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In a Violent Nature

Der kanadische Slasher In a Violent Nature sorgt bereits für mächtig Furore unter den Genrefans. Autor Tobi konnte den Streifen beim Hard:Line Filmfestival 2024 bereits sichten und sich überzeugen, ob was dran ist am aufkommenden Hype.

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TitelIn a Violent Nature
Jahr2024
LandKanada
RegieChris Nash
DrehbuchChris Nash
GenreHorror
DarstellerRy Barrett, Andrea Pavlovic, Cameron Love, Liam Leone, Charlotte Creaghan, Reece Presley
Länge94 Minuten
FSKungeprüft (Stand 04/2024)
VerleihCapelight Pictures

Die Handlung von In a Violent Nature 

Eine Gruppe Jugendlicher (u. a. Andrea Pavlovic, Cameron Love, Charlotte Creaghan) entwendet bei ihrem Trip in den Wald ein güldenes Amulett und erweckt damit den rachsüchtigen Johnny (Ry Barrett) zum Leben, der auf der Suche nach seinem heiligen Besitz jeden erbarmungslos niedermetzelt, der zwischen ihm und seinem persönlichen Schatz stehen sollte…

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Im Hintergrund sind Stimmen zu vernehmen, die Kamera harrt starr aus und fokussiert eine Halskette mitsamt Anhänger. Schnitt und Perspektivenwechsel. Eine Gestalt schält sich aus dem mit Laub und feuchter Erde übersäten Boden. Schnitt und Perspektivwechsel. Die Kamera folgt dieser mit Schmutz und Wunden überzogenen Kreatur in der Verfolgerperspektive. Hin und wieder beschleunigen kurze Schnitte das Vorankommen des Wesens, doch ansonsten stapft Johnny, so heißt dieser Hüne, wie man später erfahren soll, unbeirrt und unermüdlich durch die grüne Natur. Gelenkt wird sein Weg von äußeren Einflüssen, wie Verkehrslärm oder Stimmen. Denn hinter diesen vermutet er die mutmaßlichen Diebe seines persönlichen Schatzes.

Schnell wird klar: Johnny, der Killer, ist der Protagonist von In a Violent Nature. Dass dieser Perspektivwechsel aufgehen kann, haben bereits zahlreiche Arbeiten zuvor bewiesen: ob American Psycho, Henry – Portrait of a Serial Killer oder gar das intensive Remake zu William Lustigs Maniac, welches fast ausschließlich auf Ego-Perspektive setzte. Serienkiller als Antihelden besitzen reichlich Potential für düster-beklemmende Horrormärchen.

Doch anders als seine genannten Genrekollegen ist der vorliegende In a Violent Nature ein Slasher und als solcher pfeift er auf so ziemlich jegliche Konvention des Genres und verweigert sich fast schon einer locker-leichten Seherfahrung. Denn den Stil des zuvor beschriebenen Einstiegs zieht der Film (vom Epilog und einer weiteren Szene abgesehen) gnadenlos durch und stellt somit fast schon die Antithese zum klassischen Camp-Slasher auf. Wo Jason, Freddy oder Michael meist nur dann in Erscheinung treten, um für Anspannung bei Publikum und Helden zu sorgen, lernt man hier die andere Seite kennen. Stattdessen folgt man dem Killer bei seiner „alltäglichen“ Arbeit und bekommt all das serviert, was sich in anderen Film off-screen abspielt: Das Ausspionieren, das Abwägen, das möglichst leise und ungesehene Fortbewegen.

Die Sache mit der Erwartungshaltung

Diese Tatsache lässt In a Violent Nature tatsächlich als kleine Genrerevolution erscheinen. Sehgewohnheiten werden hier förmlich aufgebrochen und neu geordnet. Ja, Chris Nashs Film ist noch immer klar als Slasher zu identifizieren. Er entschleunigt die Inszenierung dabei aber derart drastisch, dass es für zahlreiche Genrefreunde wohl nicht nur zur Geduldsprobe, sondern zu einer regelrechten Qual werden wird.

Nash kostet es aus, die Handlungen und Bewegungen des Killers in die Länge zu ziehen, beinahe könnte man meinen, dass sich sein Film in Echtzeit entfaltet. Und genau das wird wohl der Knackpunkt des Films sein. Denn das Internet scheint sich derzeit bereits vor frenetischen Lobhuldigungen zu überschlagen, ist doch häufig vom beachtlichen Gore-Gehalt oder gar der Neu-Definition des Slashers die Rede. Und damit einhergehen maßlose Erwartungshaltungen, denen der Film nur schwer gerecht werden kann. Genau dieser Hypetrain rollte an der Horrorfront in den letzten paar Jahren häufiger ein: The Sadness, Project Wolf Hunting oder Terrifier 2. Hier wie da, wird es sicherlich zahlreiche Bekundungen geben, die den Film trotz, oder gerade wegen seiner betonten Andersartigkeit als langweilig betiteln und die enttäuscht sein werden. Womit sich vermutlich wieder einmal mehr zeigen wird, dass übermäßige Hypes eher Gift für Filme sind.

Neben der enormen Langsamkeit könnte außerdem die sie sehr wechselhafte Tonalität des Films Grund für Ablehnung sein. Spät im Film gibt es so beispielsweise eine Szene, bei der die Akustik über gefühlte Minuten deutlich macht, dass ein Schädel bis zur Unkenntlichkeit zermatscht wird. Doch genau in diesen Momenten erscheint In a Violent Nature unentschlossen: Verhöhnung des blutgeilen Publikums? Persiflage auf vermeintlich gesteigerte Gewaltexzesse im Film? Einfach knallharte Slasher-Kost? Oder doch eine völlige Übersteigerung der Gewalt und damit eine ironische Brechung der Brutalität?

Die Freigabefrage

Wer sich derzeit gezielt über In a Violent Nature informiert, der wird über kurz oder lang auf Diskussionen rund um seinen Gewaltgrad stoßen – schließlich wird hier teils bereits vom Kill des Jahres gesprochen. Fest steht auf jeden Fall: Chris Nashs Langfilmdebüt langt in einigen Szenen ordentlich deftig hin und scheut sich auch nicht davor, das Martyrium der Opfer auszuwalzen. Genrefans frohlocken, die FSK erschaudert und der deutsche Verleiher Capelight Pictures reibt sich sicherlich die Hände. Schließlich kann letzterer auf zielsichere Mundpropaganda und Social Media-Präsenz des Films setzen.

Und selbst wenn sich die FSK für eine (Heim)Kinoauswertung in erster Instanz kritisch äußern sollte, hat Capelight in den letzten Jahren bereits mehrfach Willen und auch Ausdauer bewiesen, ihr Wort zu halten, sollte es um das Attribut „uncut“ gehen.

Doch zurück zu In a Violent Nature: Zwar gibt es über die Laufzeit des Films eher wenig explizite Kills, diese sorgen dann jedoch mit ihrer Ausgespieltheit durchaus für Unbehagen. Ob der „Yoga-Kill“ allerdings ausschlaggebend für eine mögliche Freigabeverweigerung sein sollte, wird sich zeigen müssen. Böseres Potential, weil ungeheuer quälend langsam und mit starkem Fokus auf das Leid des Opfers inszeniert, erscheint da eher der „Holzspalter“-Kill inne zu haben. Hier wird regelrecht zelebriert wie das erstarrte Opfer seinem unausweichlichen Schicksal tatenlos ausgeliefert ist und sein Leiden sprichwörtlich vor Augen geführt bekommt.

Unser Fazit zu In a Violent Nature

In a Violent Nature lebt von seiner frischen Art der Inszenierung. Die für einen Slasher ungewohnte Perspektive und die unglaubliche Langsamkeit sind wahnsinnig spannende Entscheidungen, die dem Film seinen ganz persönlichen Stempel aufdrücken. Nur gehen damit auch mögliche Probleme in der Rezeption einher: Wer einen temporeichen Slasher erwartet, wird vermutlich ungeduldig auf seinem Platz hin- und herrutschen. Wer hingegen Fan moderner Slowburner ist, wird hingegen enttäuscht über die ausbleibende Spannungskurve sein. Denn da In a Violent Nature fast ausschließlich dem Antihelden folgt (und selbst dieser mit der genretypischen spärlichen Motivation ausgestattet ist) bleiben die Opfer noch gesichtslosere Massenware als es bereits im herkömmlichen Genrevertreter häufig der Fall ist.

Wer jedoch offen für einen neuen Ansatz im Genre ist, vor Langsamkeit nicht zurückschreckt und auch Freude an der groberen Gore-Keule hat, kann den Versuch wagen. Mich hat der Film in seinem Epilog aber leider völlig verloren, die Grundidee und eigensinnige Umsetzung hingegen, holt mich total ab. Auch optisch ist der Film häufig ein Leckerbissen, zeigt er stimmungsvoll-meditative Natur und teils tolle Panoramen in Weitwinkelaufnahmen. Hinsichtlich der enormen Fallhöhe, die von diesem Film ausgeht, verbleibt unsere Wertung daher im neutralen Bereich.

Über einen Kinostart oder Heimkino-Release ist derzeit (Stand April 2024) noch nichts bekannt.

Unsere Wertung:

 

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© Capelight Pictures

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