Im niederländischen Folk-Horror Moloch bedroht eine alte Legende die Familie einer jungen Witwe. Ob das zum Nägel kauen spannend ist, erfahrt ihr in unserer Review!
Die Handlung von Moloch
Die junge Witwe Betriek (Sallie Harmsen) lebt mit ihrer kleinen Tochter bei ihren Eltern Roeloff (Fred Goessens) und Elske (Anneke Blok). Eigentlich hatte die Musikerin vor, hier in der Abgeschiedenheit ihrer Heimat ihr Leben neu zu ordnen. Doch da wird im Moor, unweit ihres Hauses, eine mumifizierte tote Frau gefunden. Dies ruft einige Archäologen auf den Plan, die unter der Anleitung von Jonas (Alexandre Willaume) Ausgrabungen starten. Es häufen sich die seltsamen Vorkommnisse vor Ort, eine alte Legende scheint wieder aufzuleben. Und das Böse hat es scheinbar auf Betriek und ihre Tochter abgesehen…
Hintergründige Geheimnisse statt vordergründige Schocks
Schon gleich zu Beginn macht ein leiser Windhauch und ein unheimlicher Klangteppich klar, wohin die Reise bei Moloch geht. Langfilm-Debütant Nico van den Brink setzt auf eine diffus-unheimliche Grundstimmung, die sich durch den ganzen Film zieht. Die im modernen Horror-Kino vorherrschenden Jump-Scares oder ausufernde Blutbäder sucht man hier vergebens. Die Erzählgeschwindigkeit bleibt über den Film gemächlich, nur in wenigen Szenen zieht das Tempo sprunghaft an, und mit ihm dann auch die Spannungsschraube. Dabei ist erstaunlich, dass van den Brink nie in Hektik verfällt, nie der Versuchung nachgibt, dem Zuschauer schließlich doch noch eine Horror-Achterbahnfahrt zu bieten.
Darin liegt auch die große Stärke von Moloch. Statt den modernen, teils recht austauschbaren Gruselgeschichten nachzugehen, wird hier altmodischer Folk-Horror zelebriert. Die Familiengeschichte, die hier erzählt wird, steht immer in Verbindung mit der Aufdeckung der Legende und dem, was dahinter steht. Darin erinnert er sehr an Ari Asters gefeierten Hereditary (2018), von dem er sich aber in Grundkonstellation, Entwicklung und Auflösung trotzdem deutlich abzusetzen weiß. Protagonistin Betriek merkt schnell, dass sie ihrer Umgebung nicht trauen kann. Dass Wahrheiten vor ihr verborgen werden, die nur vor bestimmten Menschen und zu bestimmten Zeiten von Belang sind. Es schwingt hierin ein wenig des britischen Klassikers The Wicker Man (1975) mit.
Düstere Bilder einer kargen Landschaft
Erzählerisch hält es van den Brink so, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer immer auf dem Wissensstand von Protagonistin Betriek bleiben. Unheimliche Ereignisse werden nicht erklärt, das Grauen nicht vollkommen ausformuliert. Und auch das Ende lässt Raum für Interpretation. Dadurch gelingt es dem Regisseur, die Anspannung über den gesamten Film zu halten, die das Anklingen des leicht diffusen, sehr zurückhaltenden Scores mit der ersten Sekunde in Moloch einleitet.
Die Kamera neigt zu häufigen Nahaufnahmen von Gesichtern und Gegenständen, vielleicht sogar etwas zu häufig. Wenn sie in Bewegung ist, dann bedächtig, was die unheimliche Atmosphäre und das dadurch ausgelöste Unbehagen noch unterstreicht. Bildtechnisch dominieren vor allem Braun- und Grüntöne, mit Vorliebe wird das Bild von dunklen Ecken oder der nächtlichen Dunkelheit eingerahmt. Währenddessen präsentieren sich die Szenen am Tag unter grauen Wolken oder begleitet vom morgendlichen Nebel.
Ein weiteres Merkmal von Moloch ist die triste Landschaft mit Marschland und Moor, die einen schon von allein frösteln lässt. Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, dass hier unheimliche Dinge passieren können. Es scheint im zivilisatorischen Sinne unwirtlich und lebensfeindlich.
Unser Fazit zu Moloch
Auch wenn Moloch als Folk-Horror nicht ganz an seine großen Vorbilder heranreicht, ist Nico van den Brink ein beachtliches Debüt gelungen. Die Zusammenarbeit von Erzählung, Kamera und Musik ist vielleicht nicht virtuos, aber doch sehr wirkungsvoll. Wer sich für eher leise Horrorfilme, für düsterne Tristesse und eine unheimliche Grundstimmung begeistern kann und nicht dem nächsten Jump-Scare entgegen fiebert, kann sicher seine Freude an diesem kleinen, feinen Film aus den Niederlanden haben.
Moloch lief im Verleih von Splendid Film auf dem Fantasy Filmfest 2022!
Unsere Wertung:
© Splendid Film