Dreamworks steigt ins Realfilm-Remake-Spiel ein – und wie! Mit Drachenzähmen leicht gemacht hat man eine Animationsvorlage gewählt, die für sich schon als perfekt gilt. Trotzdem kann auch die neue Version überzeugen.
Darum geht’s in Drachenzähmen leicht gemacht
Auf der schroffen Insel Berk, wo seit Generationen eine erbitterte Feindschaft zwischen Wikingern und Drachen wütet, erweist sich Hicks (Mason Thames, The Black Phone) als Außenseiter. Der einfallsreiche, jedoch unterschätzte Sohn von Häuptling Haudrauf (Gerard Butler, der seine Sprechrolle aus der Animationsreihe nun auch vor der Kamera verkörpert) widersetzt sich jahrhundertealten Traditionen, als er sich mit dem gefürchteten Nachtschatten-Drachen Ohnezahn anfreundet. Ihre außergewöhnliche Verbindung enthüllt nicht nur die wahre Natur der Drachen – sie stellt die Werteordnung aller Wikinger in Frage. Mit der ehrgeizigen und kämpferischen Astrid (Nico Parker, Dumbo, The Last of Us) und dem schrulligen Waffenschmied Grobian (Nick Frost, Shaun of the Dead) an seiner Seite stellt sich Hicks einer Welt, die von Angst und Missverständnissen zerfressen ist. Als eine alte Bedrohung sowohl Wikinger als auch Drachen in Gefahr bringt, wird seine Freundschaft zu Ohnezahn zum Schlüssel für eine bessere Zukunft.

Nicht noch ein Remake…
Wenn man sich die letzten Jahre bei den Kinostarts von Disney durchscrollt, sticht wirklich ins Auge, wie viele der klassisch- oder computeranimierten Filme inzwischen mit „echten“ Versionen neuverfilmt wurden. Dabei fielen jedoch die meisten zum einen im Vergleich mit den Originalen ab und zum anderen auch beim Gros der Kritiker durch. Betrachtet man allein die letzten Beiträge dieser Fasson, Mufasa, Snow White und Lilo & Stitch, dann kann inzwischen kaum noch einer wirklich behaupten, dass der Mauskonzern noch Taktgeber in Sachen kreativer Familienunterhaltung ist: Die eigenen Stoffe werden missverstanden, weichgespült, unnötig gedehnt und verkompliziert – und immer schwingt der latente Verdacht mit, man wolle aus bereits vorhandenen Marken jeden möglichen Cent herauspressen anstatt ein bisschen mit neuen, kreativen Ideen ins Risiko zu gehen.
Wenn man denn zumindest, wie beispielsweise bei Beauty and the Beast, Pete’s Dragon undThe Jungle Book, so viel Liebe in den neuen Versionen spüren würde, dass man auch die Begründung, man wolle beliebte Geschichten eben so darbieten, dass sie die aktuellen Sehgewohnheiten der Zielgruppe bestmöglich adressieren, nicht nur als Ausrede verstanden wissen. Kurzum: In Sachen Familienunterhaltung ist der einst unangefochtene Branchenprimus maximal noch an den Kassen führend, aber auch das kann sich schnell ändern. Wenn die großen Konkurrenten nun mehr Disney-Magie haben, als Disney selbst, hat die Maus ein Problem.
Die Misere bei Disney-Ausrichtung hat dann auch dazu geführt, dass die Skepsis bei der Ankündigung der Wiederverfilmung von Drachenzähmen leicht gemacht ziemlich überbordend war. Zum einen haben, wie beschrieben die wenigsten Vorläufer des Trends bislang überzeugt, zum anderen ist hierbei auch die Vorlage noch immer recht frisch und sogar technisch nicht so weit entfernt vom aktuellen Status quo. Und zuletzt ist das Animationsdesign hier auch so ikonisch und beispielsweise schwer auf reale Körperproportionen übertragbar, dass man hier von Beginn an bei den Fans einen schweren Stand haben würde.
Wenn, dann so
Doch der Macher der Originale Dean DeBlois hat sich im Wissen all dieser Faktoren trotzdem entschieden sein Herzensprojekt in dieser anderen Darbietungsform zu wiederholen – und dieser Mut hat sich ausgezahlt! Die Überraschung hätte für mich als Kenner und Fan der Animations-Trilogie nicht größer sein können, aber die 2025er Fassung schafft es zu 100 Prozent den Charme, die Magie und auch den Style einzufangen und perfekt zu übersetzen.
Schon der erste Animations-Teil war seiner Zeit eine nahezu perfekte Geschichte vom Überwinden von Vorurteilen, familiärem Zusammenhalt und auch dramaturgisch schlicht und einfach ein fantastisches Abenteuer. Dies ist nun auch die Variante mit Gerard Butler und Co. vor der Kamera. Einzig wer inhaltlich etwas gänzlich Neues erwartet hat, wird hier mit Sicherheit ernüchtert den Kinosaal verlassen, denn was die Geschichte anbelangt ist dann auch Dreamworks ein Safe-Play eingegangen und quasi ein 1:1-Remake hingelegt, wobei das natürlich verständlich ist bei einer so makelfreien Vorlage.
Klasse besetzt …
Ein bisschen Glück gehört natürlich dann auch dazu, vor allem bei der Auswahl von Jungdarstellern, die bislang noch wenig Referenzen vorzuweisen haben. Aber Drachenzähmen leicht gemacht ist hier das Kunststück zu attestieren, nahezu jede der kultigen Figuren der Reihe mit dem Casting optimal getroffen zu haben: Anfangen natürlich bei Hicks-Darsteller Mason Thames, der optisch schon mal ideal passt, aber auch die Entwicklung des unsicheren Außenseiters zum völkereinenden Helden richtig überzeugend rüberbringt. Dann hat man zwar optisch mit Nicole Parker einen deutlich anderen Typ als die „Original-Astrid“ verpflichtet, aber in der aufmüpfigen Art steht die Tochter von Thandiwe Newton der mutigen Wikingerin in nichts nach – und die Dynamik zwischen ihre und den anderen Jugendlichen ist eines der Highlights im Film!

Auch was die anderen Jungwikinger anbelangt, kann man die Casting-Abteilung nur loben: In der animierten Version sind Raffnuss, Taffnuss, Rotzbacke und Fischbein optisch sehr auffallend, was sich schwer mit echten Menschen imitieren lässt. Trotzdem hat man die Vorbilder erstaunlich gut getroffen, ohne Lachnummern zu kreieren, denn auch wenn jede der leicht dümmlichen Figuren immer wieder für Lacher sorgt, so kann man keinem böse sein – eigentlich schließt man sie, wie schon vor 15 Jahren in der anderen Version, ad hoc ins Herz.
Der mitunter größte Clou ist aber mit den beiden erwachsenen Wikingern Haudrauf und Grobian gelungen, denn auch wenn Nick Frost den grobschlächtigen Tüftler etwas anders anlegt, hat er doch die perfekte Balance aus Sympathieträgertum und Skurrilität der Vorlage fast schon inhaliert. Und Gerard Butler als Häuptling, vor allem aber als Vaterfigur – und Witwer – lässt durch den immensen Bart und den dicken Fellpanzer so viel Herz durchscheinen wie schon lange nicht mehr. Apropos Fell: Ein Sonderlob verdient sich auch die Kostümabteilung, der es gelungen ist, die leicht unnatürlichen Proportionen vorzugaukeln, ohne das auch nur eine Kleinigkeit lachhaft aussieht!
… und sensationell bebildert
Überhaupt sieht in Drachenzähmen leicht gemacht gar nichts schlecht aus. Noch vor ein paar Jahren wäre es wahrscheinlich unmöglich gewesen, die Flugszenen so organisch und „echt“ aussehen zu lassen – man erinnere sich an die Flugszenen von Harry Potter auf dem Hippogreif, die heute wirklich unerträglich aussehen. Doch in Sachen Drachenreiten und allein Drachen-Darstellung hat sich sehr viel getan, Game of Thrones und House of the Dragon sei Dank. Die Flugkreaturen sehen richtig gut aus, wahren dabei exzellent den Charakter der Vorlage und wirken auch in der Interaktion mit den Schauspielern realistisch, was für die Immersion natürlich ein Game Changer ist. So ist man – egal wie alt man ist – gefühlt mit auf dem Rücken von Ohnezahn und Co. wenn hier rasant durch die Klippen geflattert wird.

Und auch wenn das Finale schon ein bisschen Godzilla-Vibes hat, ist man bis dahin so emotional involviert und im Setting verhaftet, dass man gebannt mitfiebert, sogar wenn man ja schon weiß, wie es ausgeht. Dann heißt es also nur noch Daumendrücken, damit der Familienfilm weltweit so gut ankommt, damit die ganze Trilogie auch in dieser Version die Fanherzen begeistern darf.
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Unser Fazit zu Drachenzähmen leicht gemacht (2025):
Wo Disney zuletzt mehrfach Beweise lieferte, dass Realfilm-Remakes keine gute Idee sind, tritt Dreamworks mit Drachenzähmen leicht gemacht den Gegenbeweis an. Die Version von 2025 wahrt die Magie des Originals, sieht auf der großen Leinwand einfach klasse aus und lässt das Publikum emotional genauso andocken. Dank einem glänzenden Cast, einer unverändert grandiosen Abenteuergeschichte und viel Fingerspitzengefühl für die Stärken des Realfilm-Mediums.
Drachenzähmen leicht gemacht läuft derzeit in den deutschen Kinos.
Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.