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Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers

Zack Snyder und Netflix – nicht die erste langangelegte Partnerschaft zwischen einem Filmemacher und dem Streamingdienst, aber mit Sicherheit eine der teuersten. Dementsprechend sind auch die Erwartungen an Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers nicht gerade gering. Hat der Sci-Fi-Blockbuster das Potenzial zum Star-Wars-Killer?

Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers | Offizieller Trailer | Netflix

TitelRebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers
Jahr2023
LandUSA
RegieZack Snyder
DrehbuchZack Snyder, Shay Hatten, Kurt Johnstad
GenreAction, Science-Fiction
DarstellerSofia Boutella, Charlie Hunnam, Ed Skrein, Anthony Hopkins, Djimon Hounsou, Ray Fisher, Jena Malone, Bae Doona, Cary Elwes, Corey Stoll
Länge133 Minuten
Altersempfehlungab 12 Jahren freigegeben
StreamingdienstNetflix
E. Duffy als Milius und Staz Nair als Tarak in Rebel Moon
E. Duffy als Milius und Staz Nair als Tarak in Rebel Moon © Netflix

Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers – Die offizielle Handlungsangabe

Nach ihrer Bruchlandung auf einem Mond im entlegensten Teil des Universums, beginnt die geheimnisvolle Fremde Kora (Sofia Boutella) ein neues Leben unter friedlichen Landleuten. Bald ist sie jedoch deren einzige Hoffnung aufs Überleben, als Tyrann Balisarius (Fra Fee) und sein grausamer Abgesandter Admiral Noble (Ed Skrein) feststellen, dass die Landleute unwissentlich ihre Ernte an Darrian und Devra Bloodaxe (Cleopatra Coleman und Ray Fisher) verkauft haben, Anführer einer Gruppe von Aufständischen und verfolgt von der Mutterwelt. Auf der Suche nach den Bloodaxes und nach Menschen, die willens sind, für das Volk von Veldt ihr Leben zu riskieren, reisen Kora und der Bauer Gunnar (Michiel Huisman), der keinerlei Erfahrung mit der Realität des Kriegs hat, zu verschiedenen Welten.

Zu ihrer kleinen Kämpfergruppe, die der Wunsch nach Wiedergutmachung vereint, gesellen sich der Pilot und Auftragskiller Kai (Charlie Hunnam), der legendäre Kommandant General Titus (Djimon Hounsou), die Schwertkämpferin Nemesis (Doona Bae), Tarak (Staz Nair), ein Gefangener mit einer vornehmen Vergangenheit, und die Kämpfernatur Milius (E. Duffy). Auf Veldt tritt indes der uralte Android Jimmy (mit der Stimme von Anthony Hopkins) mit einer neuen Bestimmung aus dem Schatten. Die frischgebackene Gruppe Revolutionärer muss lernen, einander zu vertrauen und zusammenzuhalten, bevor die Armee der Mutterwelt sie zerstören kann.

Snyders Star-Wars-Antwort

Von Beginn des Projekts an, hat sich die Medienlandschaft darauf versteift, dass Rebel Moon auf Basis eines nicht realisierten Drehbuchentwurfs für einen neuen Star-Wars-Teil von Zack Snyder zustande kommen würde. Auch der Creator selbst hat darauf eigentlich nie einen Hehl gemacht und genau wie Disney mit der Sternenkriegs-Marke immer groß denkt, plant man auch bei Netflix in entsprechenden Dimensionen was die Welt von Rebel Moon anbelangt. Längst ist nicht nur der zweite Teil schon in trockenen Tüchern (er wird schon in wenigen Monaten erscheinen), sondern auch ein dritter Teil, eine Comic-Serie und eine Videospiel-Adaption befinden sich aktiv in der Entwicklung. Es soll also die nächste große Marke für Netflix werden, was sich der Dienst einiges kosten lässt.

Doch nachdem nach dem Aufschlag mit Army of the Dead und dem Nachtrag mit Army of Thieves bereits eine Filmwelt von Snyder beim Streaming-Giganten lanciert wurde, lässt dort angekündigter Nachschub (u.a. eine Animationsserie mit dem Titel Lost Vegas) inzwischen seit über zwei Jahren auf sich warten. Ob also die großspurigen Planungen dieser Saga hier Realität werden, hängt erstmal vom Publikumszuspruch und dann auch vom Willen des Konzerns ab. Die Zukunft könnte also viele Geschichte dieser Science-Fiction-Welt liefern, aber macht der Auftakt überhaupt Lust auf mehr oder reiht sich auch dieses Hochbudget-Projekt in die Reihe vergeblicher Versuche Netflix‘ ein, ein MCU-Pendant zu erschaffen?

Sofia Boutella als Kora in Rebel Moon.
Sofia Boutella als Kora © Netflix

Wenn aus „Best of“ „Worst of“ wird

Fellowship of the Lichtschwert, Inglourious Space Basterds, Sieben müde Weltraum-Samurai – in Rebel Moon steckt irgendwie alles… nur eben kein Hauch von Eigenständigkeit. Selbst diejenigen, die mit Star Wars 7-9 nicht warm wurden, werden nach dieser „Alternative“ erleichtert aufatmen. Zum Glück für Disney durfte Snyder seine Vision einst nicht verwirklichen. Zum Leid von Netflix, ist man dort bei der verzweifelten Suche nach einem eigenen Filmuniversum in die Bresche gesprungen. Wie Snyder dem Streaming-Riesen sein Projekt gepitched haben muss, um der Führungsetage ein Multimillionen-Dollar-Budget heraus zu leiern, wird jedem, die den gut zwei Stunden langen Erstling durchhält, ein Rätsel bleiben.

Das als Epos auserkorene Sci-Fi-Machwerk ist leider der befürchtete Totalausfall geworden. Rebel Moon ist indes aber verglichen mit den anderen hochbudgetierten Netflix-Produktionen nicht mal mehr unter Guilty-Pleasure-Gesichtpunkten zu genießen. Zu dreist zusammengeklaut ist das, was Snyder hier als „sein“ Sci-Fi-Magnum-Opus verkaufen will – und selbst handwerklich wünscht man sich, der Film wäre lieber auf der dunklen Seite des Mondes verschollen geblieben.

Space-Schnitzeljagd ohne Sinn und Verstand

Dass die Geschichte die Sieben-Samurai-Formel mal wieder bemüht, wäre eventuell noch zu akzeptieren, wenn Snyder es schaffen würde, das Ganze in ein Korsett zu pressen, das in sich stimmig ist. Doch Rebel Moon – Teil 1 ist so fragmentarisch, lückenhaft und klischee-trunken, dass sich das „Original“ am Ende wie eine Mischung aus unausgegorener Fan Fiction und unfreiwilliger Star-Wars-Parodie anfühlt. Schon das Opening macht keinen Hehl daraus, nur ein marginal angepasstes Konzept des ursprünglichen Sternenkriegs-Skripts des Regisseurs zu sein. In der Folge gibt es dann eine knappe halbe Stunde Hans-Landa-Abklatsch, ehe die Klischee-Heldin auf die Suche nach den Mitstreitern für die Rebellion geschickt wird. Eine wahllose Aneinanderreihung zusammenhangloser Einzelkapitel unterschiedlicher inszenatorischer Güte beginnt.

Kora reist mit ihrem Begleiter in eine Cantina-Bar-like Szene, um die Charlie Hunnam Figur zu rekrutieren. Diese weiß dann, wo man den nächsten taffen Mitstreiter finden kann und es geht auf einen Wüstenplaneten, wo aus dem Nichts eine dahingeklatschte Flug-Action-Szene mit einem sexualisierten Muskelmann platziert wird, bei der man hoffentlich nicht schon einen Ausblick auf die Drachenzähmen-leicht-gemacht-Adaption sehen darf. Nächste Station ist ein Kampf mit Lichtschwert auf einem Cyber-Punk-Stern gegen eine Mischung aus Riesenspinne und Borg-Queen. Und dann trifft man im Eiltempo in einem Kolosseum auf den Djimon Hounsou Charakter, der wie frisch vom 300-Set weg gecastet daherkommt – nur die Perücke von Shazam hat er wohl vergessen abzulegen.

Auch handwerklich kein Leckerbissen

Die Übergänge zwischen den einzelnen Etappen bleiben fast komplett unbegründet. Jeder Szeneriewechsel kommt ohne Anlauf und ehe man sich auf den lieblosen, unterirdisch animierten Welten umschauen kann, ist man schon weitergereist. An jedem Schauplatz gibt es natürlich auch Action mit vieeeel Zeitlupe. Wenigstens hier kommen dann Snyder-Fans auf ihre Kosten. Choreografisch ist die Action aber unbefriedigend, bestehen die Sequenzen eigentlich nur immer aus einem Zweikampf zwischen einem der Crewmitglieder und dem jeweiligen Gegner, während der Rest der Truppe über die Fähigkeiten große Augen macht. Ach ja, und Blut darf wegen der jugendfreundlichen Ausrichtung natürlich auch nicht fließen.

Hätte man zumindest noch geschafft, dass die Figuren Nahbarkeit und Sympathie rüberbringen, dann wären auch größere Schwächen zu verzeihen. Das aber, was man hier aus dem namhaften Cast herausholt, grenzt an Arbeitsverweigerung, wobei man den Darsteller:innen keinen Vorwurf machen kann. Das Figurenskript gibt einfach nicht mehr her. Sofia Boutella ist unterfordert, wirkt als Handlungsträgerin gar wie ein Fremdkörper. Ed Skreins Schurkenfigur krankt auch daran, dass er ein „Frankensteins Monster“ aus verschiedenen ikonischen Bösewichten spielen muss und dabei schon im ersten Auftritt zur Lachnummer verkommt. Der Rest bemüht sich um Schadensbegrenzung, aber weder Charlie Hunnams natürliches Charisma noch Hounsous Aura dringen zum Publikum durch.

Sofia Boutella als Kora
Sofia Boutella als Kora © Netflix

Die Blaupause, wie World Building NICHT gelingt

Rebel Moon – Teil 1 soll der Auftakt für ein cinematisches Universum sein, ein Appetitmacher auf mehr also. Damit das gelingt, muss der erste Schuss sitzen. Sprich: Eine Welt muss ihr Publikum reinziehen, andeuten, dass da noch viele unergründete Ecken im weiten All warten. Dadurch, dass aber die Versatzstücke hier für sich alle so altbacken wirken, kommt erst gar kein Interesse auf, erfahren zu wollen, was in dieser Welt noch vor sich geht. Man hat schlicht das Gefühl, man wisse es irgendwie ohnehin schon. Beim Charakteraufbau versagt man über weite Strecken genauso wie bei der Etablierung politischer Zusammenhänge oder mythischer Hintergründe. Die Figurenbeziehungen wirken wie Behauptungen und nicht wie aus der Figurengenese heraus gewachsen.

Dann kommt noch das lieblose Produktionsdesign on top, das vor allem im Vergleich mit dem stimmigen und bestimmt nicht ansatzweise so teuren The Creator in allen Belangen den Kürzen zieht. Videospiel-Optik und Seifenopern-Dramaturgie – Zack Snyder sollte künftig wieder fremde Vorlagen adaptieren, anstatt wie hier zu offenbaren, dass seine Visionen nur lauwarme Aufgüsse sind.

Irgendwie bleibt jedoch doch am Ende ein Restfunken Neugier, wie es nun mit diesem Filmuniversum weitergehen wird. Das liegt auch daran, dass die Schnittfassung, die Netflix nun veröffentlicht hat, nur die jugendfreie Fassung dessen ist, was irgendwann demnächst dann mit mehr Blut und vielleicht auch weniger Erzähllücken nachgeschoben wird. Und auch auf den zweiten Teil muss man nur wenige Monate warten. Ob jedoch bei dem einhellig negativen Kritikerecho tatsächlich die Pläne für Teil 3 und weitere Werke weiterverfolgt werden, hält unser Rezensent in Anbetracht der Wankelmütigkeit Netflix‘ für nicht in Stein gemeißelt.

Unser Fazit zu Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers

Um die Eingangsfrage zu beantworten: Nein, ein Star-Wars-Killer ist Rebel Moon – Teil 1 zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil: Man merkt erst wirklich, was man an der Disney-Sternenkriegs-Saga hat, wenn man sieht, wie Netflix beim Versuch der Kopie mit Ach und Krach scheitert. Episch sind hier maximal die Pläne, aber die Realität ist ein maues World Building mit unterdurchschnittlichen Bildern, zahmer Action, einer abgedroschenen Geschichte und bedingt interessanten Figuren. Daher gibt es am Ende eher eine Warnung als eine Empfehlung – Netflix beendet das Filmjahr, indem es seine unrühmliche Serie an verzweifelten Versuchen ein eigenes MCU zu kreieren ausbaut.

Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers läuft ab dem 22. Dezember 2023 bei Netflix!

Unsere Wertung:

 

 

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© Netflix

5 Kommentare

  • Ich hab mich gefragt, ob das Skript von einer KI stammt. Da war wirklich nicht das kleinste bisschen Kreativität dabei. Von Hunger Games (Kostüme und Kamera) über Harry Potter (Adler-Pegasus, vor dem man sich verbeugen muss; weiblicher Aragog) zu Riddick, Dune und vor allem Star Wars bis schliesslich „Seven Samurai“. Man kann dem Film wirklich keine guten Noten ausstellen. Es entsteht nichts Eigenständiges aus der Pastiche. Die Form versagt.

  • Ach danke auch hier für die wahnsinnig gute Aufarbeitung und Zusammenfassung!
    Ich bin froh zu lesen, dass dieser enttäuschende, seelenlose Abklatsch auch bei vielen anderen, eingeschlossen den Kritikern unten durch wegrutscht.
    Richtig gut geschrieben auch wieder.

  • Was mich am meisten erschreckt ist, dass ich den Film mochte. Das allein zeigt welchen Unsinn man bereit ist zu akzeptieren. Natürlich ist er an allen Ecken zusammengeklaut aber für einen launigen Sonntag Vormittag hat er mir getaugt. Die unsäglichen Star Wars 7-9 sind keinen deut besser.