Den Tod zu wünschen kann indes so einiges über die eigene Menschlichkeit aussagen…vorallem in The Book of Henry…
Titel | The Book of Henry |
Jahr | 2017 |
Produktionsland | USA |
Regie | Colin Treverrow |
Drehbuch | Gregg Hurwitz |
Genre | Drama |
Darsteller | Naomi Watts, Jaeden Lieberher, Jacob Tremblay |
Länge | 106 Minuten |
FSK | Ab 12 Jahren freigegeben |
Verleih | Universal Pictures |
Handlung
Henry Carpenter (Jaeden Lieberher), ein kleiner 11-jähriger Junge, hält seine Familie zusammen, ist hochgradig intelligent und kümmert sich sogar um die Finanzen, Aktien und die ganze anfallende Post. Er hilft seiner Mutter Susan Carpenter (Naomi Watts) dabei eine gute Mutter zu sein und vor ihrem zweiten Sohn Peter Carpenter (Jacob Tremblay) nicht zu fluchen und ausfällig zu werden.
Zusammen funktionieren sie alle drei als Familie glücklich und harmonisch, bis Henry plötzlich auf die Nachbarsfamilie aufmerksam wird und ihn kurz darauf schon eine tragische Diagnose ereilt….
Kritik
The Book of Henry ist eine liebevolle, herzhafte und gar tief traurige Geschichte und buchstäblich die Findung der Wahrheit und der Findung richtiger Entscheidungen. Naomi Watts geht in ihrer Rolle als Mutter voll auf, denn die sorgende und zerrissene Mutter steht ihr einfach unheimlich gut. Sie spielt sehr einfühlsam und ist, wie ihre zwei Söhne, ein Kaugummi, das alles zusammenhält. Ebenso wie Peter (Jacob Tremblay), der einmal mehr beweist, dass sein schauspielerisches Können nicht nur aus seinem jungem Alter besteht und auch nicht von ungefähr kommt. Klasse! Und natürlich Jaeden Lieberher (Henry), der als Newcomer auf ganzer Linie zu überzeugen weiß und seine grandios gezeichnete Figur tragen kann!
Gezeichnet wird der Film dann aber auch von einem tragischen Missbrauchsfall in der Nachbarsfamilie, die der kleine Henry besser zu verstehen vermag, als seine erwachsene Mutter. Generell, kann Henry alle wichtigen Entscheidungen, die uns selbst im Leben schwer fallen mögen, bereits auseinanderhalten, erschließen und lösen.
Der Film spielt dazu noch bis zum Ende mit der moralischen Haltung des Zuschauers zum Thema Missbrauch an minderjährigen, kleinen Kindern und bietet einen langen Zeitraum zur eigenen Entscheidung bzw. zur Festigung der Sichtweise. Ist das Recht zu leben für einen solchen Menschen verwirkt? Darf man ihn umbringen? Kein Verlust also?
Oder dürfen wir nicht über ihn richten? Gewiss, ist es immer ein kleiner, schlauer Streich, mit der Haltung des Zuschauers in einem Film zu spielen, da er hier eher dazu neigt, dem Schuldigen einfach den Tod zu wünschen und das Geschehen auf der Leinwand nicht mit dem echten Leben zu vergleichen und zu reflektieren weiß.
Aber auch hier findet The Book of Henry eine klare und differenzierte Stellung, ohne dem Zuschauer seine eigene moralische Ansicht dadurch aufzuzwängen. Missbrauch ist falsch, Mord in unserem eigenen menschlichen Denken manchmal erlaubt, aber die Realität nun mal eine ganz andere. Eine richtige Entscheidung gibt es nicht, kann es wenn dann nur geben, wenn man das Beispiel auf sich selbst beziehen kann oder es gar persönlich am eigenen Leibe erfahren hat.
Ihr mögt es auch so aus eurem Leben kennen: Wir sagen oft, wir würden Dinge verstehen, um Trost zu spenden. Ich habe damit bereits vor sehr langer Zeit aufgehört, da mir der Spruch, ob eigener persönlicher Tragödien, zu platt, stumpfsinnig und unausgegoren erschien.
Ich sage seitdem und fortan nur noch, dass es mir Leid tut und dass ich keineswegs anmaßend sein möchte, indem ich sage, dass ich es mir auch nur annährend vorstellen könnte. Denn das kann ich nicht. Überhaupt nicht. Mir fehlt das Verständnis und ich muss auf andere Weise Trost spenden. Aber, dass ich so manch tragische Misere verstehen kann, wäre immer nur eine einfache, faule Lüge. Damit ist niemandem geholfen. Vielleicht spreche ich von Nachhaltigkeit im Trost, vom Klimawandel im Denken oder….
Fazit
Jedenfalls ist The Book of Henry ein überaus liebevoller, charmanter und trauriger Film geworden, der mich gepackt hat, mit meinen Gefühlen gespielt und etwas unsicher zurückgelassen hat. Colin Treverrow hat mich überzeugt und das mit dem ersten Film, den ich von ihm bisher gesehen habe.
Unsere Wertung:
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© Universal Pictures
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