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Mélanie (Ana Girardot) und Rémy (François Civil) wohnen direkt nebeneinander in EInsam Zweisam

Einsam Zweisam

Die Französische Filmwoche 2019 in Berlin wurde mit dem neuen Film des Regisseurs Cédric Klapisch beendet, der versucht, die romantische Tragikomödie einmal aus einem völlig anderen Blickwinkel zu erzählen. Einsam Zweisam heißt der neue Streifen und ob sich ein Blick lohnt, erfahrt ihr im Folgenden.

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TitelEinsam Zweisam
Jahr2019
LandFrankreich, Belgien
RegieCédric Klapisch
DrehbuchCédric Klapisch, Santiago Amigorena
GenreDrama, Romanze
DarstellerFrançois Civil, Ana Girardot, Camille Cottin, François Berléand, Simon Abkarian, Eye Haidara, Rebecca Marder, Pierre Niney, Zinedine Soualem, Virginie Hocq, Paul Hamy, Marie Brunel, Patrick d’Assumçao, Garance Clavel, Vincent Scalera
Länge110 Minuten
FSKab 6 Jahren freigegeben
VerleihStudioCanal
Das Kinoplakat zu Einsam Zweisam
Das Originalkinoplakat zu Einsam Zweisam © STUDIOCANAL:Emmanuelle Jacobson-Roques

Worum geht es in Einsam Zweisam?

Rémy lebt in Paris. Festgezurrt im Arbeitsalltag und ohne Freundeskreis sitzt er im großen Loch der Einsamkeit des Single-Lebens fest. Als er sich nach einer Herz-Attacke schließlich vor einem Psychologen wiederfindet, lautet die Diagnose Depression. Ähnlich ergeht es Mélanie, die bereits seit einem Jahr die Trennung von ihrem letzten Freund zu verarbeiten versucht. Der Zufall will es, dass sie ebenfalls in Paris und sogar direkt in der benachbarten Wohnung des nebenliegenden Aufgangs wohnt. Auch sie sucht sich Hilfe bei einer Psychologin. Beide sind auf der Suche nach etwas, das ihr Leben bereichern könnte, etwas, das ihnen wieder neuen Mut und sogar Lebensfreude schenken könnte. Offenkundig könnten sich die beiden leidenden Seelen gegenseitig neu aufbauen. Doch wie lernt man sich in einer Großstadt wie Paris kennen? Das erste Treffen: So nah und doch so fern.

Mélanie geht in Paris über eine Brücke | Einsam Zweisam
In der Metropole Paris und doch allein in Einsam Zweisam © 2019 STUDIOCANAL

 Die Vorgeschichte zur großen Romanze

Das romantische Kino ist eine Kunst für sich. Für die einen zu kitschig, für die anderen zu belanglos oder zu generisch und für viele das schönste Genre überhaupt. Eine Genre, das seinen eigenen relativ klar abgesteckten Regeln gehorcht und in dem das Andersartige doch eher eine Seltenheit darstellt. Häufig eher im seichten Unterhaltungssegment angeordnet werden Geschichten erzählt, die ein ums andere Mal auf dem gleichen Schema basieren. Ein Paar verliebt sich und durchläuft im zweiten Akt eine zwischenmenschliche Krise, um am Ende doch herauszufinden, was es aneinander hat. Das bekannte Happy End lässt schließlich auf eine einfache Welt und eine unweigerliche Vorhersehung schließen, die einem ein vorbestimmtes glückliches Miteinander in Aussicht stellt. Der französische Regisseur Cédric Klapisch stellt in Einsam Zweisam allerdings die eigentlich spannende Frage nach den Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, um das berühmte Kennenlernen überhaupt zu ermöglichen.

Die andersartige Erzählung der Geschichte eines Paares stellt die große Stärke von Klapischs Film dar. Durch die episodische Verwicklung der beiden Protagonisten und den bekannten genretypischen Konventionen wird das Zusammenkommen des Paares vorausgesetzt und zum Teil bereits imaginiert, ohne die eigentlich Beziehung auf die Leinwand bannen zu müssen. Einsam Zweisam ist in diesem Sinne eine Liebesgeschichte ohne Liebesgeschichte. Kreativ ist eine solche Herangehensweise allemal, auch wenn die Grundidee nicht über die gesamte Laufzeit hinweg zu faszinieren weiß. Besonders in der letzten halben Stunde kann sich Klapisch nämlich nicht mehr von dem eigentlich vorhersehbaren Handlungsverlauf trennen. Stattdessen versucht er als Drehbuchautor mit kleinen inhaltlichen Wendungen die Aufmerksamkeit des Publikums zu erregen, dreht dabei dann allerdings ein bis zwei unnötige Runden zu viel.

Drei Freundinnen verbringen einen gemeinsamen Abend und sitzen auf einem Bett in Einsam Zweisam
Mélanie versucht sich mit ihren Freundinnen im Online-Dating in Einsam Zweisam © 2019 STUDIOCANAL

So nah und doch so fern

Gernretypisch bildet auch hier weniger der grobe Handlungsverlauf das Herz des Streifens, sondern vielmehr die geschickte Betrachtung der Hintergründe und kleinen Momente. Im Zentrum stehen zwei gebrochene Menschen, die sich nach Zuneigung und Anerkennung im modernen oberflächlichen Großstadtleben sehnen. Klapisch entwickelt dafür zwar keine völlig neuen, aber dennoch ausgesprochen wirksamen Bilder. Einheit und Trennung bilden einen omnipräsenten Widerspruch in seiner Bild- und Szenenkomposition. Rémy und Mélanie wohnen so nah beieinander, dass sie in einer Einstellung dabei zu sehen sind, wie sie ihre Wohnungen betreten oder einerseits gemeinsam und andererseits doch durch eine dicke Wand getrennt auf dem Balkon stehen. Selbst die Montage bildet in dieser Hinsicht sowohl inhaltliche Verschränkung als auch klare Distanz. Ebenso inszeniert Klapisch Situationen, in denen beide im gleichen Supermarkt einkaufen oder dieselbe Straße nur wenige Meter voneinander entfernt begehen und sich dadurch im wahrsten Sinne des Wortes gegenseitig umringen.

Mélanie und Rémy wohnen direkt nebeneinander in EInsam Zweisam
Mélanie (Ana Girardot) und Rémy (François Civil) wohnen direkt nebeneinander in Einsam Zweisam © 2019 STUDIOCANAL

Die Lichter der Großstadt

Dabei umgeht der Regisseur zu konkrete Botschaften über die Probleme des Kennenlernens anderer Personen. Er ist vielmehr an seinen beiden von François Civil und Ana Girardot gefühlvoll interpretierten Hauptfiguren und deren individuellen Schicksalen interessiert. Nur nebensächlich trifft er hierbei einige wenige Aussagen über Online-Dating, die Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit der Gesellschaft, oder die Probleme des beruflichen Alltages. In der furiosen Eröffnungssequenz präsentiert Klapisch etwa ein undurchsichtiges Wirrwarr an Eindrücken des treibenden Großstadtlebens, welches gemeinsam mit dem fesselnden elektronischen Score eine der beeindruckendsten Kollagen des Jahres ergeben. Im Gedächtnis bleibt auch Mélanies Vorstellungen des Online-Angebots von Männern. Daher ist es schade, dass sich Einsam Zweisam zum größten Teil diesen größeren sozialrelevanten Themen verwehrt. Im Endeffekt wirkt das Drehbuch zwar überaus charmant, aber auch etwas unbefriedigend angesichts der durchaus vorhanden Kreativität und der stilistischen Vielfalt einiger Szenen, die aber leider nur selten zum Tragen kommt.

Stattdessen widmet sich der Film in vollen Zügen seinen einsamen Hauptfiguren, die beide auf der Suche nach einer Version ihrer selbst sind, in der sie sich wohlfühlen. Faszinierenderweise äußert sich diese individuelle Erkundung der eigenen Vorlieben für Klapisch immer in einer Entscheidung. Sei es in der Entscheidung für oder gegen eine Katze, für das richtige Lebensmittel, welches zu einem passt, für die Musik, die einen bewegt, und letztendlich auch für welche Partnerin beziehungsweise welchen Partner man sich entscheidet. All diese Äußerlichkeiten ergeben das wahre Selbst. Entsprechend müsse man im Grunde nur in der eigenen näheren Umgebung nach dem Traumpartner oder der Traumpartnerin suchen. Auch wenn eine solche These zwar recht simpel und vereinfachend daherkommt, so muss man ihr doch zugestehen, dass sie wenn auch nicht völlig neu, so doch zumindest selten in dieser Form präsentiert daherkommt. Gerade dadurch entsteht Klapischs wahre Leinwandmagie.

Rémy steht unentschlossen vor einem Einkaufsregal in Einsam Zweisam
Rémy kann sich auch beim Einkaufen nicht entscheiden in Einsam Zweisam © 2019 STUDIOCANAL

Unser Fazit zu Einsam Zweisam

Alles in Allem beleuchtet Einsam Zweisam zwar keine völlig neuen und innovativen Ideen und übernimmt dennoch mit einer angenehmen Frische. Eine mit einfachen Mitteln gut durchkomponierte Kameraarbeit entführt das Publikum in Verbindung mit einem einzigartigen Soundtrack in eine Welt, die gleichzeitig magisch surreal wie direkt aus dem Leben gegriffen wirkt. François Civil und Ana Girardot haben sichtlich Freude an ihrem Spiel und dürfen den gut ausgearbeitete Figuren Leben einhauchen. Auch wenn der Film seine kreativen Ideen nicht über die volle Laufzeit ausspielen kann und gegen Ende leicht repetitiv daherkommt, so kann man sich des Charmes von Klapisch kaum verwehren. Einsam Zweisam mit der Kinoleinwand. Dieses Gefühl sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn man auch nur in Ansätzen an einer solchen Art von Geschichte interessiert ist.

Der Film läuft ab dem 19. Dezember in den deutschen Kinos.

Unsere Wertung:

 

 

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