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Exiled

Blut & Kugeln, Freundschaft bis in den Tod – Johnnie Tos Heroic-Bloodshed-Western Exiled ist jetzt als HD-Premiere im Mediabook erschienen. Ob der melodramatische Actionfilm was taugt, erfahrt ihr hier!

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TitelExiled (OT: Fong Yuk)
Jahr2006
ProduktionslandHongkong
RegieJohnnie To
DrehbuchKam-Yuen Szeto, Tin-Shing Yip
GenreAction, Drama
DarstellerAnthony Wong, Francis Ng, Simon Yam, Roy Cheung, Suet Lam, Nick Cheung, Josie Ho, Siu-Fai Cheung, Bing Man-Tam, Ka Tung Lam
Länge110 Minuten
FSKab 18 Jahren freigegeben
VerleihKoch Media
Exiled_MB_Cover_© 2019 Koch Films
Das Coverbild des Mediabooks von Exiled © 2019 Koch Films

Exiled – Fünf Freunde & der Gangsterboss

Die Killer Blaze (Anthony Wong), Tai (Francis Ng), Cat (Roy Cheung) und Fat (Suet Lam) stehen eines Abends vor der Tür einer kleinen Wohnung in Macao. Die Frau, die ihnen durch den Spalt entgegenblickt, fragen sie nach Wo (Nick Cheung). Als die Frau verneint, bleiben sie hartnäckig. Tatsächlich ist sie dessen Ehefrau Jin (Josie Ho). Mit ihr und dem frischgeborenen Baby wohnt er hier versteckt. Die fünf Männer waren mal unzertrennlich, bis Wo und Tai ihren Boss Fay (Simon Yam) hintergangen haben und töten wollten. Ersterer hat dafür seinen Kopf hingehalten und musste aus dem Einflussbereich der Triade fliehen. Jetzt, wo er zurückgekehrt ist, wurden seine Freunde losgeschickt, ihn zu töten. Als die Männer nach einem kurzen Schusswechsel sich lachend in die Arme fallen und zum gemeinsamen Abendessen niederlassen, versteht Jin die Welt nicht mehr.

Die Loyalität unter den Freunden ist groß. Blaze macht zwar unmissverständlich klar, dass man gewillt ist, den Auftrag auszuführen. Dennoch wollen sie Wo etwas Zeit geben, seine Angelegenheiten, seiner Familie zuliebe, zu klären. Sie erklären sich bereit, ihm zu helfen, genügend Geld für Jin und das Baby aufzutreiben. Abhilfe soll ein Job schaffen, den ihnen der zwielichtige Jeff (Siu-Fai Cheung) vermittelt. Für den ansässigen Gangsterboss Uncle Fortune (Bing Man-Tam) sollen sie bei einem Meeting in einem Restaurant seinen aufstrebenden Konkurrenten Boss Keung (Ka Tung Lam) erledigen. Doch dort taucht unvermittelt Boss Fay auf. Es kommt zu einer wilden Schießerei, bei der Wo tödlich verwundet wird. Sie bringen seine Leiche zu Jin und verschwinden aus der Stadt. Die Gejagten wollen nun ihr Glück bei einem Überfall auf einen Goldtransporter versuchen. Boss Fay ist ihnen schon auf den Fersen, und auch Jin hat den Tod ihres Mannes nicht verwunden…

Exiled_Scree_Anthony_Wong_© 2019 Koch Films
Hongkong-Star Anthony Wong in Exiled © 2019 Koch Films

Ein Hongkong-Western

Exiled macht schon von Anfang an klar, wo der Hammer hängt. Es geht hier nicht um ein dem Realismus verpflichtetes Gangster-Drama. Vielmehr entpuppen sich unsere fünf Freunde schon beim ersten Shootout in Wos Wohnung als Revolverhelden, wie man sie z.B. aus dem Italo-Western der 60er- und 70er-Jahre kennt. Jeder von ihnen scheint ein Kunstschütze mit übermenschlichem Geschick, wenn es darum geht, Kugeln sprechen zu lassen. Es wird teils millimetergenau an Personen vorbeigeschossen, kleine Dinge werden demonstrativ mit mehreren Schüssen durch den Raum befördert. Das ist so gewollt übertrieben, dass es schon surreal erscheint. Unterstützt wird dieser Eindruck noch durch die für HK-Actionfilme typischen Blutwolken, die sich an getroffenen Personen in die Luft zerstäuben.

Die Handlung ist genauso auf die wesentlichen, übergeordneten Themen um Freundschaft, Loyalität und Rache reduziert. Der Film gleicht mehr einem östlichen Western, dessen Fortschreiten ganz auf die Abfolge der stilisierten Shootouts hin inszeniert ist. Das ist für das Genre des Heroic Bloodshed, der sich schon immer gerne bei westlichen Genres bediente, nicht ungewöhnlich. Aber Johnnie To geht hier noch einen Schritt weiter, lieferte eine passgenaue Asia-Version des wohl westlichsten aller Filmgenres ab. Schließlich bietet er hier sogar deutliche Entsprechungen für archetypische Elemente des Westerns auf, wie eine Schießerei in einem Saloon oder den Überfall auf eine Postkutsche. Das Ganze gipfelt folglich dann auch in einem großen Showdown, der durch eine Variation des berühmten Münzwurfs eingeleitet wird, der hier durch eine Dose Red Bull ersetzt wird.

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Noch geht es allen gut in Exiled © 2019 Koch Films

Tanz in den Tod

Die Figurenkonstellation in Exiled gestaltet sich sehr übersichtlich. Wir haben die vier Freunde, die das Töten als ihr Handwerk sehen. Auch wenn sie teure Anzüge tragen, sind sie für ihren Boss nur Fußvolk, folglich auch entbehrlich. Als sie sich entschließen, ihren Auftrag hintanzustellen, um ihrem alten Freund zu helfen, haben sie unbewusst schon mit Boss Fay gebrochen. Macao gilt als das Monte Carlo Südostasiens. Allerdings ist ihnen, allen voran Wo das Glück nicht hold, die Hilfe der Freunde der unausweichliche Sargnagel für ihn. Die vier Killer sind danach selbst Gejagte, sowohl Boss Fay wie auch die trauernde Jin sind hinter ihnen her. Beim Überfall auf den Goldtransporter setzen sie alles auf eine Karte. Es wird zur fixen Idee, zum Ausweg in Richtung Freiheit. Allerdings sieht das Karma keine Tür zur Glückseligkeit für sie vor, sondern nur eine zur Erlösung.

Die Erzählung des Films erweist sich als sehr einfach. Dadurch tritt dann auch das melodramatische Element, das z.B. die alten Filme John Woos durchzieht, eher in den Hintergrund. Überhaupt kann man Exiled als Johnnie Tos Gegenentwurf zu dessen Hard Boiled (1992), dem überbordenden Best-of-Mix des Godfather of Bullet Ballet, verstehen. Beide Regisseure verstehen sich darauf, durch aufregende Kamerafahrten und Zeitlupen ein beeindruckend geordnetes Chaos zu inszenieren. Doch während bei Woo rüde die Fetzen fliegen, das Blut durch die Gegend spritzt und alles ins Rot taucht, hat To dieses Konzept verfeinert. Bei ihm tänzeln die Protagonisten tatsächlich leichtfüßig durch den Kugelhagel, da er auch auf einen allzu häufigen Wechsel im Tempo der Bildfolge verzichtet. Statt dem Graffiti eines Todesballetts entsteht ein Gemälde morbider Anmut.

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Simon Yam ist Boss Fay in Exiled © 2019 Koch Films

Johnnie To und sein Cast

Johnnie To dürfte derzeit der wohl renommierteste Hongkong-Regisseur auf internationalem Parkett sein. Seine Filme laufen regelmäßig im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes oder Venedig, so auch Exiled. 2017 wurde er in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die jährlich die Oscars vergibt, aufgenommen. Er begann seine Karriere mit den in Hongkong sehr beliebten Romantic Comedies, doch seit den 90er-Jahren macht er sich gerade mit den als Heroic Bloodshed bezeichneten Action-Dramen einen Namen. Dort trat der Regisseur in die Fußstapfen seiner Landsleute John Woo und Ringo Lam, die zu der Zeit in Hollywood ihr Glück versuchten. To konnte dabei schnell eine eigene Handschrift in deren Inszenierung etablieren, legt, wie schon erwähnt, eine ruhigere Hand in den Action-Szenen an den Tag. Auch sind seine Figurenzeichnungen ambivalenter, die Trennlinie zwischen Gut und Böse oftmals variabel.

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Fast wie eine Familie in Exiled © 2019 Koch Films

Das Vierer-Gespann aus Anthony Wong, Francis Ng, Lam Suet und Roy Cheung kam bei ihm schon in The Mission – Ihr Geschäft ist der Tod (1999) zum Einsatz. Simon Yam spielte davor in den beiden Triaden-Epen Election 1+2 (2005/06) die Hauptrolle. Die meisten von ihnen sind große Stars des Hongkong-Kinos, gerade Anthony Wong wurde schon mehrfach ausgezeichnet. Er ist auch im Westen spätestens seit Infernal Affairs (2003) kein Unbekannter mehr. Das Krimi-Drama stand dem oscar-gekrönten The Departed (2006) von Martin Scorsese Pate. Wong und Simon Yam standen darauf bei Vengeance – Killer unter sich (2009) wieder für Johnnie To, dazu noch in ähnlichen Rollen, vor der Kamera.

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Keine Reue, kein Erbarmen in Exiled © 2019 Koch Films

Unser Fazit zu Exiled

In Exiled konzentriert sich der Action-Meister fast gänzlich auf die Wirkung der kunstvoll inszenierten Action-Szenen. In der nur sehr knapp ausformulierten Geschichte entfaltet die Tragik der Figuren, jeder mit Pathos zelebrierte Tod, eine sehr intensive Wirkung. Die Charaktere sind, eher untypisch für den Regisseur, sehr flach gehalten. Durch das fast schon familiäre Zusammenspiel entwickelt man dennoch schnell Sympathien für die scharf schießenden Verlierer, die sich vor allem durch ihre Loyalität auszeichnen. Wenn dann zu den Waffen gegriffen wird, eröffnet der Virtuose ein optisches Festbankett. Damit lässt sich Exiled zwar nicht zu den gehaltvollen, aber doch besten Filmen des Meister-Regisseurs zählen.

Das HD-Bild kann genauso überzeugen, was für Filme aus Hongkong leider lange nicht selbstverständlich ist. Das bereits erwähnte Gangster-Drama Election macht auf Blu-ray leider keinen durchgängig guten Eindruck, und die meisten Filme von Johnnie To sind hierzulande nur auf DVD erschienen. Auch die Extras fallen bei Filmen aus der Region üblicherweise nicht üppig aus, doch Koch Films erfreut uns zumindest mit einem Making-of und einem Interview. Daher kann ich diese Veröffentlichung jedem HK-Fan nur wärmstens ans Herz legen.

Exiled erschien am 09. Mai 2019 von Koch Films im geschmackvoll aufgemachten Mediabook!

Unsere Wertung:

 

 

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