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Justice League – Helden finden zusammen

Mit Justice League schimmert nun auch DCs Superheldenteam über die große Leinwand. Doch geht der Film mehr in Richtung Wonder Woman oder Suicide Squad?

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Titel Justice League
Jahr2017
ProduktionslandVereinigte Staaten
RegieZack Snyder, Joss Whedon
DrehbuchJoss Whedon, Chris Terrio
GenreSuperheldenfilm
DarstellerGal Gadot, Amy Adams, Ben Affleck, Ezra Miller, Jason Momoa, Ray Fisher, J. K. Simmons, Henry Cavill, Jesse Eisenberg
Länge 121 Minuten
FSK Ab 12 Jahren freigegeben
Verleih Warner Bros.
Teaserplakat von Justice League
Teaserplakat von Justice League aus 2017. © 2017 Warner Bros. Ent

Jeder Film ein Prüfstein

Nach Men of Steel, Dawn of Justice, Suicide Squad und Wonder Woman ist Justice League bereits der fünfte Film dessen, was man im Internet gern in Anlehnung an Marvel als das DC Extended Universe bezeichnet. Da speziell Dawn of Justice und Suicide Squad gemischte bis negative Kritken erhielten, wird seither jeder weitere DC-Film von Kritikern zum Prüfstein für das ganze Franchise erklärt. Dementsprechend waren auch die Erwartungshaltungen vor Justice Leagues Kinostart.

BEN AFFLECK as Batman in Justice League
BEN AFFLECK as Batman in Warner Bros. Pictures‘ action adventure „JUSTICE LEAGUE,“ a Warner Bros. Pictures release. ©2017 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND RATPAC-DUNE ENTERTAINMENT LLC

Zack Snyder zog sich nach einer persönlichen Tragödie von dem Film zurück. Für ihn sprang Joss Whedon als Regisseur ein. Als dieser nach Sichtung des Filmmaterials Nachdrehs anordnete, war das Gemunkel groß. Einige mutmaßten, das Whedon damit versuchte ein filmisches Desaster abzuwenden. Von offizieller Seite wurde beschwichtigt – der neue Regiesseur wolle nur mit zusätzlichen Szenen die Beziehung unter den Charakteren vertiefen.

Imdb listete den Film zwischenzeitlich mit einer Laufzeit von 2 Stunden und 50 Minuten. Davon ist der fertige Streifen weit entfernt. Mit seinen 121 Minuten hat er sogar eine eher durchschnittliche Länge.

Die Hoffnung ist tot

J.K. SIMMONS as Commissioner Gordon, GAL GADOT as Wonder Woman, BEN AFFLECK as Batman and EZRA MILLER as The Flash in Justice League from 2017
(L-R) J.K. SIMMONS as Commissioner Gordon, GAL GADOT as Wonder Woman, BEN AFFLECK as Batman and EZRA MILLER as The Flash in Justice League. © 2017 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND RATPAC-DUNE ENTERTAINMENT LLC

Seit Supermans Tod am Ende von Dawn of Justice nehmen Gewalt, Hass und Verbrechen auf der Erde zu. Bereits der Anfang des Films schlägt in diese Kerbe und verkauft uns die Situation, untermalt von Sigrids – Everybody knows als trostlos. In Gotham macht Batman Jagd auf ein extraterrestrisches Wesen, dessen Überreste ihn vor ein Rätsel stellen. Ein Rätsel, in dem drei Boxen eine Rolle spielen, welche sich auch überall in Lex Luthors Aufzeichnungen finden.

Es war Lex Luthor, der am Ende von Dawn of Justice prophezeite, dass ER die Glocke gehört hat (Supermans Tod) und nun kommen werde. Seine Prophezeiung geht in Erfüllung. Das Ableben des Kryptoniers und die damit einhergehende Hoffnungslosigkeit haben Steppenwolf aus der Versenkung gelockt. Steppenwolf ist ein außerirdischer Bösewicht, der schon einmal am Versuch die Erde zu erobern, gescheitert ist. Für seinen zweiten Versuch rechnet er mit weniger Widerstand.

Durch Steppenwolf und seiner Armee insektenartiger Paradämonen sind Wonder Woman und Batman gezwungen ein Team aus Superhelden um sich zu scharen, das es mit dieser Bedrohung aufnehmen kann. Nach und nach rekrutieren sie den Flash, Cyborg und Aquaman für den Kampf gegen die Angreifer.

Das Böse bringt Struktur

Steppenwolf selbst bleibt als Bösewicht leider fast vollkommen blass und damit recht zweidimensional. In den Comics ist Steppenwolf der Onkel des Erzbösewichts Darkseid und ein General in dessen Armee. Doch auch in den Comics wurde ihm nie so etwas wie eine ganz besondere Story zu Teil, die Steppenwolf über seine Rolle als Handlanger hinausgehoben hätte.

RAY FISHER as Cyborg, GAL GADOT as Wonder Woman, EZRA MILLER as The Flash and JASON MOMOA as Aquaman in Justice League from 2017
(L-R) RAY FISHER as Cyborg, GAL GADOT as Wonder Woman, EZRA MILLER as The Flash and JASON MOMOA as Aquaman in Justice League. © 2017 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND RATPAC-DUNE ENTERTAINMENT LLC

Als Zuschauer ohne den leisesten Schimmer wer Darkseid ist, bleibt einem auch Steppenwolfs Motivation verborgen. Hin und wieder lässt er einen Nebensatz fallen, der dazu gedacht ist, ihn zu charakterisieren. Ohne Vorwissen entgehen einem diese jedoch schnell als kryptisch.

Dabei ist es erst der Antagonist, der dem Film richtig Struktur verleiht. Speziell der Anfang wirkt durch viele schnell geschnittene Wechsel zwischen Schauplätzen und Protagonisten etwas unfokussiert. Mit Steppenwolfs Auftreten findet Justice League in geregelte Bahnen. Es gibt ein klares Ziel, auf das von den Portagonisten hingearbeitet wird und auch der Schnitt wird wieder klarer.

Ein Team das funktioniert

Es sind die Protagonisten, die Mitglieder der späteren Justice League, die dem Film Glanz verleihen. Wie das Team zusammenfindet und darüber hinaus miteinander interagiert, ist wirklich wunderbar mit anzusehen. Während Victor Stone alias Cyborg Schwingungen Marke Frankensteins Monster verbreitet, wartet der von Ezra Miller herrlich gespielte Flash mit witzigen Dialogen auf.

Selbst eher grummelnden Figuren wie Aquaman und Batman zaubern einem ein Schmunzeln auf die Lippen. Dabei überstrapaziert der Film es an keiner Stelle mit dem Humor und verliert auch nicht die Action aus den Augen. Kampf- und Actionszenen sind gut choreografiert, so macht zum Beispiel Jason Momoa mit dem Dreizack eine tolle Figur.

Jedes Mitglied der Justice League erfüllt eine Rolle im Kampf um die Rettung der Erde. Kräfteungleichgewichte zwischen den Figuren werden dabei nicht ausgeblendet, sondern sind durchaus Teil der Handlung. Jede Figurenkonstellation bietet eine eigene Dynamik. So arbeiten Wonder Woman und Batman anfangs noch eng zusammen, entfernen sich dann über einen Streitpunkt voneinander, gehen im Verlauf der Handlung aber wieder aufeinander zu.

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Laufzeit und Ambivalenz

Die Stimmung des Films ist für mich persönlich ein zweischneidiges Schwert. Einer der Kritikpunkte an Dawn of Justice war, wie verdammt düster der gesamte Film daherkam. Justice League wirkt um einiges heller und leichtfüßiger, auch durch den Humor. Das will jedoch nicht ganz zu dem passen, was uns der Anfang des Films suggeriert. Schon auf visueller Ebene ist der Film heller, bzw. bunter als Dawn of Justice. Das CGI von Justice League stand bereits unter Beschuss, mich persönlich hat es im Kino nicht gestört.

Die Justice League ist vereint.. in 2017
(L-R) BEN AFFLECK as Batman, GAL GADOT as Wonder Woman, RAY FISHER as Cyborg, EZRA MILLER as The Flash and JASON MOMOA as Aquaman in „JUSTICE LEAGUE,“. © 2017 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC. AND RATPAC-DUNE ENTERTAINMENT LLC

Praktisch jede der Figuren wird von einem inneren Konflikt geplagt, doch findet sich in all dem Trubel kaum Zeit diesem Ausdruck zu geben, es sei denn mit etwas Holzhammerexposition. Auch die Symbolkraft, die ich an Dawn of Justice persönlich sehr schätzte, geht Justice League weitgehend ab. Die Laufzeit von Justice League ist gut, aber in dieser Hinsicht, hätte ich mir tatsächlich einen etwas längeren Streifen gewünscht. Verantwortlich für Justice Leagues Laufzeit (die eine halbe Stunde kürzer ist, als die von Dawn of Justice) ist Warner CEO Kevin Tsujihara.

Dabei heißt es schon jetzt, dass angeblich ein dreistündiger Extended Cut existiert. Nicht verwunderlich, immerhin war Justice League ursprünglich Zack Synders Projekt, der schließlich für seine langen Schnittfassungen bekannt ist. Gegen 2016 war noch die Rede davon, dass Justice League nur der erste Teil einer zwei Filme umspannenden Geschichte ist. Es ist ebenfalls bekannt, dass Whedon das Ende von Justice League umgeschrieben hat, um den Film in sich abgeschlossener zu machen. Wahrscheinlich hätte das ursprüngliche Ende vom Kampf gegen Steppenwolf zum Konflikt mit seinem Meister Darkseid hingeleitet. Von Justice League Part II war schon länger keine Rede mehr und auch die zweite Postcreditscene weißt in eine andere Richtung.

Alte Songs und neue Kompositionen

Danny Elfman zeichnete sich für den Soundtrack von Justice League verantwortlich. Dabei kehrte er zu seinen älteren Werken zurück, zum Beispiel in dem er sein Batman Thema aus den Verfilmungen von Tim Burton wiederverwendet. Das Wonder Woman Thema aus Dawn of Justice wird aufgegriffen und weiterentwickelt. Selbst John Williams Superheldenthemen fanden Verwendung.

Aber auch Junkie XL steuert für Justice League wieder etwas zum Soundtrack bei. Von ihm und Gary Clark Jr. gibt es das Cover des Beatles Songs Come together auf unsere Ohren. Das eingangs erwähnte Everybody knows von Sigrid ist ebenfalls ein Cover, von Leonard Cohen.

Ausfall oder Hit?

Justice League ist kein Film über ein fertiges Team, sondern über eine Gruppe, die erst im Laufe ihres Abenteuers zusammenfindet. Die Handlung und der damit verbundene Bösewicht sind eher zweckmäßig. Wonder Woman, Flash und Co. sind das wahre Juwel des Films. Justice League lässt sich zwischen dem Kritikerliebling Wonder Woman und Dawn of Justice einordnen. Speziell im Vergleich zu Dawn of Justice ist er wesentlich mainstreamiger geraten, leichtfüßig und keinesfalls überladen.

Justice League ist kein filmisches Desaster, aber leider auch kein zweiter Hit wie Wonder Woman. Der Film ist reinrassiges Popkornkino für einen kurzweiligen Abend, über das man sich keine großen Gedanken machen muss. Ich persönlich hoffe auf einen Extended Cut, der die Haupthandlung noch etwas aufpoliert und einen nachhaltigeren Eindruck hinterlässt.

Hier die Bewertung der MovicFreakz – Redaktion:

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Hier könnt Ihr den Film selbst bewerten:

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© Warner Bros.

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