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Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht

Amazon steigt mit Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht in die Schwergewichtsklasse der Fantasy Produktionen ein und tritt nicht nur den Kampf gegen HBOs Game of Thrones-Prequel House of the Dragon an, sondern liefert eine der heiß erwartetsten Serien des Jahres. Ob sich das Warten gelohnt hat und Die Ringe der Macht aus dem Schatten der allseits beliebten Jackson-Trilogie heraustreten kann, erfahrt ihr hier!

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht - Offizieller Trailer | Prime Video

Ringe der Macht Cover
Cover Poster zu Die Ringe der Macht © Amazon Studios

Ein paar Worte vorweg…

Kaum eine Serie wurde in den letzten Monaten wohl so heiß diskutiert wie Die Ringe der Macht. Vielen sind die Kontroversen ob des Marketings, welches Amazon im Vorfeld betrieb, sicherlich bekannt. Ob es nun die fragwürdigen „Super Fan“ Events waren, in der Influencer unter anderem über die sexuelle Orientierung von Sauron sprachen, oder die aggressive Art, in der von verschiedenen Medienvertretern über die Zugänglichkeit von Tolkiens Werken und die Frage der Repräsentation verschiedenster Ethnien und sexueller Orientierungen in der Serie gesprochen wurde.

Auch über die große Anzahl an neuen Figuren und Veränderungen an der Vorlage der Bücher wurde ebenso hitzig diskutiert. Aufgrund der vielen Veränderungen wollen wir in dieser Rezension einmal ein Auge zudrücken, was die Werkstreue von Amazon gegenüber Tolkiens Werken angeht und die Qualität der Serie als solche bemessen. Mag es auch schmerzen, dass die reichhaltige Vorlage stark abgewandelt wurde. Es besteht trotz allem die Möglichkeit, dass hier eine unterhaltsame und eindrucksvoll inszenierte Fantasyserie entstanden ist.

Die Handlung von Die Ringe der Macht

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht erzählt eine Geschichte während des zweiten Zeitalters in Mittelerde. Sie beleuchtet die Ereignisse, die zum Schmieden jener namensgebenden Ringe der Macht führten. Die Handlung spielt also gut einige tausend Jahre vor den Ereignissen des Herrn der Ringe. Zentrale Figur dieser Handlung und insbesondere der ersten Folgen ist die junge Galadriel, die hier, ganz im Gegensatz zu ihrer literarischen Vorlage, als verbissene Kriegerin Sauron jagt und vernichten will. Des Weiteren stehen noch die frei erfundenen Figuren Elanor Brandyfoot, eine neugierige Haarfuß-Dame, der Elb Arondir und die Menschenfrau Bronwyn, zwischen denen sich eine verbotene Romanze entspinnt, und der geheimnisvolle Halbrand sowie der vom Himmel gefallene Fremde im Fokus der Handlung. Über die letzteren beiden ist jedoch bisher so gut wie nichts bekannt.

Und natürlich darf auch der große Bösewicht nicht fehlen. Der dunkle Herrscher Sauron wird ebenfalls seinen Schatten über Mittelerde werfen. Denn er ist überhaupt erst die treibende Kraft hinter dem Schmieden der Ringe der Macht. Auch dürfen wir hoffen ihn in dieser Serie öfter zu Gesicht zu bekommen. Er besitzt im zweiten Zeitalter ja noch eine körperliche Gestalt und wacht nicht nur als Geist von seinem schwarzen Turm in Mordor aus über die Ereignisse.

Elben Zeremonie in die Ringe der Macht
Die Elben feiern die Zeit des Friedens © Amazon Studios

Große Stärke: der Soundtrack

Fangen wir mit dem Positiven an. Als große Stärke lässt sich tatsächlich der Soundtrack von Die Ringe der Macht hervorheben. Dieser erzeugt eine phantastische Atmosphäre und vermag, in die Welt von Mittelerde zu entführen. Interessanterweise wurde entschieden, dass das Intro zur Serie von niemand anderem als Howard Shore, welcher sich für den großartigen Soundtrack der legendären Herr der Ringe Trilogie von Peter Jackson verantwortlich zeichnet, komponiert wurde, während der restliche Soundtrack von Bear McCreary geschrieben wurde. Jedoch greifen die beiden Stile sehr gut ineinander: McCrearys Soundtrack ist eigenständig genug um ein anderes musikalisches Mittelerde zu zeichnen, dass in einzelnen Sequenzen dennoch wohlig bekannte Anklänge an Shores Musik findet.

Dennoch bleibt hier die Frage warum jedes Mal das großartige Sauron-Thema in vollem finsteren Umfang ausgespielt werden muss, wenn auch nur einzelne Anzeichen seines Wirkens angedeutet werden, anstatt es für seinen ersten Auftritt aufzusparen, um damit die vollkommene schreckliche Pracht dieses größten aller Fantasy-Antagonisten auszuspielen. Hier wäre weniger einmal mehr gewesen.

Arondir auf elbischem Wachturm in die Ringe der Macht
Arondir auf seinem Posten an den fernen Grenzen© Amazon Studios

Schwankende Qualität: die Ausstattung

Auch wenn Die Ringe der Macht als die teuerste Serienproduktion bisher gilt und  sagenhafte eine Milliarde Dollar kosten soll, so sieht man ihr dies leider nur hin und wieder an. Der Prolog, in dem der Krieg der Elben gegen Morgoth im ersten Zeitalter zusammengefasst wird, sieht tatsächlich kinoreif aus. Auch einige Landschafts- und Umgebungsaufnahmen können die lobpreisenden Tweets im Vorfeld zur Optik der Serie erklären. Jedoch hält sich dieser optische Standard nicht dauerhaft und die Qualität und Glaubwürdigkeit der Kostüme der Darsteller*innen schwankt immens. Gerade die Elben, sollen sie doch die größten Kunstschmiede Mittelerdes sein, stellen hier eine große Schwachstelle dar.

Ihren Rüstungen sieht man in vielen Szenen an, dass sie eher aus Kunststoff denn Metall gefertigt sind und ihre Roben erscheinen oft eher auf dem Stoffmarkt um die Ecke erworben, denn kunstvoll mit der ruhigen Hand und der Erfahrung der Jahrtausende selbst gefertigt. Auch wirkt ihr farblicher Fokus auf Gold für Beobachter*innen, die den Herrn der Ringe, oder vielleicht gar das Silmarillion, gelesen haben, befremdlich – Bevorzugen die Elben doch Silber, da es das Mondlicht widerspiegelt.

Auch die Ausstattung der Zwerge mag nicht wirklich überzeugen. Die Masken ihrer Krieger wirken eher comichaft und künstlich. Darüber hinaus erscheint ihre Ausstattung und Gewandung wenig nützlich für ein Volk welches sein Leben zu größten Teilen mit dem Bergbau verbringt und seine Städte untertage errichtet. Auch hier mag das sagenhafte Budget nicht so wirklich durchscheinen.

Zumindest die Bösen sehen durchgehend gut aus

Positiv bleiben hier vor allem die Kräfte des Feindes hervorzuheben. Auch wenn dem Publikum bisher nur wenige Blicke auf die Orks vergönnt sind, so wirken ihre Kostüme überzeugend. Sie heben sich phantasievoll von Jacksons Orks ab und sind erfrischenderweise in großen Teilen von Schauspieler*innen verkörpert und mit realem Makeup und praktischen Effekten erschaffen, statt am Computer generiert zu werden. Dies hilft sehr dabei sie als unheimliche Bedrohung zu inszenieren, die für unsere Protagonisten eine ernstzunehmende Gefahr darstellen. Und dies tut Die Ringe der Macht in den ersten beiden Folgen auch sehr überzeugend. Zumindest noch werden die Orks nicht einfach von unseren Heldinnen und Helden zu Hunderten niedergemacht, wie es ihren Brüdern und Schwestern in Peter Jacksons Herr der Ringe-Trilogie erging. Dafür hat sich Die Ringe der Macht einige Pluspunkte verdient.

Auch die Andeutungen über Saurons und das Wirken seines Einflusses setzt die Serie sehr gut um. Hier besteht Hoffnung, dass Sauron, wenn er dann persönlich in Erscheinung tritt, auch einen eindrucksvollen Antagonisten abgibt.

Orks in die Ringe der Macht
Was wäre der Herr der Ringe ohne Orks? © Amazon Studios

Große Schwäche: die Dialoge

Kommen wir zur wirklich großen Schwäche der Serie: Dem Skript. Genauer gesagt, den Dialogen. Die Ringe der Macht ist in direkter Konkurrenz zu HBOs Game of Thrones-Prequel House of the Dragon an den Start gegangen. Nicht zufällig erfolgten die Veröffentlichung der beiden Serien so dicht hintereinander. Amazon will bei den ganz Großen mitmischen und das nächste große Serienereignis schaffen. Somit muss sich Die Ringe der Macht nun auch den direkten Vergleich zu House of the Dragon gefallen lassen. Und hier fällt eindeutig auf, was geschieht, wenn sich die eine Serie dicht an der Vorlage des Autors, dessen Werk sie adaptiert, orientiert und die andere nicht. Wirken die Dialoge der Targaryens und ihrer Untertanen bei der Konkurrenz in den allermeisten Fällen zur mittelalterlichen Welt von Westeros passend, und sind durchaus clever geschrieben und von Metaphern und Andeutungen durchsetzt, so wirken die Dialoge der Elben, Zwerge, Menschen und Haarfüße dagegen plump.

Die Thematiken wiederholen sich sehr schnell. Zumeist werden unsere Heldinnen Galadriel, Bronwyn und Elanor Brandyfoot von ihrem Umfeld zurückgehalten. Man schenkt ihnen keinen Glauben oder kein Gehör. Ob nun die Elben sich vor der Wahrheit verschließen, dass Sauron noch sein Unwesen in Mittelerde treibt, die Menschen des Südens rassistisch gegenüber den Elben sind und ihre Verbundenheit mit den dunklen Mächten die Jahrtausende überdauert haben mag, oder die Haarfüße auf ihren immer gleichen Trott bestehen und sich vor der Welt verstecken wollen. Die drei Frauen sind zu Höherem berufen, erkennen die Wahrheit und müssen sich gegen Starrsinn und Unglauben behaupten. Das wäre grundsätzlich im Sinne der Exposition nicht weiter schlimm, wenn die Dialoge an einigen Stellen nicht geradezu kindisch daherkämen. Gerade unter den Elben wirkt jeder Dialog nur wie ein hin und her à la:

„Sauron ist fort, wir haben Frieden.“

„Nein, ist er nicht.“

„Ist er doch.“

Nur wenige Sympathieträger

Viele der Elben scheinen nur da zu sein, um Galadriel stärker, tougher, klüger und in allem besser aussehen zu lassen. Sie ist die einzige, die erkennt, dass Sauron noch da draußen ist. Sie istzu Beginn der ersten Folge sogar die einzige, die eine verborgene Festung des Feindes sprichwörtlich vor der Nase ihrer gesamten Heerschar erkennt. Durch die Plumpheit der Dialoge führt dies aber leider nicht dazu, dass wir Galadriel als eine vernünftige und kluge Frau kennenlernen. Die meisten um sie herum werden eben als dumm präsentiert. Sie wiederum wirkt durch ihr herrisches und forderndes Auftreten leider auch nicht sympathisch. So bleibt von den Elben Lindons, dem Geschlecht der Noldor, eben nicht jener etherische Eindruck einer faszinierenden und mystischen Hochkultur wie sie Tolkien darstellte, sondern eher einer von infantilen, naiven und grob unhöflichen Schönlingen.

Einziger sympathischer Charakter und Lichtblick unter dieser Fraktion scheint bisher der junge Elrond, der allerdings ebenfalls an Galadriels Mission zweifelt. Er verspricht ihr jedoch, sich für sie einzusetzen, sollten sich ihre Zweifel ob Saurons Verschwinden bestätigen. Ebenfalls pflegt er die Freundschaft zu den Zwergen, die in ihrer gewohnten raubeinigen, doch warmherzigen Art daherkommen. Positiv sind hier Prinz Durin und Prinzessin Disa hervorzuheben, deren Beziehung glaubhaft und liebevoll inszeniert ist. Auch wenn sich alsbald ein größeres Geheimnis andeutet, welches zumindest Durin und sein Vater vor den Elben verbergen.

Welche Beziehung bisher jedoch so gar nicht funktionieren mag, ist jene von Arondir und Bronwyn. Wird hier versucht, eine weitere Liebe unter tragischen Vorzeichen zwischen Elben und Menschen, wie die zwischen Arwen und Aragorn oder Beren und Lúthien, darzustellen, scheitert sie im Vergleich mit dem großen Vorbild. Denn auch hier scheint den Autoren das Geschick zu fehlen. Auch die Dialoge zwischen Arondir und Bronwyn wirken unnötig und unnatürlich kitschig.

Prinz Durin und Zwerge in die Ringe der Macht
Prinz Durin und seine Zwergenkrieger © Amazon Studios

Viele offene Fragen bleiben. Es bestehen Zweifel und Hoffnung.

Wenn die Elben sich als große Enttäuschung der Serie ausgezeichnet haben, die Orks vielversprechend erscheinen und Menschen, Zwergen und Haarfüße sich irgendwo dazwischen befinden, so bleibt man am Ende der ersten beiden Folgen mit gemischten Gefühlen zurück.

Es stehen aber viele Fragen im Raum, die zum Weiterschauen einladen. Wer ist der Fremde, der vom Himmel fiel? Ist er ein Zauberer, wie es den Anschein hat? Handelt es sich hier wirklich um Gandalf, wie manch einer vermutet? Wer ist Halbrand und welche Rolle wird er in der Serie einnehmen? Welches Geheimnis bewahren die Elben vor den Zwergen? Und die größte Frage von allen für aufmerksame Zuschauer*innen: Handelt Celebrimbor mit seinem Vorhaben der Schmiede aus eigenem Antrieb, oder werden wir Annatar den Herrn der Geschenke zu sehen bekommen? Grundsätzlich bleibt die Hoffnung, wenn Die Ringe der Macht ihren Andeutungen treu bleibt und diese würdig umzusetzen vermag, dass wir uns mit Sauron auf einen der besten Bösewichte der Film- und Seriengeschichte freuen können.

Galadriel und Palantír
Was wird Galadriel wohl in dem Palantír sehen? © Amazon Studios

Unser Fazit zu Die Ringe der Macht

Wie man es einst in sozialen Netzwerken unter der Rubrik des Beziehungsstatus eintragen konnte: Es ist kompliziert. Einerseits handelt es sich um eine weitere Verfilmung von einer der größten, wenn nicht der größten, Fantasy-Saga aller Zeiten. Erneut in die Welt von Mittelerde zu reisen, ist etwas, auf das sich viele Fans von Tolkiens Werken seit langem freuen dürften. Jedoch will die Freude noch nicht wirklich aufkommen. Gerade die Dialoge lassen sehr zu wünschen übrig und es verdichten sich die Zeichen, dass die Diskussion ob der Qualität der Serie, die vielen Veränderungen, die Amazon an der Vorlage vorgenommen hat und die aufgezwungene politische Botschaft, die sich in letzter Zeit in beinahe allen US-amerikanisch dominierten Produktionen wiederfindet, durchaus berechtigt war.

Somit besteht die Furcht, dass wir eine weitere große Enttäuschung aus dem Hause Amazon erhalten, wie es schon Das Rad der Zeit vor Die Ringe der Macht war.  Dennoch gibt es noch Hoffnung – Wie Hoffnung für Frodo und Sam bestand den Schicksalsberg zu erreichen und den einen Ring zu vernichten, so besteht noch Hoffnung, dass Die Ringe der Macht die Kurve schafft und zumindest gute Fantasy Unterhaltung bietet. Wenn auch nicht sehr viel…

Unsere Wertung:

 

 

Am
Der Herr der Ringe: Gesamtausgabe
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Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 17:19 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
azon
Am
Der Herr der Ringe: Die Gefährten (Special Extended Edition)
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Zuletzt aktualisiert am 11. November 2022 um 8:59 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
azon

© Amazon

2 Kommentare

  • Die Serie ist schlichtweg eine Neuinterpretation. Nicht authentisch mit den Tolkienwerken.Als Tolkienpuristin und The Hobbit sowie HDR Fan, bin ich absolut enttäuscht. Dunkelhäutige Elben, Zwergenfrauen ohne Bärte, Hobbits, die an Kinder aus den Slums von Rumänien erinnern, sowie den Kometenmann, der sich verhält wie ein armer, geistig behinderter Mensch, haben nicht viel gemeinsam mit dem Tolkienuniversum. Genauso wie Elrond und Co. VoKuHila-Frisuren aus den 80’er Jahren, Elrond im -Modern Talking-Look-.
    Galadriel als XENA-Verschnitt ist ebenso enttäuschend. Hohe Produktionskosten? Ich frage mich, wo die gelandet sind. Es hat nichts mit Tokien zu tun, ist nicht einmal eine Adaption sondern ein vollkommen neue Interpretation. Ok, dagegen ist nichts zu sagen, man kann es sich auch ansehen, jedoch dann unter der Prämisse, daß es eben eine eigene, neue Serie ist und nicht an das Toklkienuniversum anknüpft.

  • Was für ein Schlamassel! Teuerste Serie aller Zeiten? Was eine Geldverbrennung. Schwaze Elben? Eine Galadriel die nur im Kampfmodus ist? Langatmige Dialoge und eine langweilige Lovestory zwischen dem einem scharzhäutigen Elben und einer blassen Frau.