Bryce Dallas Howard, Sean Bean und Orlando Bloom waren einst Namen, die zwangsläufig im Kino verwertet wurden. Nun kommen sie in der Direct-to-Stream-Produktion Deep Cover von Prime Video zusammen. Ein schlechtes Zeichen – oder hätte die Crime-Comedy doch Kinoqualitäten mitgebracht?
Darum geht’s in Deep Cover
Kat (Bryce Dallas Howard) ist eine Improvisations-Comedy-Lehrerin, die sich zu fragen beginnt, ob sie ihre Chance auf Erfolg verpasst hat. Als ein Undercover-Polizist (Sean Bean) ihr die Rolle ihres Lebens anbietet, rekrutiert sie zwei ihrer Schüler (Orlando Bloom und Nick Mohammed), um Londons Unterwelt zu infiltrieren, indem sie sich als gefährliche Kriminelle ausgeben.
Starpower unlimited
Bryce Dallas Howard, Orlando Bloom, Nick Mohammed, Paddy Considine, Sonoya Mizuno, Ian McShane und Sean Bean – einmal mehr lässt sich ein Streamingdienst nicht lumpen und schickt ein Starensemble auf die Mission den Ruf von Streamingcontent aufzubessern. Solche Versuche im Action-Comedy-Bereich waren zuletzt nur selten von durchschlagendem Erfolg, meist sogar eher Kategorie „Rohrkrepierer“ oder „Geldverbrennung“, man denke an The Family Plan bei Apple TV+ oder Back in Action bei Netflix. Aber immer mal wieder schafft es eine derartige Produktion auch den Gegenbeweis anzutreten, wie nun Deep Cover!
Ja, die Story ist ziemlich Banane, aber dadurch ist auch direkt klar, dass sich hier keiner zu ernst nimmt und in Sachen Unterhaltung all-in gegangen wird. Durch die Tatsache, dass die Hauptfiguren hier (Möchtegern-)-Improvisationsschauspieler sind, bekommt das Ganze einen frischen Anstrich und in gewisser Weise auch eine Meta-Ebene, die ausnahmsweise mal nicht mit dem Dampfhammer daherkommt. Kurzum kann gleich zu Beginn dieser Besprechung Entwarnung gegeben werden: Hier ist nicht der nächste Streaming-Gau passiert, sondern vielmehr ein sympathischer kleiner Film entstanden, der im Gegensatz zu dem allermeisten Content, der auf einer der einschlägigen Plattformen landet, sogar das Potenzial hat, mehr als einmal gut zu unterhalten.

Von Sprücheklopfern und Gangsteridioten
Schon in den ersten 15 Minuten während die Figuren gerade erst eingeführt werden, gibt es mehr als eine Handvoll extrem gut geschriebener Gags und Dialogwitze. Und wenn dann die drei Protagonisten erst zusammenkommen und im Team interagieren müssen, kommt man aus dem Lachen gar nicht mehr raus. Orlando Bloom als eine Art Parodie auf Schauspieler, die zu viel auf ihre Kunst kommen lassen, Bryce Dallas Howard als überraschend schnell in der Rolle einer Kriminellen aufgehenden Schauspiellehrerin und Nick Mohammed, der, nun ja, einfach Nick Mohammed at his best ist, sind ad hoc ein Match made in Heaven!
Deep Cover lotet die Grenzen zur Genre-Parodie auf den Gangsterfilm aus, wie es beispielsweise auch Spy mit Melissa McCarthy oder Hot Fuzz taten. Und analog zu diesen Werken, gelingt auch hier der Spagat zwischen dem Spiel mit den Klischees und einer dennoch in sich stimmigen kleinen Krimi-Geschichte. Das liegt dann nicht zuletzt an den selbstironischen Darbietungen von Paddy Considine (MobLand), Sean Bean und Ian McShane (Ballerina), die genau wissen, was gemeinhin ihr Image ist – und wie sie damit hier brechen müssen, ohne ins Lächerliche abzudriften. Das ist die hohe Kunst: Slapstick in einer Dosis, die einem nicht schon nach wenigen Szenen zum Hals raushängt, Meta-Gags, die nicht komplett „on the nose“ gehen und Charaktere, die trotz allem Klamauk einem binnen weniger Minuten ans Herz wachsen.
Ein Hauch von Barry mit Stars aus Herr der Ringe und Co.
Das Setting erinnert dann noch etwas an die unterschätzte Bill Hader-Serie Barry, wobei hier zwar der leicht depressive Unterton keinen Raum bekommt, aber ohne die ein oder andere nachdenklich stimmende Szene, die die Hintergründe der doch mehrdimensionalen Charaktere beleuchtet, kommt auch dieser Film nicht aus. Entsprechend darf man wirklich glücklich sein, dass die Darstellenden nicht nur in Sachen Comedy-Timing ein Händchen beweisen können, sie dürfen auch zeigen, dass sie nicht umsonst zum Teil seit Jahrzehnten in unseren liebsten Filmen und Serien dabei gewesen sind!
© Amazon MGM Studios
Unser Fazit zu Deep Cover
Keine Minute zu lang, charmant-dusselig und schlicht unheimlich unterhaltsam: Deep Cover macht Spaß ohne Ende, wenn man mit der entsprechenden Erwartungshaltung an eine leichtfüßige Action-Buddy-Comedy rangeht. Lange war ein Vertreter in diesem Bereich nicht mehr so treffsicher.
Deep Cover ist bei Amazon Prime Video zu sehen.
Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.