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Jake spricht mit seinem Vater Greg. Seine Mutter steht im Hintergrund. Szene aus Ein Kind wie Jake.

Ein Kind wie Jake

Der vierjährige Jake hat eine Vorliebe für Prinzessinnen und Tüllröcke – das stellt insbesondere seine Eltern vor einige Herausforderungen. Diesem elterlichen Konflikt nimmt sich Silas Howards neues Transgender-Drama Ein Kind wie Jake an. In unserer Filmkritik erfahrt ihr, ob der Film diesem komplexen Thema gerecht wird.

EIN KIND WIE JAKE (2021) HD Trailer (Deutsch / German)

Titel Ein Kind wie Jake (Originaltitel: A Kid Like Jake)
Jahr 2018
Land USA
Regie Silas Howard
Drehbuch Daniel Pearle
Genre Drama
Darsteller Claire Danes, Jim Parsons, Octavia Spencer, Priyanka Chopra, Amy Landecker, Leo James Davis
Länge 87 Minuten
FSK ab 0 Jahren freigegeben
Verleih Koch Films
  
Cover zu Ein Kind wie Jake mit dem Elternpaar Alex und Greg und Jake trägt im Vordergrund ein lila Tutu, eine pinke Leggins und Cowboystiefel.
Filmplakat zu Ein Kind wie Jake © Koch Films

Die Handlung von Ein Kind wie Jake

In Ein Kind wie Jake dreht sich alles um die Familie Wheeler: Das Elternpaar Alex (Claire Danes) und Greg (Jim Parsons) wohnen mit ihrem vierjährigen Sohn Jake (Leo James David) in New York. Da Jake bald in die Schule kommt, stehen Alex und Greg vor der schwierigen Aufgabe, die richtige Bildungsstätte für ihn auszuwählen. Aufgrund des schlechten Rufs der öffentlichen Schulen des Bezirks begeben sie sich in den Kampf um einen begehrten Stipendienplatz für eine Privatschule.

Um die eigenen Chancen zu erhöhen, versuchen viele Eltern ihre Kinder als sehr außergewöhnlich zu präsentieren – seit einiger Zeit kann man nicht nur mit Leistung, sondern auch mit Diversität die Schulen von sich überzeugen. Deshalb gibt Jakes Kindergärtnerin Judy (Octavia Spencer) den Beiden den Tipp, Jakes Vorlieben für Kleider, Röcke und Prinzessinnen bei der Bewerbung anzugeben. Damit verunsichert sie Alex und Greg sehr. Bislang hatten sie diese Interessen von Jake nicht weiter thematisiert oder ernst genommen. Plötzlich steht die Möglichkeit im Raum, dass das nicht nur eine Phase, sondern ein Teil seiner Persönlichkeit ist. 

Doch wie verhält man sich richtig, wenn das eigene Kind möglicherweise Transgender ist? Dieser Frage versuchen die Eltern im weiteren Verlauf für sich zu beantworten. Dabei wird ihnen die Situation durch Reaktionen von Freunden, denen das Verhalten von Jake natürlich auch schon aufgefallen ist, erschwert. 

Jake spricht mit seinem Vater Greg. Seine Mutter steht im Hintergrund. Szene aus Ein Kind wie Jake.
Jake mit seinen Eltern Alex und Greg © Koch Films

Wichtige Denkanstöße

Die Idee hinter Ein Kind wie Jake ist fantastisch und das Thema rund um eingestaubte Rollenbilder sollte eigentlich auch kein Tabu mehr darstellen. Aber auch wenn man sich heutzutage zunehmend von Geschlechterklischees in Bezug auf die Kindererziehung löst, haben sich wahrscheinlich die meisten schon einmal gefragt wie sie sich in solch einer Situation verhalten würden. Man kann in diesem Film ein Elternpaar beobachten, das sich mit sich selbst und ihrem Umfeld auseinandersetzen muss.

Dabei nimmt sich der Film vielen Fragen und Ängsten des Elternpaars an. Sollten sie das Verhalten ihren Sohnes überhaupt hinterfragen? Vielleicht sollten sie es lieber ignorieren? Sollten sie es unterstützen oder doch gar verbieten? Aber sollte man dem eigenen Kind nicht die Möglichkeit bieten, sich frei entfalten zu können? Was passiert, wenn er in der neuen Schule gemobbt wird? Wie kann man feststellen, ob es wirklich nur eine Phase oder von Dauer ist?

All das sind Themen, die Regisseur Silas Howard bei Ein Kind wie Jake anpackt. Er versucht auf eine äußerst sanfte Art für dieses facettenreiche Thema zu sensibilisieren und Aufklärung zu schaffen. 

Alex und Greg lachen zu Hause und schauen auf eine Porzellan-Prinzessin in Ein Kind wie Jake.
Ein Einblick in das Eheleben von Alex und Greg © Koch Films

Ein Film ohne Jake

Allerdings beschleicht einen als Zuschauer das Gefühl, dass es an der Umsetzung etwas haperte: Auch wenn der Titel erwarten lässt, dass es hier vor allem um das Kind Jake geht, konzentriert sich der Film eher auf die Erwachsenen. Dreh- und Angelpunkt ist eher das Leben des Elternpaares, das noch nicht so recht weiß, wie es damit umgehen soll, dass Kind Jake scheinbar nicht in die klassischen Geschlechterrollen passt.

Im Fokus sollte hier eigentlich die Genderthematik stehen, was aber nicht voll ausgeschöpft wurde. Wie bereits erwähnt, packt der Film das Thema eher sanft an. An der ein oder anderen Stelle hätte ein wenig Tiefgang gut getan. Stattdessen driftet der Film immer wieder in eher nebensächlichen Konflikten oder Differenzen des Elternpaares ab.

Da der vermeintliche Hauptprotagonist quasi nie zu sehen ist, verliert sich Ein Kind wie Jake im Verlauf etwas. Das Drama hätte wohl mehr emotionales wie lehrreiches Potenzial, wäre Regisseur Howard näher auf die Bedürfnisse und Gedanken des Kindes eingegangen. Denn darum sollte es insbesondere bei dem hier gewählten Thema gehen. Folglich erhält der Zuschauer irgendwie das Gefühl, dass der Film manchmal nicht so recht weiß, wo er eigentlich thematisch hin will. 

Jake und seine Kindergärtnerin Judy in Ein Kind wie Jake. Jake trägt ein Tutu und Judy schaut ihn einsichtig an.
Jake und seine Kindergärtnerin Judy © Koch Films

Die Besetzung lässt viel erwarten

Octavia Spencer in der Rolle der Kinderbetreuerin kennt man bereits von Plötzlich Familie oder Begabt – Die Gleichung eines Lebens. Auch hier ist sie wieder einmal perfekt als solche besetzt. Als Bindeglied zwischen Elternpaar und Jake bringt sie eine schöne Portion Herzlichkeit und Einfühlungsvermögen mit, die sonst in dem Film etwas untergehen. Sie ist definitiv eine Bereicherung für Ein Kind wie Jake.

Leider kann die weitere Besetzung nicht gleichermaßen überzeugen. Die Chemie zwischen Claire Danes und Jim Parsons als Elternpaar stimmt überhaupt nicht. Gefühlt verkörpern die beiden eher eine Freundschaft oder ein Geschwisterpaar, aber kein Liebespaar. Auf der emotionalen Ebene erscheint es hier somit auch eher flach.

Dass man Leo James David als Jake fast nur marginal auf der Bildfläche sieht, macht es schwer, seine Situation zu greifen und sich tatsächlich ein Bild von den Ansichten und Gefühlen des Jungen zu machen. Somit wirkt er austauschbar und wenig einzigartig, was der Handlung und dem Themenschwerpunkt absolut nicht gerecht wird. Wirklich schade, denn David hätte durchaus das Potenzial gehabt, die Hauptfigur zu kreieren, die es für diesen Film gebraucht und verdient hätte.

Unser Fazit zu Ein Kind wie Jake

Es wird sicher noch einige Zeit brauchen bis Themen wie Geschlechtervielfalt und -diversität ihren Sonderstatus verlieren und vollständig zur Normalität gehören. Genau deshalb sind Filme, die sich dessen annehmen, extrem wichtig. Zwar wird dem Thema heutzutage schon mehr Aufmerksamkeit zugetragen als noch vor einigen Jahren, aber viele wissen vermutlich dennoch nicht, wie sie im Falle von Jakes Eltern agieren würden.

Ein Kind wie Jake geht aber einen anderen Weg als die meisten Filme dieser Art. So steht hier nicht Jake und seine „Findungsphase“ im Mittelpunkt, sondern seine Eltern und deren Beziehung zueinander. Das beeinträchtigt das Filmerlebnis erheblich, auch weil die Hauptdarsteller nicht überzeugen können. Das Kind selbst bleibt dem Zuschauer über die knapp 87 Minuten nahezu fremd. Dem Film fehlt zudem der Schwung und die Handlung verliert sich immer wieder in Nebenschauplätzen. Nichtsdestotrotz schafft der Film Aufmerksamkeit und gibt immerhin ein paar positive Denkanstöße für dieses gesellschaftlich relevante Thema.

Ein Kind wie Jake ist seit dem 17. Juni digital und seit 24. Juni als Blu-ray und DVD verfügbar.

Unsere Wertung:

 

 

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© Koch Films

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