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Henry: Portrait of a Serial Killer

John McNaughtons Regiedebüt Henry: Portrait of a Serial Killer wird über 30 Jahre nach seiner Entstehung in Ultra High Definition erneut aufs Publikum losgelassen – und hat nichts von seiner morbiden Faszination und seinem kalten Grauen eingebüßt.

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TitelHenry: Portrait of a Serial Killer
Jahr1986
LandUSA
RegieJohn McNaughton
DrehbuchRichard Fire, John McNaughton
GenreThriller, Drama
DarstellerMichael Rooker, Tom Towles, Tracy Arnold
Länge83 Minuten
FSKab 18 Jahren freigegeben
VerleihTurbine Medien
Filmcover zum Film Henry auf dem Michael Rooker in die Kamera starrt
Das Cover des deutschen Mediabooks mit Scott Saslow-Artwork. | Henry: Portrait of a Serial Killer © Turbine Medien

Die Handlung von Henry: Portrait of a Serial Killer

Henry (Michael Rooker) und Otis (Tom Towles) bewohnen gemeinsam ein kleines Apartment in der Downtown Chicagos als eine Art Zweckgemeinschaft. Beide kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit im Gefängnis und halten sich mittels kleiner Jobs über Wasser. Als Otis jedoch erfährt, dass Henry ein Serienkiller ist, der sich wahllos durch den Großstadtdschungel mordet, findet er in ihm nicht nur einen Lehrer sondern auch schnell Gefallen an ihren gemeinsamen Mordtouren.

Eines Tages zieht jedoch Otis’Schwester Becky (Tracy Arnold) bei den beiden Männern ein, was eine dramatische Abwärtsspirale in Gang setzt…

Im Film Henry: Portrait of a Serial Killer stehen Tracy Arnold als Becky, Michael Rooker als Henry und Tom Towles als Otis gemeinsam an einem Küchentisch und plaudern beim Abendessen.
Becky (Tracy Arnold) fühlt sich bei den beiden Männern gut aufgehoben. | Henry: Portrait of a Serial Killer © Turbine Medien

Beklemmend und brutal

John McNaughtons Debütfilm zählt nun mittlerweile fast 36 Jahre und hat dennoch nicht das Geringste von seiner Wucht verloren. Henry ist ein kaltes, beklemmendes und verstörendes Monster von einem Film, das in seiner Intensität sogar dem gemeinhin als Blaupause für den Serienkillerfilm umschriebenen Maniac den Rang abläuft.

Denn anders als viele Werke des hochgelobten 1980er-Jahrgangs im Horrorgenre verweigert sich Henry einer Sache: er verzichtet konsequent auf ein fantastisches und somit distanzierendes Element. Ebenso gibt es hier keine übertriebenen Splattereffekte, welche letztlich ein probates Mittel im fantastischen Kino sind, um Unterhaltung zu erzeugen. McNaughton platziert seinen Film, und damit auch seine Hauptfigur des Henry, somit in unmittelbarer Nähe zum Publikum und versagt ihm so jede Sicherheit.

Stattdessen zeigen sich die ausgeführten Gewalttaten nur andeutungsweise – was wiederum unnachgiebig die Imagination des Zuschauers befeuert – oder in ihrem Ergebnis. Doch egal wie, sie sind immer roh, animalisch, triebhaft und gerade deswegen unberechenbar – was sie von jeglichem Unterhaltungswert befreit und gnadenlos realistisch erscheinen lässt. Die Brutalität der Mörder zeigt sich deshalb weniger in ihren Taten, sondern der kaltschnäuzigen Art und Weise, wie sie diese Taten begehen.

Die Schöne und das Biest

Und genau in diesem Zusammenhang gelingt Henry ein weiterer Kniff. Obwohl Henry als gewissenloser Mörder vorgestellt wird, scheint er in der sanft aufblühenden Beziehung zu Becky so etwas wie Emotionen verspüren zu können. Beinahe scheint eine Abkehr seiner mörderischen Ader in erreichbarer Nähe. Während Henry so zusehends an menschlichen Zügen gewinnt, wird Otis immer stärker als Psychopath inszeniert. Er gibt sich seinen Trieben hin, frönt dem gewaltsamen Exzess und tötet aus purer Lust am Leid seiner Opfer.

Im direkten Vergleich wird Henry so unterschwellig zur moralischen Instanz aufgebaut, die Otis von den extremsten Grenzüberschreitungen abhält. Dadurch erfährt Henry fast schon eine Metamorphose hin vom Antagonisten zum Protagonisten, zum Sympathieträger, dem man eine „Menschwerdung“ zugesteht, ja fast wünscht.

Doch McNaughton verweigert dem Publikum abermals die Katharsis. Keine Erlösung in Form einer holden Maid, für die der Killer sein Gewissen entdeckt. Henry bleibt Gefangener seiner Triebe und entlässt das Publikum mit einer stummen Gewissheit: das Morden wird weitergehen. Irgendwo, irgendwie und irgendwann. Treffen kann es dabei jeden.

In Henry: Portrait of a Serial Killer sitzen Tom Towles als Otis und Michael Rooker als Henry rauchend nebeneinander auf einer Couch und schauen nach rechts auf den Fernsehbildschirm.
Doch sie ahnt nicht, womit sich Otis (Tom Towles) und Henry (Michael Rooker) ihre Freizeit vertreiben. | Henry: Portrait of a Serial Killer © Turbine Medien

Beängstigende Darstellerleistungen

Der Gegenentwurf zum effektgeladenen Unterhaltungsfilm gelingt Henry durch seine dokumentarische Inszenierung. Dieser Umstand wird zum einen durch die grobkörnigen Bilder erreicht und zum anderen noch dadurch verstärkt, dass das Männerduo in einer Szene einer Videokamera habhaft wird, die ihre Mordserie fortan begleitet und unnachgiebig dokumentiert.

In einer besonders eindringlichen Szene verschwimmt die Grenze zwischen Spiel- und Snufffilm besonders und markiert die Kluft, die sich zwischen Henry und Otis auftut. Beinahe lassen sich hier Parallelen zu einer herausragend monströsen Szene aus Michael Hanekes Funny Games ziehen.

Neben dem düsteren Score sind es aber auch die darstellerischen Leistungen, die für unnachgiebige Immersion sorgen. Allen voran natürlich Michael Rooker (dem jüngeren Publikum wohl aus The Walking Dead oder Guardians of the Galaxy bekannt) als Henry. Seine stoische Miene und die hünenhafte Erscheinung verleihen ihm stets eine unterschwellige Bedrohung, die sich nur allzu drastisch Bahn bricht. Gewissermaßen war Rooker sogar Henry: seine Kleidung im Film ist seine damalige Arbeitskleidung, da er sich zu dieser Zeit als Hausmeister verdingte. Tom Towles (u. a. Night of the Living Dead, Haus der 1000 Leichen) gibt den bereits erwähnten Kontrast, ohne den Henry nicht auf solch perfide Weise zum Sympathieträger aufgebaut werden könnte. Tracy Arnolds Becky ist der Ruhepol zwischen den beiden Killern, die auf gut gemeinte Weise versucht, Henry aus seiner Reserviertheit zu locken, weiß sie doch nichts von den Dingen, die ihre beiden männlichen Mitbewohner gemeinsam abziehen.

Frisches Blut für einen alten Killer

Grund dieser Rezension ist die seit dem 17.06.2022 erhältliche und derzeit Turbine Shop exklusive Auflage dreier Mediabooks zum Film, die ihn in unterschiedlicher Ausstattung präsentieren. So hat der interessierte Fan die Wahl zischen drei verschiedenen Covern. Zum einen ist ein Mediabook mit 2 Blu-rays, Ralf Krause-Artwork und einer Limitierung auf 500 Stück erhältlich, zum anderen sind jeweils zwei weitere Books à 750 Stück mit UHD und 2 Blu-rays und entweder Scott Saslow- oder dem sogenannten Vintage-Cover verfügbar.

Inhaltlich sind alle drei Versionen deckungsgleich: 32-seitiges Booklet von Tobias Hohmann, Interviews mit Regisseur McNaughton, verschiedene Featurettes sowie Trailer.

Basierend auf der 4K-Restauration befindet sich auf einer der beiden Blu-rays außerdem noch exklusiv eine Breitbildfassung des Films, die ihn entsprechend in 1,78:1 darstellt. Eine Texttafel erklärt vorab, dass es sich bei dieser Fassung ausschließlich um Bonusmaterial handelt, da dieses Format nie von McNaughton abgesegnet wurde. Seine favorisierte Version ist die im Vollbildformat von 1,33:1, die sich auf der UHD- und der anderen Blu-ray-Disc befindet. Interessant dürfte aber dennoch sein, dass wie schon beim 4K-Master von Arrow Video ein etwas größerer Bildausschnitt zu sehen ist als noch auf der Veröffentlichung von Bildstörung. Der ursprünglich bei Arrows 4K-Master auftretende Bildfehler in einer Dialogszene ist in Turbines Veröffentlichung übrigens getilgt. Durch die im Vergleich zur Arrow-Scheibe intensivere Farbgebung liegt auch die Vermutung nahe, dass Turbine ein eigenes Master hat anfertigen lasen.

Nach den famosen Editionen von Bildstörung und Arrow Video nun also ein weiteres dickes Paket, welches für Henry geschnürt wurde und den Film in ungeschnittener Originalfassung und bester Technik zeigt.

Eine bis auf die Unterwäsche entkleidete Frauenleiche liegt bäuchlings an der Uferböschung eines Flusses.
Egal ob Mann oder Frau: vor den beiden eiskalten Killern ist niemand sicher. | Henry: Portrait of a Serial Killer © Turbine Medien

Unser Fazit zu Henry: Portrait of a Serial Killer

Henry altert nicht – er ist auch nach über 30 Jahren eine wahre Bestie. Auf rohe und eindringlich-unmittelbare Weise lässt lassen Regisseur John McNaughton und Hauptdarsteller Michael Rooker am (Un)Leben eines Serienkillers teilhaben. Dank des dokumentarischen Stils verliert der Film nichts von seiner Wirkung, bleibt noch genauso unbequem und erschütternd wie zur Zeit seiner Entstehung. Ein zeitloser Klassiker.

 

Unsere Wertung:

 

 

 

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