Wieviel Wes Anderson verträgt ein Film von Wes Anderson? In The French Dispatch tobt sich der Fanatiker der Ordnung und Symmetrie visuell so sehr aus wie noch nie. Ob Fans oder auch Nicht-Fans seiner Arbeit auf ihre Kosten kommen, könnt ihr hier nachlesen.
Titel | The French Dispatch |
Jahr | 2021 |
Land | USA, Deutschland |
Regie | Wes Anderson |
Drehbuch | Wes Anderson, Jason Schwartzman, Roman Coppola, Hugo Guiness |
Genre | Komödie, Drama |
Darsteller | Bill Murray, Tilda Swinton, Owen Wilson, Frances McDormand, Timothée Chalamet, Elisabeth Moss, Jason Schwartzman, Lyna Khoudri, Alex Lawther, Benicio del Toro, Tony Revolori, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeffrey Wright, Saoirse Ronan, Edward Norton, Rupert Friend, Henry Winkler, Lois Smith, Mathieu Amalric, Bob Balaban, Cécile de France, Liev Schreiber, Fisher Stevens |
Länge | 108 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren freigegeben |
Verleih | Walt Disney Studios Motion Pictures Germany |
Das Vermächtnis eines Magazins
In der fiktiven französischen Stadt Ennui-sur-Blasé hatte der stringente Herausgeber Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray) mit The French Dispatch einst den französischen Ableger des US-Magazins Liberty, Kansas Evening Sun gegründet. Ein aus Expat-Journalisten zusammengestelltes Team widmete sich dabei Themen aus der Weltpolitik, Kunst oder sonstigen spannenden Geschichten. Nach dem Tod von Howitzer soll das Magazin auch nicht mehr fortgesetzt werden. Als dieser eintritt, blicken die Journalisten zur Ehre an sein Vermächtnis auf die spannendsten Geschichten des Magazins zurück. Dabei geht es um einen im Gefängnis sitzende Künstler, einer pikanten Liebschaft während einer Studentenrevolte und einen kulinarischen Besuch, der in einer brisanten Entführung mündet.
The French Dispatch – eine Ode an den Journalismus
Entweder man liebt den Stil von Wes Anderson, oder eben nicht. Dazwischen gibt es nicht viel Spielraum. Mit seinen surrealen Darstellungen, die in Sachen Symmetrie ihresgleichen suchen, hat der Regisseur eine eigene kleine Nische geschaffen. Durch Oscar-prämierte Filme wie Grand Budapest Hotel ist das Interesse an dieser stetig größer geworden. Sogar so groß, dass er in einer Folge von Family Guy parodiert wird. Neben den visuellen Eigenheiten gehört zu einem Film von Wes Anderson ein illustrer und namenreicher Cast. Darsteller wie Bill Murray, Adrien Brody oder Owen Wilson gehören zu den Wiederkehrern, die immer wieder in seinen Filmen zu sehen sind. Letzterer ist sogar ein langjähriger Freund von ihm, kennen sie sich schon seit ihrer gemeinsamen Studienzeit und haben auch einige Drehbücher zusammen verfasst.
Und die drei Darsteller sind natürlich auch bei seinem neuestem Film, The French Dispatch, mit an Bord. Mit diesem möchte Wes Anderson dem Journalismus huldigen. So hat er, angelehnt an das US-Magazin The New Yorker, ein eigenes fiktives Magazin entworfen und durch seine virtuosen Bilder zum Leben erweckt. Zur Verfügung steht ihm dabei ein Cast der Superlative, bei dem es wohl leichter wäre aufzuzählen, welche:r Darsteller:in aus Hollywood nicht dabei ist. Und diese sind nicht einfach nur dabei, sondern sprühen regelrecht vor Spielfreude und gehen in den skurrilen Rollen durchaus auf.
Visuell wow, inhaltlich eher mau
Die große Stärke von The French Dispatch ist der visuelle Eskapismus den Wes Anderson hier einmal mehr betreibt. Er tobt sich nun vollends aus und reiht ein bemerkenswertes Bild an das andere. Da verändert sich während einer Szene schon mal theatermäßig das Set und offenbart gänzlich neue Einblicke, da werden auch mal animierte Szenen eingestreut oder vollumfängliche Einblicke in die „Innereien“ eines Flugzeugs vorgenommen. Er bedient sich vollends bei seinem gewohnten Repertoire und hievt es dabei auf ein gänzlich neues Level. So viel Wes Anderson gab es audiovisuell wohl noch nie zu sehen. Den Ton seiner Wahlheimat Frankreich trifft er auch vortrefflich und so schleicht man gerne staunend durch die engen Kopfsteinpflastergassen von Ennui-sur-Blasé. Bisweilen fühlt sich der Film in seiner Laufzeit von 108 Minuten überladen an. Ziemlich viel Figuren, Ideen und Geschichten streifen hier über die Leinwand. Da kann man schon mal den Überblick verlieren.
Das liegt vor allem auch an den verschiedenen kleinen Geschichten, die in ihrem eigenen Kosmos gerne häufig zwischen den Szenerien wechselt. Da springt man schon gerne mal zwischen hitziger Verfolgungsjagd und lässigem Talk in einer TV-Show. Generell sind die Erzählungen nicht besonders spannend gestaltet und können mit den audiovisuellen Stärken nicht wirklich mithalten. Die Darsteller hauchen ihren Figuren durchaus Leben ein, doch die Handlungen an sich kommen selten über eine Aneinanderreihung von slapstickartigen Momenten hinaus. Es fühlt sich so an, als würde sich alles der audiovisuellen Inszenierung unterordnen. Findet man gefallen an dieser, kann man mit The French Dispatch riesigen Spaß haben, vorausgesetzt, man fühlt sich dem Stil von Wes Anderson hingezogen.
Unser Fazit zu The French Dispatch
Mit einem visuellen Fest huldigt Wes Anderson dem Journalismus und packt dabei so viel von seinem Stil in einen Film, wie noch nie. Da kommt man aus dem Staunen kaum noch heraus, bei den beeindruckenden Bildern die hier aneinandergereiht werden. Dazu gesellt sich ein Cast der Superlative, der mit Spielfreude den skurrilen Figuren Leben einhaucht. Nur leider verwehren die wirren und maximal soliden Erzählungen The French Dispatch den Sprung in höhere Wertungsregionen. Wirklich packend und witzig wird es nämlich selten und so bekommt man abgesehen von der bildlichen Finesse nicht allzu viel geboten.
The French Dispatch startet am 21.10.2021 in den deutschen Kinos
Unsere Wertung:
460 Bewertungen | 90 Bewertungen |
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
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