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In einem Szenenbild aus Midsommar starren ein paar festlich gekleidete Sektenanhänger direkt in die Kamera.

Midsommar

Mit Hereditary hat sich Ari Aster mitten auf der Horror-Landkarte positioniert und lässt den Großteil der Genre-Freunde voller Vorfreude auf sein neues Werk Midsommar blicken. Fasziniert auch das eigentümliche Mittsommerfest? 

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TitelMidsommar
Jahr2019
LandUSA
RegieAri Aster
DrehbuchAri Aster
GenreHorror, Thriller
DarstellerFlorence Pugh, Jack Reynor, Will Poulter, William Jackson Harper, Ellora Torchia, Archie Madekwe, Vilhelm Blomgren, Liv Mjönes, Anna Äström
Länge140 Minuten
FSKt.b.a.
VerleihWeltkino
Das Kinoplakat zu Midsommar © Weltkino
Plakat zu Midsommar © Weltkino

MidsommarSommersonnenwende in Schweden 

Ein dramatisches Erlebnis in der Familie und die kriselnde Beziehung zu Christian (Jack Reynor) nagen erheblich an Danis Psyche (Florence Pugh). Als ihr Freund mit seinen Kumpels nach Schweden zu einem Mittsommerfest reisen möchte, schließt sie sich der Gruppe an, um auf andere Gedanken zu kommen. Die Reisegruppe zieht es zu der abgelegenen Siedlung Halsingland, zu der ihr Freund Pelle (Vilhelm Blomgren) sie eingeladen hat. Er ist dort aufgewachsen und weiht sie in die Rituale seine Familie ein. Es steht mit Hårga ein besonderes Mittsommerritual an, welches nur alle 90 Jahre gefeiert wird. Die in weiß gekleideten Dorfbewohner empfangen Pelle und seine Freunde mit voller Freude und Herzlichkeit. Doch die Gemeinde und ihre heidnischen Traditionen zeigen schon bald ihre eigentümlichen Seiten. 

„Weiße Nächte“ voller Unbehagen 

Die „weißen Nächte“, also Nächte, in denen es kaum dunkel wird, fungieren in Midsommar als ungewöhnliches Setting für einen Horrorfilm im klassischen Sinne. Zusammen mit dem heidnischen Kult rund um das Mittsommerfest ergibt sich ein gar idyllisches Szenario, welches viel mehr als skandinavischer Folk-Horror bezeichnet werden kann. Damit distanziert sich Ari Aster stilistisch und inhaltlich ziemlich deutlich von seinem gefeierten Erstling Hereditary und beschreitet neue Wege. Parallelen gibt es am Ausgangspunkt beider Filme, welcher mit einem dramatischen Todesfall in der Familie beginnt. Mit großer Sorgfalt werden dabei die Figuren eingeführt und besonders die Beziehung zwischen Dani und Christian wird dabei genau beleuchtet. Schon hier werden eine dichte Atmosphäre und elektrifizierende Intensität aufgebaut. Sobald die Gruppe das schwedische Dorf mit seinen Eigenheiten betritt, kehren Wohlbefinden, aber auch Unbehagen ein.

Festlichkeiten © Gabor Kotschy/Courtesy of A24
Dani (Florence Pugh) und ihre Freunde sind beeindruckt von den Festlichkeiten © Gabor Kotschy/Courtesy of A24

Satte Wiesen, beruhigende weiße Kleider, gute Laune und die scheinbar ewig scheinende Sonne vermitteln ein Gefühl des Friedens und der Freude. Diese herzliche Idylle wird durch die farbreichen Bilder greif- und spürbar gemacht. Dennoch streut Ari Aster immer wieder das Gefühl des Unbehagens ein und spielt inszenatorisch mit den Erwartungen der Zuschauer. Mit verspielten Kamerafahrten und Einstellungen gibt er immer nur das Preis, was er Preis geben möchte und schafft es dadurch, den Zuschauer mit dem Erwartbaren zu überraschen. Kontinuierlich baut sich so ein intensives, mulmiges Gefühl auf, welches durch die immer eigentümlicheren Rituale und Traditionen der Gemeinde befeuert wird. Allem voran sorgt aber der herausragende Score von Komponist Bobby Krlic für Unsicherheit beim Zuschauer. So ergibt sich ein audiovisuell einzigartiges und packendes Erlebnis. 

Intensiver Folklore-Ausflug 

Wie schon in Hereditary gehen auch in Midsommar Drama und Horror Hand in Hand. Besonders die Erlebnisse und psychischen Belastungen von Dani liegen dabei im Fokus – Eine vielschichtige Rolle, in welcher Florence Pugh vollends aufgeht und dieser mit ganz viel Feingefühl Verletzlichkeit und Stärke vermittelt. Auch die anderen Darsteller überzeugen in ihren Rollen und vermitteln ein unheimlich authentisches Flair. Insbesondere die schwedische Gemeinschaft spielt sich mit ihrem Auftreten und eigenwillig ausgeübten und gelebten Ritualen ins Gedächtnis. Nicht nur aufgrund ihrer Mitglieder schafft es der Kult, eine Faszination auszustrahlen. Auch deren heidnischen Mythen und Bräuche wuchern nur so vor Symbolik und interessanten Weisheiten. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken und für den Zuschauer zu analysieren und entmystifizieren. Schnell ertappt man sich dabei, eine ähnliche Faszination für das Geschehen zu entwickeln wie es die Studentengruppe tut.

Zweifel © Gabor Kotschy/Courtesy of A24
Zweifel machen sich breit © Gabor Kotschy/Courtesy of A24

Midsommar erfindet mit seinem Plot das Horror-Rad garantiert nicht neu, überzeugt aber mit seinem frischen Setting und dem inszenatorischen Zusammenspiel des Ganzen. Der Film erzeugt so eine Sogkraft, welcher man sich nur schwer entziehen kann. So steigert sich die Handlung zu einem mitreißenden Finale mit eindrucksvollen Momenten und Bildern. Dank der audiovisuellen Meisterleistung wird eine Intensität erreicht, die Genre-Freunde mit einem freudig schockierten Lächeln aus dem Kinosaal entlässt. 

Mein Fazit zu Midsommar 

Er hat es wieder getan. Nach Hereditary haut Ari Aster den nächsten unvergesslichen Horror-Trip raus. Dabei verlässt er sich nicht auf die “Formel” seines Erstlings, sondern beschreitet mit dem Mittsommerfest-Setting ganz neue Genre-Pfade. In der abgelegenen und idyllischen Siedlung Halsingland begleitet man Dani und ihre Freunde zu einem heidnischen Fest voller eigentümlicher Rituale und Traditionen. Ein Szenario, in welchem sich Wohlbefinden und Unbehagen gleicherweise breit machen und in dem Ari Aster gekonnt den Zuschauer mit dem Erwartbaren überrascht. Mit der meisterhaften Inszenierung ergibt sich so ein intensives Seherlebnis, welches man so schnell nicht vergisst.

Unsere Wertung:

 

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© Gabor Kotschy/Courtesy of A24

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