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Der gefesselte Mann und an seiner Seite, angelehnt an ihn, seine Frau.

Rashomon – Das Lustwäldchen (1950)

Akira Kurosawa zeigt uns seine „Perspektive“ auf ein hoch philosophisches Thema, in einem unterhaltsamen wie tiefsinnigen Mystery-Krimi über die Frage nach Wahrheit. Das ist Rashomon.

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TitelRashomon – Das Lustwäldchen (OT: Rashômon)
Jahr1950
LandJapan
RegieAkira Kurosawa
DrehbuchShinobu Hashimoto, Akira Kurosawa
GenreKrimi, Drama
DarstellerToshirō Mifune, Machiko Kyō, Masayuki Mori, Takashi Shimura
Länge88 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihPidax Film

Das Cover von Rashomon zeigt den gefährlich aussehenden Bandit, mit einem Schwert bewaffnet, steht neben der knieenden Frau, welche angsterfüllt zu ihm aufblickt.
Die deutsche Version der Blu-ray von „Rashomon“ © Pidax Film

Die Handlung von Rashomon

Wir befinden uns im 12. Jahrhundert. Sinnflutartiger Regen prasselt auf ein verlassenes, verfallenes Pförtnerhaus hinab, Rashomon genannt, unter dessen marodem Dach ein Priester, ein Holzfäller und ein – nicht näher beleuchteter – Bürger Unterschlupf suchen. Schnell beginnen zwei der drei Fremden über einen grauenhaften Mordfall drei Tage zuvor und ihre Rolle in der versuchten Aufklärung zu berichten. Sowohl der Holzfäller als auch der Priester wurden zur Zeugenaussage vorgeladen, bei welcher der mordlüsterne Bandit Tajomaru als Hauptverdächtiger ebenso befragt wird wie zwei weitere Personen: der ermordete Samurai selbst, repräsentiert durch ein Medium und dessen Frau, welche Tajomaru mutmaßlich vergewaltigt haben soll.

Was an jenem Tag wirklich geschah, ist wie so oft anfangs unklar. Es kann jedoch keiner der Anwesenden ahnen, dass sich alle drei involvierten Figuren selbst belasten und für schuldig an dem Tod des Samurai erklären, anstatt die etwaige Schuld abzustreiten. Schlussendlich beteuern vier Leute (inklusive des passiven Zeugen) die absolute Wahrheit in ihren Ausflüchten über jenen Tag auf der Lichtung: der stolze Samurai aus dem Jenseits, dessen schlagfertige, undurchschaubare Frau, der berüchtigte Bandit und ein ziemlich hilfloser Holzfäller.

Mehr als eine Person muss lügen. Zwischen Wahrheit und Lüge ist oft jedoch nur ein schmaler Grat. Wie soll man ein Verbrechen auflösen, bei dem jeder und jede Beteiligte seine/ihre Schuld beteuert? Wird es uns möglich sein, durch einen Wald aus verschoben Perspektiven und dreisten Lügen zu blicken? Oder will uns Kurosawa mit einem nicht lösbaren Rätsel der Verworrenheit, die Nichtexistenz einer objektiven Wahrheit vor Augen führen?

The Last Duel

Was ist objektive Wahrheit?

Gibt es eine objektive Wahrheit und wenn ja, wer legt diese fest? Ist nicht alles, was wir erleben, was wir tun, was wir verarbeiten, geprägt von unseren Erinnerungen, Erfahrungen, Motiven? Eine Realität, aber mehrere Teilwahrheiten? Meisterregisseur Akira Kurosawa zwingt das Publikum, den eigenen Augen zu misstrauen. In einem Film, welcher Charaktere in ein Szenario wirft, diese jedoch völlig Widersprüchliches zu erleben scheinen.

Ridley Scotts neuester Film The Last Duel lief vor kurzer Zeit nur mäßig im Kino an und begeistert wie spaltet mit seiner unkonventionellen Erzählstruktur. Ein furchtbares Ereignis. Drei involvierte Personen. Drei verschiedene Perspektiven. Wir erfahren nach und nach, was wirklich passiert ist… oder nicht? Wir sind es gewohnt, den Figuren Glauben zu schenken, wenn sie von ihrem Tag, ihren Träumen und Bedürfnissen oder einer Auseinandersetzung berichten. Der/die unzuverlässige Erzähler:in ist demnach erst einmal ein sehr ungewohntes, verwirrendes Stilmittel, welches uns stetig zweifeln lässt, ob das Gesehene der Wahrheit entspricht. Zuweilen bleibt eine Menge lange im Unklaren. Andere „Tatsachen“ werden etwas zu genau beleuchtet – alles scheint ein Puzzle mit zu vielen Teilnehmenden zu sein und zu wenig Puzzlestücken.

Aber sind die Figuren wirklich unzuverlässig in ihren Erzählungen? Oder ist es eben jener Unterschied in der individuellen Wahrnehmung, der aus einer Geschichte mehrere spinnt? Genau das ist die Essenz von The Last Duel, denn jeder und jede erleben ein und dieselbe Situation unterschiedlich. Dabei ist er nicht der erste Film, welcher diese interessante Prämisse ins Zentrum des Filmes stellt. Wenn euch die etwas andere Struktur des Filmes zugesagt hat und ihr auf eine Mischung aus atmosphärischen Whodunit-Krimi und dialogastigen Mystery-Drama steht, solltet ihr dem Altmeister des japanischen Kinos, Akira Kurosawa, und seinem sowohl spannenden als auch tiefgründigen Gerichtsthriller Rashomon eine Chance geben.

Der Kontext

Der etwas ungelenke deutsche Beititel Das Lustwäldchen könnte zunächst einen etwas verzerrten Eindruck des Filmes vermitteln. Um Lust dreht sich die Handlung im weitesten Sinne zwar auch, das steht aber nicht im Vordergrund. Zusammen mit der Verniedlichung Wäldchen entsteht hier meiner Meinung nach ein Titel, der Abschreckungspotential verspricht… Leider, denn auch wenn einige Elemente amüsant sind, vor allem Toshirō Mifunes Mimik-Spiel, ist hier an einem voraussichtlichen Mord und einer Vergewaltigung nichts wirklich niedlich. Akira Kurosawa adaptierte zwei Kurzgeschichten von Autor Akutagawa Ryūnosuke und legte mit seinem internationalen Durchbruch den Grundstein für eine überaus erfolgreiche Karriere, auch außerhalb Japans, und etablierte gleichzeitig seinen Namen als talentierter Geschichtenerzähler, später bewiesen durch absolute Klassiker wie mitunter seine eigenen Interpretationen von Shakespeares ”Hamlet“ und ”Macbeth“, Ran und Das Schloss im Spinnwebwald.

Mit Rashomon überraschte Kurosawa nicht nur mit nonlinearem Storytelling lange vor Pulp Fiction oder Memento, sondern brachte Toshirō Mifune die wohlverdiente Beachtung auf der Weltbühne, mit einer Jahrzehnte andauernden Zusammenarbeit eines der Regisseur-Schauspieler Dream Teams schlechthin. Der Film gilt weithin als Meisterleistung der Komposition aus zwei grundverschiedenen Orchestern: der revolutionären europäischen Art des Filmemachens und der japanischen Tradition, Sitten und Gebräuche – wahrlich ein Wendepunkt des internationalen Filmes, auch wenn Kurosawa oft wegen seiner westlichen Angleichung, der Inspiration aus unter anderem dem Film Noir im eigenen Land, angefeindet wurde. Schon in Drunken Angel ist die Amerikanisierung deutlich spürbar. Unter anderem ein Grund, warum Rashomon, wie auch viele weitere seiner legendären Werke, niemals den Bekanntheitsgrad in Japan erhalten hatte, den er sonst weltweit genossen hat.

 

Der Bandit küsst leidenschaftlich die Frau des Ermordeten.
Tajōmaru (Toshirō Mifune) küsst Masako (Machiko Kyō). © Pidax Film

 

Traditionell und doch universell

Akira Kurosawa ist neben Größen wie Yasujiro Ozu, oder Kenji Mizoguchi aus jener Zeit der „westlichste“ Regisseur. Rashomon ist nichtsdestotrotz sehr traditionell angehaucht mit einem klaren Wertesystem, welches vielleicht nicht jedermann nachvollziehbar abholt. Gerade aus heutiger Sicht und wenn man noch wenig Berührungspunkte mit japanischen Klassikern hatte, sind die Beweggründe der Figuren vielleicht nicht immer kohärent (innerhalb der Handlung jedoch sehr wohl!). Ein Kodex kommt hier weniger zu tragen als in Kurosawas Samurai Filmen, eine gewisse Wichtigkeit wird der Ehre und Schande dennoch zu Teil. Immerhin geht es den Akteuren gar nicht unbedingt darum, Schuld und Unschuld klar festzustellen, sondern sich selbst in das bestmögliche Licht zu rücken, selbst nach dem Tod…

Dies ist eine hochgradig moralische Story, bei der am Ende vielleicht gar nicht mehr wichtig ist, wer „es“ getan hat, wichtig ist nur, den Gesichtsverlust zu vermeiden – dadurch wird die Verdorbenheit der Menschen noch kräftiger Ausdruck verliehen. Gerade die Figur des Bürgers führt uns gerne vor Augen, wie verkommen die Menschheit ist. Aber später mehr dazu.

Drei Ebenen

Gewöhnungsbedürftig für (heutige) Sehgewohnheiten sind die Orte des Geschehens, da abwechselnd „nur“ drei Settings immer wieder auftauchen und zwar in drei Ebenen, vergleichbar mit Christopher Nolans Inception. Die Rahmenhandlung im Regen fungiert als erster Erzähler, berichtend von den Ereignissen vor Gericht, welche wiederum den eigentlichen Tathergang aus der nächsten Erinnerung aufzeigt.

Ungewohnt ist zudem die Wahl, wie das Gericht präsentiert oder eben nicht präsentiert wird. Wir bekommen nie jemand anderen als die Zeugen zu Gesicht, welche in die Kamera, also zu uns und mit uns sprechen. Dieser Stil wird bis auf die Spitze getrieben, indem auch niemand anderes als die Zeugen sprechen – auch hier ein sehr traditionsbewusstes Stilmittel aus dem japanischen Theater. Die Figuren arbeiten mit Wortwiederholungen, Fragen also um Bestätigung und stellen so die Fragen schlussendlich selbst. Wenn man es denn so will, gibt es also wenig Abwechslung, was Charaktere und Settings anbelangt, das Schlüsselwort lautet hier aber Dynamik.

Vier Versionen

Die angesprochene Dynamik ist besonders wichtig, wenn praktisch viermal bildtechnisch dieselbe Geschichte erzählt wird. Viele Hollywood-Filme aus dieser Zeit wirken heute eher statisch. Rashomon hätte sehr schnell und einfach dröge gewirkt, schleppend und sogar uninspiriert, trotz dieser so einzigartigen Erzählweise, wäre da nicht die verspielte Kameraarbeit und der kreative Schnitt. Um vielschichtige Vorkommnisse, widersprüchliche Informationen und das Konzept als solches auch transparent und fesselnd darzustellen, bedarf es auch einer unkonventionellen und experimentellen Art des Filmschnitts.

Es handelt sich um einen alltäglichen Mordfall: ein Toter, ein Verdächtiger, ein Motiv. Die Komplexität ist aber nicht von der Hand zu weisen, das soll das Publikum sehen. Wir bekommen buchstäblich verschiedene Perspektiven, wenn sie die gleiche Szene erneut durchleben, diesmal aber von einer anderen Kameraperspektive als zuvor. Und während die Kamera in der Rahmenhandlung am Rashomon, wo es um viel mehr geht als um einen Menschen und ein Schicksal, ist die Kamera darauf bedacht, uns immer wieder das apokalyptische Setting – ”…Diese Welt kann genauso gut die Hölle sein“ – ins Gedächtnis zu rufen. Bei Gericht bekommen wir einen mehr als nüchternen Eindruck, ganz fokussiert auf die gesprochenen Worte. Im Wald ist die Kinematographie genauso unberechenbar, wie die Story es vorgibt. Ein guter Schnitt weiß aber auch, wann er sich zurücknehmen muss und so ist Rashomon mit sehr vielen „Long Takes“ gesegnet – ein wahrer Augenschmaus.

Bei einem Film ist die Kamera zwangsläufig unsere Augen. Wir haben keine andere Möglichkeit, das Geschehene zu betrachten, außer mit dem Material, das sie uns zur Verfügung stellt. Also verlassen wir uns darauf, dass das Gesehene der Wahrheit entspricht. Wir sind es vielleicht auch gewohnt von so vielen Film. Schlussendlich muss ja irgendetwas an dem dran sein, was wir sehen, irgendetwas wahr sein. Oder nicht… ?

 

Die Frau zeigt auf ihren gefesselten Mann, der nicht im Bild ist und redet auf den Banditen neben ihr ein in Rashomon.
Masako wiegelt Tajōmaru gegen ihren Mann auf. © Pidax Film

 

Der „Rashomon Effekt“

…Vermutlich ja. Alle behaupten, die Antworten zu haben und vielleicht ist das der Punkt, auf den uns der Film hinweisen will. Wir werden durchgehend dazu gezwungen, das eben Erfahrene und die erzählte Wahrheit zu überdenken, denn vielleicht erzählt jede einzelne Person die Wahrheit… die sehr subjektive Wahrheit. Nichtsdestotrotz bleiben die Figuren Paradebeispiele für unzuverlässige Erzähler, besonders wegen der Subjektivität. In vielem, was wir täglich tun, liegt ein subjektiver Anteil, persönliche Empfindungen aus persönlichen Erfahrungen, gerade wenn wir z.B. Filme bewerten und besprechen. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten bei einer Rezension, Stellungnahme, oder Aussage. Zudem spielt ein Faktor eine nicht zu unterschätzende Rolle: was man sehen/hören will. Ein Lächeln kann schnell als nette Geste, zynischer Kommentar, oder abwertende Beleidigung interpretiert werden.

Was ist wahr, was ist falsch, wer ist schuldig und wer nicht? Können wir keine objektive Wahrheit festhalten, weil alles, was wir sehen, mit sofortiger Wirkung überblendet wird von unseren Erfahrungen und Vorurteilen? Wir alle übertreiben bei Geschichten gerne, lassen sie spannender, vorteilhafter, hübscher wirken. Sachverhalte werden an einer Stelle ausgelassen, weil sie nicht wichtig erscheinen, an anderer übermäßig ins Detail gebracht. Jemand anderes würde die Gewichtung vielleicht völlig anders legen. Die Realität wird zwar nicht in Frage gestellt, sehr wohl aber die Wahrheit und Erinnerung in unserer Widerspiegelung der Realität. Einen Unterschied kann zusätzlich ausmachen, in welcher Form teilgenommen wird – direkt/indirekt.

Das Phänomen, dass zwei oder mehr Personen ein Ereignis unterschiedlich wahrnehmen und verarbeiten, die Versionen jedoch gleichwertig plausibel und ebenso denkbar erscheinen, wird allgemeinhin auch als „Rashomon-Effekt“ tituliert. Der Effekt untergräbt die Idee einer einzigen Wahrheit und wird oft in Verbindung mit der Unzuverlässigkeit von Zeugenaussagen in Verbindung gebracht. Dort im Wald versteckt sich keine objektive Wahrheit und es ist nicht die Intention des Films, das Geheimnis zu lüften wie in einer normalen Detektivgeschichte.

Objektive Wahrheit

Es besteht keine Möglichkeit, wirklich zu wissen, was geschehen ist. Eine befriedigende Schlussfolgerung erhalten wir nicht, da jede Geschichte genug Kredibilität hätte, um „wahr“ zu sein. Rashomon suggeriert, dass unsere Perspektive, unser Motiv das ausmacht, was wir sehen. Rashomon spielt regelrecht mit diesem Gedanken und der eigenen Objektivität des Filmes. Ein bisschen erinnernd an „Stille Post“ oder eine Kette an Informationen, die im Internet schnell von Wissen, zu Halbwissen, zu Fake News weiterverarbeitet werden, sehen wir hier visualisierte Zeugenaussagen, die scheinbar Hand und Fuß zu haben scheinen. Jedoch handelt es sich nur um eine Erinnerung (ähnlich einer Rückblickwende) einer ganz anderen Person, welche die fremde Aussage nur wiedergibt, als Zeuge der Zeugenaussage der Person die wirklich „dabei gewesen ist“.

Es kann durchaus frustrierend wirken, wie das Mysterium abschließend behandelt wird, dabei zeigen sowohl Regisseur als auch Autor die Komplexität und Unordnung unserer Erinnerung und Wahrheit. Ähnlich wie viele psychologische Fragen der Menschheit bietet auch dieser Film und der „Rashomon-Effekt“ keine definitive Antwort. Die Geschichte vom toten Samurai, Tajomaru und co. legt nahe, dass es von Wert sein könnte, die Mehrdeutigkeit zu akzeptieren, anstatt nach etwas zu suchen, welche man nur schwerlich zu finden vermag.

Viele Blickwinkel, viele „Aussagen“

Rashomon ist also viel mehr als ein simpler Krimi. Er beleuchtet die Komplexität der menschlichen Natur, die Philosophie der Gerechtigkeit und, wenn auch nicht so deutlich in den Fokus gerückt, die Rolle der Frau (buchstäblich) inmitten toxischer Maskulinität. Am Rashomon herrscht wie Endzeitstimmung, nicht nur wegen der Szenerie. Die Themen Menschsein, Verantwortung für das eigene Handeln als Individuum UND auch als Teil einer Gemeinschaft, erinnern stark an die mehr als sozialkritischen Werke vom ungarischen Regisseur Béla Tarr.

Menschsein heißt niederträchtig sein? Rashomon wartet mit wenigen Figuren, jedoch umso unterschiedlicheren auf, moralisch wie charakterlich. Kichijirô Ueda als Bürger verstärkt die zynische Sicht auf Welt und Geschehen. Das Böse, Missgunst, Misstrauen – verkommen sind wir alle, fragt sich bloß wer egoistisch genug ist die Oberhand zu behalten. Wenn Minoru Chiaki als Priester sagt, dass ein Mann getötet wurde, entgegnet der Bürger: ”Nur einer? Ja und?“ Der Priester ist schon dabei, seinen Glauben an die Menschheit zu verlieren, als er aufzählt, was die Menschheit Jahr für Jahr heimsucht: Plagen, Naturkatastrophen, Morde, Gier.

 

Toshirō Mifunes Schwert senkt sich in dieser Version der Erzählung langsam auf Masayuki Mori hinab. Rashomon.
Der Bandit versucht den Samurai (Masayuki Mori) zu ermorden. © Pidax Film

 

Gewöhnungsbedürftiges Schauspiel?

Einige werden sich vielleicht an dem Overacting von Machiko Kyō und Toshirō Mifune stören. Dies ist lediglich der Charakterzeichnung geschuldet und die hysterischen Anfälle unterstreichen die Ambivalenz dieser Figuren. Rashomon bietet nicht nur nachdenkliche, harte Kost – witzige Situationskomik kommt immer dann auf, wenn Mifune erneut einen „streunenden Köter“ verkörpert. Sein Schauspiel ist undurchschaubar, hektisch, intensiv, aber auch abschätzig. Sieben Jahre später, in Die Sieben Samurai, ist seine Performance einer sehr ähnliche und in Yojimbo von 1961, ist er vielleicht sogar dieselbe Figur, nur gereift und gealtert, aber immer noch mit starkem Juckreiz. Ein sich kratzender Wanderer – Mifunes Problem ist wahrlich nicht die Anklage, vielmehr ist die Häufigkeit, mit der er von Mücken heimgesucht wird bemerkenswert. Allgemein ist der Cast in grandioser Verfassung und es macht immer wieder Spaß, Schauspielern wie Takashi Shimura bei der Arbeit zuzuschauen.

Relevanz

Seiner Zeit voraus und nicht weniger relevant nach sieben Jahrzehnten – Rashomon beflügelt nicht nur mit ästhetisch anmutenden Bildern, dynamischem Schnitt und außergewöhnlichen Techniken auf visueller Ebene, sondern auch den Geist mit universellen und nicht regionenbegrenzten Themen über die Menschlichkeit. Einfach, aber nicht ansatzweise oberflächlich.

Dieses Meisterwerk der Filmgeschichte wird immer als Durchbruch von Akira Kurosawa und Toshiro Mifune in Erinnerung bleiben, auch in dieser Konstellation. Am Ende dreht sich Rashomon um komplett verschiedene Wahrnehmungen von einer Person zur nächsten. So wird aus einem hervorragenden Schwertkämpfer schnell ein armseliger, herkömmlicher Dieb, oder aus einem liebevollen Ehepartner, ein furchtbares Objekt des Hasses. Wir als bekommen nicht nur unzählige Wahrheiten präsentiert, sondern unzählige Möglichkeiten des wiederholten Anschauens. Ein Film, welcher jedes Mal nur dazu gewinnt, anstatt etwas zu verlieren.

Unser Fazit zu Rashomon

Kurosawa und Akutagawa Ryūnosuke haben der Welt eine anhaltende kulturelle Metapher vorgestellt. Rashomon gibt uns mit auf den Weg, Erinnerungen und Meinungen nicht nur wieder einmal, sondern überhaupt zu hinterfragen. Geschichten, die man erzählt, welche im eigenen Kopf umherschwirren und zwar immer in derselben Art und Weise, neu zu betrachten. Sich zu fragen: „Ist es das, was wirklich passiert ist, oder das, was aus meiner Warte aus passiert ist? Vielleicht kann man mit Hinblick auf Rashomon vieles nochmal Revue passieren lassen und bekommt einen ganz anderen Ausblick auf seine eigene Vergangenheit. Schlussendlich ist es alles eine Frage der Perspektive.

Rashomon – Das Lustwäldchen erscheint am 18. März 2022 auf Blu-ray von Pidax Film!

Unsere Wertung:

 

 

Rashomon-das Lustwaeldchen (Remastered Edition)
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Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 20:30 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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Zuletzt aktualisiert am 11. November 2022 um 1:09 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

© Pidax Film

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