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American History X

Auch über 20 Jahre später ist Tony Kayes Neo-Nazi-Drama American History X immer noch ein Schlag ins Gesicht. Warum sich dahinter eine wahnsinnig wichtige und universelle Botschaft verbirgt, erfahrt ihr hier.

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TitelAmerican History X
Jahr1998
LandUSA
RegieTony Kaye
DrehbuchDavid McKenna
GenreDrama, Thriller
DarstellerEdward Norton, Edward Furlong, Beverly D’Angelo, William Russ, Avery Brooks, Jennifer Lien, Stacy Keach
Länge114 Minuten
FSKAb 16 Jahren freigegeben
VerleihWarner Bros. Entertainment

Die Handlung von American History X

Die 90er, Kalifornien: Dereks Vater bekennt eines Tages beim gemütlichen Mittagessen mit der Familie seine rassistische Grundhaltung. Das bringt bei Derek (Edward Norton) den Stein ins Rollen. Dass sein Vater dann auch noch bei einem Feuerwehr-Einsatz von einem Schwarzem erschossen wird, bringt das Fass zum Überlaufen. Derek rasiert sich den Schädel, tätowiert sich ein Hakenkreuz auf die Brust und wird Teil einer rechtsradikalen Gruppierung, die allen Nicht-Weißen die Hölle heiß macht.

Als zwei Schwarze eines Nachts versuchen, Dereks Auto, das früher seinem Vater gehörte, zu stehlen, tötet er beide und landet drei Jahre im Gefängnis. Als er entlassen wird, ist Derek ein anderer Mensch, der sich von der Neo-Nazi-Szene abgewendet hat. Dafür ist sein kleiner Bruder Danny (Edward Furlong), der seinen Bruder als großes Vorbild betrachtet, nun fest in jener Szene verankert. Verzweifelt versucht Derek Danny davon abzuhalten, denselben Fehler wie er zu begehen. Doch die gewalthaltigen Ereignisse nehmen unabwendbar ihren Lauf…

Ein erhellender Blick auf ein düsteres Thema

Sofort fällt auf, wie American History X allein mit seiner Hauptfigur das Klischee des pöbelnden, strunzdummen Neo-Nazi-Proleten umgeht. Derek ist ein hochintelligenter junger Mann, der sich eloquent artikulieren kann und schlicht einer felsenfesten Ideologie folgt. Anarchie als Selbstzweck oder reiner Machtgewinn stehen nicht in seinen Interessen. Derek verfolgt ein politisches Ziel und will seinen Standpunkt auf radikale Art und Weise durchsetzen.

American History X ist dabei als präzise Hass- und Gewalt-Studie angelegt, die aufzeigt, wo Hass seinen Ursprung hat und wo er kein Ende nimmt. Dereks Vater ist als Feuerwehrmann in einem von steigender Immigrations- und Kriminalitätsrate betroffenen Staat vertraut mit diesem „Nigger-Blödsinn“, wie er es selbst nennt. Diese Einstellung trichtert er Derek zudem in einer Phase ein, in der er leicht beeinflussbar ist: in der Pubertät. Dereks Einstellung färbt ebenso auf seinen jüngeren Bruder ab. Schon nimmt die Gewaltspirale ihren Lauf. Auch Dereks hinterlistiger Mentor und Anführer der Skinhead-Gruppierung Cameron steht sinnbildhaft dafür, dass Hass oft auch einfach aus dem falschen Einfluss resultiert.

Das Drama von Tony Kaye behält seinen neutralen Blick, beleuchtet jede Seite und verzichtet bewusst auf Schwarzmalerei. Letztendlich beruht die Spannung beider Seiten auf Missverständnissen, doch sind diese Spannung einmal aufrecht, sind sie kaum noch zu besänftigen. Auf Gewalt folgt Gegengewalt. American History X beweist gerade mit seinem schockierenden Schlussakkord, wie viel Wahrheit in Wirklichkeit hinter dieser Floskel steckt. Auch die abschließenden Worte von Danny unterstreichen die Kernbotschaft des Films perfekt: „Hass ist Ballast. Das Leben ist viel zu kurz dafür, dass man immer wütend ist.“ Auch wenn dem ein oder anderen der Wandel Dereks vom Nazi zum Geläuterten etwas zu schnell gehen dürfte, so zeigt American History X auf geradezu analytische Weise Zusammenhänge auf, die sich die meisten Filme nicht einmal trauen, auch nur anzusprechen.

Schrecklich-schöne Bilder

Nicht nur inhaltlich, auch inszenatorisch ist American History X eine Wucht. In schwarz-weißen Rückblenden erzählt, entfaltet der Film, trotz der erschreckenden Darstellung, eine ganz eigene Ästhetik. Oft klebt die Kamera an den Gesichtern, was eine schon fast unangenehme Nähe zu den Figuren befördert. Andere Bilder brennen sich schlicht in die Netzhaut ein, etwa eine Reihe Zähne, die sich langsam und knirschend auf einen Bordstein legen. Oder Derek mit einem Lächeln auf den Lippen und einem wahnsinnigem Blick in seinen Augen, kurz nachdem er zwei Menschen grausam ermordet hat und kurz bevor er von der Polizei abgeführt wird.

Die Leistung von Edward Norton ist dabei überragend und völlig zu Recht oscar-nominiert. Er strahlt als hochintelligenter Skinhead eine kühle und dominante Aura aus. Trotz seiner Ruhe wird man das Gefühl nicht los, dass dieser Mann jeden Moment explodieren könnte. Und das ist nicht nur angesichts seiner Physis beängstigend, für die sich Norton 15 Kilogramm Muskeln antrainierte. Dennoch zeigt Norton auch überzeugend den weichen Kern seiner Figur, etwa wenn er sich besorgt um seine lungenkranke Mutter kümmert oder sich nach seiner Wandlung Sorgen um den Lebensweg seines Bruders macht. Dieser wird nicht weniger überzeugend von Edward Furlong verkörpert, der seine Figur voller Coolness spielt. Generell scheint jede Nebenrolle dem Schauspieler wie auf den Leib geschnitten. Ebenso wirkt die Freundschaft, die Derek im Gefängnis zu einem Schwarzen aufbaut, absolut echt statt gekünstelt.

Zu guter Letzt seien noch die großartigen Dialoge erwähnt. Besonders wenn Derek in einer mehrminütigen Szene eine Rede vor den Skinheads hält oder ein politisches Statement am Familientisch abgibt, fällt auf, wie wahnsinnig clever, scharfzüngig und durchdacht das Drehbuch von David McKenna geschrieben ist.

Fazit zu American History X

Ob es nun der bis in die kleinsten Nebenrollen perfekt besetzte Cast ist, die rasiermesserscharfen Dialoge oder auch die trostlos-gewaltigen Bilder. American History X ist ein Gesamtkunstwerk. Ein Runterzieher im besten Sinne, dessen Botschaft schlicht, aber essentiell und vor allem immer aktuell ist. Das Drama fungiert als Studie, die erforscht, wie Hass aufkeimt und sich entwickelt. Und gerade, wenn man denkt, all die Abscheu und Gewalt sei beseitigt, folgt der nächste Knall. Und alles beginnt wieder von vorne.

Unsere Wertung:

 

 

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