Jenna Ortega und Paul Rudd – zwei der derzeit angesagtesten Gesichter Hollywoods – treffen in einer A24-Produktion aufeinander, in der es um mordende Horror-Einhörner geht? Count me in! Doch schafft es Death of a Unicorn auch wirklich zu verzaubern oder entpuppt sich der Film als ein hornloses Unterfangen?
Death of a Unicorn – Darum geht’s
Elliot Kintner (Paul Rudd) und seine Teenagertochter Ridley (Jenna Ortega) sind auf dem Weg zum abgelegenen Anwesen von Elliots exzentrischem, schwerreichen Chef Odell Leopold (Richard E. Grant), als sie versehentlich ein Einhorn überfahren … und töten. Sie ahnen nicht, welche unerwarteten magischen Kräfte dieses besitzt und welche verhängnisvollen Ereignisse sie damit in Gang setzen. Denn Odell Leopold hat eine eigene Agenda, was die Ausbeutung der Heilkräfte des Einhorns angeht.

Der Pharmamogul Odell sieht im Horn des Einhorns nicht das Wunder der Natur, sondern eine medizinische Ressource mit Milliardenpotenzial. In seiner Gier setzt der Patriarch alles daran, diese Kräfte zu kommerzialisieren und seiner eigenen tödlichen Diagnose zu entkommen. Gemeinsam mit seiner oberflächlichen Gattin Belinda (Téa Leoni) und seinem selbstverliebten Sohn Shepard (Will Poulter) steigert er sich in Allmachtsfantasien und träumt von der Unsterblichkeit.
Ihr loyaler, aber überforderter Anwalt Elliot Kintner wittert dabei die Chance seines Lebens. Nur seine kritische Tochter Ridley spürt, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist, und wird zur moralischen Stimme inmitten eskalierender Ereignisse. Als die Kunstgeschichtsstudentin die Geschichte der Einhörner erforscht, erkennt sie, dass die populären Bilder von sanftmütigen Wesen kaum der Wahrheit entsprechen. Die mythischen Kreaturen sind uralt, wild und gefährlich – und sie fordern Vergeltung, um zurückzuholen, was ihnen genommen wurde …
Ein Hoch auf den Teaser…
Nach Ankündigung und Teaser-Veröffentlichung stand eines fest: Dieser Film muss gesehen werden. Das lag einerseits an der absurden, aber auf dem Papier spaßigen Prämisse – die zumindest in Übersee bereits für Aufmerksamkeit sorgte. Zusätzlich mit einem charismatischen Paul Rudd, einer immer treffsicheren Jenna Ortega und dem verlässlich aufspielenden Will Poulter stark besetzt, sowie dem Produktionsstudio von unter anderem Midsommar und The Lighthouse im Hintergrund. Mit Death of a Unicorn schien man nun zwar in eine etwas andere Kerbe zu geschlagen: Zwar weiterhin skurril, mutmaßlich wahnwitzig, seltsam und irgendwo in einem surrealen Fiebertraum gefangen. Doch diesmal als comic’eske Horror-Comedy verpackt. Also A24 at his best, was kann da schon schiefgehen?
… und Trauer um die Umsetzung
Nur trägt der Neustart aber nicht gerade zum guten Ruf von A24 bei. Ganz Im Gegenteil unter er den Eindruck, dass sich die Indie-Schmiede auf dem absteigenden Mainstream-Ast befindet. Denn wie schon bei Y2K wirkt auch Death of a Unicorn wie die Blumhouse-Variante einer auf dem Papier äußerst spaßigen Grundidee. Soll heißen: Weniger Jaws mit Einhörnern als viel mehr Cocain Bear mit dem Fabelwesen. Langweilig, auf Sparflamme köchelnd und nicht belohnend. Zwar blitzen immer wieder einzelne Elemente auf, die zumindest unterhalten, doch bis wirklich etwas Relevantes passiert, ziehen gut zwei drittel des Filmes ins Land.
Dabei ist wie eingangs beschrieben eigentlich alles vorhanden, was einen gelungenen Film verspricht. Nur überrascht davon wenig – und echtes Engagement sucht man auf allen Ebenen vergeblich. Ob die Handlung nun von Einhörnern vorangetrieben wird oder durch handelsübliche Tiere, macht am Ende keinen Unterschied. Die Idee, menschliche Heilung durch Tiere als zentrales Leitmotiv aufzubauen, hat man bereits vor über 25 Jahren überzeugender in Deep Blue Seagesehen – und dort war es schon nicht wirklich gut.
Viel Horn, wenig Hirn
Death of a Unicorn ruht sich vor allem zu sehr auf seiner Prämisse aus. Die von Regisseur Alex Scharfman kreierte Welt wirkt zwar von Grund auf künstlich – was angesichts des comicartigen Stils und der überzeichneten Figuren sogar passt – aber viel bewegt sich nicht darin. Die Einhörner-Thematik, die Krankheitsbekämpfung und Gesellschaftskritik austariert und irgendwo zwischen Macht-, Gier- und Kapitalismus-Analyse landen will, wird nicht mehr als eine Ansammlung reinster Plattitüden. Im ersten Akt gibt es zwar eine solide Szene – ein Longtake, der die Kamera zwischen den arbeitenden und nachdenkenden Charakteren durch den Raum schwingen lässt und dabei soziale Hierarchien sowie unterschwellige Konflikte offenbart. Doch auch diese Szene zieht nur an den Zuschauern vorbei, ohne nachzuwirken.
Viele Figuren werden einfach durch die Szenen geschoben, sagen eigentlich nichts von Relevanz und interessieren kaum jemanden. Warum bleibt unklar. Als banales Kanonenfutter für die mordenden Einhörner halten sie jedenfalls viel zu lange durch. Regisseur und Drehbuchautor Scharfman weiß offenbar nicht, was er mit seinem selbst verfassten Stoff anfangen soll. Er setzt auf eine Horror-Comedy, die beide Genres vereint, aber nichts von beiden ist: Für Comedy laufen zu viele Gags ins Leere und als Horrorfilm ist Death of a Unicorn schlicht und ergreifend zu spannungslos, ereignisarm und dramaturgisch zu harmlos.
Namen reichen eben nicht
Auch das Vater-Tochter-Gespann aus Jenna Ortega und Paul Rudd erscheint irrelevant. Beide performen – wie erwartet – sehr gut und werden durch Will Poulter charismatisch ergänzt, doch die Figuren sind egal, weil sie keinen echten Aufbau erfahren. Nach einem Tod in der Familie sind sie nicht mehr gut aufeinander zu sprechen, that‘s it! Mehr erfahren wir nicht. Auch andere Charaktere gleichen reinsten Schablonen, die viel sagen, aber nichts erzählen: Einer ergibt sich auf humoristische Weise dem Drogen- und Alkoholwahn, der andere hat einen unheilbaren Tumor und dessen Frau ist auf Jagd nach Geld. Wofür der Film 50 Minuten seiner Laufzeit benötigt, lässt sich in einem Satz erläutern.
Immerhin noch das Minimum
Immerhin setzt man auf praktische Einhörner, die in vereinzelten Nahaufnahmen zum Leben erweckt werden. Puppen und Attrappen verleihen ihnen eine gewisse Nahbarkeit und Lebendigkeit, besonders wenn sie nicht durch übermäßige Bewegungen und CGI überladen werden. Diese Szenen brillieren zumindest durch praktischen Aufwand, doch sobald die Tiere schwungvoll mit dem Kopf schütteln, Türen eintreten oder gar durch die Gegend rennen, zeigt Death of a Unicorn schnell seine technischen Grenzen. Besonders in Momenten, in denen mit Schatten und Dunkelheit im Wald gespielt wird oder die Charakterriege durch das Haus gejagt wird, kommen durchaus einige gelungene Horror-Momente auf, die auch ordentliche Härte aufweisen. Diese Szenen überzeugen zwar inhaltlich nicht, bieten aber grundsätzlich solide Unterhaltung. Sobald das Geschehen jedoch an den helllichten Tag oder auf weite Grasflächen verlagert wird, ist der Sprung von einem Kinofilm zu B-Movie-Horror à la Winnie the Pooh: Blood and Honey oder einem Cocain Bear nicht mehr allzu groß.
© 2025 Universal Studios
Unser Fazit zu Death of a Unicorn
Aufgrund des charismatischen Cast und einem Minimun an wertigen Bilder „überzeugt“ Death of a Unicorn noch in vereinzelten Momenten. Für 107 Minuten Laufzeit ist das zu wenig. Regisseur Scharfman schafft Prämissenkino, das sich für cleverer, lustiger und besser hält, als es eigentlich ist. Und er versagt im Spalier zwischen Sozialkritik, Erzählstil und originelle Einhorn-Spaß. Die Bühne war bereitet, doch es ist die müde Inszenierung und die enttäuschend unlustige Umsetzung, die für große Ernüchterung sorgen. Statt spaßigem Trash und freudigen Gags dominiert ein nur halb durchdachter, letztlich nicht funktionaler filmischer Versuch, der überhaupt erst nach gut 50 Minuten seine ersten – und dann zu wenigen spaßigen – Momente findet.
Death of a Unicorn ist ab Ende April in Deutschland im Kino zu sehen.
Schon seit jungen Jahren filmverrückt: Viel zu früh Genrefilme aller Art konsumiert und mit 14 Jahren begonnen, regelmäßig Kino+ zu schauen – obwohl er zu diesem Zeitpunkt kaum einen der besprochenen Filme selbst gesehen hatte. Geprägt wurde seine Leidenschaft maßgeblich von seiner Oma bei Star Wars: The Clone Wars und dem Schauen „alter Schinken“ vor der Glotze, seinem Vater und seinem großen Bruder mit dem er alles teilte – außer eine gleiche Meinung. Film-Begeisterung wurde beim Schauen von E.T., Jurassic Park, Zurück in die Zukunft und Indiana Jones und der Tempel des Todes entfacht, die bis heute zu den Lieblingsfilmen gehören – ab diesem Moment war klar: Filme werden ihn ein Leben lang begleiten. Er versucht, wöchentlich ins Kino zu gehen, ist sich dabei aber nie zu schade, auch den trashigsten DTV-Untiefen von Action bis Horror eine Chance zu geben oder auch mal ins indische Kino abzudriften. Bekannt aber vor allem für eines: „Alle geben 4 oder 5/5 – und er gibt ’ne 1/5, du weißt genau, da is‘ er, der Louis.“