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Der Killer

David Fincher hat für einige der besten Thriller der letzten 30 Jahre verantwortlich gezeichnet. Seit einigen Jahren pflegt er eine Kooperation mit Netflix, doch deren letzte Produktion Mank konnte an die früheren Werke nicht anschließen. Bringt nun Der Killer Fincher zurück in die Erfolgsspur?

Der Killer | Offizieller Trailer | Netflix

TitelDer Killer (OT: The Killer)
Jahr2023
LandUSA
RegieDavid Fincher
DrehbuchAndrew Kevin Walker
GenreDrama, Thriller
DarstellerMichael Fassbender, Tilda Swinton, Charles Parnell, Arliss Howard, Kerry O’Malley, Sophie Charlotte, Emiliano Pernía, Gabriel Polanco
Länge118 Minuten
Altersempfehlungab 16 Jahren freigegeben
StreamingdienstNetflix
Poster zu Der Killer
Poster zu Der Killer © Netflix

Der Killer – Die offizielle Handlungsangabe

Nach einem verhängnisvollen Fehlschuss gerät ein skrupelloser Auftragsmörder nicht nur mit seinen Auftraggebern in Konflikt, sondern beginnt auch mit sich selbst zu hadern.

“I liked the idea of exploring the inner psyche of somebody who kills for a living. And how he qualifies his notion of what he’s doing from what other people might ‘misperceive’ it as. I liked the idea of James Bond by way of Home Depot. And we love revenge movies, but the reality of revenge is there’s a lot about it that should make audiences uncomfortable. We’re going to explore that. We want to involve viewers in all of it.” David Fincher

„Erstaunlich wie anstrengend es sein kann, nichts zu tun.“

Mit diesen Worten beginnt der neue Fincher-Film nach einem schönen, stimmungsvollen Intro, das jedoch aufgrund der überschaubaren Crew schon mal vergleichsweise kompakt daherkommt. Was dann auf das Publikum einprasselt sind in erster Linie einmal die inneren Monologe des namenlosen Protagonisten, Gesellschaftsbeobachtungen, Floskeln, pointierte Witze. Man lernt die Fassbender-Figur über seine Gedankenprozesse kennen, bekommt schnell ein Gefühl für den Intellekt und das Weltbild dieses Charakters. Zusätzlich charakterisiert wird er durch ein extrem feingeistiges Spiel des Deutsch-Iren. Wie er ein Fernrohr hält, wie er auf bestimmte Beobachtungen mimisch reagiert – geschliffen und bis in die Wimpernspitzen beabsichtigt. Der titelgebende Killer ist ein Perfektionist, nahezu pedantisch, irgendwie auf den ersten Blick als Ordnungsfanatiker auszumachen. Das porträtiert natürlich seinen „Berufsstand“ oder zumindest das Klischee eines lautlosen Auftragskillers genauso, wie es auch die Akribie widerspiegelt, die man Regisseur David Fincher bei seiner Arbeit nachsagt.

Ich bin nicht außergewöhnlich. Ich bin nur ein Teil.

Klar, zwei Stunden kann man dieses Ein-Personen-Stück natürlich nicht durchziehen, wenngleich man paradoxerweise irgendwie doch Fassbender stundenlang noch weiter dabei zusehen möchte, wie er aus sicherer Distanz andere Menschen beobachtet. Aber irgendwann drückt er nunmal ab – auch dieser Moment wird mit einer außerordentlichen Stilsicherheit fotografiert – und die eigentliche Geschichte nimmt ihren Lauf. Die Kapitelstruktur passt dann auch wieder exzellent, denn die Vorlage des Thrillers ist nun mal eine Graphic Novel, was man ansonsten eher nur marginal merkt.

Der Killer: Michael Fassbender geht im hellen Anzug über einen kleinen Platz vor einer Kirche. Hinten Parkbänke und ein paar Fahrzeuge.
Der Killer: Michael Fassbender © Netflix

„Mir ist alles scheißegal.“

Obgleich die Persönlichkeiten unterschiedlicher kaum sein könnten, weckt Der Killer doch unweigerlich Erinnerungen an Drive mit Ryan Gosling. Auch dort wird eine Geschichte einem speziellen Typ auf den Leib geschneidert, auch dort schafft es eine Figur aus dem Stand Kultpotential zu entwickeln. Und wie Gosling im Refn-Thriller seine darstellerischen Qualitäten mit messerscharfer Präzision zu untermauern schaffte, gelingt dies nun Fassbender. Dass der Magneto-Darsteller dies eigentlich niemandem mehr beweisen musste, steht außer Frage. Aber irgendwie kulminieren hier nun seine Qualitäten auf eine Art und Weise, dass man schon nach der ersten Sichtung felsenfest behaupten wird, dass kein anderer die Rolle auch nur annähernd so überzeugend hätte spielen können.

Empathie ist Schwäche.

Und wie ebenfalls bei Drive ist auch hier der Look und die Musik genauso mitverantwortlich für einen ad hoc wiedererkennbaren Stil. Ein weiteres Mal kooperierte Fincher mit Atticus Ross und Trent Reznor und auch diese Zusammenarbeit ist ein voller Erfolg. Insbesondere der Einsatz der Songs von The Smiths ist ein Geniestreich. Die kongeniale Kameraarbeit von Eric Messerschmidt tut ihr Übriges, um auch diesen Faktor auf das gewohnte Niveau einer Fincher-Produktion zu hieven.

Execution is everything.

Über weite Strecken ist dieser Thriller sehr ruhig und passt sich dem wortkargen Hauptakteur an. Aber wie die Titelfigur aus dem Konzept gebracht wird, um die Story ins Rollen zu bringen, wechselt auch Der Killer dann in den nächsthöheren Gang, wenn es um die „Ausführungen“ geht. Die Action-Szenen sind auch sehr stark gemacht, irgendwie Gegenentwurf und Bestätigung zur überbordenden John-Wick-Ästhetik zugleich. Die Dialoge sind eventuell etwas überkandidelt, aber auch das passt auf seltsame Art und Weise wieder in den Gesamtkontext und sei es als Spiegelung zum inneren Monolog der Fassbender-Figur. Dementsprechend zahlt es sich doch auch aus, exzellente Charakterdarsteller wie Charles Parnell und Tilda Swinton für die kurzen Momente im Cast zu haben. Denn diese Ausnahmekönner brauchen nur Sekundenbruchteile, um Filmen ihren Stempel aufzudrücken.

Wenn ein Film schon diesen Titel bekommt, dann erwartet der geneigt Thriller-Fan auch, dass es überzeugende Tötungsszenen gibt. Hier enttäuscht Fincher ebenfalls nicht. Nicht nur, dass die Brutalität gefühlt etwas aus dem Nichts kommt, auch die Beiläufigkeit passt zur Attitüde des Titelhelden, nur seiner Arbeit nachzugehen. Wenn er kurz bevor er den Abzug drückt und ein anderes Instrument seiner Wahl für eine Ermordung einsetzt, diesen schwer zu deutende Blick hat, dann läuft einem jedem im Zuschauerraum ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter.

Unser Fazit zu Der Killer

Den einzigen Vorwurf, den der Rezensent diesem Film an dieser Stelle machen könnte, ist, dass das Selbstvertrauen, mit dem Fincher hier ans Werk gegangen ist, Der Killer sehr deutlich anzusehen ist. Alle Puzzleteile vor und hinter der Kamera fügen sich zu einem immersiven, stimmigen Gesamtbild zusammen, das Kultpotential hat. Die Gangart mag nicht jeden abholen. Vielleicht empfinden einige im Publikum diese Inszenierung auch tatsächlich als zu prätentiös. Doch wer sich auf diese Mischung aus Film-Noir und Psychogramm einzulassen bereit ist, wird jede der gemäldeartigen Aufnahmen zu schätzen wissen, jeden Ton honorieren – und Michael Fassbender im Anschluss endgültig vergöttern.

Der Killer läuft ab dem 10. November 2023 bei Netflix!

Unsere Wertung:

 

 

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