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    A Thin Line

    Jan Wernervon Jan Werner16. Februar 2023Keine Kommentare5 min Lesezeit
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    Anna wird von Polizisten im Treppenaus abgeführt.
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    Paramount + gibt weiter Gas und veröffentlich ein weiteres deutsches Original. Diesmal einen Cyberthriller in sechs Teilen. Zum Auftakt fragen wir uns: Ist A Thin Line ad hoc eine fesselnde Angelegenheit?

    https://www.youtube.com/watch?v=3amGgOT5ubA

    Das Poster zeigt in grün und rot die beiden Protagonistinnen von A Thin Line
    Das Poster der Paramount+-Serie © Weydemann Bros Paramount+

    A Thin Line – Die Handlungsangabe

    Die Cyber-Thrillerserie A Thin Line dreht sich um die jungen Zwillingsschwestern Anna (Saskia Rosendahl) und Benni (Hanna Hilsdorf), die als „Hacktivistinnen“ unzertrennlich und unermüdlich jegliches digitale Mittel einsetzen, um Verbrechen gegen Umwelt und Klima ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Doch als ihr Hack in einen Regierungsserver zu einem Polizeieinsatz führt, wird die introvertierte Programmiererin Anna verhaftet, während die charismatische und manipulative Benni im Untergrund verschwindet.

    Kurz darauf erhält Anna Haftbesuch von Christoph Wandler (Peter Kurth), dem Patenokel der beiden Schwestern, der inzwischen eine BKA-Spezialeinheit im Kampf gegen Cybercrime leitet. Als er ihr eröffnet, dass Benni als Teil einer radikalen neuen terroristischen Gruppe scheinbar nicht davor zurückschreckt, ihre Fähigkeiten für brutale Anschläge gegen Politik und Unternehmen einzusetzen, lässt Anna sich auf einen Deal mit ihm ein. Mit einem Mal stehen die zwei Zwillingsschwestern auf gegenüberliegenden Seiten der Frage: Wie weit wirst du gehen für eine Sache, an die du glaubst?

    Erster Eindruck zu A Thin Line

    Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit den ersten beiden Folgen der Serie, die am Starttag erschienen sind. Dementsprechend ist die Kritik auch nur auf den Auftakt bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis der ersten Eindrücke ein Blick rentiert.

    Zwischen Umweltaktivismus und Öko-Terrorismus…

    … ist nur ein schmaler Grat. A Thin Line kommt zu einem perfekten und doch auch heiklen Zeitpunkt heraus. Denn seit Monaten wird in Deutschland über Klimaaktivisten „Der letzten Generation“ und Co. debattiert und darüber die alte Leier in Endlosschleife wiederholt, inwiefern der Zweck die Mittel heiligt. Filmtoast ist ein Film- und Serienmedium sind, das sich nicht bei politische Fragen zurückhält. Doch auch wenn man bei dieser Serie hauptsächlich andere Kriterien beurteilt, kann man die Aktualität der Thematik selbstverständlich nicht komplett außen vor lassen. Und ist die erste Serienproduktion der Macher von Systemsprenger natürlich nicht nur rein als Cyberthriller konzipiert, sondern auch als Abhandlung ebenjener Fragen, wo Aktivismus endet und der Zweck eben nicht mehr die Mittel rechtfertigt.

    Um dieses Konfliktfeld noch spürbarer zu machen, bemüht man sich in A Thin Line eines alten Kniffs: diese Grenzlinie verläuft zwischen zwei sich extrem nahestehenden Charakteren. Hier ist es die wohl engste Familienbande, die man sich vorstellen kann, die plötzlich durch die Frage nach einer Seitenwahl vor die Zerreißprobe gestellt wird: Zwillingsschwestern. In der ersten Folge kämpfen die beiden Umweltaktivistinnen, die im Geheimen „Climate Leak“ anführen, noch Seit an Seit, doch am Ende des Pilotfilms kommt es zum Bruch. Erst hier beginnt dann die eigentliche Geschichte der Paramount+-Produktion.

    Starke Darstellerinnen als spannendes Geschwisterpaar

    Ob man nun in die Serie reinkommt oder nicht, hängt maßgeblich von der Frage ab, ob man mit den beiden Hauptfiguren und ihrer Motivation warm wird. An der Schauspielleistung von Rosendahl und Hilsdorf liegt es aber auf keinen Fall, denn beide sind wirklich großartig. Sie mimen die unterschiedlichen Zwillinge, die sich zutiefst lieben und füreinander verantwortlich fühlen – und doch macht das nuancierte Spiel schnell deutlich, dass die beiden auch in wesentlichen Fragen unterschiedliche Positionen einnehmen. Glaubhaft gespielt schaffen es die Protagonistinnen, dass man bereits bevor man sie richtig kennengelernt hat, bei ihrer gefährlichen Aktion Angst um sie hat.

    Die anderen Darsteller, die man aus zig deutschen TV-Filmen und Serienproduktionen kennt, spielen teilweise sehr austauschbar, was aber auch dem etwas hölzernen Dialogdrehbuch zuzuschreiben ist. Speziell Peter Kurth, der schon in Inventing Anna eine eher unglückliche Rolle hatte, spielt hier einen Charakter, der im Rahmen solcher Sujets inzwischen einfach zum Klischee geworden ist.

    Die beiden Hauptfiguren von A Thin Line hinter einem Laptop: Saskia Rosendahl und Hanna Hilsdorf
    Benni und Anna – Zwillinge und Aktivistinnen © Weydemann Bros Paramount+

    Wer sollte sich A Thin Line nicht entgehen lassen?

    Die Hacker-Szenen sind mal wieder in diesem Subgenre nicht besonders überzeugend gelöst, aber man hat sich als Zuschauer schon daran gewöhnt, dass deutsche Produktionen auch 2023 noch keinen Weg gefunden haben, Computeraktivitäten ansprechend optisch darzustellen. Wer also beispielsweise Who Am I mochte, der wird auch mit diesem Teil der Geschichte in A Thin Line zufrieden sein. Darüber hinaus fesselt das Familiendrama aber von Beginn an und der Untergrund-Aktivismus reicht auch, um das Publikum hier schnell am Haken zu haben. Dazu kommt dann noch eine Elektro-Musik-Untermalung, die wirklich gelungen ist und genau noch so unaufdringlich vor sich hindudelt, dass die Spannung davon profitiert. Auch wenn es um ein gänzlich anderes politisches Feld geht, so könnten auch Fans von Filmen wie Und morgen die ganze Welt von der Inszenierung angesprochen werden.

    Unser vorläufiges Fazit zu A Thin Line

    A Thin Line ist eine deutsche Serie, bei der das „Deutschsein“ endlich mal nicht negativ konnotiert ist. Die Hauptfiguren sind sehr schnell ambivalente Sympathieträger. Und die Inszenierung ist insgesamt glaubhaft und gleichzeitig fesselnd. Nach zwei Folgen ist noch nicht alles Gold was glänzt. Die Zuschauerinnen und Zuschauer aber werden definitiv wissen wollen, wie es mit den Geschwistern Anna und Benni weitergeht.

    A Thin Line ist am 16. mit den ersten beiden Folgen gestartet. Die weiteren Folgen werden wöchentlich veröffentlicht.


    © Weydemann Bros Paramount+

    Jan Werner

    Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.

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