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Kein Ausweg mehr. STEIG.NICHT.AUS. ©SYRREAL ENTERTAINMENT

STEIG NICHT AUS

Nicht auflegen meets Speed – Mit der Neuauflage des spanischen Thrillers Anrufer Unbekannt macht Regisseur Christian Alvart mit STEIG. NICHT. AUS! kräftig Dampf unterm Kessel!

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TitelSTEIG. NICHT. AUS!
Jahr2018
ProduktionslandDeutschland
RegieChristian Alvart
DrehbuchChristian Alvart
GenreThriller
DarstellerWotan Wilke Möhring, Hannah Herzsprung, Christiane Paul, Aleksandar Jovanovic, Emily Kusche, Carlo Thoma, Fahri Yardim
Länge105 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihFilmwelt
STEIG.NICHT.AUS. Cover ©NFP marketing & distribution
STEIG.NICHT.AUS. Cover ©NFP marketing & distribution

Handlung von STEIG.NICHT.AUS!

Auf dem Weg zur Arbeit will der Bauunternehmer Karl Brendt (Wotan Wilke Möhring) seine Kinder Josefine (Emily Kusche) und Marius (Carlo Thoma) zur Schule bringen. Doch dann erhält er einen Anruf, in dem ein Unbekannter ihm mitteilt, es seien Bomben unter den Sitzen versteckt, die explodieren, wenn jemand aufsteht. Zusätzlich könnten die Bomben ferngezündet werden, wenn Karl dem Anrufer nicht eine bestimmte Summe Geld zukommen ließe.

Action in Berlin STEIG.NICHT.AUS. ©SYRREAL ENTERTAINMENT
Action in Berlin STEIG.NICHT.AUS. ©SYRREAL ENTERTAINMENT

Der Regisseur

Regisseur Christian Alvart, der auch das Drehbuch zu STEIG. NICHT. AUS! schrieb, wurde schon für sein Spielfilm-Debüt Curiosity and the Cat für den Max-Ophüls-Preis nominiert und zeigte mit Antikörper seinen Hang zum Genre-Film. Ein Abstecher nach Hollywood zog dann die Filme Fall 39 und Pandorum nach sich. Back in Germany machte er sich als Tatort Regisseur ans Werk drehte aber auch Spielfilme wie Banklady und Halbe Brüder. Mit dem Kino-Tatort – Tschiller: Off Duty sorgte der Hollywood-Style dann aber leider für eine völlige Verunglimpfung der beliebten Krimi-Reihe.

Im Oktober diesen Jahres erscheint die Verfilmung des Psychothrillers Abgeschnitten mit u.a. Moritz Bleibtreu. Mit der Serie Dogs of Berlin ist der deutsche Regisseur auch auf Netflix aktiv. Ausserdem arbeitet er an einer Realverfilmung der Serie Captian Future.




Warum dieses Remake?

Nach eigener Aussage bekommt Christan Alvart des öfteren Drehbücher von Neuauflagen zu Gesicht. Bisher haben ihm aber entweder die Originale nicht gefallen, oder er hatte das Gefühl dem Film nichts neues hinzufügen zu können. Das spanische Original Anrufer Unbekannt hingegen funktionierte für Spanien sehr gut, da dort das Thema Bankenkrise im Vordergrund steht und es für die Spanier einen emotionalen Aspekt gäbe. Für das deutsche Publikum allerdings hatte, bis auf wenige Ausnahmen, die Bankenkrise nicht genug Auswirkungen und es fehle daher an entsprechenden Reibungshitze. Da er selbst in Berlin lebt, schien ihm das Thema Bauunternehmen am besten, da die Stadtplanung für die Deutschen allgemein ein sehr heikles Thema ist.

Kritik

STEIG.NICHT.AUS! reiht sich inhaltlich und inszenatorisch in die typischen Erpresser-Filme ein: Liberty stands still, Nicht auflegen und Speed sind nur einige davon. Nun aber in Deutschland. Die Anfangsphase des Filmes, oder wie ich sie nenne: Empathie/Sympathie-Aufbau ist recht kurz und knackig gehalten. Ein paar Beweise seiner Treue hier, kurze Anspielungen auf die strapazierte Ehe dort. Kinder, die nicht so wollen wie die Eltern, und ein Job, der den Vater auffrisst. Das Ganze wird sehr souverän gespielt und mit recht realitätsnahen Dialogen versehen. Der Film kommt dann auch schon zur Sache. Karl erfährt, dass er mit seinen Kindern auf einer tickenden Bombe hockt.

Dialogtechnisch fällt auf, dass der Erpresser am Telefon extrem hart und kompromisslos rüberkommen soll, was zur Folge hat, dass er übertrieben oft die Worte Arschloch und Wichser benutzt. Von einem Kerl, der einen so explizit funktionierenden Plan ausführt, hätte ich dann einen etwas interessanteren Wortschatz erwartet. Aber der Film nimmt Fahrt auf. Neben dem wirklich gut gemachten Spannungsaufbau fällt vor allem auf, dass die Familiendrama-Elemente nicht zu kurz kommen. Immer wieder nimmt sich der Film Zeit, zu zeigen, mit welchen Schwierigkeiten der Vater bei seinen Kindern emotional zu kämpfen hat.

Kein Ausweg mehr. STEIG.NICHT.AUS. ©SYRREAL ENTERTAINMENT
Kein Ausweg mehr. STEIG.NICHT.AUS. ©SYRREAL ENTERTAINMENT

Geld oder Rache?

Natürlich muss so ein Plot den ein oder anderen Twist haben. STEIG NICHT AUS bietet gerade so viel kleine Überraschungen, dass man am Ball bleibt, übertreibt es aber auch nicht so sehr, dass das Ganze überkonstruiert wirken würde. Ohne zu viel zu spoilern kann ich sagen, dass es um mehr als Geld geht. Logischerweise hat es mit der Arbeit als Bauunternehmer zu tun. Der Film hält sich, was diesen Teil des Plots angeht, nicht sehr bedeckt. Aber abseits der Gründe für die Erpressung gibt es immer wieder kleine Wendungen, dessen Wirkung zwar schnell verpufft, die aber sehr unterhaltsam sind.

Laut dem Regisseur sind die geschäftlichen Abläufe, derer sich Karl am Telefon bedienen muss, um das geforderte Geld zu beschaffen, gut recherchiert und daher nahe an der Realität. Das wirkt sehr angenehm im Gegensatz zu vielen hollywood-typischen Übertreibungen anderer Filme. Was die Polizeiarbeit angeht, so habe ich doch berechtigte Zweifel. Hier werden aus dramaturgischen Gründen unnötige Scharmützel eingeflochten, die dem Film nicht gut tun. Auch wird die Polizei, wie so oft, als grunzender Neandertaler dargestellt, der nicht weiter denkt, als der Lauf des Scharfschützengewehrs hinausragt. Und wie erwartet gibt es einen Lichtblick in Person einer Sprengstoffexpertin, die wohl die einzige ist, die kurz mal nachdenkt.

Mit dem Rücken zur Wand. Wotan Wilke Möhring in STEIG.NICHT.AUS! ©SYRREAL ENTERTAINMENT
Mit dem Rücken zur Wand. Wotan Wilke Möhring in STEIG.NICHT.AUS! ©SYRREAL ENTERTAINMENT

Weniger ist mehr in STEIG NICHT AUS

STEIG NICHT AUS ist mit 105 Minuten eigentlich ein Film mit einer Durchschnittslänge. Dieser Plot, die Spannung und das Wohlbefinden des Zuschauers hätten aber durchaus auf ca 15 Minuten verzichten können. Der Erpresser kommt irgendwann an einen Punkt, an dem bereits klar ist, dass es nicht weitergeht. Immer wieder, gebetsmühlenartig, wiederholt er seine Forderungen, zeigt sich unnachgiebig was den verletzten Sohn angeht, obwohl der Zuschauer bereits weiß, dass er einknicken muss, weil sonst der Film gleich zu Ende wäre. Hier hätte man das Szenario etwas verschlanken können.

Darsteller perfekt…ausser!

Der Cast, allen voran Hannah Herzsprung, ist toll gewählt. Hannah spielt eine Sprengstoffexpertin, die sich scheinbar als Einzige die Mühe macht, hinter die wahren Umstände blicken zu wollen. Mit seichter Ruhe und einem tollen eindringlichen Blick vermag sie ihre Screentime sofort an sich zu reißen.

Emily Kusche als Josephine spielt erfreulich emotional distanziert in der Anfangsphase. Der Wechsel zu bedingungsloser Liebe zum Vater klappt einwandfrei und erzeugt genug Emotionen beim Zuschauer.

Der 10 Jährige Carlo Thoma, der übrigens eine kleine Rolle in A cure for Wellness spielte, ist zwar fast nur zum Wimmern und Leiden verdammt, bringt dieses aber sehr routiniert rüber.

Meines Erachtens ist der einzige Schwachpunkt der Hauptdarsteller selbst. Wie ein Sänger, der einen bestimmten Ton nicht singen kann und sich daher eines Tricks bedient (zwischen dem Ton darüber und darunter schnell zu wechseln, was meist zum sog. Vibrato führt) schwankt Wotan teilweise zwischen Over- und Under-Acting. Mal wirkt er etwas zu teilnahmslos was das Schicksal der Kinder angeht und mal dreht er dermaßen auf, dass ich etwas schmunzeln musste. Bei dieser Aussage über sein Acting muss ich aber ganz klar sagen, dass die Beurteilung eher subjektiv ist und es andere Zuschauer sicher anders empfinden werden. Alle anderen Darsteller machen ihren Job sehr gut.

Hannah Herzsprung in STEIG.NICHT.AUS. ©SYRREAL ENTERTAINMEN
Hannah Herzsprung in STEIG.NICHT.AUS. ©SYRREAL ENTERTAINMENT

Fazit zu STEIG NICHT AUS

STEIG NICHT AUS ist im Grunde das was man erwartet, wenn man den Trailer sieht, die Handlung liest oder das Original kennt. Es gibt weder Ausschläge nach unten, aber leider auch keine nach oben. Der Film ist unterhaltsam, spannend und gut gespielt. Aber ich stellte mir unentwegt die Frage: Warum? Warum ein Thema aufgreifen, was schon so oft verfilmt wurde. Die emotionale Nähe zum Thema Stadtplanung kann es nicht sein. Wotan ist zwar ein wirklich guter Darsteller, kann aber in diesem Film nicht wirklich brillieren. Das deutsche Kino und seine Macher können mehr.

Unsere Wertung:

 

 

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1 Bewertung
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