Kopfüber in die Nacht aus dem Jahr 1985 verspricht auf dem Papier eine rasante und hochkarätig besetzte Verfolgungsjagd quer durch die Straßen von Los Angeles. Doch bietet der Film letzten Endes auch eine solch spannende Hatz? Lest die Antwort darauf im Folgenden!
No data available.„Mein Job ist eine Sackgasse. Ich komme mir vor, als käme ich von einem anderen Planeten. Ellen hat mir heute morgen nur einen schönen Tag gewünscht.“
Die Story von Kopfüber in die Nacht
Öder Job, untreue Ehefrau, kein Schlaf. Ed Okin (Jeff Goldblum) fühlt sich von hinten bis vorne mies und im Stich gelassen. Doch seine Welt soll sich komplett auf den Kopf stellen, als er eines Nachts schlaflos, ziellos und niedergeschlagen bei einem kleinen Autotrip durch Los Angeles auf die hübsche Diana (Michelle Pfeiffer) trifft. Diana landet direkt auf seiner Kühlerhaube. Mit schießwütigen Iranern und sechs Smaragden im Gepäck ist Ed wohl oder übel gezwungen, ordentlich auf das Gaspedal zu drücken. Neben den iranischen Verfolgern hängen sich zudem französische Gangster, US-Cops und ein undurchsichtiger Dandy an ihre Versen. Stadtneurotiker Ed und Gauner-Prinzessin Diana stolpern, stets mit der Pistole am Hinterkopf, von einem absurden Ereignis ins nächste.
Lediglich auf dem Papier rasant
Der Inhalt des Films liest sich auf dem Papier wie eine rasante Hetzjagd durch die nächtlichen Straßen von Los Angeles. Doch der Film entpuppt sich recht schnell als das ziemliche Gegenteil einer Hatz und lässt spannende Verfolgungsjagden fast gänzlich vermissen. Doch ist das schlimm? Nun, das hängt ganz von der Erwartungshaltung ab und der Tageszeit, in der man Kopfüber in die Nacht schaut. Denn der Film selbst fühlt sich an wie Schlafwandeln. So, wie Hauptfigur Ed rastlos und schlaflos durch L.A. schlendert, schaut man auch den Film. Dabei wird die Gefühlswelt von Ed für den Zuschauer schnell greifbar und der Streifen entwickelt eine ganz eigene Atmosphäre, von deren gemächlichem Tempo man sich tragen lassen kann.
Unterbrochen wird das Geschehen oftmals von Situationskomik und Gewaltspitzen, die aus jeder Pore einen krassen und überschwänglichen 80er-Jahre Charme versprühen, der einem unverblümt ins Gesicht geballert wird und dabei oftmals ins sympatisch alberne abdriftet. Der lakonische Humor ist zwar größtenteils äußerst angestaubt und nicht jeder der Gags wird heutzutage noch zünden, dennoch entlockt einem Kult-Regisseur John Landis (Blues Brothers, American Werewolf) einem in Kopfüber in die Nacht oftmals ein Schmunzeln und den einen oder anderen Lacher.
Kopfüber in den Flop?
Kopfüber in die Nacht war der achte Film von Regisseur John Landis und galt damals als ein auf ganzer Linie kommerzieller Misserfolg. Mit eher unorthodoxen Konzepten wie einem schwarzhumorigen Werwolf-Film (American Werewolf) und einem Actionfilm mit schwarzer Musik (Blues Brothers) hat er von sich Reden machen können und die Kinokassen klingeln lassen. Kopfüber in die Nacht entpuppte sich dann leider als ziemliches Debakel, was die Einspielergebnisse anbelangt. Grund dafür dürfte wohl zu einem nicht unerheblichen Teil Hauptfigur Ed selbst sein. Dieser agiert nämlich so gut wie kaum aus eigenem Anlass. Jack Nicholson, den Landis Jeff Goldblum als Ed eigentlich vorgezogen hätte, fand hierzu treffliche Worte: „Ich mag das Projekt und ich mag dich (hier ist Landis gemeint). Aber dieser Typ macht nichts und das Publikum mag Typen, die agieren.“
Nun macht Goldblum in seiner Rolle eigentlich alles richtig und spielt den tranceartigen Zustand von Ed bravurös, ist aber weit entfernt von den reißerischen Actionhelden, die die Zuschauer des 80-er Jahre Kinos gewohnt sind und nach dem Lesen des Inhalts erwarten. Der Film selbst ist zwar bei weitem kein verkanntes Meisterwerk, verdient aber auch längst nicht seine Unbekanntheit. Neben den zwei wirklich tollen Hauptdarstellern bietet der Streifen hier vor allem in seinen Nebenrollen viele bekannte und großartige Gesichter. Landis konnte nämlich viele seiner Regie- und Schauspielkollegen und sonstige große Künstler für sein Werk gewinnen. Unter anderem mit an Bord sind hier Stars wie David Bowie, Dan Aykroyd, sowie Landis‘ Regiekollegen Don Siegel (Dirty Harry), David Cronenberg (Die Fliege) und Lawrence Kasdan (Das Imperium schlägt zurück).
Mein Fazit zu Kopfüber in die Nacht
Kopfüber in die Nacht ist ein wenig zu lang geraten, weitestgehend arm an Tempo und Spannung. Der Film ist also weit davon entfernt, ein adrenalingeladenes Actionfest zu sein. Doch wer sich schon immer des Nachts mit Jeff Goldblum und Michelle Pfeiffer auf den Straßen L.A.s tummeln wollte und sich auf einen schlafwandlerischen Trip einlassen kann und will, der wird mit Kopfüber in die Nacht durchaus seinen Spaß haben können. Der Film dümpelt zwar mehr oder weniger lediglich vor sich hin, erzielt damit aber auch gekonnt eine treibende Wirkung, die einen ebenso schlaflos, hilflos und gemächlich in das Geschehen eintauchen lässt wie Hauptfigur Ed.
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