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One Piece

Die Vorlage ist weltweit beliebt und eine Umsetzung in Realfilm war aufgrund der extremen Comic-Elemente von One Piece ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Nichtsdestotrotz hat es Netflix gewagt und sogar den Schöpfer des Kults mit an Bord des Schiffs genommen, das nun nach einigen Jahren in der Serien-Werft in See stechen darf. Werden Skeptiker bestätigt oder eines besseren belehrt?

ONE PIECE | Offizieller Teaser | Netflix

 

TitelOne Piece
Jahr2023
LandUSA
RegieMarc Jobst, Tim Southam, Emma Sullivan, Joseph Kobuta Wladyka
DrehbuchMatt Owens, Steven Maeda
GenreSerien
DarstellerIñaki Godoy, Mackenyu, Emily Rudd, Jacob Romero, Taz Skylar, Vincent Regan, Ilia Isorelýs Paulino, Morgan Davies, Aidan Scott, Langley Kirkwood, Jeff Ward, Celeste Loots, Alexander Maniatis, McKinley Belcher III, Craig Fairbrass, Steven Ward, Chioma Umeala
Länge8 Folgen mit je ca. 50 Minuten
Altersempfehlungab 12 Jahren
StreamingdienstNetflix
Jacob Romero Gibson, Mackenyu Arata, Emily Rudd, Iñaki Godoy und Taz Skylar spielen die berühmte Bande in One Piece.
Jacob Romero Gibson, Mackenyu Arata, Emily Rudd, Iñaki Godoy und Taz Skylar spielen die berühmte Bande © Netflix

Darum geht’s in One Piece

Die auf der meistverkauften Manga-Reihe aller Zeiten von Eiichiro Oda basierende Serie One Piece ist ein legendäres Abenteuer auf hoher See. Monkey D. Ruffy ist ein junger Abenteurer, der schon immer den Wunsch nach Freiheit hatte. Eines Tages kehrt er seinem kleinen Dorf den Rücken und begibt sich auf eine gefährliche Reise, um einen legendären Schatz zu finden, der ihn zum König der Piraten machen soll. Doch dazu braucht er zunächst ein Segelschiff und natürlich eine Mannschaft. Auf der Suche nach dem Schatz erforschen sie gemeinsam die Weiten des Meeres, hängen Marine-Soldaten ab und überlisten gefährliche Rivalen, die überall lauern.

Spoilerfreie Kritik zu One Piece – Staffel 1

Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit der ersten Staffel der Serie, die Netflix en bloc am Starttag veröffentlicht hat. Ob sich auf Basis des Gesamteindrucks ein Blick für Kenner oder Neueinsteiger lohnt, erfahrt ihr bei uns ohne Spoiler zu Handlungsdetails.

Gelingt der Transport auf das andere Medium diesmal?

Vor etwa zwei Jahren hat sich Netflix bereits einmal einen Anime-Klassiker vorgenommen und dabei versucht den Rasierklingenritt zwischen Hommage, Übersetzung in eine andere Darstellungsform und Lösen von der Vorlage zu meistern – und ist damit recht hart auf den Boden der Realität geworfen worden: Cowboy Bebop war kein Totalausfall, aber weder die Magie des Originals konnte die Neuumsetzung abbilden noch als eigenständiges Produkt überzeugen. Nun ist aber allein was die übernatürlichen Elemente im Manga/Anime betrifft One Piece noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Lange rätselten Fans wie Kenner, wie man allein die Teufelskräfte, beispielsweise die Gummi-artige Dehnbarkeit des Protagonisten, darstellen will, ohne es lächerlich wirken zu lassen und der Dramatik von Beginn an ein Bein zu stellen.
Dann kommt bei der Piraten-Saga noch hinzu, dass mehr als bei vielen anderen Anime-Stoffen hier die Struktur einer Comic-Logik folgt, die man nicht eins zu eins adaptieren kann. Will man nun aus einem Arc eine Staffel machen? Wie werden wohl die ikonischen Charaktere zusammengeführt, wenn man es nicht so wie in der Vorlage machen kann? Welche Etappen der bis dato immer noch andauernden Odyssee der Strohhutbande will man in nur 8 Folgen bereits anreißen? Fragen über Fragen. Nachdem nun die ersten Eindrücke gesammelt werden konnten, soll versucht werden einige davon zu beantworten. In erster Linie geht es aber natürlich um die eine, zentrale Frage: Sollte man sich nun die Realversion von One Piece ansehen oder lieber bei der gezeichneten Varianten verbleiben?

Ein Liebesbrief von Fans für Fans

Natürlich sollte jede Produktion unvoreingenommen betrachtet und möglichst für sich genommen unter die Lupe genommen werden. Wenn man aber, wie der Autor dieser Zeilen, vor etwa zwanzig Jahren den zu einem prägenden Zeitpunkt in der Kindheit für sich entdeckt hat und noch genau die damaligen Momente im Gedächtnis hat, dann ist eine vollständige Objektivität schwer aufrecht zu halten. Dementsprechend kann aber in diesem Fall auch genau mit der Vorlage abgeglichen werden und das hat für diejenigen, die noch am Überlegen sind, ob sie als Kenner der Zeichentrick-Show sich an die Netflix-Variante ran wagen sollen, womöglich gar einen höheren Mehrwert.
Ihr wollt meinen Schatz? Den könnt ihr haben!
Zweifelsohne erzeugt der Einstieg in One Piece ein Gefühl der Heimkehr. Denn die Live-Action-Version ist quasi eine chronologisch akkurate, dabei aber doch zeitgeraffte Nacherzählung des Anime-Einstiegs. Das sorgt durch das Name-Dropping bei Fans für Luftsprünge, bei kompletten Neueinsteigern hingegen für Fragezeichen. Ja es wird auch einiges an Exposition betrieben. Im Kern setzt man aber voll und ganz darauf, dass die Zuschauer beispielsweise schon wissen, wer Zorro oder Sanji sind. Mit dieser Entscheidung läuft man natürlich auch Gefahr, dass man zum Beispiel mit der Besetzung total am Geschmack/Anspruch der hartgesottenen Fans vorbeiplant. Das Wichtigste im Bezug darauf kann man aber bereits in den ersten Szenen der Adaption erkennen: Die Macher haben die Vorlage nicht nur studiert, sondern eindeutig auch die essentiellen Elemente des Piratenseins, wie es im Manga/Anime dargestellt wird, verstanden. Darüber hinaus wissen sie genau, welche ikonischen Momente unbedingt adaptiert werden mussten und schaffen diese mit Wiedererkennungswert auch neu zu bebildern.
Iñaki Godoy as Monkey D. Ruffy
Iñaki Godoy as Monkey D. Ruffy © Netflix

Ansprechender Cast, coole Effekte

Im Schnelldurchlauf erleben wir als Fans der ersten Stunde also nochmal die Anfänge der Strohhut-Bande und sind dabei, wie die Crew sich in der Live-Action-Serie formiert. Das Ganze läuft dabei parallel ab, wodurch die Hauptfiguren recht schnell eingeführt und auch umgehend zusammengeführt werden. Hat man durch die gezeichneten Figuren so gefestigte Vorstellungen der einzelnen Charaktere, dann ist es anfangs schon befremdlich, wenn plötzlich echte Darstellerinnen und Darsteller diese Personen sein sollen. Doch durch die Outfits, ikonische Moves (und im deutschen auch teils durch die gleichen Sprecher) oder die eins zu eins Nacherzählung der Origin-Stories, akzeptiert man schnell die neuen alten Lieblinge. Das liegt an einem guten Casting, vor allem aber an der darstellerischen Qualität, denn die größtenteils recht unverbrauchten Akteure imitieren ihre gezeichneten Vorbilder gut und fügen trotz alledem jeweils eigene Elemente hinzu, sodass nur wenige Figuren etwas zu sehr zur Karikatur verkommen.

Ich will der König der Piraten werden.

Leider gibt es aber diese unfreiwillig komischen Charaktere, die aufgrund der Fantasy-Note der Vorlage zu befürchten waren. Ein Clown Buggy ist im Anime schon extrem drüber, aber in der Real-Version nun schon extrem „cringy“. Man kann gar nicht sagen, ob das nun ein großer Kritikpunkt oder vielmehr eine nackte Tatsache ist, denn der Umstände waren sich die Macher offenkundig bewusst. Es wird ganz gezielt mit den comicartigen Elementen gespielt, sowohl bei einigen der ikonischen Figuren als auch vor allem im Umgang mit den übernatürlichen Kräften einiger Handlungsträger. Nur als Beispiel: Die Darstellung der Gum-Gum-Kräfte von Ruffy hätte leicht nur noch lachhaft sein können, aber wie man dies hier nun darstellt, ist ein gelungener Kompromiss und macht, wenn man sich mal daran gewöhnt hat, viel Spaß.

Skeptiker zum Schweigen gebracht

Viele hielten den Anime für nicht zu verfilmen. Doch Netflix hat einen riesigen Batzen Geld und ein noch größeres Fass voll Rum ääääh Herzblut in One Piece fließen lassen. Mit der mitreißenden Musik trifft man ins Schwarze, der Humor zündet, die Easter-Egg-Jagd macht Spaß. Ja, für Kenner ist das eine Hatz durch die ersten etwa 50-60 Folgen des Anime in nur etwa acht Stunden, aber dadurch kommt gar keine Gelegenheit auf, langatmig zu werden. Wie in der Serie einst braucht es etwas Zeit, damit die doch eigensinnigen Crew-Mitglieder wirklich ein Team werden und das nimmt auch hier mehr als nur eine Folge in Anspruch. Aber nach und nach wachsen einem die realen Versionen von Ruffy und Co. ans Herz und genauso wächst die ikonische Clique zusammen.

Die Action ist darüber hinaus auch ordentlich gemacht und auch für Kenner ist die Inszenierung noch spannend. Man sieht auch wirklich, dass hier viel Geld in die Kulissen gefloßen ist, denn die Schiffe und Drehorte sehen von innen wie außen sehr fertig aus, das Kostümbild trifft die Vorlage perfekt und strahlt eine hohe Wertigkeit aus. Zu guter Letzt muss auch eindeutig noch die Kameraarbeit gelobt werden, die den Geist des Anime auch sehr gut aufrecht zu halten vermag und trotzdem einen eigenen Look kreiert, der zwar schon etwas an die Cowboy-Bebop-Adaption erinnert, aber hier irgendwie besser eingesetzt wurde.

Unser Fazit zu One Piece – Staffel 1

Ein Meisterwerk ist diese neue Netflix-Show beileibe nicht. Dafür ist auch die Vorlage schon zu formelhaft auf der einen und zu pulpig auf der anderen Seite. Doch wer nicht daran geglaubt hat, dass man One Piece überhaupt mit echten Darstellern machen kann, der wird von Sekunde eins an eines Besseren belehrt. Die Serie macht unheimlich spaß, ist rasant und witzig. Die Vorlage hat es inzwischen auf weit über 1000 Episoden gebracht. Bei entsprechender Gegenliebe seitens des globalen Netflix-Publikums kann man also von einer jahrelangen Schatzsuche auf der Grand Line ausgehen und wird möglicherweise dann auch irgendwann miterleben, wie man sich doch etwas von den Animes lösen muss, da es dort im Verlauf doch zu verrückt wurde, um dies tatsächlich in Live-Action zu transportieren.

One Piece: die erste Staffel ist ab dem 31. August 2023 bei Netflix abrufbar.

Unsere Wertung:

 

 

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