In Employee of the Month treibt ein tödlicher Unfall am Arbeitsplatz die Angestellte Inés zu einem Rachefeldzug gegen ihre Chauvi-Kollegen. Ob das zum geifernden Mitfiebern einlädt, erfahrt ihr in unserer Review!

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Die Handlung von Employee of the Month
Inés (Jasmina Douieb) arbeitet seit 17 Jahren in einem Vertrieb für Putzmittel. Sie wird von ihrem Chef Patrick (Peter Van Den Begin) seither immer bei Beförderungen übergangen und von ihren männlichen Kollegen wie eine bessere Sekretärin behandelt. Die Einstellung der jungen Melody (Laetitia Mampaka), die Tochter einer entlassenen Putzkraft, erinnert Inés gleich schmerzlich daran, dass ihre Kollegen nun von ihr erwarten, diese Aufgaben auch noch mit zu erledigen. Sie fasst ihren Mut zusammen und fordert von Patrick eine Gehaltserhöhung. Doch der beschwichtigt sie lediglich und nutzt die Gelegenheit, sie zu sexuellen Handlungen zu nötigen. Als Melody dies mitbekommt und ihr beistehen will, kommt es zu einem folgenschweren Unfall. Patrick stirbt und die beiden Frauen lassen die Leiche verschwinden, um nicht vielleicht als Mordverdächtige vor Gericht zu landen. Die Vertuschung jedoch fordert weitere Opfer, und bei Inés weicht der Selbsterhaltungstrieb allmählich aufgestauten Rachegelüsten…
Klischees und fade Gags
Der nur 78-minütige Employee of the Month hätte ohne Frage das Grundgerüst für eine kleine, schwarze Farce mit feministischen Untertönen. Nur leider fährt das Drehbuch vorzugsweise alle ausgelutschten Klischees und abgestandenen Gags auf, die sich in diesem Kontext über die letzten 40 Jahre in ähnlich gelagerten Filmen angesammelt haben. Oftmals gereicht nicht einmal mehr zu einem müden Lächeln. Dazu werden die beiden Protagonistinnen dermaßen überzeichnet, dass man kaum mehr in der Lage ist, mit ihnen mitzufiebern. Allerdings erhöht Regisseurin Véronique Jadin nach dem tödlichen Unfall das Tempo und das mörderische Kuddelmuddel nimmt seinen Lauf. Hier wird der Film merklich besser, doch hat er hier die Halbzeitmarke auch schon locker überschritten.
Viel zu selten wird der Humor richtig bissig, viel zu häufig rückt das Skript die fast schon als Karrikaturen angelegten männlichen Kollegen in den Vordergrund. Oder es kommen neue Personen von außerhalb hinzu, die sich dann genauso durchs übermäßige Chargieren auszeichnen. Es fehlen spritzige Dialoge, ein lebendiges Miteinander. Es erinnert mehr an ein zweitklassiges Theaterstück als einen Film. Und nur an wenigen Stellen wird Employee of the Month richtig bitterböse, wenn etwa Inés sinngemäß meint “Wenn es jedes Mal Vergewaltigung wäre, wenn man keinen Sex haben wolle, dann…” und plötzlich vollkommen niedergeschlagen abbricht. Diese Erkenntnisse, die aus den Protagonistinnen kurzzeitig wirklich fassbare Charaktere machen, bleiben über weite Strecken eben aus.
Viel Verve, aber wenig Mehrwert
Es ist kaum zu bestreiten, dass alle Beteiligten mit viel Verve bei der Sache sind. Gerade Jasmina Douieb und Laetitia Mampaka als Leidensgenossinnen wider Willen kommen mit der Zeit gut in Fahrt, auch Peter Van Den Begin kann als schmieriger Chef Patrick überzeugen. Doch bei den Nebenrollen ist es nicht nur häufig, sondern fast immer zu viel des Guten. Man kommt sich unweigerlich vor wie in einer Sketch-Show. Gerade weil der Film eben auf die beiden Frauen fixiert ist und fast die ganze Handlung in nur zwei Büroräumen spielt, wäre weniger dann doch wieder einmal mehr gewesen. Man wartet eigentlich nur noch auf die eingespielten Lacher des vermeintlichen Studio-Publikums, so aufdringlich gestaltet sich teils der Sitcom-Charakter des Ganzen.
Das Skript von Véronique Jadin und Ko-Autorin Nina Vanspranghe lässt zu keiner Zeit die Notwendigkeit deutlich werden, hieraus ausgerechnet einen Spielfilm zu machen. Filmisch gesehen wird ehedem nur Magerkost geboten, es gibt keinen Szenenaufbau, der eben nicht auch auf einer Theaterbühne genauso funktioniert hätte. Und, wie schon gesagt, dort vielleicht besser aufgehoben wäre. Es ist ja nicht so, dass es ihnen an Ideen mangeln würde. Nur eben fühlt sich der Film überholt an, als käme er mindestens ein bis zwei Jahrzehnte zu spät. Natürlich existiert die ungerechte Behandlung bzw. Bezahlung von Frauen am Arbeitsplatz weiterhin. Aber Employee of the Month bietet über seine Gags hinaus keinen Mehrwert, keine Entwicklung. Einen Lösungsansatz wird auch heute niemand von einer Farce erwarten, eigene ausformulierte Gedanken zum Thema schon.
Unser Fazit zu Employee of the Month
Das Langfilm-Debüt von Regisseurin Véronique Jadin erweist sich als eher belangloser Schwank denn bitterböser Farce. Abgestandene Gangs und heillos überzeichnete Figuren verhindern, dass Employee of the Month mehr sein könnte als nur die Summe seiner Teile. Die Progressivität von etwa einer Arbeitswelt-Satire wie Die Axt (2005) oder einer grundlegend feministischen Komödie wie Booksmart (2019) geht ihm völlig ab. Zwar erhöht Jadin ab der Halbzeitmarke das Tempo deutlich, was auch dem Unterhaltungswert zugute kommt, doch das kann den Film nicht mehr vor dem Mittelmaß retten.
Employee of the Month läuft im September als Teil des Fantasy Filmfestes 2022 in den teilnehmenden Städten im Kino!
Unsere Wertung:
© Reel Suspects