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Das Ermittler-Duo Flip und Ron © Universal Pictures

BlacKkKlansman

Das Leben schreibt immer noch die besten Geschichten. Mit BlacKkKlansman verfilmte Spike Lee die wahren Erlebnisse des afroamerikanischen Polizisten Ron Stallworth, der sich in den 1970er-Jahren in den Ku-Klux-Klan eingeschmuggelt hatte. 

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TitelBlacKkKlansman
Jahr2018
ProduktionslandUSA
RegieSpike Lee
DrehbuchSpike Lee, David Rabinowitz, Charlie Wachtel, Kevin Willmott
GenreDrama, Krimi, Komödie
DarstellerJohn David Washington, Adam DriverTopher Grace, Alec Baldwin, Jared Johnston, Jasper Pääkkönen, Harry Belafonte, Isiah Whitlock jr., Damaris Lewis, Laura Harrier
Länge135 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihUniversal Pictures Germany

Die völlig verrückte, wahre Story von BlacKkKlansman

2014 veröffentlichte der afroamerikanische Polizist Ron Stallworth das Buch „Black Klansman: Race, Hate, and the Undercover Investigation of a Lifetime“. In diesem beschreibt er allgemein, wie er 1978 den Dienst als erster farbiger Ordnungshüter des Colorado Springs Police Department aufnahm. Im Besonderen berichtet er dann über eine skurrile, selbst durchgeführte Undercover-Ermittlung, die seine Dienststelle bis in die Gegenwart geheimhielt. Dieser Fall bildet nun auch das Herzstück des gleichnamigen Films von Spike Lee.





Als Ron Stallworth (John David Washington) auf der Wache eine Zeitungsanzeige des Ku-Klux-Klans ins Auge fällt, greift er kurzerhand zum Hörer. Er stellt sich seinem Gegenüber als heißblütigen Vaterlandsliebenden vor, der alle ethnischen Minderheiten wie Mexikaner, Juden, aber vor allem Schwarze abgrundtief hasst. Mit diesem flammenden Statement erhält er umgehend eine Einladung zu einem Klan-Treffen. Um die Gruppierung auch vor Ort infiltrieren zu können, zieht er seinen weißen jüdischen Kollegen Flip Zimmermann (Adam Driver) hinzu, der sich als Ron ausgibt.

Das Ermittler-Duo Flip und Ron © Universal Pictures
Flip bestaunt die KKK-Mitgliedskarte seines Kollegen Ron © Universal Pictures

Während Stallworth immer tiefer in die Kreise des Klans eindringt und sogar einen heißen Draht zum obersten Anführer David Duke (Topher Grace) aufbaut, kommt er im Zuge einer weiteren Undercover-Ermittlung mit der Aktivistin Patrice Dumas (Laura Harrier) in Kontakt. Diese ist Präsidentin der „Black Student Union“ und setzt sich vehement für die Rechte des afroamerikanischen Teils der Gesellschaft ein. Als das Verhältnis zunehmend persönlicher und vertrauter wird, kommt er auch hier in Bedrängnis. Denn die Bewegung verachtet die Polizei, die sie ebenso als Unterdrücker der schwarzen Bevölkerung sieht.

Die 70er-Jahre sind zurück, Baby!

Spike Lee verfügt über eine Zeitmaschine, mit der er in die 70er-Jahre zurückgereist ist, um authentisches Bildmaterial zu sammeln. Das könnte man meinen, wenn man sich BlacKkKlansman anschaut und dabei auch berücksichtigt, dass dieser Film nur 15 Millionen US-Dollar gekostet hat. Damit reiht sich Lees neuestes Werk nur knapp über dem üblichen Budget anderer Blumhouse-Produktionen ein. Zumeist produziert Jason Blum Horrorfilme zu geringem Preis, um das Risiko kleinzuhalten und im Erfolgsfall einen stattlichen Gewinn zu erwirtschaften. Seine Mitarbeit hat sich wieder einmal ausgezahlt, blickt man auch auf das Box-Office-Ergebnis von 88,6 Millionen USD.

Visuell ist BlacKkKlansman also über jeden Zweifel erhaben. Die Kostüme, die maßgenau zugeschnittenen buschigen Afros, die auffallenden Accessoires und auch die schicken Karossen atmen den Geist dieses vergangenen Jahrzehnts und sehen hervorragend aus. Auch der Score ist angenehm entspannt, vor allem Soul- und Funk-orientiert, ohne sich aber vehement in den Vordergrund zu spielen.

Der Look der 70er-Jahre ist in BlacKkKlansman wunderbar eingefangen © Universal Pictures
BlacKkKmans ist ein wahrer Augenschmaus © Universal Pictures

Hinter diesem Look-and-Feel-Revival steckt allerdings nicht nur eine reine Ehrerbietung, wenn der afroamerikanische Get Out-Regisseur Jordan Peele als weiterer Produzent und Regie-Ikone Spike Lee das Ruder in der Hand halten. Bereits relativ früh im Film lassen sie Ron Stallworth eine feurige Rede des Bürgerrechtlers Kwame Ture miterleben. Diese unterstreicht eindrucksvoll, wie sehr die dunkelhäutige Gesellschaft zu dieser Zeit nach Zuspruch und Vertrauen in die eigene Stärke gierte in einer Gesellschaft der weißen Vorherrschaft. „Black is beautiful“ ist die entscheidende Botschaft und zugleich eine  kulturelle Bewegung, wie es heute „Black Lives Matter“ ist. Auch die Black Panthers, eine radikale Gruppierung schwarzen Nationalisten, erhält neben Martin Luther King eine Erwähnung.

Ein instabiles Gemisch aus Krimi, Drama & Komödie

BlacKkKlansman beruht auf den realen Erlebnissen und Polizeiermittlungen Ron Stallworths und unterliegt dadurch auch einer gewissen Ernsthaftigkeit – könnte man meinen. Zugleich ist dieser Fall so kurios, dass das komödiantische Potenzial mit beiden Händen zu greifen ist. Wenn Ron zum ersten Mal den Ku-Klux-Klan kontaktiert, setzt er zu einer kompromisslosen Hasstirade gegen alle ethnischen Minderheiten in den USA an, um das Klan-Mitglied am anderen Ende der Leitung für sich zu gewinnen. In der Folge ist es auch immer wieder die Einfältigkeit und Leichtgläubigkeit der Kapuzenträger, die Spike Lee für Gags ausnutzt. „Die können doch nicht wirklich so dumm sein“ ist dabei die Ausgangsbasis für einige Lacher.

Ron lernt Patrice bei einem Undercover-Einsatz kennen © Universal Pictures
Zur Aktivistin Patrice baut Ron eine persönliche Beziehung auf © Universal Pictures

BlacKkKlansman ist zwar immer noch weit entfernt von einer Klamauk-Komödie, bei der zwischen die Pointen noch eine Prise Handlung eingeschoben wird. Dennoch entwickelt der Film vordergründig eine Leichtfüßigkeit, die zusammen mit dem stylischen Look der Zeit zu einem gefälligen Unterhaltungsfilm verschmilzt. Allerdings möchte der Film zugleich voller Ernsthaftigkeit (Stichwort: Agitprop) die Bürgerrechtsbewegungen der 70er-Jahre zeigen und eine einigermaßen spannende Krimihandlung mit einer Entwicklung hin zu einem Anschlag erzählen.

Wenn sich Flip beispielsweise als weißer Ron Stallworth mal verquatscht, was biographische Details seines Vaters angeht, dann wird dies aber relativ leicht weggewischt, wie das brisante Vorhaben, ihn an einen Lügendetektor anzuschließen, um ihn auf Herz und Nieren zu testen. So schwankt das Drehbuch in seiner Tonalität mit den verschiedenen Settings, als säße es unentschlossen zwischen mehreren Stühlen. Zusammengefasst heißt das: BlacKkKlansman bleibt ein ungewohnt ruhiger, phasenweise etwas langatmiger und vor allem unfokussierter Kriminalfilm. Er changiert zwischen den genannten Genres, bleibt durch diese heterogene Mischung aber auf recht oberflächlichem Unterhaltungsniveau.

Der Plan geht auf: Ron telefoniert mit dem KKK © Universal Pictures
Am Telefon führt Ron Gespräche mit KKK-Anführer David Duke © Universal Pictures

Ein politisch einseitiger Film

Spike Lee und Jordan Peele möchten den Rassismus gegen Schwarze und andere Minderheiten in den 1970er-Jahren offensichtlich nicht nur als ein Relikt der Vergangenheit zeigen. Die Geschichte Ron Stallworths ist längst zu Ende erzählt, als sich BlacKkKlansman mit großen Ambitionen dazu aufmacht, zu veranschaulichen, wie geladen dieses gesellschaftliche Pulverfass auch heute noch ist.

Als sich 2017 rechts gesonnene Bürger zur „Unite the Right rally“ in Charlottesville versammelten, raste ein Mann mit seinem Wagen in die parallel stattfindenden Gegenproteste. Er verletzte mehrere Menschen und tötete dabei eine Frau. Präsident Trump sprach zwar sein Mitleid aus, verwies aber auch darauf, dass an diesem Tag viele aufrechte Amerikaner in Charlottesville gewesen seien. Diese Schlusspointe, die dem Zuschauer mit echtem Bildmaterial vom Anschlag präsentiert wird, ist natürlich ein kalkulierter Schlag in die Magengrube.

Es herrscht also immer noch rechte Ausgrenzung und Rassismus gegen nicht-weiße Bürger. Ebenso operiert der KKK noch immer unter Führung von David Duke, wie weiteres Fernsehmaterial veranschaulicht. Erklärungsansätze in Form von tieferliegenden strukturellen Problemen im Staats- beziehungsweise Gesellschaftsapparat bemüht der Film erst gar nicht. So bleibt letztlich sehr viel Potenzial und ein wirklicher Mehrwert liegen, weil Spike Lee lieber ein grimmiges und pauschalisierendes Statement setzen möchte, als zumindest eine cineastische Reflexion anzureißen.

Felix ist überzeugtes Mitglied des KKK © Universal Pictures
Jasper Pääkkönen als hasserfülltes KKK-Mitglied Felix in BlacKkKlansman © Universal Pictures

Besonders deutlich wird diese Haltung in der klischeehaften Darstellung der KKK-Mitglieder. Der extrem verachtungsvolle Hitzkopf, der übergewichtige, minderbemittelte Loser und der intelligent daherredende, aber von Stallworth bis zur Lächerlichkeit vorgeführte Anführer David Duke sind allesamt nur einfältige dümmliche Weiße am unteren Ende der Gesellschaft. BlacKkKlansmans wirkt hier leider so vorurteilsverhaftet und pauschalisierend wie die hierzulande vorgebrachte Ansicht, alle AFD-Anhänger seien Nazis oder zumindest willfährig verführte Wutbürger. Dass die Figuren mehrmals „America First“ rufen, soll dabei sehr bemüht eine Brücke zur Gegenwart schlagen.

Unser Fazit zu Blackkklansman

BlacKkKlansman ist als reiner Unterhaltungsfilm, als Feel-Good-Movie, das den Zuschauer stets auf der richtigen Seite hält, eine durchaus erfüllende Abendunterhaltung. Denn er punktet mit charmanten, gut aufgelegten Darstellern, einer großartigen Ausstattung und dem besonderen Flair der 1970er-Jahre. Der etwas wankelmütige Ton des Drehbuchs, bei dem sich ambitionierter Agitprop und Krimi mit komödiantischen Anteilen vermischen, und der generelle Hang zur Überlänge knabbern leider ein Stück weit am Punktekonto.

Als politischer Film betrachtet verschenkt BlacKkKlansman ein jedoch enormes Potential für eine tiefgründigere Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Phänomen Rassismus. In seiner einseitigen, weitestgehend unreflektierten Botschaft rangiert der Film sogar nahe am Totalausfall. Warum Rassismus heute immer noch oder wieder da ist, dazu äußert sich der Film ziemlich populistisch und übernimmt damit eine Haltung, die er eigentlich bei seinen politischen Gegner, dem KKK, der ALT-Right-Bewegung und der Trump-Regierung verteufeln dürfte. Nach BlacKkKlansman fragt man sich leider mehr denn je, warum diese Kräfte und Gruppierungen überhaupt so stark werden und aktuell sein können.

BlacKkKlansman ist digital, auf Bluray & DVD über Universal Pictures Germany am 21.12.2018 erschienen.

Unsere Wertung:

 

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