Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews sind nicht nur die Kindheitshelden der Generation unserer Eltern. Vielmehr ist die Reihe ein Phänomen, dass die Generationen verbindet und entsprechend alle paar Jahre ein frischer Wind durchweht, um den Zeitgeist in die Zeitlosigkeit reinzublasen. Die drei ??? und der Karpatenhund ist nun bereits das vierte Abenteuer auf Film seit 2007. Wie schlägt sich also der neueste Eintrag im Vergleich mit den bisherigen, aber eben auch den Büchern und Hörspielen?
Die drei ??? und der Karpatenhund – Darum geht’s
Nachdem sie ihren letzten Fall in einem rumänischen Schloss erfolgreich gelöst haben, sind Justus Jonas (Julius Weckauf), Peter Shaw (Nevio Wendt) und Bob Andrews (Levi Brandl) als Detektiv-Trio „Die drei ???“ in Rocky Beach, Kalifornien, zu einigem Ruhm gelangt. Das Telefon steht nicht mehr still. Es gibt einen neuen aufregenden Fall! In der Wohnung von Mr. Prentice (Ulrich Tukur) geschehen rätselhafte Dinge. Laute Geräusche ertönen, Dinge vibrieren und Gegenstände bewegen sich. Und dann wird auch noch eine wertvolle Kristallskulptur gestohlen: der Karpatenhund. Die wenigen Spuren weisen Justus, Peter und Bob in verschiedene Richtungen – und machen alle Bewohner des Apartmentkomplexes zu Verdächtigen, besonders die kratzbürstige Hausverwalterin Evelyn Boogle (Sunnyi Melles).
Altbekanntes Problem in neuer Umgebung
Die aus dem Jahr 2007 und 2009 stammenden Die Drei ???-Filme sind nichts weiter als Kindheitserinnerungen. Diese torpedierten gezielt Nostalgiegefühle mit bekannten Geschichten und Elementen, die variiert und filmisch übersetzt wurden. Doch dabei traten Probleme zutage, die erst mit der Zeit und Abstand realisiert wurden. Aus einer Hörspiel- und Lesevorlage Leinwandgeschichten zu gestalten, ist ein Spiel mit dem Feuer. Denn es war schon immer die Essenz der Drei Fragezeichen durch magische Erzählunge, atmosphärische Klangkulissen und Rätsel die Bilder im Kopf zu erzeugen. Kein Film trifft die individuelle Vision je maßgetreu. So sind die Filme nur eine Variante von vielen möglichen – die Hörspiele mit ihren Stärken kann einem freilich niemand nehmen.

Zwei frühere Filme zeigten jedoch, dass eine angemessene Verfilmung durchaus möglich ist, mit genügend Leidenschaft und Distanz zur Vorlage. Regisseur Tim Dünschede bekam fast 15 Jahre später seinen Versuch, ebenjenen Stoff neu zu adaptieren – oder eben nicht. Denn Die drei ??? – Erbe des Drachen basiert auf keiner Vorlage. Die Geschichte ist ausgedacht und schuf eher zweckmäßige Familienunterhaltung, die hölzern gespielt und eher uninteressant inszeniert ist, jedoch Sprungfläche für mehr vorbereitete. Gesucht, gefunden: unmittelbar später landete dieses Jahr Die drei ??? und der Karpatenhund in den deutschen Kinos – und das mit einer Ausgangslage, die Freunde der Vorlage überraschen wird. Denn es handelt sich um nichts weiter als eines der besten Hörspiele der gesamten Reihe, welches verfilmt wurde: Das Rätsel des Kunstdiebstahls um den Karpatenhund.
Schauspielerischer Fortschritt
Die Umsetzung war keinesfalls leicht, doch das Resultat kann sich durchaus sehen lassen. Dünschede scheint deutlich mehr mit der Welt anfangen zu können, wenn ihm eine konkrete Vorlage zur Verfügung steht, die etwas zu erzählen hat, sowohl über die Figuren, als auch die Ausgangslage. Man merkt, dass er sich weiterentwickelt hat und es ihm gelungen ist, auch den Cast stärker in die inhaltliche Materie und die Rahmenhandlung einzubinden. Wirkten die Kinderdarsteller und Nebenfiguren im Vorgänger noch statisch, liefern sie in ihrem zweiten großen Abenteuer respektable Leistungen ab. Julius Weckauf, Nevio Wendt und Levi Brandl tragen den Film als die drei Detektive auf ihren Schultern und entwickeln eine solide Teamdynamik. Auch die Nebendarsteller, wie Ulrich Tukur als Mr. Prentice und weitere bekannte Gesichter des deutschen Films, wirken in Die drei ??? und der Karpatenhund deutlich authentischer als erwartet.
Ein großes Fragezeichen bleibt
Die drei ??? und der Karpatenhund schafft es leider nur auf audiovisueller und darstellerischer Ebene zu überraschen. Zwar liefert der Regisseur recht versiertes, abenteuerliches und hochwertiges Popcornkino für die ganze Familie, doch gerade in der ausufernden Handlung gerät der Film ins Straucheln. Der eigentliche Fall wird zwar akzeptabel adaptiert, mit einem modernen Zeitgeist und einigen prägenden Änderungen versehen, doch diese greifen nur selten wirklich gut ineinander. Besonders das Hörspiel lebte von seiner dichten Atmosphäre, einem bedachten Verständnis für die Logistik innerhalb des Apartmentkomplexes, in dem sich Merkwürdiges – fast Übernatürliches – abspielt. Es war vor allem die Perspektive der Erklärung, die zur Immersion maßgeblich beitrug: Man musste sich die Puzzleteile und Hinweise selbst zusammensetzen, um auf die Lösung zu schließen.

Der Adaption gelingt das nur bedingt, weil auf die Stärke der Vorlage fast gänzlich verzichtet wird. Zwar bemüht sich Dünschede, die Geschichte auf Spielfilmlänge zu strecken und mit Rätseln zu versehen – doch der Funke der Hörspiele springt nie ganz über. Denn es wird viel mehr erklärt, als eigentlich notwendig ist. Sogar viel mehr, als es die Hörspiele getan haben. Und deswegen macht der Film in seiner Essenz eine weitaus schlechtere Figur, weil immerzu beschrieben und ausformuliert wird, was gerade gezeigt wurde. Dadurch fehlt es an Druck, an Spannung, an atmosphärischer Dichte und erinnert somit eher an einen reinen Kinder- als einen Familienfilm.
Zusätzlich vergeht viel Zeit für Querverweise und Anspielungen für Fans, die sich zwanghaft in einem Die drei ???-Universum wiederfinden sollen. Viel sinnvoller wäre gewesen, erst einmal dafür zu sorgen, dass der erste Teil, der auf einer Vorlage basiert, als richtiger Film funktioniert.
© Plaion Pictures
Unser Fazit zu: Die drei ??? und der Karpatenhund
Tim Dünschedes zweiter Versuch macht trotz nicht wegzudiskutierender Macken vieles besser als der halbherzige und unausgereifte erste Teil. Es gibt tatsächlich ein Rätsel, mehrere schöne Schauplätze, gute Darstellerleistungen und inszenatorische Spielereien. Der Wohnkomplex als zentraler Ort – als eigener Charakter – funktioniert erstaunlich gut und hilft dem Film ungemein. Es gibt eine Distanz zur Vorlage durch ein paar stimmige Modernisierungen, wodurch man doch der Atmosphäre der Hörspielwelt deutlich näher kommt. Ein guter Schritt in die richtige Richtung. Als Gesamtprodukt funktioniert die Leinwandversion nur leider noch nicht vollständig.
Schon seit jungen Jahren filmverrückt: Viel zu früh Genrefilme aller Art konsumiert und mit 14 Jahren begonnen, regelmäßig Kino+ zu schauen – obwohl er zu diesem Zeitpunkt kaum einen der besprochenen Filme selbst gesehen hatte. Geprägt wurde seine Leidenschaft maßgeblich von seiner Oma bei Star Wars: The Clone Wars und dem Schauen „alter Schinken“ vor der Glotze, seinem Vater und seinem großen Bruder mit dem er alles teilte – außer eine gleiche Meinung. Film-Begeisterung wurde beim Schauen von E.T., Jurassic Park, Zurück in die Zukunft und Indiana Jones und der Tempel des Todes entfacht, die bis heute zu den Lieblingsfilmen gehören – ab diesem Moment war klar: Filme werden ihn ein Leben lang begleiten. Er versucht, wöchentlich ins Kino zu gehen, ist sich dabei aber nie zu schade, auch den trashigsten DTV-Untiefen von Action bis Horror eine Chance zu geben oder auch mal ins indische Kino abzudriften. Bekannt aber vor allem für eines: „Alle geben 4 oder 5/5 – und er gibt ’ne 1/5, du weißt genau, da is‘ er, der Louis.“