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Ein Schiffswrack im Meer liegend

Godzilla Minus One

Nachdem Hideaki Anno seine ganz eigene Version von Godzilla erschaffen durfte und sich auch Warner Bros. innnerhalb des MonsterVerse austoben konnte, ist nun wieder Toho an der Reihe. Kann Godzilla Minus One an die großartigen Filme der Kaiju-Reihe anknüpfen oder ist es wieder ein einziger „Mann im Gummianzug“-Klamauk? Hier erfahrt ihr es in unserem Review.

GODZILLA MINUS ONE - Trailer (OmdU)

TitelGodzilla Minus One
Jahr2023
LandJapan
RegieTakashi Yamazaki
DrehbuchTakashi Yamazaki
GenreAction, Sci-Fi/Fantasy
DarstellerRyunosuke Kamiki, Minami Hamabe, Sakura Ando, Kenji Noda, Munetaka Aoki
Länge124 Minuten
FSKn/v
VerleihPeppermint Anime
Das Kinoplakat zu Godzilla Minus One ©Peppermint Anime

Die Handlung von Godzilla Minus One

Auf dem kleinen Eiland Odo sind zum Ende des Zweiten Weltkriegs immer noch einige japanische Soldaten stationiert. Denn um Kamikaze-Fliegern mit ihren technischen Problemen zu helfen, dient der kleine Stützpunkt mitten im Pazifik als Anlaufstelle für diese Piloten. So ist auch Koichi Shikishima dort gelandet und muss dort eines Nachts mit ansehen wie seine Kameraden von einer tödlichen Bestie namens Godzilla wie Ameisen zerquetscht werden. Zwar könnte er als Pilot das Maschinengewehr seines Flugzeugs bedienen und somit noch den ein oder anderen Soldaten retten, doch Koichi versagen die Nerven. Dennoch überlebt er zusammen mit einem anderen Mann den Angriff und kehrt somit wohlbehalten – aber mit viel Schuldzuweisungen – zurück nach Tokyo. 

Dort angekommen sieht er sich erneut mit Tod und Zerstörung konfrontiert. Japan verlor gerade den Krieg und verkündete seine Kapitulation, das Land liegt also in Trümmern und so muss jeder erst mal sehen wo er bleibt. Eines Tages trifft er auf dem Markt jedoch die junge Frau Noriko, die im unversehens ein Kind in die Arme legt. Nach einigen anfänglichen Querelen entschließen die beiden aber zusammenzuziehen und ein gemeinsames Leben zu starten. Das alles wären also keine schlechten Bedingungen für ein Happy End, wenn vom Meer aus nicht eine große Bedrohung auf die japanische Hauptinsel zusteuern würde – Godzilla.

Ein Schiffswrack liegt im Meer
Die ersten Hinweise auf Godzilla versprechen nichts Gutes. ©Peppermint Anime

Kritik oder Klamauk?

Ich selbst bin in einer Zeit aufgewachsen in der man die Godzilla-Filme eigentlich eher als Klamauk ansah. Immerhin steckten die Filmemacher damals einen Mann in ein Gummi-Kostüm und ließen den dann gegen andere kostümierte Schauspieler kämpfen und lustig durch ein paar Miniatur-Städte poltern. Erst später wurde mir bewusst, dass die Godzilla-Reihe häufig auch einen ernsten Unterton in den Geschichten hatte. So verarbeitete Ishiro Honda mit dem ersten Film im Jahr 1954 die atomare Katastrophe rund um Hiroshima und Nagasaki, spätere Werke wie zum Beispiel Godzilla vs. Hedorah kritisierten die extreme Umweltverschmutzung oder im Falle von Annos Shin Godzilla das Krisenmanagement rund um das große Tohoku-Erdbeben von 2011. 

Dennoch ist auch klar: wenn Godzilla bei einem seiner Widersacher zu einem Wrestling-Move ansetzt oder sein Sohn Minilla winkend durch die Gegend springt, geht es auch mal etwas lustiger und weniger ernsthaft zu. So kann man sich also bei Godzilla Minus One erst einmal die Frage stellen, in welche Richtung die Macher*innen mit diesem Film gehen wollten.

Doch schon die obige Zusammenfassung der Story sollte deutlich machen, dass hier erneut die Verarbeitung der japanischen Geschichte im Mittelpunkt steht. Der Zweite Weltkrieg und besonders die Niederlage Japans finden in Takashi Yamazakis Film immer wieder ihren Platz. Vor allem der Umgang mit Menschenleben durch den Kaiser und seiner Untergebenen sieht sich deutlicher Kritik ausgesetzt und wird mehrere Male thematisiert. Durch den leicht Pathos-behafteten Einsatz einiger Kriegsschiffe wie der Yukikaze oder dem Shinden-Flugzeug wird diese Kritik aber immer wieder aufgeweicht – zumindest fühlt es sich so an.

Platz an der Kritik-Front findet Yamazaki außerdem für den Umgang der Politiker*innen mit den Einwohnern Japans im Bezug auf die Corona-Pandemie. Die Bürgerwehr, die sich letztlich für den Kampf gegen Godzilla bildet, hat ihren Ursprung ganz klar in der nicht vorhandenen Handlungsfähigkeit der Regierung zur Hochzeit der Pandemie und dem Ohnmachtsgefühl der Bevölkerung. Hier werden also gleich mehrere Finger in einige Wunden gelegt! 

Passanten laufen in Richtung des Zuschauers, Godzillas Fuß steht im Hintergrund
Gibt es eine ikonischere Szene für einen Godzilla-Film? ©Peppermint Anime

Alles Gute zum 70.!

Toho benennt seine Godzilla-Reihen meist nach der aktuellen Ära, die durch die kaiserliche Amtszeit vorgegeben wird. Aktuell befindet sich Japan in der Reiwa-Ära und so sind die Filme seit Shin Godzilla – also zumindest die japanischen Produktionen – auch dieser zuzuordnen. Godzilla Minus One ist nun der fünfte Film der Reiwa-Zeit – die Anime-Trilogie wird als je ein Eintrag gewertet – und Tohos 30. Teil der Reihe. Obendrauf feiert das Franchise im kommenden Jahr seinen 70.Geburtstag, was das aktuelle Werk von Yamazaki noch einmal bedeutender macht und ihm vermutlich noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit beschert. 

Aber die Japaner enttäuschen hier keinesfalls. Toho fährt für Godzilla Minus One nämlich sämtliche Register auf und präsentiert hier einige beeindruckende, visuelle Effekte. Egal ob Godzillas Auftauchen aus dem Meer, der alles vernichtende Hitzestrahl oder die dampfende Haut der Riesenechse nach dessen Einsatz – die Effekte im aktuellen Godzilla-Film können sich echt sehen lassen. Die Riesenechse wirkt wieder deutlich aggressiver als in manchem Vorgänger, vorbei sind auch die Zeiten der etwas seltsam anmutenden Entwicklungsstadien wie im 2016er Shin Godzilla. Man erzeugt hier einige beeindruckende Bilder, die im Zusammenspiel mit der ikonischen Musik sicherlich für Gänsehaut bei dem ein oder anderen Kaiju-Fan sorgen werden. Wenn Godzilla durch Tokyo stampft, die Passanten in Panik davon laufen und dabei die ersten Takte des Themes erklingen, verzaubert einen die Szenerie mit ihrem Bombast und der Epik. 

Passanten und Godzilla stehen vor einer riesigen Explosion
Godzilla legt wieder ganz Tokyo in Schutt und Asche ©Peppermint Anime

Der Star ist das Monster!

Auch wenn Godzilla Minus One der neueste Teil dieses riesigen Franchises ist, setzt Regisseur Yamazaki eher auf – zumindest für die westlichen Zuschauer*innen – unbekannte Gesichter. Zwar darf man Sakura Ando in einer Nebenrolle bestaunen, Hauptdarsteller Ryunosuke Kamiki oder die Darstellerin der Noriko, Minami Hamabe, hat man wohl eher schon mal gehört oder gesehen, wenn man sich eingehender mit dem japanischen Kino befasst hat. Und das zieht sich so durch den ganzen Film, der Star soll hier wohl definitiv Godzilla bleiben. 

Zu guter Letzt sollen auch die vielen Anspielungen auf die alten Filme und den Ursprung der Reihe nicht unerwähnt bleiben. So hatte die Insel Odo schon im 54er Godzilla eine prominente Rolle und auch der Plan zur Vernichtung des Monsters in Godzilla Minus One weist einige Parallelen zum Erstling auf. Im Stile eines Dokumentarfilms wird auch noch vermeintliches Material der US-Navy eingespielt, die den Weg Godzillas durch das Meer bis zur japanischen Hauptinsel verfolgt und eben auf Film festgehalten hat. Es sind vor allem diese Momente, die Godzilla Minus One beinahe so wichtig und wegweisend für die Reihe scheinen lassen wie es damals beim ersten Film der Fall war.

Unser Fazit zu Godzilla Minus One

Godzilla Minus One ist ein grandioser Kaiju-Film, der den König der Monster entsprechend inszeniert. Tolle Effekte, grandiose Bilder und ein sehr sympathischer Cast alleine wären schon Garanten für einen gelungenen Film. Doch in Kombination mit der angebrachten Kritik und den durchaus ernsten Untertönen, kann man Godzilla Minus One als einen der besten Filme der Reihe betrachten. Da verzeiht man auch mal den ein oder anderen unlogischen Moment.

Godzilla Minus One startet am 01.12.2023 in den deutschen Kinos.

Unsere Wertung:

 

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© Peppermint Anime

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