unbekannten am anderen Ende des Mobiltelefons, während auf dem Rücksitz sein kleiner Sohn schläft - Hard Hit
    Sung-kyu wird am Telefon von einem Unbekannten bedroht © Capelight Pictures

    Optisch abgespeckt, inhaltlich zugelegt – ein Akzent mit Mehrwert?

    Doch mit zunehmender Spielzeit wird klar, welchen Akzent Changju setzt. Statt inszenatorischer Kniffe wie Alvarts Version, die in zwei langen Plansequenzen visuelle Highlights liefert, bietet Hard Hit eher wenige erinnerungswürdige Szenen. Vielmehr überlädt das Drehbuch die Figur von Sung-Kyu mit einem moralischen Ballast, der sich erst im Laufe des Films gänzlich offenbart und in Rückblenden umständlich erklärt wird. Dem Tempo des Films, welches er vorher an den Tag gelegt hat, tut diese Entscheidung weniger gut und er gerät merklich ins Stocken. So wird aus dem Thriller, ob gewollt oder nicht, am Ende ein moralisches Lehrstück, was tonal nur bedingt passend erscheint.

    Schauspielerisch abgeliefert

    Einen kleinen Pluspunkt liefern die Akteure, denn hier kann Hard Hit den Vergleich mit Steig.Nicht.Aus! für sich entscheiden. Es mag am Pathos liegen, welches in deutschen Genre-Produktionen unfreiwillig komisch wirkt, aber das Spiel von Jo Woo-Jin überzeugt einfach deutlich mehr als Wotan Wilke Möhrings. Zwar ist die moralische Keule gegen Ende eine Kröte, die man erst einmal schlucken muss, doch wiegt die Last Sung-Kyus wesentlich schwerer als in Alvarts Interpretation, in der zusätzlich noch die klischeehafte Entfremdung des Workaholics und dessen Eheprobleme hinzugefügt wurden.

    In der improvisierten Operationszentrale des Sondereinsatzkommandos lauscht die mit einer schusssicheren Weste bekleidete Leiterin am Walkie-Talkie, während ihre Männer die Lage genau im Blick behalten - Hard Hit
    Die Polizei beäugt das Geschehen kritisch © Capelight Pictures

    Die Inszenierung – effizient und ohne großen Schnörkel

    Kleinere Action-Momente inszeniert Changju souverän und durchaus mitreißend, die Kamera ist angenehm nah am Geschehen, ohne dabei die Übersichtlichkeit zu verlieren oder in shacky cam-Orgien zu verfallen. Eine Sequenz mitten in der City von Busan hinterlässt bleibenden Eindruck, während über die restliche Spielzeit schnörkellos und straff inszeniert wird. Merklich an Spannung und Drive büßt der Film nach der großen Offenbarung des Anrufers ein. Am Schluss bleibt daher der Eindruck, dass die Motivation des Anrufers zwar nachvollziehbar und durchaus emotional geraten ist, aber doch reichlich dick aufgetragen und mit der Moralkeule geschwungen wird.

    Unser Fazit zu Hard Hit

    Changju Kims Interpretation des Originalstoffes ist bisweilen mitreißend und packend inszeniert. Etwas näher an den Figuren als die deutsche Variante ist er allemal, dafür fehlt die inszenatorische Finesse. Die spannende Prämisse wird zwar konsequent zu Ende geführt, aber den Gesamteindruck trübt die allzu starke Fixierung auf die Moral und kathartische Wirkung für die Hauptfigur. Das wirkt im ansonsten straff und schnörkellos inszenierten Film doch etwas deplatziert.

    Hard Hit lief im Rahmen des Fantasy Filmfests 2021 und erscheint am 21. Januar 2022 auf DVD, Blu Ray und in einer limitierten Collectors Edition im Mediabook!


    © Capelight Pictures

    Timo Asmussen

    Als Timo vor grauer Vorzeit wieder mal "Ducktales - Jäger der verlorenen Lampe" im Videorekorder vermutete, lag dort allerdings "Terminator 2". Und so schaute er, heimlich, allein und ohne es damals zu erahnen, einen der besten Filme aller Zeiten. Vermutlich war da seine Liebe für das Medium Film entfacht. In seiner Heimatstadt war Mitte der 90er bereits ein Kinosessel zu finden, der leichte Abdrücke seines Gesäßes aufwies, denn zu jener Zeit war die Frage, nicht ob, sondern was am Mittwoch für sieben Mark am Kinotag geguckt wird. Sobald Timo ein eigenes Zimmer besaß, wurde dieses mit einem Fernseher bestückt. Und das wohl größte Geschenk machte er sich dann zum 18. Geburtstag selbst - eine Mitgliedschaft in einer Videothek. Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch sein Alias "dervideothekar", welches seine Social-Media-Kanäle ziert. Doch dass Timo neben dem Regal "Actionfilme" geboren wurde, muss ins Reich der "urban legends" verbannt werden. Seit mehr als drei Jahren ist er vor den Mikrofonen von Filmtoast und Tele-Stammtisch. Dazu textet und spricht er über eigentlich jedes Genre, mit leichten Abstrichen beim deutschen Heimatfilm. Aber das er seine (recht lange) Nase auch mal bei Kino+ in die Kameras halten würde, war so nie geplant. Aber da einer seiner Lieblingsfilme "Besser geht´s nicht" ist, passt's ja. Wenn ihr ihn demnach mal trefft, sprecht ihn einfach an, er freut sich!

    • Timo Asmussen
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