The Monkey King von Netflix beruht auf einem populären chinesischen Epos. Kann sich der Animationsfilm unter anderen Verfilmungen der Sage behaupten und auch ein westliches Publikum begeistern? Erfahrt es in unserer Review!
Die Handlung von The Monkey King
Aus einem Stein heraus geboren, strebt ein junger Affe nach Höherem. Deswegen wird er aus der nach Durchschnitt strebenden Affen-Gemeinschaft ausgestoßen und wächste fortan alleine auf. Als die Gemeinschaft von einem fiesen Dämon bedroht wird, besorgt sich der inzwischen erwachsene Affe einen magischen Stab vom Meeresgrund und besiegt damit den Dämonen. Er lässt sich von den anderen feiern und krönt sich selbst zum Affenkönig.
Doch nun ist seine Abenteuerlust erst recht geweckt. In seiner Maßlosigkeit wählt er als sein Ziel den Himmel aus, um zu den Göttern aufzusteigen. Dazu muss er zunächst einmal ihre Aufmerksamkeit erringen und genau wie sie Unsterblichkeit erlangen. Auf seiner Reise durchs Land trifft er auf die kleine Lin, die ihn fortan als Assistentin auf seinen Abenteuern begleitet. Doch im Hintergrund wartet schon der Drachen-König, der Gott des Meeres, auf seine Chance, Affenkönig den Stab wieder zu entreißen…
Ein altes Epos
Die Geschichte des Affenkönigs geht zurück auf das Epos Die Reise nach Westen aus dem 16. Jahrhundert. Sie ist auch heute noch sehr populär und dient als Vorlage für zahlreiche chinesische TV- und Film-Produktionen. Von 2014-18 erst wurde in China eine dreiteilige Reihe von Kinofilmen rund um die Abenteuer des Affenkönigs produziert. The Monkey King von Netflix orientiert sich grob am ersten Kapitel des umfangreichen Werks, welches von den frühen Abenteuern des unbeherrschten Rebellen erzählt.
Für diesen sich eher an ein jüngeres Publikum richtenden Animationsfilm wurde die Erzählung natürlich stark vereinfacht. Der Affenvater predigt stets die Unbedeutsamkeit des Individuums und schließt den jungen Affenkönig wegen seiner Widerworte aus der Gemeinschaft aus. Eine Erziehung genießt der elternlose Junge in den folgenden Jahren deshalb auch nicht. Dass er den Dämonen, der die Gemeinschaft bedroht besiegt und sich dann ungefragt zu ihrem Herrscher aufschwingt, spiegelt schon anfangs die hauptsächlichen hier vermittelten Botschaften wider. Zum einen brauchen die Affen auch den Freigeist, der sie schließlich von dieser Geißel befreit. Genauso müssen auch diesem begabten wie ambitionierten Individualisten realistische Grenzen gesetzt werden, damit es nicht sich selbst und andere um ihn herum verletzt. Denn schon in einem darauf folgenden Kampf gegen einen kleinen Feuerdämon legt er das zu rettende Dorf gleich mit in Schutt und Asche.
The Monkey King hält sich eh nicht damit auf, solche Lektionen großartig zu vertiefen. Die bloße Wiederholung wird es schon richten. Zwischenzeitlich und gerade anfangs wirkt der Film auch geradezu gehetzt. Es gibt nicht näher beschriebene Zeitsprünge und manches Mal scheint das Skript auch nur schnell einen Plotpoint nach den nächsten abhandeln zu wollen. Das verleiht dem ganze Spektakel zwar ein gewisses Tempo, degradiert die Geschichte aber mehr als einmal zum bloßem Vehikel. Nur für knapp eine Handvoll, erstaunlich gelungener, Gesangsnummern wird auch mal auf die Bremse gedrückt.
Gefällige Aufbereitung
Dramaturgisch erinnert The Monkey King schon sehr an die gängigen Disney-Klassiker. Das fängt rudimentär bei der Gliederung der Geschichte an, der Grundstein für die Reise des Helden wird durch ein einschneidendes Erlebnis in seiner Kindheit in Gang gesetzt. Er bekommt dann auch noch einen kindlichen Sidekick verpasst, was bei Disney wohl eher andersherum der Fall wäre. Allerdings nutzt das Skript dies tatsächlich für den ein oder anderen erzählerischen Kniff, der so nicht zu erwarten gewesen wäre. Das bringt dann auch ein wenig Spannung in die Sache. Ein klarer Verweis sind dann auch die Gesangseinlagen, die sofort an die 90er und Filme wie Aladdin (1992) und Herkules (1997) erinnern. Das mag wenig zeitgemäß anmuten, macht aber durchaus Spaß. Das Ende mag dann etwas hart anmuten, ist aber der Vorlage geschuldet und wird auch kindgerecht aufbereitet. Außerdem lässt es alle Möglichkeiten für eine Fortsetzung offen.
Auf der technischen Seite kann The Monkey King sicherlich mehr überzeugen, als auf der erzählerischen, auch wenn nicht gänzlich. Da man auf allzu detaillierte Hintergründe verzichtete, erinnert das Ganze ein wenig an andere chinesische Produktionen wie White Snake – Die Legende der weißen Schlange (2019) und deren Nachfolger Green Snake (2021). Letzterer wurde außerhalb Chinas auch gleich von Netflix vertrieben. Die Charaktere sind allesamt liebevoll gestaltet und zeitgemäß animiert. Der Affenkönig rast wie ein Derwisch durch die Szenerie, auch wenn er gerne noch etwas ausdrucksstärker hätte ausfallen können. Besonders gelungen präsentiert sich der Drachenkönig, der immer wieder für einen Lacher gut ist.
Musikalisch dominieren zeitgemäße und wilde Metal-Gitarren, die die Spirenzien des Helden, vor allem das Chaos, das er verursacht, passend untermalen. Die Gesangseinlagen bilden dazu einen netten Kontrast. Sicherlich auch Geschmackssache, aber keine dieser Stilrichtungen nimmt dermaßen überhand, dass es wirklich stören könnte.
Unser Fazit zu The Monkey King
Als neueste Version des alten chinesischen Epos Die Reise nach Westen lässt The Monkey King sicherlich ein wenig Vorlagentreue missen. Die Vereinfachungen dienen aber immer dazu, den Film einerseits für ein westliches, wie auch eher jüngeres Publikum goutierbar zu machen. Dabei herausgekommen ist ein kurzweiliges Animationsabenteuer mit dem Herzen am rechten Fleck. Dennoch sind die recht einfach gestrickten moralischen Botschaften, die durchaus vermittelt werden sollen, stark von chinesischen Wertevorstellungen geprägt. Diese werden aber auch nicht in einem Maße eingetreut, dass es für kleinere Zuschauer unreflektiert stark bedenklich wäre. Dieses Abenteuer mag an manchen Stellen ein wenig sehr vereinfacht erzählt sein, sorgt mit sympathischen Charakteren und flotter Action aber für eine Menge Spaß.
The Monkey King steht seit dem 18. August 2023 auf Netflix zum Abruf bereit!
Unsere Wertung:
© Netflix