Nach Errol Flynn (Robin Hood, König der Vagabunden, 1938), Kevin Costner (Robin Hood – König der Diebe, 1991) und Russell Crowe (Robin Hood, 2010) setzt sich nun auch Taron Egerton die grüne Haube auf und reiht sich mit Robin Hood in die Reihe der Rächer und Gesetzlosen ein. Ob Robin seinen Bogen nach fast 600 Jahren lieber an den Nagel hängen sollte oder ob er weiterhin ins Schwarze zu treffen weiß, erfahrt ihr im Folgenden!
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No data available.Die Geschichte des Rächers Robin Hood
Der Film Robin Hood handelt von Selbigem und seiner allseits bekannten Aufgabe, den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben. Als freier Mann von vornehmer Herkunft zieht Robin von Locksley (Taron Egerton) im Dienste des Kreuzes in den Krieg. Nach vier Jahren kehrt er zurück und findet alles, was er sich in seinem vorherigen Leben aufgebaut hat, entschwunden vor. Sein Anwesen wurde vom Sheriff von Nottingham (Ben Mendelsohn) verpfändet und seine einst große Liebe, Lady Marian (Eve Hewson) fand in den Armen Will Scarlets (Jamie Dornan) Trost. Dem Adeligen a.D. schien nichts geblieben…
Doch ein einstiger Gegner Robins fand ebenfalls den Weg nach Nottingham. Der Mann namens John (Jamie Foxx) trachtete Robin während des Kreuzzuges nach dem Leben. Als er jedoch Zeuge wird, wie Robin von Locksley versucht, seinen Sohn vor der Hinrichtung zu bewahren, ändert er seine Meinung. Aus ehemaligen Feinden werden Freunde, die einen gemeinsamen Gegner haben: die Herrschenden! Als Robin von Locksley infiltriert er das regierende System von Innen und als „The Hood“ macht er Jagd auf das Geld des Sheriffs, dessen Treiben er zu beenden gedenkt.
Spätmittelalterliche Spezialeffekte suchen spektakuläre Stunts
Wir schreiben das Jahr 2018. Man sollte meinen, dass die cineastische Technologie inzwischen so weit fortgeschritten ist, dass die imaginierte Realität auf der Leinwand entgegen des besseren Wissens mit dem bloßen Auge nicht mehr auszumachen ist. Dennoch schaffen es immer wieder Filme, einen vom Gegenteil zu überzeugen. So auch Robin Hood. Die CGI-Momente dieses Streifens suchen ihre Vergleichbarkeit in den frühen 2000ern.
Aber um des Filmvergnügens Glück handelt es sich bei Robin Hood um keinen Film, der versucht, ein digitales Feuerwerk zu zünden. Stattdessen weiß Otto Bathurst um die Stärke seines Films: die Stunts. Denn im Gegensatz zu den unwirklichen Momenten, sorgen die Stunts für Aufregung.
Wer braucht 35-mm, wenn er einen Bogen hat?
Otto Bathurst hat für seinen Film zwei Bogenschützen engagiert (Steve Ralphs und Lars Andersen), die Taron Egerton und Jamie Foxx in der Kunst des (Kriegs-)Bogenschießens unterrichtet haben. Lars Andersen selbst hat sich Zeit seines Lebens mit historischen Bild- und Textmaterial befasst und diese Kunst bis zur Perfektion gemeistert. Die verschiedenen Methoden, den Bogen und die Pfeile zu nutzen hat Egerton einstudiert und zeigt dies auch im Film. An solcherlei Authentizität mangelt es Robin Hood also nicht. Der Zuschauer kann die rasanten Bogengefechte, die eher an die Schießereien eines Gangster- oder Kriegsfilms erinnern, bestaunen.
Die Moderne des Mittelalters
Robin Hood ist kein Historienfilm! So hat es auch Otto Bathurst empfunden und seinem Geächteten ein modernes Antlitz verpasst. Eve Hewson sprach in einem Interview von einer „Badass-Attitüde“ Robin Hoods, der sich damit in ein filmisches Zeitalter der Superhelden einreiht. In seiner Rolle des gesetzlosen Gesetzeshüters erinnert er an einen mittelalterlichen Batman.
Auch weitere Aspekte des Films haben die Farben des 21. Jahrhunderts erhalten und lassen die Geschichte Robin Hoods in einem anderen Licht erscheinen. Die Gefechte während des Kreuzzuges erinnern an einen modernen Häuserkampf, in dem sich ein kleiner Trupp Soldaten durch die Gassen bewegt. Hier hinterlassen Filme wie Black Hawk Down und Lone Survivor einen Gruß.
Die Kostüme in Robin Hood könnten der Kollektion eines modernen Pariser Designerhauses entstammen. Robin selbst begegnet dem Sheriff in einem mittelalterlichen Ausgehanzug und Lady Marian tritt in praktischer Kleidung im Stile von Lara Croft auf. Der Sitz des Sheriffs wird während seiner Feierlichkeiten zu einem Casino, die Viertel der armen Bevölkerung ähneln den Slums des 21. Jahrhunderts und die Verfolgungsjagden zu Pferd erinnern an adrenalingetriebene Autorennen.
Mit all diesen Aspekten orientiert sich Robin Hood an dem, was bereits King Arthur: Legend of the Sword ein Jahr zuvor getan hat.
Ein fantasievolles Intermezzo
Otto Bathurst spielt bewusst mit den Aspekten der Moderne und versucht, diese in ein vermeintlich mittelalterliches Setting zu überführen. Abseits dieses Umstrukturierens altbekannter Legenden strahlt Robin Hood eine Prise Fantasy aus. Der Film erinnert in einigen Einstellungen an Bilder aus den Geschichten J.R.R. Tolkiens und G.R.R. Martins. Unter anderem wurde ein Großteil des Films auf der Festung Dubrovnik in Kroatien gedreht. Diese hat auch schon Game of Thrones zur Geburt verholfen.
Bathurst weiß das moderne Nottingham, welches unterschiedliche architektonische Stile aufweist, gekonnt in Szene zu setzen. Bekannt geworden ist er vor allem mit der Serie Peaky Blinders und Ähnlichkeiten in der Machart sind unverkennbar. So erinnern die Minen Nottinghams mit ihren hölzernen Behausungen und den in den Himmel steigenden Flammen an die Industriegebiete Birminghams.
Alte Legende mit neuer Moral?
Auch in dieser Verfilmung von Robin Hood wird weit mit der Moralkeule ausgeholt. Feinde, die zu Freunden werden; die Bedeutung der Liebe, die auf dem Prüfstand steht; Soldaten, die aufgrund von Machtgier ihr Leben lassen und die Unterdrückung der Armen durch die Reichen… dies alles sind Aspekte, die der Film zu vertreten versucht. Doch sind solche Lehren mit Vorsicht zu genießen, da hier ein Bild von schwarz und weiß vorgezeichnet wird. Dass die Realität differenzierter betrachtet werden muss, lässt der Film auf seiner Jagd nach Moral geschickt im Dickicht des Sherwood Forests verschwinden.
Größtes Manko des Drehbuches sind die vermeintlichen Witze, die dem Film den Charme eines Abenteuer- und/oder Actionfilms geben sollen. Gewiefte Einzeiler, die Egerton in Kingsman zum Ruhm verholfen haben, wollen nicht zünden und auch die auf witzigen Side-Kick ausgelegte Rolle des Bruder Tuck kam nicht zur Geltung. Dies scheint ein wenig ironisch, da Tim Minchin sein Geld hauptsächlich als Komiker verdient…
Mein Fazit zu Robin Hood
Robin Hood ist ein Film, den man durchaus gucken kann, aber keinesfalls muss. Solide schauspielerische Leistungen und beeindruckende Stunts machen den Film zu einem kurzweiligen Erlebnis. Magere Effekte und ein altbekanntes Drehbuch mit vorsichtig zu genießender Moralpredigt nehmen dem Zuschauer wiederum ein wenig Spaß.
Womöglich ist diese Legende etwas, dass alle paar Jahre erneuert werden muss. Vielleicht bedürfen die Menschen der gutherzigen Machenschaften des Mannes mit der grünen Haube in einem gewissen Rhythmus. Somit handelt es sich bei Robin Hood um einen kurzweiligen, wenn auch ansehnlichen Film, der der Unterhaltung dienlich ist. Nicht mehr und nicht weniger… Ein weiterer Pokal auf dem Regal der Siege Robin Hoods. Ob nun aus Gold, Silber oder Bronze, vermag ein jeder für sich selbst zu entscheiden.
Der Film ist hierzulande ab dem 10.01.2019 in den Kinos zu sehen.
Unsere Wertung:
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