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Heo Yool als Ina steht in einem roten Kleid vor einem Kleiderschrank in The Closet

The Closet – Es ruft nach dir

Ein abgelegenes Haus im Grünen, ein geheimnisvoller Kleiderschrank und eine tragische Vater-Tochter-Beziehung – das sind die Zutaten für den südkoreanischen Horrorfilm The Closet, der nun auch das deutsche Publikum das Fürchten lehren will.

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TitelThe Closet – Es ruft nach dir
Jahr2020
LandSüdkorea
RegieKim Kwang-bin
DrehbuchKim Kwang-bin
GenreHorror
DarstellerJung-woo Ha, Yool Heo, Nam-gil Kim, Si-ah Kim, Shin Hyon Bin, Soo-jin Kim, Sung-woong Park
Länge98 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihCapelight
Das offizielle Blu-ray-Cover von The Closet mit einem Mädchen im roten Kleid vor einem Kleiderschrank
Das Blu-ray-Cover von The Closet © Capelight

The Closet – Handlung

Nachdem seine Frau bei einem Unfall stirbt, zieht der Architekt Sang-won zusammen mit seiner Tochter in ein neues Haus im Grünen. Die frische Luft außerhalb der Großstadt soll speziell seinem Mädchen Ina gut tun. Doch Zeit, die Trauer gemeinsam zu bewältigen, bleibt kaum, denn Sang-won ist durch seine Arbeit stark eingespannt.

Daher kapselt sich Ina immer weiter ab. Zudem sorgen seltsame Stimmen und geheimnisvolle Vorgänge im Haus für Anspannung. Als eines Tages nicht nur die angeheuerte Nanny, sondern auch Sang-wons Tochter spurlos verschwindet, ist der Witwer verzweifelt. Wohin ist Ina gegangen und hat der mysteriöse Kleiderschrank in ihrem Zimmer etwas damit zu tun? Das zumindest behauptet der Exorzist Kyung-hoon, der plötzlich vor der Haustür steht und seine Hilfe anbietet…

Ein weiterer kreativer Genrefilm aus Südkorea?

Spätestens seit dem Oscar-Erfolg von Parasite erlangt das südkoreanische Kino immer größere Bekanntheit sowie Wertschätzung und schickt sich an, sein Nischendasein bei Filmfans so langsam zugunsten eines breiteren Mainstream-Publikums zu verlassen. Dementsprechend landen immer regelmäßiger auch Neuerscheinungen aus dem asiatischen Land bei uns auf dem europäischen Markt. Dabei handelt es sich mittlerweile nicht mehr nur um beinharte, twistreiche Thriller, für die Südkorea seit Jahren gewissermaßen berühmt-berüchtigt ist, sondern auch reinrassige Horrorfilme wie Train To Busan oder nun The Closet finden ihren Weg auf unsere Mattscheiben.

Dennoch sollte man sich als Zuschauer von der gewachsenen Erwartungshaltung freimachen, dass jeder südkoreanische Film neue kreative Pulse und Ideen für das jeweilige Genre bereithält. So ist The Closet für Horrorkenner alles andere als eine Überraschung. Wenn die seit dem Tod ihrer Mutter verschlossene Ina mit ihrem Vater in ein großes Haus mitten im Nirgendwo zieht und von dem geheimnisvollen Kleiderschrank in ihrem neuen Zimmer magisch angezogen wird, sodass sich schnell unheimliche, geisterhafte Erscheinungen einstellen, dann ist das Konzept des Films mit seinen Stationen schnell so transparent wie die Karte eines U-Bahn-Netzes.

Sang-won sitzt auf dem Bett neben seinem Kind Ina, die eine Geige festhält in The Closet
Sang-won wundert sich immer mehr über das Verhalten seiner Tochter Ina © Capelight

Zum Glück hält sich der Film nicht lange mit dem immer seltsamer werdenden Verhalten der Tochter und den geisterhaften, CGI-unterstützten Ereignissen auf, sondern spult diese bekannten Motive schnell herunter, um mit dem Geisterjäger Kyung‑hoon ein belebendes, vor allem komödiantisch unterhaltsames Element zu bringen. Das zurückgenommene stoische Spiel des verzweifelten Vaters, der in sich gekehrt immer noch mit dem Tod seiner Frau zu kämpfen hat, wird konterkariert durch den überdrehten Dauerquassler, der nach eigener Aussage gar nicht so gerne redet, aber leider die Stille unerträglich findet.

Altes Schema mit guter Füllung

Besonders Fans der Horrorreihe Insidious fühlen sich im Mittelteil und Finale wie zuhause, denn der selbsternannte Exorzist Kyung-hoon erinnert an das schrullige, ebenfalls für Lacher vorgesehene Duo Specs und Tucker, die das Medium Elise unterstützen. Die Geisterjagd wird auch in The Closet wie ein professionelles Handwerk dargestellt, für die es spezielle technische Messgeräte und Hilfsmittel gibt. Auch das Ewigreich, eine Art dämonische Parallelwelt zur realen Welt der Menschen, findet eine passende Entsprechung.

So nimmt The Closet nach einem kurzzeitigen, eher irritierenden Krimieinschub wieder volle Fahrt als Geister- und Dämonenfilm auf, wenn das ungleiche Zweiergespann aus Sang-won und Kyung-hoon versucht, das Mysterium hinter Inas Verschwinden und den Zusammenhang mit dem Kleiderschrank im Kinderzimmer aufzuklären.

Sang-won im Innern des titelgebenden Kleiderschranks in The Closet
Mehr als ein Kleiderschrank? Sang-won versucht, das Geheimnis zu lüften © Capelight

In der Inszenierung des Geschehens zeigt sich Regisseur Kim Kwang-bin, der bisher nur Kurzfilme verantwortet hat, angenehm stilsicher. Zwar kommt auch The Closet gerade am Anfang nicht ohne ein paar simple Jump Scares aus, dafür sticht mit zunehmender Spielzeit immer mehr die elegante Kameraarbeit ins Auge. Statt hektischer Schwenks und Dynamik suggerierender Wackeleinlagen sorgen ruhige Kamerafahrten dafür, dass der Grusel wie auf Zehenspitzen in den Zuschauer hineinschleicht und immer stärker einsickert. Kräftige Farben, vor allem das Braun des alten Holzhauses, in das Vater und Kind einziehen, sorgen für ästhetische Bilder. Dabei weiß die Ausstattung der Settings ebenso zugefallen, besonders die kultischen Rituale von Kyung-hoon, mit denen er eine Verbindung zur Geisterwelt herstellen möchte, sind imposant und detailreich arrangiert.

Während anfangs noch klassisch nervenzehrende Soundstücke wie kratzige Geigen für eher standardisierten Grusel sorgen, entwickelt The Closet später eigenständigere Motive. Besonders im letzten Drittel unterstreicht der treibende Synthiescore zusammen mit dem schamanischen Trommelspiel des Geisterjägers die Dramatik der Ereignisse.

Ein Lehrstück über Eltern und Kinder

Während die Darstellung der Gruselsequenzen und Schockmomente weitestgehend in den üblichen Bahnen des Genres verläuft, aber zumindest ein befriedigendes Unterhaltungsniveau erreicht, liegt der Reiz und die Stärke von The Closet vielmehr in seiner dahinterliegenden Botschaft. So führt der Film einem schmerzhaft vor Augen, wie wichtig die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern ist. Ausgehend davon, dass Kinder instinktiv sehr genau spüren, wenn ihre Eltern sie nicht wirklich lieben, sich bewusst oder unbewusst von ihnen distanzieren oder sie sogar offensichtlich schlecht behandeln, steigert sich The Closet über den Weg eines Dämonen- und Geisterfilms zu einem durchaus rührenden Lehrstück über die Wichtigkeit der Eltern-Kind- beziehungsweise Vater-Tochter-Beziehung.

Kyung-hoon sitzt in einem Kreis von Kerzen mit einer Trommel in der Hand in The Closet
Exorzist Kyung-hoon nutzt kultische Rituale, um Verbindung mit der Geisterwelt aufzunehmen © Capelight

Dass die unbefriedigende Auflösung eines Horrorfilms schon mal die ganze Seherfahrung überschatten und die letztendliche Bewertung verschlechtern kann, ist leider eine zu oft beobachtete Tatsache. In diesem Fall bleiben am Ende zumindest keine Fragen offen und auch der titelgebende Schrank erscheint alles andere als ein banaler Alltagsgegenstand. Besonders an einer entscheidenden Stelle, als sich die Türen des Schranks schließen, während die Kamera aus dem Inneren herausschaut, gesellt sich zum bisherigen Schauder über Dämonen und Geister auch der Schauder über menschliche Abgründe. So funktionieren doppelbödige Horrorfilme, die tatsächlich etwas zu sagen haben und ausdrücken möchten.

Unser Fazit zu The Closet

Auch Korea kann Gruselfilme: Langfilmdebütant Kim Kwang-bin präsentiert mit The Closet einen handwerklich gut inszenierten Horrorstreifen, der sich mit seinen genretypischen Versatzstücken aber weitestgehend auf vertrauten Pfaden bewegt. Dass dabei dennoch wenig Längen oder Langeweile auftreten, liegt am ordentlichen Tempo und vor allem an der gewinnenden Vater-Tochter-Geschichte. So erreicht der dämonische Spuk eine tiefere Ebene und bringt letzten Endes eine berührende Botschaft zum Ausdruck. Alles in allem kommen Genrefans also durchaus auf ihre Kosten.

The Closet ist am 7. August digital on demand und am 14. August auf DVD & Blu-ray über Capelight erschienen.

Unsere Wertung:

 

 

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