Die verlorenen Blumen der Alice Hart

In Die verlorenen Blumen der Alice Hart geht es um die dunklen Schatten einer grausamen Kindheit. Im Cast der australischen Serie unter anderem: Alien-Star Sigourney Weaver. Was bietet die Serie, um das Publikum zu fesseln?

Die verlorenen Blumen der Alice Hart – Die Handlung

Als Alice (Alycia Debnam-Carey) im Alter von 9 Jahren ihre Eltern auf tragische Weise bei einem mysteriösen Brand verliert, wird sie zu ihrer Großmutter June (Sigourney Weaver) auf die Blumenfarm Thornfield gebracht. June leitet jene Blumenfarm, auf der sie Frauen, die einen schweren Schicksalsschlag verkraften mussten, Zuflucht bietet. Hier lernt Alice, die Sprache der Blumen zu nutzen, um die Dinge auszudrücken, die sie nicht in Worte fassen kann. Nach und nach erfährt sie, dass ihre Großmutter Geheimnis um Geheimnis hütet, sowohl über ihre eigene Vergangenheit als auch die ihrer Familie.

Versinken im Naturalismus

Ein Aspekt fällt sofort ins Auge bei einem ersten Eindruck von Die verlorenen Blumen der Alice Hart: Die Landschaftspanoramen sind hervorragend eingefangen. Sie erfassen die Umgebung rund um Thornfield auf äußerst malerische Weise. Der Begriff Naturalismus beschreibt dies äußerst treffend. Die Blumenfelder strahlen in kräftigem Flieder und Rot, baden im Sonnenschein und vermitteln einen hoffnungsvollen Ausblick trotz der düsteren Themen, die sie umgeben. Dabei könnten bei manchem Zuschauer Erinnerungen an den diesjährigen Kinofilm Close von Lukas Dhont geweckt werden.

Im Kontrast zu der strahlenden Farbkomposition fokussiert sich die Geschichte auf die knallharte Realität, mit der sich die Hauptcharaktere Alice und June herumplagen müssen. Thornfield ist dabei nicht nur ein Zufluchtsort vor dem Alltag, sondern bietet allen Frauen die Möglichkeit, eine Verbindung zur Natur herzustellen. Dies wird durch detailreiche, intime Körperaufnahmen, Texttafeln über die Funktionen einiger Blumen und emotionale Darstellermomente untermauert. Bild, Musik und Darstellerinnen harmonieren dabei in nahezu jeder Szene. Ein Highlight bildet die Endmontage in der zweiten Episode, untermalt von Phoebe Bridgers Cover von Nothing Else Matters.

Eine Geschichte über Verlust und Trauma

Die insgesamt siebenteilige Miniserie begleitet die titelgebende Hauptfigur in jeder Facette ihres Wesens. Nach dem tragischen Verlust ihrer Eltern dreht sich in den ersten Episoden alles um die Unaussprechlichkeit, mit der die junge Alice das Ereignis konfrontiert und wie sie versucht, den Kontakt zum Tod in Worte zu fassen. Anfangs schweigt sie, doch durch ihre Verbindung zur Blumenfarm nähert sie sich wieder der Schönheit des Lebens an und beginnt wieder zu sprechen. Im weiteren Verlauf der Geschichte springt die Serie zwischen den Zeiten und konzentriert sich auf eine erwachsene Alice, die als Ranger in der Umgebung arbeitet, sich verliebt und versucht, die Geheimnisse ihrer Vergangenheit zu lüften.

Alycia Debnam-Carey verkörpert die ambivalente Hauptfigur überzeugend und nimmt das Publikum mit auf eine emotionale Reise der Selbstfindung. Ihr größter Fortschritt liegt im Loslassen der Vergangenheit, sobald sie alle offenen Fragen beantwortet bekommt. Dafür stellt sie ihre Großmutter June hart zur Rede, deren Beziehung von Anfang an als schwierig gezeichnet wird. Weaver verleiht June ausreichend Profil und fungiert hier, ähnlich wie schon in Call Jane, als Mentorin für viele jüngere Frauen und setzt sich für ihre Anliegen ein.

Wer sollte sich die neue Amazon-Serie nicht entgehen lassen?

Die verlorenen Blumen der Alice Hart nimmt sich viel Zeit, um den Figuren Raum zum Atmen zu geben. Dabei zeigt sich manchmal, dass die eigene Erzählung nicht immer ganz ausgereift ist. Trotz interessanter Charaktere und starker schauspielerischer Leistungen ist das Erzähltempo nicht immer kontrolliert. Zwischen langsamen Abschnitten entwickelt sich die Handlung an vielen Stellen sehr rasch. An anderen Stellen wünscht man sich hingegen mehr Zeit und Tiefe, besonders in der Entwicklung von Nebencharakteren wie Junes Eltern oder ihrem Partner Dylan.

Wer beispielsweise die Netflix-Serie Bloodlines mit Ben Mendelsohn aufgrund der innerfamiliären Dynamiken und Konflikte mochte, der wird mit der Amazon-Serie adäquaten Nachschub bekommen. Darüberhinaus spricht die australische Produktion mit Sicherheit auf die Fans der Landschaften und Lebenskultur Down Unders an. The Dry oder die Filmversion von Animal Kingdom sind dafür mit Sicherheit keine schlechten Gradmesser.

Unser Fazit zu Die verlorenen Blumen der Alice Hart

Insgesamt bietet Die verlorenen Blumen der Alice Hart eine zwar langsam erzählte, aber dennoch packende Geschichte über das Leben einer jungen Frau, die lernen muss, ihren eigenen Weg zu gehen und sich nicht allein anhand ihres Traumas aus der Vergangenheit definieren zu lassen. Dies gelingt der Serie durch grandioses Schauspiel, emotionale Momente und traumhaft gefilmte Naturaufnahmen. Nicht immer gelingt jedoch das vollständige Eintauchen in die Geschichte und die Bilder, da das Erzähltempo an vielen Stellen inkohärent wirkt und dadurch einzelne Charakter- und Handlungsentwicklungen zu kurz kommen. Letztendlich lohnt sich jedoch ein Blick auf diesen potenziellen Geheimtipp.

Die verlorenen Blumen der Alice Hart kann man ab 5. August bei Amazon Prime Video komplett streamen.

Unsere Wertung:

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