Guy Ritchie macht’s für Kino, für Paramount+, für Netflix und jetzt auch mal für Apple TV+. Und während der Regisseur zuletzt eher wieder im Gangstermilieu unterwegs war, wildert er nun mit Fountain of Youth in den Gefilden von Indiana Jones und Co. – mit Erfolg?
Die offizielle Inhaltsbeschreibung
Fountain of Youth handelt von zwei entfremdeten Geschwistern (John Krasinski und Natalie Portman), die sich für einen weltumspannenden Coup zusammentun, um den sagenumwobenen Jungbrunnen zu finden. Sie nutzen ihr Wissen um die Geschichte und entschlüsseln immer mehr Rätsel, bis die abenteuerliche Reise nicht nur ihr Leben verändert, sondern sie auch dem Geheimnis der Unsterblichkeit näher bringt.

Auf ins Abenteuer – auf klassischste Weise
Einstieg mit Verfolgungsjagd: Check. Teamzusammenstellung mit Hindernissen: Check. Alte Freunde, die plötzlich für die andere Seite arbeiten: Check. Und so weiter, und so fort. Fountain of Youth ist wirklich der Gipfel der Entwicklung der letzten Jahre in Bezug auf die Verwendung eines Baukastensystems für Streaming-Filme. Man nehme einige heiße Namen, schmeißt diese in einen relativ generischen Plot, der möglichst ein breites Zielpublikum anspricht, und dann hofft man darauf, dass die Dynamik zwischen den Akteuren möglichst gut kaschiert, wie austauschbar das Setting ist, in das man sie packt.
Für diese Formelhaftigkeit ist erst Netflix mit Filmen wie The Gray Man, Heart of Stone oder zuletzt The Electric State in Verruf geraten, doch längst hat sich dieser Modus Operandi in der ganzen Branche verbreitet, wie beispielsweise Red One bei Prime Video oder bei Apple TV+ selbst The Family Plan auf unrühmliche Weise unterstreichen. All diese Beispiele eint, dass dort die Topstars zwar mehr oder weniger engagiert auftraten, den Projekten aber irgendwie trotzdem jedes Fünkchen von Identität und Seele fehlte.
Auch wenn sich Gegenbeispiele mit Lupe suchen lassen, gibt es sie, denn manchmal reicht auch heute noch ein ganz klassischer Abenteuerfilm-Plot, wenn er handwerklich gut gemacht ist, die Figuren einen mitnehmen und das Pacing stimmt. Ist der neue Guy Ritchie-Film aber nun so ein Fall? Die Antwort lautet wie so oft: Jein.
Wenig Ritchie, (zu) viel Vetrautes?
Eine Sache, die schon mal auffällt bei Fountain of Youth, beziehungsweise NICHT auffällt, ist, dass man tatsächlich in kaum einer Sequenz der zweistündigen Abenteuersause das Gefühl hat, dass dies wirklich ein Produkt des Regisseurs ist, der zuletzt erst mit The Gentlemen sein Gangstermilieu-Mojo wiedergefunden zu haben schien. Wer also wegen des „alten“ Ritchie Hoffnungen auf einen Hauch von Dreckigkeit und Anarchohumor hat, der wird hier ziemlich enttäuscht werden. Handschrift trägt der Film, was die Inszenierung anbelangt, kaum.
Dennoch ist die Apple TV+-Produktion meinem Empfinden nach ein besserer Vertreter einer wiederbelebten Gattung, nämlich des Schatzsuche-Abenteuers mit Heistmovie-Elementen. Die Suche nach einem Archäologie-McGuffin macht durchaus Spaß – mehr als beispielsweise Jungle Cruise oder der letzte Indiana Jones-Teil. Auch wenn man sich hier fast zu 100 Prozent auf ausgetretenen Pfaden bewegt, funktioniert die routinierte Zusammenstellung der Versatzelemente.
Optik akzeptabel, Story zwischen charmant und Käse
Das Set-Hopping ist stimmig, die unterschiedlichen Locations werden angemessen genutzt und in Szene gesetzt. Das liegt vornehmlich daran, dass der Streifen merklich zu großen Teilen vor realen Drehorten entstanden ist, was Fountain of Youth schon einmal von den meisten Netflix-Fails abhebt. Zwar ist die Optik insbesondere in den Innenräumen nicht wirklich Kino-like und wirkt zu digital, aber das wird den wenigsten auf dem heimischen TV auffallen.
Die ganze Story ist auch alles andere als bahnbrechend, nicht mal ansatzweise originell, irgendwo zwischen Indi, Vermächtnis der Tempelritter und Tomb Raider. Entsprechend ist das Zielpublikum mutmaßlich so jung, dass es von den augenscheinlichen Vorbildern recht wenig gesehen hat und demnach die Vergleiche gar nicht ziehen kann/soll. Logik darf man bei diesen Schatzsuchen seit jeher nicht auf die Goldwaage legen. So ist es auch in diesem Fall, aber glücklicherweise schafft es der Film einen solchen Drive zu entwickeln, dass man sich – zumindest während des Schauens – auch gar nicht dabei ertappt, zu viel zu hinterfragen.
Cooles Ensemble holt das Maximum raus
Dazu bei trägt das grundsympathische und mit Gespür zusammengestellte Ensemble: John Krasinski und Natalie Portman, die hier nicht als Will-they-won’t-they-Paar auftreten, sondern als sich uneiniges Geschwisterpaar, machen dies wirklich gut, sodass man allein wegen der kleinen Giftpfeile, die sie gegenseitig verteilen, gut reingezogen wird. Dann kommen eine ganze Reihe von A-Listern hinzu, die aus teils total platten Klischeerollen doch recht viel machen. Domhnall Gleeson ist als reicher Exzentriker definitiv mal was anderes, Adrian Moayed ist fantastisch als eine Art Hommage an den Inspektor Clouseau aus Der rosarote Panther, und selbst die übertrieben Bad-Ass’ige Rolle von Eiza Gonzales geht gut auf. Lediglich Carmen Ejogo (The Penguin) und Laz Alonso (The Boys) können wenig Akzente setzen. Ein kleines Extralob verdient sich dafür noch Jungdarsteller Benjamin Chivers, der bereits in The Devils Hour gezeigt hat, dass man mit ihm in Zukunft rechnen muss!

Bei okayen Effekten, einem mittelmäßig überzeugenden Showdown und allenfalls leicht überdurchschnittlich inszenierter Action halten einen diese Figuren doch gut bei Laune, sodass Fountain of Youth am Ende zwar keine Preise abräumen wird, aber eben auch alles andere als Zeitverschwendung ist. Für Fans von Action-Abenteuern der klassischen Art, aber eben im modernen Gewand, und mit spürbarem Herz auch in den Momenten, die schon eher dem Fantasy-Genre zugeordnet werden können, ist dies eindeutig ein Must-See – vorausgesetzt man ist eh im Apple-Ökosystem drin. Hierfür extra ein Abo zu löhnen, soweit würde ich dann mit meiner Euphorie doch nicht gehen wollen.
© Apple TV+
Unser Fazit zu Fountain of Youth
Fountain of Youth ist im Vergleich mit vielen anderen namhaft besetzten Streaming-first-Filmen eindeutig im oberen Mittelfeld anzusiedeln. Dank sympathischen Figuren, geradlinigem Spannungsverlauf und optisch doch überdurchschnittlichen Werten, landet Apple TV+ hier mal einen Achtungserfolg. Nicht mit dem Fund eines sagenumwobenen Jungbrunnens zu vergleichen, aber doch mehr als ein lauer Aufguss von alten Indiana-Jones-Versatzstücken.
Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.