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The Invisible Fight

Viele estnische Filme haben es bislang noch nicht zu großer Aufmerksamkeit geschafft. Nun bietet sich The Invisible Fight aber im Rahmen der Fantasy Filmfest Nights 2024 die große Genre-Bühne. Nutzt der kleine Film diese Gelegenheit?

the invisible fight - Trailer | fantasy filmfest nights 2024

TitelThe Invisible Fight (OT: Nähtamatu võitlus)
Jahr2023
LandEstland
RegieRainer Sarnet
DrehbuchRainer Sarnet
GenreAction
DarstellerUrsel Tilk, Kaarel Pogga, Ester Kuntu, Indrek Sammul
Länge115 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihLevelK
Poster zu The Invisible Fight
Poster zum FFFN-Beitrag aus Estland © Level K

Die offiziell Inhaltsangabe von The Invisible Fight

Rafael hat einen Traum! Und der besteht sicher nicht darin, als Wachmann an der sowjetisch-chinesischen Grenze zu versauern. Nein: Rafael will Kung Fu-Mönch werden, ein Mann der stählernen Handkante und des inneren Friedens. Doch der Weg zur Erleuchtung ist ein steiniger für den langhaarigen, schlaksigen Kerl mit Pornobalken und einer musikalischen Vorliebe für Black Sabbath. Er muss die Klosterobrigkeit überzeugen, ihn als Schüler aufzunehmen, eifersüchtige Rivalen überwinden und die Liebe seines Lebens erobern. Und haben wir schon die Horde teuflischer Kreaturen erwähnt, die die Stadt befällt?

Ein Martial Arts-Feuerwerk aus Estland, das sich vor der Kampfkunst der Shaw-Brüder genauso verneigt wie vor den kultigen Sketchen der Monty Python-Truppe und nostalgischen Heavy Metal-Klängen. 1970er Jahre (Un-)Chic pur: die Frisuren! Die Klamotten! Die Autos! Müsst ihr selbst sehen, um es zu glauben…

Eine ganz tiefe Verneigung vor Metal und Martial-Arts…

Vom ersten Bild an kann man den Machern von The Invisible Fight eines nicht absprechen: eine innige, ehrliche Liebe zu den Themen, denen man mit diesem Projekt die Ehre erweist. Und immer wieder springt dieser Funke auch auf das Publikum über, insbesondere, wenn man selbst ein Faible für die gespielte, sehr vordergründige Musikgattung hat. Über die Story braucht man ehrlicherweise nicht wirklich viele Worte verlieren: Wer die Synopsis oben gelesen hat, der weiß, worauf man sich einstellen darf: auf einen absurd-komischen, aber sympathisch-nerdig vorgetragenen Trip in absoluter B-Movie-Optik, aber A-Movie-Ausstattung!

Immer wieder ziehen die Macher Religions-Praktiken durch den Kakao, überstilisieren Riten und suhlen sich in Klischees. Damit wird aus dem ohnehin schon seltsamen Genre-Cocktail auch noch eine Hommage an die Komiker von Monty Python, denn die haben bekanntlich mit Life of Brian auch dem Christentum pointiert den Spiegel vorgehalten. Der Protagonist stolpert also von einer Sketch-Szene zur nächsten, zwischendrin gibt es Musical-/Musikvideo-Momente und dann natürlich einige Male auf die Schnauze – im Wuxia-Style mit Zitaten aus entsprechenden Klassikern inklusive.

… Eine Mischung, die definitiv frisch aber nicht ganz ausgefeilt ist

Das ist zwar augenscheinlich erstmal ein wilder Mix mit Potenzial, aber leider greifen die Einzelteile nicht annähernd so gut ineinander, wie man es hätte schaffen müssen, um einen Film dieser Länge auch durchgängig unterhaltsam zu halten. Immer wieder schweift das Skript gefühlt ab in Esotherik, mehrfach versucht man durch Abstraktion noch mehr Tiefgang und Metaphorik zu suggerieren, bremst damit aber den Spaß erheblich aus. Ein Metaler, der Kung-Fu-Mönche werden will, und sich von diesem Vorhaben durch keine noch so absurde Widrigkeit abbringen lässt – das hat Charme und Witz, aber eben nicht genug für über zwei Stunden Filmlänge. Das womit man den Streifen bis dahin streckt, ist manchmal urkomisch, manchmal aber auch redundant und zu weit vom eigentlichen roten Faden weg. Denn auch wenn man die einzelnen Kapitel wie Kurzfilme teils für sich sprechen lassen könnte, so muss doch bei einem Spielfilm im Endeffekt die Gesamtkomposition rund und kohärent sein.

Ein Festival-Film für Connaisseure

Wer in den vergangenen Jahren wahlweise No Looking Back oder Why don’t you just die? vom russischen Regisseur Kirill Sokolov mochte, der wird womöglich am ehesten mit dieser exzentrisch-charmanten Produktion Anklang finden. Denn in den schnellen Momenten ähnelt The Invisible Fight den beiden ebenfalls rasanten Action-Comedies sehr. Auch diese beiden Titel liefen auf Festivals mit Erfolg und wurden unter Genre-Fans in den Sälen gefeiert und ad hoc mit dem Kultfilm-Stempel versehen. Eventuell schlägt auch der estnische Beitrag in die Kerbe und kann das geneigte Publikum entsprechend in Ekstase versetzen. Ein typischer Crowd-Pleaser, der in Gemeinschaft besser funktioniert als wenn man den Film im stillen Kämmerchen allein sichtet.

Da hüpft der Pope in der orthodoxen Kirche im Quadrat: The Invisible Fight © Level K

Unser Fazit zu The Invisible Fight

Eine Enttäuschung ist The Invisible Fight auf keinen Fall, aber mitunter ist er nicht verrückt genug, um ganz große Wellen zu schlagen. Die Ideen sind zweifelsohne extravagant und in Masse vorhanden, doch vieles wird nicht durchexerziert bis zu dem Punkt, an dem die roten Fäden dann wieder zusammenlaufen müssten, um ein stimmiges Gesamtbild zu ergeben. So ist die Laufzeit dann doch gefühlt noch länger als die tatsächlichen zwei Stunden und die krassen Action-Szenen, die der Trailer verspricht zu spärlich gesät. Stattdessen könnte man in einigen Momenten sogar zur Meditation animiert werden statt zum Szenenapplaus. Solange man dann zur Action wieder aufwacht, ist alles gut.

The Invisible Fight läuft im April als Teil der Fantasy Filmfest Nights 2024 in den teilnehmenden Städten im Kino und wird im Sommer von LevelK voraussichtlich fürs Heimkino veröffentlicht.

Unsere Wertung:

 

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