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Beitragsbild © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Once Upon a Time… in Hollywood

Mit Once Upon a Time… in Hollywood, seinem neunten Film, katapultiert Kultregisseur Quentin Tarantino den Zuschauer direkt ins Jahr 1969 und zelebriert exzessiv die 60er-Jahre Hollywoods. Eine Zeitreise, die sich lohnt?

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TitelOnce Upon a Time… in Hollywood
Jahr2019
LandUSA, Großbritannien
RegieQuentin Tarantino
DrehbuchQuentin Tarantino
GenreKrimi, Drama, Komödie
DarstellerLeonardo DiCaprio, Brad Pitt, Margot Robbie, Damon Herriman, Al Pacino, Dakota Fanning, Timothy Olyphant, Margaret Qualley, Kurt Russel, Michael Madsen, Luke Perry, Bruce Dern, Damian Lewis, Emile Hirsch, Clifton Collins Jr., Austin Butler, Keith Jefferson
Länge159 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihSony Pictures
Filmplakat © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Filmplakat zu Once Upon a Time… in Hollywood © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Es war einmal ein Karriereknick in Hollywood

Karrieren nehmen häufig auch mal den Weg nach unten. Das muss der Schauspieler Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) am eigenen Leib spüren, als er nur noch Rollen als Bösewicht abgreifen kann. Zusammen mit seinem Stuntdouble, Fahrer, Hausmeister und besten Freund Cliff Booth (Brad Pitt) schlägt er sich durch das Haifischbecken Hollywood und unternimmt sogar einen Ausflug ins Italo-Kino. Zeitgleich zieht neue Prominenz in seine Nachbarschaft, denn das Ehepaar Roman Polanski (Rafael Zawierucha) und Sharon Tate (Margot Robbie) macht es sich in Hollywood gemütlich. Genauso wie Charles Manson (Damon Herriman) mit seiner Hippie-Kommune…

Ein kongeniales Duo

Rick Dalton ist Westernheld, Nazi-Killer, Spion, Bösewicht und noch viel mehr. Der von Leonardo DiCaprio brillant dargestellte Schauspieler dient Tarantino als Vehikel für eine nostalgische Reise durch das Hollywood-Kino der 60er-Jahre. Mit unzähligen Film-in-Film-Sequenzen liefert er eine detaillierte und leidenschaftliche Liebeserklärung an diese Ära. Die Fülle an Referenzen und Anspielungen dürften dabei nur die wenigsten vollständig entdecken, doch mit Namen wie Bruce Lee (Mike Moh) oder Steve McQueen (Damian Lewis) lassen sich auch bekannte Größen der Zeit auf Tarantinos Spielwiese blicken. So tobt sich der Kult-Regisseur regelrecht aus und kreiert ganz nach seinen Vorstellungen ein episodenhaftes Sammelsurium an kleinen Filmchen. Eine wunderbare Möglichkeit für Leonardo DiCaprio, seine Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit auszuspielen. Den Wechsel vom strahlenden Helden zum diabolischen Bösewicht bis hin zum gebrochenen Schauspieler meistert er mit Bravour und gehört damit zu den absoluten Highlights des Films.

Hollywood-Duo © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Cliff Booth (Brad Pitt) ist nicht nur das Stuntdouble von Rick Dalton (Leonardo DiCaprio), sondern auch sein Fahrer © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Richtig überzeugend ist nach langer Zeit auch mal wieder Brad Pitt, der mit seiner kernigen und lässigen Art die komödiantischen Parts des Films an sich reißt. Ein Duell mit Bruce Lee avanciert mitsamt seiner Begleitumstände zu den humorvollen Highlights des Films und sorgt für reichlich Lacher. Generell bekommt man viele Gelegenheiten dazu, das Zwerchfell zum Beben zu bringen, denn das Skript bietet neben den herrlichen Dialogen reichlich Situationskomik und sarkastische Untertöne. Häufig wirft Tarantino den Zuschauer dabei in die absurdesten Situationen fernab der dünnen Handlung.

Vertraut anders – Once Upon a Time… in Hollywood

Den gängigen narrativen Konventionen zeigt Once Upon a Time… in Hollywood gehörig den Mittelfinger. Eine wirkliche Handlung ist bis zum Schluss kaum erkennbar und den roten Faden verliert man häufiger aus dem Blick, als dass man ihn findet. Vielmehr hangelt sich der Film von Moment zu Moment und kostet seine Situationen vollkommen aus, egal wie abstrus und unpassend diese wirken mögen. Tarantino geht sein eigenes Tempo und wird mit seinem Erzählstil einigen Zuschauererwartungen gehörig vor den Kopf stoßen. Once Upon a Time… in Hollywood präsentiert sich gänzlich anders als man es erwartet hatte, aber irgendwie auch nicht. Das Marketing zeigt mit seinen Trailern und Plakaten ziemlich deutlich, in welche Richtung man mit diesem Film geht.

Actionheld © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) als Actionheld © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

So anders und doch so vertraut. Die Handschrift des Kult-Regisseurs ist trotz der eigenwilligen Ausrichtung ständig spürbar. Für Wiedererkennungswerte sorgen auch die bekannten Einstellungen seines Stammkameramanns Robert Richardson. Inszenatorisch bewegt sich Once Upon a Time… in Hollywood erwartungsgemäß auf höchstem Niveau und beinhaltet reichlich kultverdächtiges und Meme-taugliches Material. Dafür sorgen auch die bekannten Gesichter aus Tarantinos ewig großen Pool an Darsteller-Kumpanen, welche mit frischen Namen, allen voran Al Pacino, ergänzt werden.

The Girl Next Door

Roman Polanski, Sharon Tate und Charles Manson. Bei diesen Namen klingelt es bei manchen sicherlich, sorgten die Morde um Sharon Tate im Jahre 1969 doch für reichlich Schlagzeilen. Auch knapp 50 Jahre danach wurde es kontrovers diskutiert, dass Tarantino dieses sensible Thema für seinen neuen Film verwendet. Der ursprüngliche Kinostart war sogar für den 50ten Jahrestag vorgesehen, wurde aber aufgrund der kontroversen Diskussionen schließlich verschoben. Dabei stehen diese Ereignisse nicht im direkten Fokus von Once Upon a Time… in Hollywood, sondern fungieren als Nebenhandlung im Umfeld von Rick Dalton. Dennoch drängelt sich die bezaubernde Margot Robbie als Sharon Tate immer wieder zwischen die Erlebnisse von Rick Dalton und Cliff Booth. Als Stilikone und schönste Frau ihrer Zeit geltend, sorgt sie mit ihrem Auftreten für die lebensbejahenden und positiven Momente im Dickicht voller Selbstzweifel und Zukunftsängsten.

Sharon Tate © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Die bezaubernde Margot Robbie als Sharon Tate © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

160 Minuten Laufzeit können lang sein. Zwar sorgt Once Upon a Time… in Hollywood für reichlich Kurzweil, die eine oder andere Länge lässt sich so aber nicht vermeiden. Da der Film von Moment zu Moment springt, fehlt ein klassischer Spannungsbogen, wodurch es immer mal wieder zu Leerlauf kommt. Erst in den letzten knapp 15 Minuten zieht die Handlung an und verdient ihren Namen. Die abschließenden Geschehnisse runden den Film perfekt ab und führen so manche Handlungsfetzen zusammen. Die agierenden Figuren wurden in den vorherigen zweieinhalb Stunden behutsam aufgebaut, wodurch das Finale trotz mangelndem Spannungsbogen seine Wirkung nicht verfehlt. So entwickelt sich der Film doch noch zu einem funktionierenden Ganzen.

Mein Fazit zu Once Upon a Time… in Hollywood

Es ist neun vor zehn in Quentin Tarantinos Film-Zeitrechnung und mit Once Upon a Time… in Hollywood frönt der vernarrte Filmfreak exzessiv den 60er-Jahren Hollywoods. Dabei zieht er komplett sein eigenes Ding durch und pfeift auf narrative Konventionen und die Erwartungshaltungen an seine Filme. Damit stößt er sicherlich dem ein oder anderen Zuschauer vor dem Kopf und spielt mit dessen Erwartungen. Der Film lebt in Momenten und kostet diese genüsslich aus, ohne dabei einem klassischen Spannungsbogen zu folgen. Vielmehr springt man von nostalgischer Referenz zu nostalgischer Referenz und von Film-in-Film-Szene zu Film-in-Film-Szene. Was Stranger Things für die 80er ist, ist Once Upon a Time… in Hollywood für das 60er Jahre Hollywood. Glänzend aufgelegt sind dabei Leonardo DiCaprio und Brad Pitt, die mit brillanten Darstellungen den Film an sich reißen. Die bezaubernde Margot Robbie sorgt dann noch für den nötigen Kontrast zum Sumpf aus Selbstzweifel und Zukunftsängsten des Hollywood-Duos.

Once Upon a Time… in Hollywood startet am 15.August 2019 in den deutschen Kinos.

Unsere Wertung:

 

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Zuletzt aktualisiert am 11. November 2022 um 14:39 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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