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The Marvels

Die Fortsetzung zu Captain Marvel ist da und vereint dreifache Frauenpower vor mit weiblicher Expertise hinter der Kamera. Ein Erfolgsrezept, um das MCU langsam wieder in die Erfolgsspur zu bringen oder eine weitere Marvel-Enttäuschung?

Marvel Studios The Marvels - Offizieller Trailer - Jetzt nur im Kino | Marvel HD

TitelThe Marvels
Jahr2023
LandUSA
RegieNia DaCosta
DrehbuchMegan McDonnell, Nia DaCosta, Elissa Karasik, Zeb Wells
GenreAction, Abenteuer, Sci-Fi/Fantasy
DarstellerBrie Larson, Teyonah Parris, Iman Vellani, Samuel L. Jackson, Zawe Ashton, Park Seo-joon
Länge105 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihDisney
Das Poster zu The Marvels.
Das Poster zu The Marvels © 2023 MARVEL.

The Marvels – Die offizielle Inhaltsangabe

Carol Danvers alias Captain Marvel (Brie Larson) hat in The Marvels ihre Identität von den tyrannischen Kree zurückerobert und Rache an der Obersten Intelligenz genommen. Die unbeabsichtigte Folge ihrer Tat ist jedoch, dass Carol die Last eines instabilen Universums auf sich nehmen muss. Sie wird mit einem mysteriösen Wurmloch konfrontiert, das mit einem Kree-Revolutionär in Verbindung steht, und ihre Kräfte verweben sich plötzlich mit denen von Superfan Kamala Khan aus Jersey City aka Ms. Marvel (Iman Vellani), und ihrer Nichte, der jetzigen S.A.B.E.R.-Astronautin Captain Monica Rambeau (Teyonah Parris). Das ungleiche Trio muss ein Team bilden und lernen, an einem Strang zu ziehen, denn nur gemeinsam als The Marvels können sie das Universum retten!

! Spoilerfreie Kritik !

Diese Rezension soll ohne Spoiler auskommen, weil die Beurteilung von The Marvels auch davon abhängt, wie man etwaige Wendungen aufnimmt. Bei diesem Beitrag steht nur im Zentrum, was bereits aus den Trailern heraus bekannt war. 

Skepsis in der neuen Phase

Inzwischen ist man längst in der fünften MCU-Phase angekommen. Doch noch immer schwingt Endgame über allen neuen Projekten. Der Mega-Blockbuster war ein mehr als nur vorläufiger Höhepunkt. Vielmehr war das letzte große Aufeinandertreffen der großen Publikumslieblinge auch der Auftakt in die Zeit der gefühlten Orientierungslosigkeit. Zwar heißt inzwischen das Gerüst, das alles nach der Infinity-Saga zusammenhalten soll Multiverse-Saga, aber da noch immer regelmäßig Projekte verschoben, gecancelt und umgeschmissen werden, kann man dem Mastermind Kevin Feige offensichtlich unterstellen, selbst aktuell nicht wirklich einen exakten Plan zu verfolgen. Dementsprechend stießen viele Serien auf gemischte Reaktionen, einige Filme wurden gar verrissen und vieles, was beispielsweise in End-Credit-Szenen angedeutet wurde, um baldige Projekte einzuläuten, scheint letztlich in der Sackgasse verendet zu sein.

Zum Glück kommt nun aber mit The Marvels etwas Ruhe in die unruhigen Fahrwasser, in denen sich das MCU seit geraumer Zeit bewegt. Denn hier werden nun mehrere Komponenten aus vorherigen Projekten zusammengeführt, die in den letzten Jahren noch auf die meiste Gegenliebe stießen: Ms. Marvel kam zwar bei uns und anderen Kritikern nur mittelmäßig an, schaffte aber in der Subkultur und unter jungen Fans doch einen Hype auszulösen. Monica Rambeau stammt aus der bis dato beliebtesten MCU-Serie WandaVision und Captain Marvel selbst hatte schon zu Erfolgszeiten einen großen Anteil. Last but not least ist auch die Regie-Wahl vielversprechend, denn Nia DaCosta hat mit Candyman ebenfalls einen Fingerzeig der positiven Art abliefern können. Was soll nun also hier noch schiefgehen?

Brie Larson als Captain Marvel.
Brie Larson als Captain Marvel. © 2023 MARVEL.

Ein Team mit Herz

Captain Marvel ist bekanntlich unter den Filmen, die zur Hochphase des MCU entstanden sind, bei sehr wenigen Fans wirklich frenetisch gefeiert worden. An den Kassen überzeugte Teil 1 mit Brie Larson in der Titelrolle jedoch, spielte 2019 über eine Milliarde ein. Sowohl in diesem Solo-Abenteuer als auch in den Avenger-Auftritten wirkte Larson allerdings immer etwas passiv und bemüht, zu einem wirklichen Fanliebling ist sie bis dato nicht avanciert. (Außer bei Kamala Khan natürlich!!!) Statt eines zweiten Solo-Films also einen Trio-Film als Sequel zu machen, um so die Sympathie-Last auf mehrere Schultern zu verteilen, ist erst einmal die richtige Entscheidung gewesen.

Und wenn man The Marvels eines bescheinigen kann, dann, dass das Titel-Dreigespann im Zusammenspiel wirklich gut funktioniert und vor allem auch Larsons Figur dadurch etwas nahbarer wird. Nichtsdestotrotz bleibt Carol Danvers unterkühlt und strahlt keineswegs die Wärme aus, die diese Superman-artige Heldenfigur eigentlich bräuchte, um wirklich zu punkten. Zum Glück gleichen dieses Defizit nun über weite Strecken Teyonah Parris und vor allem Iman Vellani aus. Bereits in ihrer Solo-Show gewann die Nachwuchsheldin viele Herzen und hievte eine Subkultur ohne viel Aufhebens in den öffentlichen Fokus. Darauf baut nun auch das Kinoabenteuer auf – und wird damit fast zu etwas wie einem Staffelfinale der Disney+-Serie.

Teures Mittelmaß …

Und das ist schon einer der wesentlichen Kritikpunkte. Für einen Film, der irgendwo zwischen 250 und 300 Millionen Dollar in der Produktion verschlungen hat, ist der neue MCU-Blockbuster erstaunlich unspektakulär. Die Effekte sind okay, die Planeten und Welten, die in der Kürze der Zeit abgeklappert werden sehen ebenfalls ordentlich aus. Vom Hocker reißt das Gebotene aber maximal diejenigen, die tatsächlich erst mit Ms. Marvel ins Marvel-Universum eingestiegen sind und nun ihre Identifikationsfigur auf der großen Leinwand mit ihren Ikonen Seite an Seite erleben. Was man noch lobend erwähnen muss, ist der Platztausch-Part, der schon im Trailer vorgestellt wurde. Er trägt sowohl etwas zur Handlung bei und ist auch handwerklich gut umgesetzt.

Auch die Hiphop-Musik treibt gut durch den flotten Plot, das Pacing ist insgesamt gut und verglichen mit vielen Filmen, denen man unnötige Länge unterstellt, hat man hier endlich mal eine angemessene Laufzeit für die recht dürftige Story gefunden. Denn tatsächlich ist das, was man hier erzählt weder wirklich originell, noch spannend, noch auch nur logisch, wenn man mehr als eine Sekunde darüber nachdenkt. Sei’s drum! Nach deutlich über 30 Filmen und fast einem Dutzend Serien, ist die Superhelden-Müdigkeit speziell bei Marvel nicht mehr wegzudiskutieren. Und das äußert sich nun mal auch darin, dass man als Fan der ersten Stunde bei Filmen wie diesem immer mehr das Gefühl hat, eigentlich alles schon gesehen zu haben. Sämtliche Gut-Böse-Heldengeschichten haben stattgefunden und die Konstellationen auf Helden und Antihelden-Seite nutzen sich ab.

… mit wirklich merkwürdigen Ideen …

Es braucht dann schon besondere Einfälle, um die inhaltliche Ebbe zu kaschieren. Das können dann kreischende Ziegen wie in Thor: Love and Thunder sein – oder Musical-Planeten?! Ja tatsächlich will The Marvels mit diesem Geistesblitz punkten… und gibt sich der Lächerlichkeit preis. The Marvels hat zweifelsohne schöne Momente, geht sogar ein paar Mal ans Herz und Kamala Khan kann man nur mögen, aber mit ein paar Absurditäten übertreibt man es so sehr, dass der Rest von Fallhöhe, der noch in der Story schlummerte endgültig passé ist. Dazu kommt, dass inzwischen Nick Fury (Samuel L. Jackson) eine komplett andere Figur zu sein scheint als in den Anfangsjahren des MCU. Kaum einer seiner One Liner zündet wirklich und lediglich wenn man ihn beispielsweise mit Kamalas Familie interagieren lässt, rechtfertigt er, überhaupt dabei zu sein. Auf die Familie hingegen möchte man definitiv nicht verzichten.

Neben den Musical-Szenen gibt es sehr viel Flerken-/Kätzchen-Content, ohne zu viel zu verraten. Doch auch hier strapaziert man ein Gimmick über und sorgt so dafür, dass das Publikum mehr davon genervt wird als dass es nur kurz, wie man es von Marvel leider gewohnt ist inzwischen, eine ernste Szene durch einen Gag aufbricht. Der Humor insgesamt ist speziell, schließt auch eher an Ms. Marvel an. Einige Szene sollen offenkundig den James-Gunn-Vibe der Guardians of the Galaxy imitieren, aber weder haben die Darsteller:innen das komödiantische Talent noch sind die Witze so pointiert geschrieben. Und um an den Anarcho-Humor eines Gunn heranzukommen, hätte man sich dann doch noch weiter ins Extreme begeben müssen. Am Ende ist dieser Film in allen Belangen mutlos, zahm und uninspiriert.

Teyonah Parris als Captain Monica Rambeau in The Marvels
Teyonah Parris als Captain Monica Rambeau © 2023 MARVEL.

Alte Marvel-Probleme reloaded.

Seit Endgame haben sich bei Disney/Marvel etliche Probleme aufgestapelt. Hausgemacht zum großen Teil. Ein Totalausfall ist The Marvels auf keinen Fall. Dafür ist das Sci-Fi-Abenteuer doch zu kurzweilig und charmant umgesetzt. Was Comic-Verfilmungen schon seit Jahren quält, ist das Schurkenproblem. Zawe Ashton ist hier leider einer der negativen Höhepunkten. Die Schauspielerin hat eine undankbare Rolle, da die Antagonistin Dar-Benn eine vollkommen abgedroschene Motivation hat. Aber hat ein Christian Bale qua seiner Aura in Thor 4 einem schwach geschriebenen Bösewicht noch etwas abtrotzen können, bringt Ashton einfach zu wenig Ausstrahlung mit, um selbiges Kunststück zu vollbringen. Das sorgt letztlich dafür, dass man von dieser Schurkenfigur, bereits wenn der Abspann läuft, nichts mehr weiß.

Auch die Action ist zwar solide, aber im Gegensatz zu dem, was man andernorts bei wesentlich weniger Ressourcen sehen kann, wird man hier eher ernüchtert sein, wie standardmäßig die Kämpfe choreografiert sind. Dementsprechend dürfte es an dieser Stelle auch keinen mehr verwundern, dass auch wieder einmal ein Finalakt eines Marvel-Blockbusters eher mit einer Enttäuschung ausklingt.

Was womöglich die Hardcore-Fans noch mit einem wohligen Gefühl aus dem Kinosaal entlassen wird, ist, was man vor den Credits in einer Reminiszenz an die Anfänge der Avengers ankündigt. Und auch die Mid-Credit-Szene ist diesmal wieder überraschend, wenngleich man inzwischen als Fan vorsichtig in Sachen Vorfreude ist, da vieles, was in den vergangenen drei bis Jahren in Abspannszenen vorbereitet wurde, bis dato nicht wieder aufgegriffen wurde.

Unser Fazit zu The Marvels

The Marvels ist die Kulmination dessen, was man dem Studio in den letzten Jahren unterstellt. Gut gemeint und gut gemacht, aber von sehr wenig Nachhaltigkeit, da kaum eine Szene im Kopf bleiben wird. Darüber hinaus zünden einige der Ideen gar nicht und torpedieren die vereinzelten Innovationen. Der Film ist jedoch mit 105 Minuten (inklusive laaaangem Abspann) knackig und hat ein hohes Tempo. Für die Kids unter den Marvel-Fans wird der Blockbuster noch Höhepunkte liefern, für alte Hasen zumindest einen netten Zeitvertreib. Im Gegensatz zu Ant-Man: Quantumania ist es damit nicht wirklich ärgerlich, aber den Event-Charakter, den MCU-Filme früher hatten, wird man so nicht reaktivieren.

The Marvels ist seit dem 8. November 2023 in den deutschen Kinos zu sehen und wird voraussichtlich im Februar 2024 bei Disney+ im Streamingangebot auftauchen!

Unsere Wertung:

 

 

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Zuletzt aktualisiert am 1. November 2023 um 19:22 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
Zuletzt aktualisiert am 1. November 2023 um 19:22 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

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