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Liebes Kind

Deutsche Serien bei Netflix gibt es inzwischen auch im Dutzend. Dabei ist die Qualität ein stetes Auf und Ab. Wo ordnet sich nun die neue Krimi-Adaption Liebes Kind ein?

Liebes Kind | Offizieller Trailer | Netflix

TitelLiebes Kind
Jahr2023
LandDeutschland
RegieIsabel Kleefeld, Julian Pörksen
DrehbuchIsabel Kleefeld, Julian Pörksen
GenreSerien
DarstellerJustus von Dohnányi, Julika Jenkins, Kim Riedle, Naila Schuberth, Sammy Schrein, Hans Löw, Haley Louise Jones, Birge Schade, Christian Beermann, Seraphina Maria Schweiger, Özgür Karadeniz, Jeanne Goursaud
Länge6 Folgen mit je ca. 50 Minuten
Altersempfehlungab 16 Jahren
StreamingdienstNetflix
Nahaufnahme einer Frau mit blutigem Gesicht und Atemmaske. Liebes Kind
Kim Riedle in Liebes Kind © Netflix

Darum geht’s in Liebes Kind

Lena lebt mit den beiden Kindern Hannah und Jonathan völlig isoliert in einem hochgesicherten Haus. Zu exakt vorgeschriebenen Zeiten nehmen sie ihre Mahlzeiten ein, gehen auf Toilette und ins Bett. Sobald er den Raum betritt, stellen sie sich auf und zeigen ihre Hände vor. Sie tun alles, was er sagt. Bis der jungen Frau die Flucht gelingt. Nach einem Autounfall wird sie schwerverletzt in Begleitung von Hannah ins Krankenhaus eingeliefert.

Liebes Kind beginnt da, wo andere Thriller enden: mit einer Erlösung. Doch das wahre Ausmaß dieses Albtraums deutet sich noch in derselben Nacht mit dem Eintreffen von Lenas Eltern an, die seit fast 13 Jahren verzweifelt nach ihrer Tochter suchen…

Spoilerfreie Kritik zu Liebes Kind

Der Beitrag befasst sich mit allen Folgen der Netflix-Miniserie. Spoiler werden dennoch vermieden.

Deutscher Psychothriller mit Skandinavien-Touch

Die sechsteilige Kriminalroman-Verfilmung ist ein interessanter Hybrid: Einerseits sind die Dialoge wieder typisch das, was man beispielsweise von Dark oder dem 08/15-Krimi im ZDF kennt, immer mal wieder steif, fast immer theaterartig vorgetragen und irgendwie etwas distanziert. Andererseits ist die Geschichte in der Art und Weise, wie sie hier aufgezogen wird, ziemlich nah dran an gefeierten Nordic-Noir-Produktionen, wie Die Brücke oder zuletzt Der Kastanienmann. Es ist kein klischeehafter Tatort-Stoff, auch wenn die Ermittlungen einen hohen Stellenwert haben. Mehr jedoch stehen die düsteren, abgründigen Psychothriller-Elemente für die Tonalität von Liebes Kind ein.

So ist bereits der Auftakt ein nervenzerreißender Clou, der es schafft, dass man als Zuschauer:in unbedingt die Auflösung wissen muss. Der Plot schlägt immer wieder Haken und weiß zu überraschen. Sogar Kenner der Vorlage dürften durch ein paar kleinere, aber auch größere Änderungen nochmal eine neue Erfahrung machen. Die Reminiszenzen an echte, medial aufgewirbelte Entführungsfälle dürften ihr Übriges tun, damit man sich voll und ganz auf das Szenario einlassen kann – auch wenn man dafür aber im Verlauf einige mittelgroße Logik-Stotterer in Kauf nehmen muss. Nicht jede Person verhält sich immer rational, vieles wirkt doch konstruiert und um des Drehbuchs Willen so entschieden. Den ein oder anderen wird das eventuell aus der Immersion herausreißen, aber den Großteil im Publikum wird das maximal kurz verunsichern.

Krimi-Plot hält mich Atmosphäre nicht ganz Schritt

Einer der größten Stimmungsfaktoren ist wie so oft auch in Liebes Kind die musikalische Gestaltung. Die psychedelischen Klänge sorgen in Verbindung mit den immer wieder experimentellen Kameraeinstellungen für eine zusätzliche Verunsicherung beim Sehen. Die Atmosphäre ist der große Pluspunkt der Miniserie, wohingegen aber inhaltlich dann einige Teile ins Hintertreffen geraten. Ohne die Auflösung hier natürlich vorweg zu nehmen, so kann man zumindest hier noch eine weitere Stärke der Produktion identifizieren. Auf dem Weg dorthin schleichen sich aber doch Ungereimtheiten und Ärgernisse ein. Die angesprochenen Logiklöcher sind nur ein Symptom dessen. Vielmehr krankt das Skript an nicht gut ausbalancierten Charakteren und daran, dass man einige davon eher verschwendet als ihr Potenzial auszuschöpfen.

Diesen Vorwurf kann man vor allem der Kinderdarstellerin von Hannah, Naila Schuberth, nicht machen, denn das Mädchen ist definitiv ein Highlight der Serie. Justus von Dohnányi und Julika Jenkins bleiben dafür blass und auch Hans Löw kauft man nicht in jeder Szene die Rolle vollends ab. Bei deutschem Schauspiel scheiden sich regelmäßig die Geister; das wird auch in diesem Fall so sein.

Ein Suchtrupp der Polizei im Wald. Liebes Kind
Ein Suchtrupp der Polizei © Netflix

Wer sollte sich Liebes Kind nicht entgehen lassen?

Wer sich gerne skandinavische Kriminalgeschichte ansieht oder auch nur liest, der wird mit dieser deutschen Serie in bekannte Gefilde versetzt werden. Die Frage, wer denn der „Papa“ ist, sowie auch Unklarheiten über Realität, Wahn und Traum sorgen neben der psychisch fordernden Konstellation dafür, dass man die sechs Folgen in einem Rutsch durchschauen wird. Damit schafft es eine deutsche Produktion mit den augenscheinlichen Vorbildern wie Bordertown oder Kommissarin Lund mitzuhalten.

Unser Fazit zu Liebes Kind

Nach Schlafende Hunde ist auch die zweite Netflix-Serie anno 2023 eine Empfehlung wert. Es ist kein Krimi-Meisterwerk geworden, was Netflix hier aus einer gefeierten Vorlage gemacht hat, aber Liebes Kind wird Psychothriller-Fans doch von Folge 1 bis 6 mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt nehmen. Dabei wird das Publikum immer wieder gut überrascht, sodass man über offensichtliche Schwächen gerne hinwegsieht.

Liebes Kind ist ab dem 7. September 2023 bei Netflix abrufbar.

Unsere Wertung:

 

 

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Zuletzt aktualisiert am 8. September 2023 um 13:27 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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© Netflix

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